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Gleichbleibend.

Die Sonne scheint über dem Plattenbau an diesem 2. August. Das Sportforum Hohenschönhausen hat schon glanzvollere Zeiten erlebt. Auf einem Nebenplatz testet der frühere DDR-Serienmeister BFC Dynamo für die neue Oberliga-Saison. Mit Trainer Heiko Bonan und dem ehemaligen Union-Stürmer Shergo Biran soll die Qualifikation für die neue Regionalliga klappen. Der Gegner ist an diesem Dienstag Grün-Weiß Lübben.

Von Lockerheit ist bei den knapp 300 Zuschauern auf dem Nebenplatz keine Spur. Ein langes Transparent verspricht: „Ihr werdet sehen, wahre Fans werden immer zu Euch stehen.“ Die Angst geht um. Drei Tage vorher sorgten schwere Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern dafür, dass der BFC weiter in der Schublade „Problemklub“ stecken bleibt. In kleinen Runden stehen die Fans. Das Spiel ist Nebensache. Sie schildern ihre Erlebnisse von der Randale. Erlebnisse, die die von Fotoapparaten und Fernsehapparaten festgehaltenen Bilder der Schlägereien als harmlos erscheinen lassen. Muskelbepackte, volltätowierte Männer sind entsetzt von der Hemmungslosigkeit, mit der der Mob vorgegangen ist. Es scheint, als ob alte Hooligans ratlos einem Ereignis gegenüberstehen, bei dem ihre Regeln keine Gültigkeit mehr hatten.

Immer wieder Angst. Angst davor, der eigene Klub, der nicht viel mehr hat als einen großen Namen und eine Geschichte, könnte endgültig zerbrechen. Weil diejenigen, die versucht haben, etwas anderes aufzubauen, keine Kraft mehr haben. Kein Geld mehr geben. Angst vor den Konsequenzen in der Oberliga. Der erste Gegner überlegt öffentlich, nicht gegen den BFC anzutreten. Angst vor der Strafe durch den DFB. Ausschluss aus dem Wettbewerb. Eine hohe Geldstrafe. Und dann kommt immer wieder die Sprache auf ein Spiel: 8. Spieltag 1.FC Union II – BFC Dynamo. Wohl alle Fans des BFC, die sich das Testspiel gegen Lübben ansehen, fürchten erneute Auschreitungen. Es wäre vielleicht der endgültige Todesstoß für den Verein. Häufig ist an dem Tag zu hören: „Am besten wäre es, Union würde wieder Vorkasse für die Gästekarten verlangen. Dann hätten wir einen Anlass, das Spiel zu boykottieren.“ Der BFC weiß in dem Moment nicht mehr, ob er sich selbst noch trauen kann.

Sieben Wochen später ist von der allgegenwärtigen Angst nicht mehr viel zu spüren. Der DFB hat gemessen an den Befürchtungen vergleichsweise milde geurteilt: Zwei Geisterspiele in der Oberliga. Sportlich befindet sich der BFC allerdings kurz vor der Bedeutungslosigkeit. Nach dem sechsten Spieltag steht die Mannschaft auf dem achten Platz. Vom sicheren Qualifikationsplatz für die Regionalliga trennt sie schon acht Punkte. Trainer Heiko Bonan ist weg. Er folgte Thomas Doll nach Saudi-Arabien. Sturmhoffnung Shergo Biran erlitt einen Kreuzbandriss. Und den am 3. August noch herbeigesehnten Boykott des Spiels gegen die U23 des 1.FC Union kommentiert der Verein auf seiner Website in der gewohnten Rhetorik:

„Der Vorstand des BFC Dynamo hat beschlossen, auf das stark eingeschränkte Kartenkontingent erneut zu verzichten, da der 1. FC Union unverändert auf Vorkasse besteht. Eine Forderung, die in der Oberliga sonst unüblich ist.“


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7 Kommentare zu “Gleichbleibend.

  1. Zitat „der eigene Klub, der nicht viel mehr hat als einen großen Namen “
    finde diese Bezeichnung ein wenig unglücklich. Der Name hat den Fußball-Fliegenschiss DDR kaum verlassen, und wenn, dann kläglich.
    Klar, im Osten war das ein großer Name und das Bedauern über die Bedeutungslosigkeit dannach hält hier und dort an.
    Aber wieso hier? Man ey….

  2. Unabhängig von persönlichen Präferenzen kann ich Dir sagen, dass der Name BFC Dynamo tatsächlich bekannt ist. Egal ob ich mich in Kiev oder London mit Fußballfans unterhalten habe. Die kannten das. Mich hat ja interessiert, warum sich der BFC wieder zurückbenannt hat. Die Antwort von deren Fans war: „Weil der Name uns bekannt macht.“ Daher auch der Satz „der eigene Klub, der nicht viel mehr hat als einen großen Namen.“
    Ob man persönlich mit diesem Verein eine Rechnung offen hat, steht auf einem anderen Blatt. Aber darum ging es in diesem Text nicht.

  3. Schön, daß der Name in Kiew und in London bekannt ist, in Berlin muß ich gelegentlich Leuten erklären, daß Union nicht der Rekordmeister ist und auch kein Faschoverein. Den BFC muß man extra erklären.
    In Europa haben sich andere Ostvereine einen Namen gemacht, so weit ich mich erinnere. Dresden und Magdeburg, das verstehe ich ja, auch Jena hatte mal Furore in Europa gemacht. Aber die Da ? Hab ich nicht mitgekriegt.

  4. Ich hab den BFC vor ein paar Jahren mal bei einem Amateur-Turnier im Sauerland in der halle gesehen, wo die Berliner mit 400 Fans anreisten. Das hatte mich im Vorfeld beeindruckt, als ich die Typen dann gesehen hab, fand ich das alles gar nicht mehr so cool. Komischer Verein.

  5. @ Markus
    Dann hast du bestimmt auch mitbekommen, welche Fangruppierung an diesem Tag vom Veranstalter den Zuschauerpreis gewann, oder musstest du an diesem Tag die Turnhalle voreilig verlassen?

    @ Milan
    Man kann vieles über (wie du schreibst) Dieda behaupten, einige mögen den Club, andere verachten ihn, aber zumindest im Berliner Raum glaubt jeder volljährige Fußballanhänger eine objektive Meinung über den BFC zu haben.

    @ Sebastian
    Egal ob auf der Insel, in Osteuropäischen Großstädten oder den Westeuropäischen Metropolen ist der BFC Dynamo ein Thema, der gern bei einigen Freibierrunden ausgiebig diskutiert wird, wenn man sich als BFC’er zu erkennen gibt.

  6. Freibierrunden sind eine gute Sache aber denkt bitte daran, euch die Pfandflaschen von dem Bier herausgeben zu lassen! Oder sammelt Ihr gar keine Flaschen mehr?

  7. Was Milan schon angedeutet hat erlebe ich auch immer wieder.Ich bin arbeitstechnisch im ganzen Land unterwegs.Man muss in Berlin gelegentlich die Unterschiede erklären,ausserhalb aber eigentlich ständig.

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