Blog State of the Union

Paralleler Start, diametrale Erwartungen

Das erste große „Ausgerechnet“ kommt für Union in dieser Saison früh. Die Männer starten am Samstag in Mainz in die Bundesliga-Saison, also da, wo Bo Svensson, der neue Cheftrainer, von 2007 bis 2014 Spieler, von 2015 bis 2019 Nachwuchstrainer und zwischen Januar 2021 und November 2023 großteils erfolgreich Chefcoach war. Ausgerechnet.

Nun wird das sicher für Svensson ein besonderer Tag sein, aber letztlich ist es auch für ihn vor allem das erste Ligaspiel mit seinem neuen, jetzigem Team. In der Pressekonferenz vor dem Spiel hat Svensson darüber, aber auch über die tiefe Verbindung zu Mainz gesprochen. Und für Union und uns ist es sowieso einfach ein wichtiges Auswärtsspiel gegen ein Team, dass sich mutmaßlich im selben Stockwerk der Liga bewegt.

Darüber, wie genau er die Partie taktisch und personell angehen wird, wollte Svensson den Reporter:innen genauso wenig verraten wie seine Vorgänger:innen bei Union und viele andere Trainerkolleg:innen. Dass Chris Bedia keine Rolle spielen würde, war eh klar, am Donnerstag hat Union dann noch bestätigt, dass er leihweise zu Tim Walter nach Hull wechselt.

Das gilt auch für seine Kollegin von Unions Frauen, Ailien Poese, die ihre Pressekonferenz vor dem Spiel ebenfalls am Samstag, aber zuhause im Stadion an der Alten Försterei gegen den Hamburger SV, unmittelbar nach Svensson abhielt. Für das Spiel sind mit Dauer- und Tageskarten schon rund 5000 Tickets verkauft. Das finde ich ziemlich ordentlich. Aber mehr noch als für die Kulisse für Spiele von Unions Frauen zurück in der 2. Liga wird es dort eine sportliche Standortbestimmung.

Dass der Aufsteiger als Kandidat für einen erneuten Spielklassenwechsel gilt, ist weder im Allgemeinen noch für die Union-Frauen neu, dass es dabei um den Durchmarsch in die 1. Liga geht, schon. Aber wie seriös solche Erwartungen sind, muss sich eben auf dem Platz zeigen. Schließlich ist es nicht so, dass es nicht auch Rückschläge für Unions Frauen in den vergangenen Jahren gegeben hätte: Den Aufstieg aus der Regionalliga hätten sie gern schon ein Jahr früher genommen. Aber seitdem ist das Investment eben noch deutlich gewachsen.

Diese Art von Auftritten der Coaches beider Teams kommt mir übrigens wie eine sehr gute Idee vor, um es Menschen (zu denen zähle ich jetzt mal die Reporter:innen ebenso wie das Publikum) einfach zu machen, sowohl den Profi-Männern als auch den Profi-Frauen Aufmerksamkeit zu schenken. Das hilft hoffentlich direkt und indirekt mehr Leuten dabei, auch das Frauen-Team, dessen neue Liga und die damit verbundenen Geschichten kennen zu lernen. Beim Tagesspiegel (Bezahlartikel) gibt es noch ein Interview mit Poese.

Hier sind einige der Vorberichte zu den Spielen in den Berliner Medien:

Abseits der konkreten Einstimmung auf die Liga-Auftaktspiele ist die große Frage im Raum natürlich, wo beide Teams insgesamt sportlich stehen – es ist die allsommerliche Orientierungslosigkeit, die je nach persönlicher Konstitution Raum für Optimismus, Fatalismus oder vielleicht auch noch Indifferenz lässt.

Sebastian hat hier am Dienstag schon die Männer-Bundesliga-Saisonvorschau des Rasenfunks erwähnt. Auch ich habe mich während der Einleitung der Sendung gefragt, wo ich Union im Spektrum besser-gleich gut-schlechter als im Vorjahr einsortieren würde, und war dann sehr überrascht, dass Max und seine Gästinnen bei Union den größten optimistischen Konsens hatten. Grundlage dafür waren vor allem die Transfers und das Vertrauen, dass die vergangene Saison eine klar unter den Möglichkeiten des Teams war.

Das glaube ich auch. Aber ich denke auch, dass der Kader von Union mit den bisher bekannten Zu- und Abgängen Raum für sehr verschiedene Resultate lässt. Dieser Kader ist nicht so schlecht, dass Union zu einer ähnlich schwierigen Saison wie der letzten verdammt wäre, aber auch nicht so gut, dass so eine Saison ausgeschlossen ist (und zwar mit oder ohne Robin Gosens – die BZ schreibt über den aktuellen Stand bei dieser Personalie). Wie die Saison ausschlägt, wird stattdessen darauf ankommen, wie gut sich Spieler entwickeln und wie gut der Plan für das Kollektiv ist.

Beides war in der vergangenen Saison eben nicht gut. Das bedeutet, dass nicht nur bei neuen Spielern, sondern auch denen, die wir in der vergangenen Saison in einem dysfunktionalen Kontext gesehen haben unklar ist, was sie in dieser Saison leisten können. Auch dafür wird das Spiel in Mainz natürlich noch nicht alle Antworten, aber ein paar Fingerzeige geben.


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12 Kommentare zu “Paralleler Start, diametrale Erwartungen

  1. Das Beste an der Bedia—Nachricht war zu erfahren, dass uns Tim Walter hier in Deutschland erstmal nicht so häufig über den Fernseher laufen wird.

  2. Bei „Reporter:innen“ war ich fast schon raus, komplett dann bei „Gästinnen“.. Solche Kapriolen helfen beim Lesen genauso wenig wie Zischlaute beim Sprecher bzw. einer Sprecherin eines Hörbuches., man möchte super gern zuhören aber konzentriert sich nur noch auf diese Momente.. Schade, aber muss ja nicht alles lesen was Interessantes über Union geschrieben wird….

    • Solange du nicht verbieten möchtest, wie jemand etwas zu schreiben hat, ist alles cool. ;-)

  3. …dass schon Katia Mann, verheiratet mit dem Schriftsteller Thomas Mann, Gästin geschrieben hat und dass das Wort bereits im Grimmschen Wörterbuch verzeichnet war. Gegen Gästin spricht nichts, es ist nur ein in Vergessenheit geratenes Wort. …

    Aus genderleicht.de

  4. Willkommen zurück, Daniel! Hoffentlich bald auch mal wieder im Podcast zu hören.

  5. Das ist richtig.
    Nun überlege ich jedoch gerade, das Wort „Weib“ wieder in den gängigen Sprachgebrauch zu übernehmen. Das Wort steht ja sowohl im Duden als auch in der aktuellen Auflage vom „Grimmschen Wörterbuch“. Hört sich heutzutage aber eher komisch an (außer innerhalb des Freistaates Bayern).
    Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass die übliche Formulierung „die Gäste“ oder „seine Gäste“ den Plural (und um den geht es ja wohl hier) der anwesenden Personen der betreffenden Sendung ebenfalls umfasst. Worin der Sinn besteht, extra klarstellen zu müssen, dass keine Männer unter den Gästen waren?
    Nun ist das allerdings ist hier eine Kommentar Ecke und kein Chat Room zum Thema „verständliche Sprache“.
    Deshalb dazu keine weiteren Kommentare von mir dazu.

    • Aber von mir noch ein Kommentar dazu.

      Der Punkt ist, dass das Wort „Weib“ heutzutage eine negative Konnotation hat und von den meisten Menschen auch negativ verstanden wird oder als beleidigend aufgefasst wird. Ebenso andere Wörter die früher verwendet wurden und deswegen aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
      Im Gegensatz dazu wird das Wort Gästin wohl kaum Menschen beleidigen oder herabwürdigen.
      Vielleicht stört es die Lesbarkeit bei dir. Valider Punkt. Aber entweder du nimmst es in Kauf oder musst woanders lesen.

      Ansonsten Eisern und auf 3 Punkte morgen!

  6. Musiclover

    Mir wären 6 Punkte lieber.

  7. Ein paralleler Live-Ticker von Union zum Saisonstart für beide Spiele wäre auch was ganz was feines.

  8. […] Tornetz bedenklich oft. Vor Saisonstart versuchte sich Daniel Rossbach beim Textilvergehen an einer vorsichtigen Einschätzung: „Dieser Kader ist nicht so schlecht, dass Union zu einer ähnlich schwierigen Saison wie der […]

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