Blog State of the Union

Das Spiel im roten Olympiastadion wird ein Erlebnis werden, das für immer bleibt

Als Marvin Friedrich in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel in der Europa Conference League gegen KuPS das 4:0 aus dem Hinspiel als gefährliches Ergebnis bezeichnete (Kicker), dachte ich ein bisschen an einen schlechten Scherz. Denn das Ergebnis ist sicher deutlicher, als wir alle vorher erwartet hätten. Aber trotzdem ist das nicht einfach dahergesagt von Marvin Friedrich. Denn er hat durchaus auch recht damit. Dazu muss man sich vom reinen Ergebnis lösen und noch einmal das gesamte Hinspiel und zusätzlich die bisherigen Bundesligaspiele in ihrer Gänze betrachten.

Es ist die defensive Stabilität und die Kompaktheit im Spiel, die Union in dieser Saison noch nicht durchgängig gezeigt hat. Manager Oliver Ruhnert wird beispielsweise in der Donnerstagsausgabe des Kickers damit zitiert, dass das Zu-Null-Spiel gegen KuPS vor einer Woche auch etwas mit Glück zu tun hatte, weil der Pfosten rettete. Chancenlos waren die Finnen jedenfalls im Hinspiel nicht.

Und da lauert die Gefahr für Union. Sollte die Mannschaft nicht von Beginn an wach sein, kann das sportlich ein sehr unangenehmer und zittriger Abend werden. Daher ist die Herangehensweise richtig, das Hinspiel gedanklich zu streichen und sich zu sagen, es stünde 0:0. Ich bin tatsächlich gespannt, wie leicht rotierte Mannschaft das heute umsetzt.

Rotes Olympiastadion

Das, was wir bisher vom leicht umgestalteten Olympiastadion gesehen haben, gefällt mir sehr gut, auch wenn die BZ es Rotlichtarena nennt. Vor dem Marathontor ist das Wappen des Vereins zu sehen (es wurde bewusst darauf verzichtet, es vor die Ostkurve zu legen), die LEDs tauchen das Stadion in ein schönes Rot. Wenn ich mir dazu die Musik von Wumme vorstelle … Ich glaube, dass es für uns alle ein unvergessliches Stadionerlebnis wird. Und genau darum geht es. Uns diese Erlebnisse wieder zu holen. Das wieder normal zu machen. Mit Trommeln. Mit der gesamten organisierten Fanszene. Auch den Ultras.

Ich weiß (und ihr wisst das auch alle), dass dafür Rahmenbedingungen stimmen müssen. Aber welche das (bis auf das Ende des Status Pandemie) konkret sind, hat sich noch niemand getraut zu sagen. Das Banner beim Heimspiel gegen Leverkusen, das wieder ein richtiges Stadionerlebnis forderte, hatte den Hintergrund, dass sich am Impffortschritt der erwachsenen Bevölkerung nicht mehr dramatisch viel ändern wird. Spricht also beispielsweise etwas dagegen, prinzipiell den Zutritt für Geimpfte freizumachen und für die auch die Kontaktverfolgung einzustellen?

Eine Lösung für Kinder und Personen, die sich tatsächlich nicht impfen lassen können, findet sich sicher, wenn man will. Es ist der Wille, der politisch aktuell (wahrscheinlich wegen des Wahlkampfes fehlt) fehlt. Und Union? Als Hausherr könnte man zwar 2G als Zutrittsbeschränkung durchsetzen, aber die Kontakverfolgung darf man als Veranstalter nicht weglassen. Ganz ohne Änderungen in der Verordnung geht es also nicht.

Was kann Union gewinnen?

Der Kurier rechnet vor, wieviel Geld Union alleine an Prämien einnehmen kann. 2,94 Millionen Euro gibt es für den Einzug in die Gruppenphase. Es ist also nicht weit hergeholt, die Partie heute Abend als Millionenspiel zu bezeichnen. Dort gibt es je Sieg 500.000 und je Unentschieden 166.000 Euro. Der zweite Platz in der Gruppe bringt 325.000 Euro, der erste Platz mit 650.000 Euro das Doppelte. Dazu noch hoffentlich Zuschauer-Einnahmen aus den Heimspielen.

Das lohnt sich schon für einen Verein wie Union und kann am Ende der Gruppenphase zusätzlich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag bei den Einnahmen bedeuten. Nicht unbedeutend für einen Club dessen Corona-Verluste sich ungefähr in der Höhe bewegten. Auch nicht unbedeutend für Oliver Ruhnert, dessen Möglichkeit, auf den Abgang von Robert Andrich zu reagieren, sich damit eventuell auch verändert.

Das sind die anderen Medienberichte vor dem Rückspiel gegen KuPS:

Die Stadionfrage

Der RBB nimmt noch einmal das Stadionthema bei Hertha und Union auf, dessen Ungelöstheit für beide Clubs angesichts der Tatsache, dass Union im ansonsten von Hertha genutzten Olympiastadion spielen muss und dafür umdekoriert, allen noch einmal deutlich vor Augen geführt wurde.

Wir hatten einen Gastbeitrag, der sich in zwei Teilen der Frage widmete, ob Unions geplanter Stadionausbau nicht zu klein geraten würde und welche Alternativen es gebe. Ich sehe sowohl die Prämisse, Union hätte zukünftig in der Bundesliga ein Zuschauerpotenzial von über 80.000 sehr kritisch, weil mir nicht klar ist, wie diese Berechnung zustande gekommen ist. Und bei der Schlussfolgerung, Union solle mit Hertha gemeinsam ein Stadion bauen, bin ich komplett raus. Aber nichtsdestotrotz finde ich es gut, sich prinzipiell Gedanken zu machen, auch über Alternativen. Dabei kann ja auch herauskommen, dass der Stadionausbau, so wie er aktuell geplant ist, vollkommen richtig ist.

Allerdings sollte man dabei aus meiner Sicht nicht nur auf ökonomische Zahlen schauen, sondern auch die anderen Werte beachten, die ein Stadion für einen Club haben kann. Es ist Heimat. Es ist der Fixpunkt. Der Ort, an dem sich alles sammelt. Dort wo Geschichte geschrieben wird. Wo Erlebnisse gesammelt werden. Wo Fans zu Fans werden. Es ist auch mehr als nur eine Spielstätte. Es ist Veranstaltungsort. Dort begegnet man sich.

Der Gastbeitrag regt zu Widerspruch und Auseinandersetzung an. Das finde ich gut. Wir können ja Themen diskutieren. Neben den Kommentaren unter dem Text (hier und hier) gibt es beispielsweise auf Twitter hier und hier inhaltliche Auseinandersetzungen damit.

Podcast

Beim Stiftungspodcast Wir – Union vereint gibt es eine neue Episode, in der mit Nussi über sein Potti-Matthies-Buch gesprochen wird.

Immerunioner

Toni Leistner ist beim HSV in Ungnade gefallen und soll sich einen neuen Verein suchen. Das ist einerseits beeindruckend, weil der frühere Unionverteidiger noch kürzlich beim HSV als tragende Säule der Mannschaft mit starkem Charakter gesehen wurde. ein bisschen irre klingt schon, was der Kicker schreibt: „Bereits nach dem Derby auf St. Pauli soll es Trainer Tim Walter missfallen haben, dass Leistner im Anschluss an die 2:3-Pleite lange mit Marcel Hartel auf dem Platz gestanden hatte. Dieses hatte der Coach dem Reservisten noch in der Kabine deutlich und lautstark zum Vorwurf gemacht.“

Wird vielleicht Zeit, dass Manuel Schmiedebach noch einmal bei Tim Walter durchklingelt …

Und damit geben wir zum Wetter:


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8 Kommentare zu “Das Spiel im roten Olympiastadion wird ein Erlebnis werden, das für immer bleibt

  1. […] Nee, so weit ist es dann doch noch nicht, aber das Spiel von Union in der Conference League-Quali heute findet dann in Ermangelung ausreichender Sitzmöglichkeiten schon mal im Olympiastadion statt.Ich erinnere mich noch daran, wie unangenehm für den FCSP (und die Fanszene) die „Heimspiele“ im Volkspark waren und was auch unser Verein damals für Anstrengungen unternahm, diesen unfreiwilligen Umzug zu angenehm wie möglich für die Fans zu gestalten – gleiches macht Union jetzt auch und hat daher u.a. die blaue Laufbahn in eine Rote verwandelt. Wenig überraschend stößt dies auf wenig Begeisterung bei den Fans der Hertha – und so kabbeln sich jetzt zwei Fanszenen um ein Stadion, welches eigentlich beide Vereine nicht so richtig mögen. Union ja eh nicht – und Hertha sucht ja nun auch schon seit längerem eine Alternative.Mehr Details aus Unioner Sicht: Textilvergehen […]

  2. Andi der Kroate

    Mit Hertha gemeinsam ein Stadion? Zum Glück habe ich den 2.Teil nicht gelesen… ;-)
    Selbst, wenn ich das Thema Emotionen zur Seite schiebe, kommt mir die Münchener Arena in den Sinn, die mal der FC Bayern und die Löwen gemeinsam gebaut und betrieben haben. Ergebnis ist bekannt…
    Und zum Thema Walter: Was für ein A…! Wie kann dieser Typ überhaupt noch als Trainer einen Job bekommen. Es sollte mittlerweile klar sein, daß er charakterlich eher 3.Liga ist.

  3. Thomas F.

    Ich hoffe ihr genießt unser Olympiastadion. Hoffendlich macht ihr nichts kaputt denkt dran das muss euer Verein bezahlen. Jetzt dürfen fasst alle Unioner so was erleben. Viel Glück ich freue mich schon auf unser Derby

    • Ha, ha mach mal die Augen zu. Was du dann siehst gehört euch. :-)

  4. Maria Draghi

    „Das lohnt sich schon für einen Verein wie Union und kann am Ende der Gruppenphase zusätzlich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag bei den Einnahmen bedeuten. “

    Allein wenn man die Einnahmen aus internationalen TV-Erlösen, die der FC Köln erhalten hat, ceteris paribus hochrechnet, kommt Union seitens der DFL auf eine zweistellige Millioneneinnahme (verteilt auf 10 Jahre). Die vom Kurier genannten Zahlen kommen da noch oben drauf.

    Verstehe ich nicht; wie man lange Artikel über Unions Europa-Einnahmen schreiben kann und dabei den größten Posten einfach übersieht.

  5. Ihr Eventies alle :-)

    Natürlich wird es ein Erlebnis werden. Ich mache das aber nicht am Stadion fest, sondern am Wettbewerb und dem was uns blüht nach dem tollen Hinspielergebnis. Die Kröte Olympiastadion müssen wir dann halt schlucken. Aber scheinbar ist es für Herthaner schwerer zu verkraften als für uns wie man so hört/liest. ;-)

    Das wir.die Ostkurve meiden, sollte selbstverständlich sein. Auch die Aufkleber sollten zuhause bleiben, denn dieses kindliche Gebaren ist überflüssig.

  6. Dass das Spiel und sein Ergebnis nur Randerscheinung für eine 90 Minuten Party war, ist jetzt nicht überraschend, hatte doch niemand ernsthaft mit einem Scheitern unserer Jungs gerechnet.
    Die Atmosphäre hat durchgängig für Gänsehaut gesorgt.
    Wir werden noch öfter für diesen würdigen Rahmen sorgen.
    Glaube, das Stadion hat sich auch endlich mal gefreut. ?

  7. Zum Thema Pyrotechnik: es hieß in der Vergangenheit gelegentlich, man müsse spontane Emotionen zulassen. Schon verwunderlich, wie spontan plötzlich mehrere Feuerlöscher vor dem Ultrablock aufgestellt wurden und wie spontan auf einer langen Front gleichzeitig die Pyrofackeln entzündet wurden. Kopfschütteln. Eine einzige inszenierte Show, die mit dem Spielgeschehen so spontan emotional überhaupt nichts zu tun hatte. Peinliche, pubertäre Ultrafolklore. Ich schäme mich fremd für das Bild, was da abgegeben wurde.

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