Wie nahbar kann Union bei über 56.000 Mitgliedern noch sein?

Seit dem Testspiel am Sonnabend gegen Holstein Kiel denke ich über eine Sache nach. Europäische Top-Ligen unterscheidet von der Bundesliga die Nahbarkeit. Man kann als Fan sich in Deutschland ohne Probleme mal ein Training der Profis ansehen. Union hat sich diese Nahbarkeit auch recht lange bewahrt, wenn auch mit Einschränkungen im Trainingsbetrieb bei Englischen Wochen. Gerade die Trainingslager sind im Gefühlsraum 1. FC Union Berlin ein Ort, an dem Fans und Spieler etwas zusammenwachsen. Die Frage, die in meinem Kopf seit dem Wochenende herumspukt, lautet: Wie lange kann sich der Verein diese Nahbarkeit eigentlich bewahren bei über 56.000 Mitgliedern?

Im Trainingslager begleiten Ordner auf dem Fahrrad das Team

Um es kurz zu machen: ich habe darauf keine abschließende Antwort. Aber ab einer bestimmten Zahl ist Nahbarkeit nicht nur anstrengend (das ist sie immer), sondern organisatorisch eine so große Herausforderung, dass man überlegen muss, wie man damit umgeht. In diese Überlegungen passt der Text der Bild/BZ von heute, dass Union beim Ordnerpersonal im Trainingslager etwas anders unterwegs ist als in der Vergangenheit. Selbst bei Laufeinheiten außerhalb des Trainingsgeländes sind jetzt Ordner dabei. Das ist nicht dramatisch, aber eine Umgewöhnung und ein sichtbares Signal dafür, dass im Verein bereits länger dieses Thema durchdacht wird.

Es gibt viele Beispiele dafür, wie sich das verändert. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit, konnte man nach einem Heimspiel an der Alten Försterei problemlos ein paar Sätze mit Spielern wechseln. Mittlerweile müssen die Wege zu den Autos oder Fahrrädern (Grüße an Aissa Laidouni für das wohl berlinigste Bild einer Ankunft am Stadion vor der Abreise ins Trainingslager, das mich sehr darin erinnert hat, wie ich in meiner ersten eigenen Wohnung einen Teil des Umzuges mit der U-Bahn erledigt habe) von Ordnern abgesperrt werden. Nicht weil man bei Union plötzlich keine Fans mehr will, sondern weil es nach dem Spiel einfach zu viel wurde.

Stört die Fan-Nähe die sportlichen Abläufe?

Für mich hat das Thema insgesamt zwei Ebenen. Die erste ist die Frage danach, wie darauf vom Verein reagiert wird. Und da wünsche ich mir tatsächlich solch ein Augenmaß, wie wir das jetzt mit den Ordnern im Trainingslager sehen. Also nicht die reflexhafte Reaktion: Das ist uns jetzt zu viel, deswegen machen wir ganz zu.

Dazu gehört natürlich auch ein verantwortungsbewusstes Verhalten von uns Fans. Das betrifft meinetwegen den Verzicht auf das komplette Zustickern von Urlaubsorten wie jetzt Bramberg am Wildkogel, aber auch den Blick darauf, die sportlichen Abläufe nicht zu stören. Das Trainingslager ist zuerst eine Grundlage für den Erfolg von Berufssportlern und damit auch die Grundlage für den Erfolg des Vereins. Es ist nicht der Malle-Ausflug einer Gruppe von Kegelbrüdern.

Das Miteinander als Grundlage für die Union-Familie

Die grundsätzliche Frage lautet daher eigentlich nicht: Wie nahbar bleibt Union? Sondern sie müsste lauten: Wie organisieren wir das Miteinander bei über 56.000 Mitgliedern, so dass der Begriff Union-Familie nicht mehr nur noch Folklore ist? Es sollte nichts sein, das wir einfach vor uns hertragen, weil das schon immer so gesagt wurde. Es sollte 2023, einer Gegenwart mit Bundesliga und Champions League, genauso mit Leben gefüllt sein wie 1993 beim Nichtaufstieg, wie 1997 bei der Nahezu-Pleite, wie 2001 bei Aufstieg und Pokalfinale, wie 2004/2005 beim Lizenzzittern und Doppelabstieg und so weiter.

Als die Zahl der Angestellten beim Verein nicht deutlich dreistellig war, hat Union ausgemacht, dass Fans einfach was gemacht haben. Ich wünsche mir, dass das heute weiter möglich ist. Und das ist die zweite Ebene, die ich meine. Die beinhaltet Fans, die Dinge organisieren und einen Verein, der sie diese Dinge machen lässt. Wir könne uns alle ehrlich in die Augen schauen und wissen, dass ein Weihnachtssingen heute bei der Zahl an Teilnehmern eine professionelle Veranstaltung ist, die nicht einfach so von Fans in ihrer Freizeit organisiert werden kann.

Aber erstens muss nicht alles groß sein. Es kann auch die Ausstellung von Bildern im Stadion sein. Ein Turnier oder was auch immer. All den sichtbaren und nicht so sichtbaren Initiativen oder Veranstaltungen ist gemein, dass es Fans geben muss, die das machen wollen und einen Verein, der sie das machen lässt.

Motivation und Leidensfähigkeit: Athletik-Trainer Martin Krüger

Über Athletiktrainer Martin Krüger hatte an dieser Stelle bereits am Dienstag Felix geschrieben. Heute kommen nach der Medienrunde vom Dienstag noch sehr viele Beiträge der Berliner Medien hinzu (und ein kurzes Video bei AFTV). Ich musste etwas schmunzeln, als ich darin las, wie Martin Krüger beim Thema Vorbereitung davon sprach, dass die Spieler Motivation und Leidensfähigkeit mitbringen müssten und kann mir vorstellen, dass dies ganz gut der Titel eines eigenen Podcasts sein könnte: Motivation und Leidensfähigkeit

• Unions Athletiktrainer Krüger: „Das ist nicht nur Quälerei“ (Tagesspiegel)
• Unions Quälgeist hat noch lange nicht genug (Morgenpost, Bezahlartikel)
• Erfolgsgarant Krüger: Wie der Berliner Athletiktrainer den Unterschied macht (Kicker)

Das sind die weiteren Texte aus dem Union-Trainingslager:

• Warum Janik Haberer den Konkurrenzkampf beim 1. FC Union sogar begrüßt (Kurier)
• So lief der Start ins Trainingslager (Berliner Zeitung)

Neue Torhüterin bei den Union-Frauen

Bei Unions Frauen steht heute das erste Testspiel auf dem Programm. 19 Uhr ist Anpfiff der Partie gegen den Regionalligisten FFC Wacker München. Außerdem gibt es eine Verstärkung im Team. Die 17-jährige Defne Sarioglu ist nun die dritte Torhüterin im Kader von Trainerin Ailien Poese (Vereinsmitteilung). Mal schauen, welche Rolle sie in dem Trio im Laufe der Saison einnehmen wird.

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Zwei Saisonhefte der 11Freunde zu gewinnen

11Freunde haben uns wieder zwei Saisonvorschau-Hefte geschickt, weil wir ein paar Fragen zu Union beantwortet hatten. Ich würde die einfach unter denjenigen verlosen, die heute am 26.7.2023 unter diesem Beitrag kurz Bescheid geben, das sie es gerne wollen. Denkt bitte daran eine gültige E-Mail-Adresse zu hinterlassen, so dass ich euch im Falle des Gewinns nach eurer Postadresse fragen kann. Wir benutzen die Adressen nur für das kleine Gewinnspiel und nichts Anderes. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.

Das waren unsere kompletten Antworten im 11Freunde-Fragebogen:

• Die vergangene Saison war… Unglaublich. Die beste der Vereinsgeschichte. Schon wieder.
• Die nächste Saison wird super, weil … Kevin Behrens Champions League spielt.
• Mein Verein braucht dringend … ein ausgebautes Stadion an der Alten Försterei.
• Endlich mal absteigen soll… Wolfsburg, Hoffenheim, Leipzig, Leverkusen, Augsburg. Der
  Attraktivität der Bundesliga zuliebe.
• Ohne Schalke und Hertha fehlt der Liga … viel. Ohne Hertha fehlt Berlin etwas, nämlich
  das Derby, und ohne Schalke der Bundesliga etwas.
• Die „Verzwergung“ der Bundesliga finde ich … egal, weil es ein Begriff ist, um einen
  grenzenlosen Einstieg von Investoren zu rechtfertigen.
• Das Überraschungsteam der Saison ist … Union. Auch mal wieder. Nerven wir schon?
• Hoeneß und Rummenigge sind zurück. Jetzt fehlt nur noch … Ede Geyer.
• Die erste Trainerentlassung ist wahrscheinlich … wieder ein Managementfehler, den
  niemand als solchen bezeichnet.
• Beim Spiel Heidenheim gegen Hoffenheim werde ich … hoffentlich Union schauen, weil
  das Spiel parallel läuft.
• Die Bayern und Tuchel: Das wird … leider sehr gut funktionieren.
• Der BVB wird auch dieses Jahr nicht Meister, weil … Union dran ist, falls die Bayern
  schwächeln.
• Am Deadline Day holt mein Verein … leider niemanden, da Toni Kroos gerade in Madrid
  verlängert hat. Felix, klär das bitte.
• Oliver Kahns neuer Job wird … Anger Management Coach.