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Schall und Wahn.

Wenn Reporter „unsere“ Spieler dadurch vereinnahmen, dass sie deren tatsächliche oder vermutete Spitznamen verwenden, kommt das selten gut an. Es suggeriert eine Nähe zu den Genannten, die gar nicht besteht. Wenn Fernsehkommentatoren, ansonsten um ausgewogene Berichterstattung bemüht, plötzlich von JayJay Moskwera und Tusche, von Göhli und Stuffi reden, wirkt das mindestens befremdlich, wenn nicht sogar anbiedernd. Ähnlich sensibel fallen die Reaktionen auf den Wortgebrauch hinsichtlich des Vereins- und Stadionnamens aus.

Wenn andererseits aus Gründen der Silbenzahl eine Liedzeile „FC Union, du sollst leuchten“ heißt, oder die „wunderschöne, immergrüne Alte Försterei“ besungen wird, ist das zulässig – denn es kommt aus dem Fanblock, und der Fanblock hat immer Recht. Wie soll man aber mit Benennungen umgehen, die zwar aus dem Fanblock stammen, aber von etablierten Medien übernommen wurden? Eine Möglichkeit ist es, sich zu beschweren.

Die zweite Möglichkeit ist Differenzierung.

Die dritte Möglichkeit bestünde in etwas mehr Gelassenheit. Wäre „1. FC Wundervoll“ auf der Waldseite geschöpft worden, würden wir es heute singen, statt uns darüber zu beschweren.

(Danke an @schrippe für tweets! )


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11 Kommentare zu “Schall und Wahn.

  1. bimmelbammel

    alles geschmackssache…
    ick persönlich finde „fußballclub union berlin“ ohne das ERSTER davor verstümmelung…fragt mich nicht wieso

    1.Fc wundervoll find ick niedlich
    Unne ist für mich das Unnewort überhaupt

  2. @bimmelbammel mir kommt es ein bißchen so vor, als wollte man anderen menschen vorschreiben, wie sie ihre eheliebsten zu nennen haben. „du kannst den doch nicht >schatz< nennen, dit sagt do´keen mensch, alleene dit wort schon …" ungefähr so. was ich meine: es möge doch jeder für sich entscheiden, welchen kosenamen er für seinen Verein findet und verwendet, da gibt es kein besser und schlechter, und peinlich sind sie allemal. aber eben auch lieb gemeint – und deswegen in ordnung.

  3. bimmelbammel

    recht haste

  4. Lustig finde ich es auch, dass sich über die Abkürzung Union spielt in der „Alten Försterei“ beschwert wird, man politisch korrekt von den Medien die korrekte benamsung „Stadion an der Alten Försterei“ besteht.

    Im Jahnsportpark wurde seinerzeit 08/09 lautstark und formschön die Alte Försterei besungen als Asudruck der Verbundenheit, nicht das Stadion an …

    Insofern ist der Vorwurf der unzulässigen Verkürzung ein bisschen bigott, der bewusste Versuch sich an etwas reiben zu wollen, wo eigentlich kein Reibungspotenzial ist, weil man Medien nicht mag!

  5. Mir gehts genauso wie @schrippe. 1. FC Wundervoll find ich ok. Wenn ich aber lese: „Eisern Union spielt…“, dann zeigt sich für mich nur Unwissen. Da lese ich dann auch nicht weiter. Wozu auch. Das ist unser Schlachtruf, nicht der Verein.

    @bunki Wie man sich über die Abkürzung „Union spielt in der Alten Försterei“ beschweren kann, erklärt sich mir auch nicht. Finde das absolut ok. Das die „Alte Försterei“ hingegen besungen wird, hat damit aber für mich nichts zu tun.

  6. @steffi Das Problem ist, um mal in Deinem Bild zu bleiben, dass wir alle den selben „Eheliebsten“ haben und mit Kosenamen belegen und uns darüber hinaus auch noch die verbalen Liebkosungen der anderen für unseren >Schatz< anhören müssen. Das kann schon mal schwierig werden.

    Im übrigen stimme ich voll und ganz @schrippes letztem Tweet zu.

  7. @keano erstens, du hast recht. zweitens, in meinem kopf ist jetzt das bild von einem harem, und jede ehefrau will die tollste sein. ganz blümerant wird mir da! :)

  8. Vor einigen Jahren haben sich zwei Freunde nach langer Überlegung aufgerafft, mich mit deutlichen Worten darum zu bitten, endlich nicht mehr so oft „wundervoll“ zu sagen. War mir gar nicht bewusst gewesen.

    Vielleicht liegt’s daran, dass ich „1. FC Wundervoll“ sooo kreativ nun auch wieder nicht finde.

  9. @HeinzKamke

    Man(n) muss diese Wortschöpfung in ihrem Schöpfungsmythos betrachten. Steffi hat seinerzeit angefangen sich näher mit dem 1.FC Union zu befassen. Der Blick hinter die Kulissen ermöglichte manchmal Einblicke, die man als reiner Fan gar nicht so haben möchte, weil man sonst in seiner vorbehaltlosen Liebe ein wenig enttäuscht werden kann. Insofern ist der 1.FC Wundervoll eine liebevoll-selbstironische Bezeichnung.

  10. @bunki:
    Der Schöpfungsmythos ist dem gemeinen Außenstehenden in aller Regel nicht so geläufig. Weshalb er, gerne auch sie, möglicherweise zu dem Schluss kommen mag, dass „wundervoll“ eine nur bedingt außergewöhnliche oder eben kreative Vokabel ist, wenn es darum geht, die Besonderheit eines Vereins oder die Zuneigung zu selbigem auszudrücken.

    Was nichts daran ändert, dass ich den hier Versammelten den liebevoll-selbstironischen Charakter ihrer Beziehung zu dem Verein, von dem ich grade nicht so recht weiß, wie ich ihn fettnapffrei nennen soll, uneingeschränkt abnehme. Inklusive Schöpfungsmythos.

  11. 1. leserbrief (siehe impressum)
    2. die unterstellung, der fanblock hätte immer recht, ist doch´n bissl arg und zu weit hergeholt, man muss nicht immer davon ausgehen, dass meinungen, die in der waldseite abgedruckt werden, jedem Stadiongänger aufgedrückt werden sollen- zum nachdenken anregen?schon eher
    3. „unne“ kommt aus zB eben jenem und wird (zurecht) kritisiert und wohl nicht gesungen, wie oben angedeutet
    4. geht es nicht darum, dass man medien nicht mag
    5. klingt schöpfungsmythos nun mal richtig daneben und abgehoben
    6. dass aus reimtechnischen gründen in liedern mitunter auf die korrekte bezeichnung verzichtet wird, liegt nun mal in der sache selbst.

    my2cents

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