Blog State of the Union

Gegen Frankfurt zeigt sich, wie Union in den kommenden Spitzenspielen bestehen will

Union spielt heute Nachmittag in Frankfurt gegen die Eintracht. Das wäre eigentlich eine dieser Auswärtsfahrten, für die es großartig ist, in der Bundesliga zu spielen. Aber selbst unter den immer noch geltenden Pandemiebedingungen hat das Spiel ein bisschen was von seinem Reiz, denn es ist dank der für beide Mannschaften phantastischen Tabellenkonstellation eine Partie, die den Spannungsbogen für die Saisonschlussphase weiter spannen kann. Und es ist auch direkt sportlich ein interessantes Aufeinandertreffen der Mannschaften, ihrer Spielweisen und Stärken.

Denn Union muss nach einer Phase mit Spielen gegen tabellarisch schlechtere Mannschaften, in denen man oft favorisiert war und damit unterschiedlich gut umgehen konnte, nun wieder einen Modus für Spiele gegen die besten Mannschaften der Liga finden. In der Hinrunde hat das sehr gut funktioniert, allerdings war da für die eigene Offensive vor allem ein sehr gutes Konterspiel verantwortlich, dass auf Sheraldo Becker und Taiwo Awoniyi ausgerichtet war. Beide sind nun verletzt und fehlen Union. Und es gibt auch nicht wirklich direkten Ersatz für sie, mit dem Union die Spielweise mit den beiden nachahmen könnte. Wenn man sich also nicht ganz auf Standards verlassen will, und weil man selbst dafür ein bisschen offensive Präsenz braucht, um Standardsituationen zu bekommen, muss Union auch gegen starke Gegner spielerische Lösungen finden.

Es wird spannend sein zu sehen, auf welchem Weg Union das versucht, wie dabei die defensive Sicherheit gewahrt wird – und wie erfolgreich das Spielkonzept sein wird. Für all das ist Frankfurt heute schon ein guter Test der zeigt, wie Urs Fischer und sein Team die Spiele gegen das obere Tabellendrittel angehen wird.

Urs Fischer Union Berlin
Trainer Urs Fischer, Photo: Matze Koch.

Auf einige Aspekte dieser Konstellation geht auch die Morgenpost ein, die Robert Andrich, seine Entwicklung bei Union und mögliche Zukunft vielleicht auch woanders thematisiert. Der Kurier schreibt über Robin Knoche und Christopher Trimmel, in der Berliner Zeitung geht es um Europa und auch die BZ befasst sich mit neuen Zielen für Union.

Publikumsveranstaltungen

In den Berliner Medien geht es heute auch nochmal um die Pläne, demnächst Spiele mit sehr beschränkter Kapazität vor Publikum stattfinden zu lassen:

Bevor man weiter über Publikumsveranstaltungen nachdenkt, muss man sich aber eben immer wieder die Fakten vor Augen halten: Berlin hat im Moment eine Inzidenz von 106. Der wöchentliche R-Wert reicht in den Bezirken von sehr hoch (Treptow-Köpenick, 1,3) zu absolut katastrophal (Spandau, 2,5). Würde sich die aktuelle Entwicklung fortsetzen, stünde man in vier Wochen bei einer Inzidenz von 580. Weitere Lockdown-Verfügungen sind also tatsächlich alternativlos, auch wenn das sehr anstrengend ist. Aber so ist eben die Lage, in der wir uns jetzt, mitten in der exponentiellen Wachstumsphase der dritten Welle, befinden.

In dieser Phase hilft auch ein Schnelltest-Konzept, wie es jetzt für Spiele beim Volleyball, Eishockey und eventuell auch beim Derby geplant ist, nur wenig. Denn einerseits ist die Verbreitung des Virus schon aktuell so, dass bei einigen hundert Fans auch einige infizierte zu erwarten sind. Und auch wenn das Testkonzept insofern funktioniert, als sie gefunden werden und das Ansteckungsrisiko im Stadion dann vielleicht wirklich minimal ist: Es bleibt dabei, dass mit solchen Veranstaltungen mehr Kontakte geschaffen werden als ohne sie. Die Infizierten, die zum Theater|Eishockey|Fußball fahren können auf dem Weg dahin andere infizieren, und die nicht-Infizierten, die diese Veranstaltungen besuchen, setzen sich einem Ansteckungsrisiko aus und vergrößern die gesamtgesellschaftliche Angriffsfläche für das Virus.

Dafür haben wir aber in der jetzigen Situation vernünftigerweise keinen Spielraum. Natürlich tut das weiterhin weh, und kann man wütend über diese Situation und die Entscheidungen, die zu ihr beitragen oder getragen haben, sein. Aber davon ändert sich an den Sachzwängen nichts.


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13 Kommentare zu “Gegen Frankfurt zeigt sich, wie Union in den kommenden Spitzenspielen bestehen will

  1. Maria Draghi

    Danke. Für mich hätte der Artikel mit dem Foto enden können. Das „und sonst so“ nach dem Foto ist für mich persönlich von eher geringem Neuigkeitswert und Interesse.

  2. Christian

    Wow, die letzten Absätze sind die perfekte Vorlage für ein zünftiges Bullshit-Bingo. Danke!

  3. Seit gestern gibt es in Holland ein Fonds für alle Kulturveranstaltungen zwischen dem 1.7. und 31.12. Die dürfen geplant und organisiert werden. Wenn die nicht statt finden durch Corona-Maßnahmen, bezahlt die Regierung 80% der Kosten.
    Eine ähnliche Maßnahme braucht es in Deutschland auch, für Kultur und Sport. Damit kommt auch nehr Druck auf die Politik, endlich mal zu liefern. Denn bei jeder Steigung der Zahlen einfach alles zu schliessen, kann nicht sein. Vor allem bei Veranstaltungen im Freien, wo die Ansteckungsgefahr wissenschaftlich nachweisbar gleich null ist. Ja, die Anreise ist ein bisschen riskant. Aber dann hätten wir vor zwölf Monate bereits alle Büros auch schliessen müssen. Ich verstehe die Auflistung von Daniel am Ende, aber die Zahlen können nicht immer zielführend sein, und auch wieder ein Soft Lockdown nicht.

  4. Stefan Kamarys

    seid ihr noch eine union-seite…oder der private drosten-blog??

  5. silberhacke

    im impfvorzeigeland israel liegt die inzidenz um die 200. der inzidenzwert, für sich allein stehend, ist einen dreck wert, wenn man ihn nicht ins verhältnis zur menge der durchgeführten testungen setzt.
    ich weiß, dass ihr nichts dafür könnt, aber wenn ihr es hier schon erwähnt ….

    EISERN

  6. Natürlich wäre ein Lockdown vermeidbar wenn man intelligente Lösungen findet, die dem jeweiligen Anlass gerecht werden. Inzidenzen und R-Werte werden ja als Durchschnittswerte breit gestrichen obwohl sie Anlassbezogen oder Ortsbezogen sehr stark variieren. Man könnte also weiter mit diesen Grenzwerten arbeiten, aber dann eben spezifisch pro Anlass und dessen Gegebenheit. Und parallel impfen was das zuwenig bestellte Zeug hergibt.
    Mit unseren schwarzen Nullen, die den korrupt-inkompetenten Panikmodus zum neuen Führungsstil etabliert haben – autoritär trumpft immer in Deutschland, geht das natürlich nicht… Aber es ginge wenn man wollte.

    Soweit mein Beitrag zum eingeforderten Bullshitbingo :-)

  7. ExWuschel

    Teile vollständig die Einschätzung von Daniel.

  8. @Stefan Kamarys #teamdrosten – und zwar die ganze Zeit schon. Weshalb wir es gut finden und fanden, dass Union an Lösungen arbeitet, statt das Problem zu beklagen. Lösungen heißt auch: Das Infektionsgeschehen ernst und annehmen. Union tut das übrigens!

  9. So so, mal wieder Alternativlos, in fernen Ländern hat man wohl eine Alternative gefunden. Nennt sich wohl Impfung oder so ähnlich.

  10. Auf Grund der teilweise sehr frechen Kommentare auch mal was positives. Ich teile Eure Einschätzung zur SACHlage der Corona-Pandemie und freue mich über die realistische Einordnung. Danke und weiter so ;)

  11. Lars Seefeld

    Auch ich stehe da komplett hinter euch! Sowohl zur Gestaltung des Blogs, als auch beim Inhalt. Man hat am Samstag in Kassel gesehen, was für Leute unterwegs sind und wie sie sich vermehren. Umso wichtiger ist es, weiterhin die Situation vor Augen zu halten.

    Eisern

  12. […] hat, vorsichtig gezeigt, dass tatsächlich das Spiel gegen Hertha der Termin dafür wird. Zweifel daran haben sich schließlich ziemlich direkt aus der pandemischen Lage […]

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