Am Freitag ist Matti gegangen, und ausnahmsweise stimmt das Wort „gegangen“. Er hat das für sich so bestimmt. Weil er fand, dass es jetzt genug ist. Alle Reserven aufgebraucht. Und dann hat er einfach losgelassen. Wir konnten uns vorher verabschieden. Noch einmal sagen, dass wir ihn liebhaben. Uns noch einmal umarmen. Nach Hause fahren. Wissen, dass wir uns nie mehr sehen werden. Trotzdem immer wieder ganz irrational hoffen, dass heute nicht der Tag ist, an dem es Matti nicht mehr gibt.
Freitagnachmittag kam die Nachricht, ich saß am Wasser. Ich saß da lange, wie betäubt, ich hab einfach nur auf den See gestarrt. Der große, starke Matti. Matti, der kluge Geschichtenerzähler, der flinke Zeichner, der aufmerksame Beobachter. Der ist jetzt nicht mehr da. Dass ich das alles vorher wusste, macht es kein Stück besser.
Zuhause falte ich Wäsche und hab ein T-Shirt in der Hand. Drachenbootrennen. Seine Zeichnung. Und gleich noch eins, Bilder aus der Försterei. Das Schild „Fußball für Menschen“ hing ewig an meiner Tür. Ein Stapel Postkarten, zu dem wir alle Fotos beigesteuert haben. Matti hat genau die Leute zusammengehalten, für die Zusammensein eigentlich schwer ist. Die Verschrobenen, die Eigenwilligen, die nicht so gut sind im aufeinander Achten, weil sie mit malen, schreiben, fotografieren oder aus dem Fenster kucken beschäftigt sind.
Die Eisernen Botschafter hätte es ohne Matti niemals gegeben. Er fand immer, dass Fußball und Kultur zusammengehören. „Dem Kreativen fällt erst etwas auf und dann etwas ein“, hat er gesagt, und es war ihm ganz selbstverständlich, dass auch im Stadion Menschen stehen, die das ziemlich heftige Erlebnis Fußball in Kunst umsetzen würden, einfach, weil sie gar nicht anders können. Dass das eine völlig legitime Sache ist, die dort selbstverständlich auch ihren Platz hat: Das habe ich von Matti gelernt.
Weil Matti kein Theoretiker war, hat er die ganze Kunst tatsächlich ins Stadion geschleppt. Nie klein, nie leise: Immer gleich der ganz große Bahnhof. Porträts im Stadion, na gerne doch. Aber kleiner als lebensgroß wäre das aus dem Block gegenüber gar nicht zu erkennen. Ausstellung, selbstverständlich. Aber entweder Fabriketage oder Haupttribüne. Oder am bestens beides. Eine Fahne ist gut, aber besser ist eine Fahnenmalstraße. Der Satz „Fahnen erhöhen die Ästhetik des Blocks“ wird mich ein Leben lang begleiten, und wahrscheinlich nicht nur mich. Danke, Matti. Auch dafür.
Matti hat seine Ideen nie alleine umgesetzt, er hatte die magische Fähigkeit, immer genau zu wissen, wer worin gut ist. Er hat die Leute zusammengebracht, die sich ergänzt haben, die auch ihn ergänzt haben. Georg Krause hat die Eisernen Menschen fotografiert, und es sind schöne, wichtige Bilder. Aber Matti hat diesen Porträts ihren Auftritt verschafft. Er hat dafür gesorgt, dass sie allen im Gedächtnis geblieben sind.
Für Matti hat Union auf die große Bühne gehört. Nie Vorband, immer Hauptprogramm, und immer zur besten Sendezeit. Aus diesem Verständnis heraus hat er Stadionführungen gemacht, Fantreffen moderiert, das Liederbuch fürs Weihnachtssingen bebildert und an vielen anderen Stellen seinen Verein für andere, auch Nicht-Unionsfans, verständlich gemacht und ein Stück weit geöffnet. Das ist etwas Gutes, denn wir brauchen oft genau das: Verständnis. Gerade von denen, die uns nicht oder nicht so gut kennen.
Ich bin heute da, wo ich bin, weil es Dich gab, Matti. Und ich bin traurig. Aber auch sehr, sehr dankbar. Es war mir eine große Freude und eine Ehre, Dich gekannt zu haben.
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Matti hat sich gewünscht, seine letzte Ruhe in der Ostsee zu finden. Der Fanclub „Eiserne Botschafter“, dessen Vorsitzender Matti war, hat deshalb eine Spendenaktion initiiert, die das ermöglichen und Mattis Familie auch über die Beisetzung hinaus helfen soll.
Spenden bitte an:
Stiftung des 1. FC Union Berlin
IBAN: DE05 1005 0000 0190 6620 00
BIC: BELADEBEXXX
Verwendungszweck: Matti
Oder per Paypal an: Info@fc-union-stiftung.de
Betreff: Matti
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Danke für den Text.
?
Ihr Lieben,
ganz herzlichen Dank für diese wundervollen, berührenden Worte und mein herzliches Beileid.
Matti wird für Euch alle sein, wie das Schiff, welches langsam hinter dem Horizont verschwindet.
Ihr seht ihn nicht mehr, aber er ist immer noch da.
Ja liebe Steffi, auch ich wäre heute nicht da wo ich bin, ohne ihn. Danke für deine wunderschönen Worte, jedes ist mir aus dem Herzen geschrieben. Jan
Sehr Schön geschrieben Steffi. RIP
Vielen Dank für deine Worte.
Rührende Worte, so treffend. Matti ist gegangen und mit ihm auch ein Stück Union. Seine Kunst und die damit verbundene Botschaft an uns werden ewig leben!
Ach Matti, wir hatten tolle Gespräche! Vor allem während des Aufenthalts in Stockholm 2014, der nicht so toll endete , aber bis zum Aufstieg eines meiner Highlights war.
Durch Dich habe ich wieder angefangen aus jeder Stadt Postkarten zu schreiben. ? Vor allem an Dich und Deine Lieben ! Gerade erst diese Woche wieder ! Mach’s gut lieber Matti. Pass auf uns auf ! WIR WERDEN EWIG LEBEN ! ?
Danke Steffi!
Danke Steffi für den so wundervollen Text, aber vorallem Danke an Matti, dass wir uns begegnen durften.
Sein Platz im Stadion wird leer bleiben, auch wenn jemand anderes darauf stehen wird.
Danke Steffi für den schönen Text.
Ruhe in Frieden Matti!
P.S.
ich habe so wenig Bock auf die Halbzeit.
Danke.
Danke für diesen tollen Text, auch wenn er in einem sehr traurigen Kontext geschrieben werden musste!
Es sind sehr bewegende Worte und beschreiben Matti genau so, wie er war und vielen von uns in Erinnerung bleiben wird!
RIP Matti und niemals vergessen! Eisern Union!
Wir, das heißt auch du, werden ewig leben!
Marco.
Lieben Dank, Steffi! Es ändert nichts an der Tatsache, entspricht aber genau dem, was wir alle denken & fühlen ??
Matti bleibt in unser aller Herzen ?? ??
Eisern
Danke Steffi!
Ruhe in Frieden lieber Matti!
Danke Steffi, Danke Matti – für Alles !
Ich trauer mit um Matti.
Er war mein Klassenkumpel. Schon immer ein feiner KERL.
Egal was war, man konnte sich auf ihn verlassen.
SCHADE das er gehen musste.
U. N. V. E. U.
Wir werden ewig leben!
Renate Lukasczyk, geb. Brueckner
Unser Mitgefühl gilt der Familie.
Jeder Abschied tut so weh. Wir werden Matti vermissen. Er hat allen soviel gegeben. Ich hoffe der letzte Wunsch von Matti kann erfüllt werden. Ich bin unendlich traurig und dankbar, dass ich Matti kennenlernen durfte.
Danke Steffi!
Es war/ist eine Erlösung für ihn, dennoch tut es sehr sehr weh.
Mattis Witz, sein Engagement, die Kreativität und seine Treue sollten uns Vorbild sein.
Wir vermissen ihn!?
Ein sehr schöner Nachruf!
Leben und Tod…
Freud und Leid…
Alles sooo dicht beieinander!
Mal voll des Lebens und mal bleibt die Welt stehen…und sie dreht sich weiter…
Eiserne Grüße
Danke für den schönen Text. Gute Reise Matti!
Liebe Steffi,
obwohl ich Matti nie persönlich kennenlernen durfte schwebte sein Name doch immer bei allen Dingen und Projekten durch den Raum, die irgendwie mit Union und Kunst/Kultur und Menschen zu tun hatten. Du hast einige davon genannt.
Gestern im Stadion ging sein Nachruf bei mir emotional unter. Ja, ich habe ihn mitbekommen und konnte ihn auch einordnen, allein Deine Worte hier haben es geschafft, ihn auferstehen zu lassen und einen Eindruck von ihm als Mensch zu hinterlassen. Danke dafür.
Matti,
machs gut da oben oder wo auch immer Du jetzt bist.
WWEL. (Nichts passt besser!)
Danke für diesen Nachruf.
Danke Steffi. Matti hat Leute zusammengebracht die sich sonst nie treffen würden. Wir werden ihn vermissen. Und wenn wir das ‚Wir werden ewig leben‘ T-Shirt tragen, denken wir an ihm.
RIP Matti
Liebe Steffi,
ein ganz starker Nachruf! Vielen Dank! Ich kannte ihn nur vom Sehen und von seinen tollen Aktivitäten und fand ihn immer immens wichtig für uns alle! Er wird uns allen sehr fehlen!