Die Diskussion um Unions Idee, Stadionzuschauer auf das neue Coronavirus testen zu lassen und dadurch auf andere Vorsichtsmaßnahmen verzichten zu können, schlägt weiter Wellen. Zustimmung oder Ablehnung sind die bestimmenden Haltungen. Für beides gibt es durchaus Gründe, je nachdem, von welchem Fakt aus man diskutiert. Einen neuen Argumentationsbogen schlägt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Bezahl-Link), die Union vorwirft, aus Prinzip anders zu sein, weil der Verein Fundementalopposition als Geschäftsmodell beziehungsweise zur Markenbildung nutze. Zur Unterstützung dieser These werden Belege herangezogen wie die Ablehnung des Sicherheitspapiers der DFL von 2012, aber auch die Etablierung eines Stehplatzstadions, der Verzicht auf Tormusik oder Dirk Zinglers mehr als hemdsärmelige Zurechtweisung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern im März dieses Jahres, das dann erst einmal abgesagt wurde.
Oberflächlich betrachtet mag das Sinn ergeben und der Vorschlag für Corona-Massentests für Fans in diese Richtung passen. Aber damit bleibt man einfach an der Oberfläche. Erstens finde ich, dass es schon einen großen Unterschied macht, ob es eine inhaltlich begründete Haltung gibt (wie beim Sicherheitspapier, bei dem Union sagte, dass man all das doch schon lange umsetze und es deshalb dieses Papier nicht brauche), ob es eine kulturelle Entscheidung ist (Stadionerlebnis) oder ob der Präsident am Trainingsplatz mal etwas sagt, was er nach genauer Betrachtung der Fakten zum damaligen Stand der Corona-Pandemie vielleicht lieber nicht gesagt hätte. Das alles zusammen zu rühren und daraus zu machen, Union gefalle sich in Opposition, ist mir zu einfach. Das sind vor allem Entscheidungen und Haltungen, weil man sie selbst für richtig hält, nicht weil man prinzipiell gegen die von anderen ist. Union macht sehr viel genau so wie alle anderen Profifußballclubs.
Und zum Thema Zuschauer während der Coronavirus-Pandemie finde ich es schon wichtig, dass man sich Gedanken darüber macht, was prinzipiell möglich ist. Mangels Details kann ich den Sinn oder Unsinn des Union-Vorschlags schlicht nicht beurteilen. Es gibt da wirklich einige Knackpunkte, an denen die schön klingende Idee einfach in sich zusammen fallen kann. Das gilt es wirklich hart zu prüfen. Aber was würde denn passieren, wenn man sich nicht solche Gedanken machen würde? Sportlich würde sich Union des Heimvorteils berauben, weil das eigene Stadion wegen der Stehplätze solche Abstands-Beschränkungen wie in Leipzig nicht zulassen würde. Und man müsste sich beim Auslaufen von Kurzarbeitsegelungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Alles nur, weil man im Prinzip nur im Rahmen dessen bleibt, was sich alle vorstellen können?
Ich fand den Ansatz gut, den Dirk Zingler bei der Vorstellung der Ausbaupläne für das Stadion genannt hatte: „Wir wollten das Maximale aus dem Standort herausholen.“ Und genau so muss man prinzipiell herangehen bei jeder Idee. Man muss das Maximale herausholen. Beschränkt wird man am Ende sowieso. Da muss man nicht selbst schon damit anfangen. Sonst kommt schon zu Beginn nur Mittelmaß dabei heraus.
Und sonst so?
Wenig überraschend haben alle DFL-Clubs die Lizenz erhalten (Kicker). Da allerdings die Finanzen wegen der Corona-Pandemie erst im Herbst geprüft werden, ist das ein bisschen ein Muster ohne Wert.
Die Bild hat den früheren Union-Verteidiger Toni Leistner im Interview, der wieder mit guten Zweikampfquoten beeindruckt und gerne weiter für Köln spielen möchte. Dafür müssten sich aber QPR und der Effzeh auf eine Ablösesumme einigen.
Der Kurier feiert den neuen Anleger von Eddyline in Moabit, von wo aus die Bootstouren auf den rot-weißen Schiffen der Reederei starten.
Beim Berliner Fußballverband können wieder die Fußballerin und der Fußballer des Jahres in Berlin gewählt werden. Von Union sind aus dem Profikader in der Auswahl dabei Christopher Trimmel, Marius Bülter und Rafal Gikiewicz. Bei den Fußballerinnen stehen Nathalie Götz, die ihre Karriere nach der abgebrochenen Saison beendet hat, und aus dem zweiten Team der Frauen Jenny Trommer zur Wahl.
In der aktuellen Ausgabe unseres Geschichts-Podcasts Und niemals vergessen geht es um den vielleicht größten Finanzskandal in Unions Geschichte, nämlich um den Wuhle-Sportpark, der am Ende nicht gebaut wurde, aber Union Geld in die Kassen spülte und gleichzeitig die Berliner Steuerzahler Millionen kostete. Am Ende stand der bisher einzige Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, der sich mit dem 1. FC Union Berlin befasste.
Wer mal wissen will, wo Union im Vergleich zu seinen Wettbewerbern in der Bundesliga beim Trikotsponsoring steht, kann sich mal diese Übersicht anschauen. Die Vergleichbarkeit ist da nicht immer gegeben, weil teilweise auch Ärmelsponsoring oder die Namensrechte am Stadion mitverkauft wurden. An der Aussagekraft, dass Union hier am unteren Ende der Skala operiert, ändert das aber nichts.
Was macht das mit euch? #AlleACHTungArminia #Arminia pic.twitter.com/lRsbY3nGNx
— Arminiaddict (@Arminiaddict) July 13, 2020
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Diese Beispiele zusammenzurühren, ist untrirdisch. Sebastian Stier weiß das doch eigentlich auch selbst…
Wie beim Bielefelder Neidhammel, bei solchen Kommentaren (FAZ, Stern etc.) zeigt sich einfach eine Haltung gegenüber Union und der Welt an sich. Miesepetrigkeit, Neid, Missgunst … Ein Lob an Textilvergehen, die das bisher sehr sachlich begleiten.
Bin ja erstaunt das wir angeblich 2,5 Mio pro Jahr bekommen.
War nicht die Rede von knapp über 1 Mio?
Layenberger soll um die 500.000 gezahlt haben.
Aber dennoch kein Vergleich bspw.zu 28 Mio für Schalke und deren Ärmel (pro Jahr wohl 5,5 Mio).
Berlin(er Unternehmen) investiert/en halt lieber in andere Vereine oder Bruchbuden wie den BER.
@here Wenn ich bestimmte Argumente in Texten kritisiere, dann mache ich das aus einer inhaltlichen Herangehensweise und weil ich mich in der Sache gerne streite. Das hat allerdings keine Auswirkungen auf meine persönliche Haltung zu den Autoren. Ich schätze die Arbeit von Philipp Köster ebenso wie die von Sebastian Stier. Und ich fände es prima, wenn man Autoren diesen Respekt auch zukommen lässt.
Naja, ist nun nix neues das sich bei einigen selbsternannten Qualitätsmedien der Focus von Kritischer Berichterstattung in Richtung Einseitigkeit verschoben hat.
Unter dem Strich versucht Union nur Perspektiven aufzuzeigen wie es mit Corona weitergehen könnte, was eigentlich Aufgabe der Politik wäre.
Danke Sebastian für die Einordnung, du hast es gut auf den Punkt gebracht. Ich habe mich gestern viel zu sehr auf eine Auseinandersetzung eingelassen. Mehr als „ „Ich fand den Ansatz gut, den Dirk Zingler bei der Vorstellung der Ausbaupläne für das Stadion genannt hatte: “Wir wollten das Maximale aus dem Standort herausholen.” Und genau so muss man prinzipiell herangehen bei jeder Idee. Man muss das Maximale herausholen. Beschränkt wird man am Ende sowieso. Da muss man nicht selbst schon damit anfangen. Sonst kommt schon zu Beginn nur Mittelmaß dabei heraus.“. wollte ich dabei nicht vertreten.
Interessant an der These, Union sei einfach aus Prinzip anders ist ja die Tatsache, dass sich Union einfach weniger bzw. langsamer verändert hat als andere Vereine. Union hat den Terz mit Tormusik und Gedöns ja nicht mal abgeschafft, sondern schlicht nie eingeführt. Die anderen Vereine haben sich verändert und Union macht einfach nicht alles mit, zumindest nicht sofort. Das ist im Prinzip eine urkonservative Haltung. Dass das ausgerechnet in der FAZ nicht nur nich anerkannt, sondern schlicht nicht erkannt wird, verwundert dann doch etwas.
@Michael: Dass du über die Sponsoring-Zahl erstaunt bist, verwundert nicht. Hatten doch alle Berliner Tageszeitungen beim Einstieg von Aroundtown irgendeine Fatasie-Zahl genannt, aber offenbar schlecht oder gar nicht recherchiert. Nur eine hat später noch eine bessere eigene Schätzung veröffentlicht bzw. die frühere Fehleinschätzung korrigiert. Inzwischen kann man aus belastbaren Aroundtown-Veröffentlichungen grob abschätzen, was die an Union zahlen. Ich vermute daraus, dass auch die 2,5 Mio. für 2019/20 nicht die ganze Wahrheit sind.
Union ist anders und das ist gut so! Ich komme noch als Fan vor, vor und nach dem Tor. Doch was passiert heute wenn Du anders bist dann wird sofort polarisiert. Das kenne ich schon wenn Du gegen den Sozialismus warst, warst Du auch gegen den Frieden. Heute heißt das nur anders, deshalb stößt mir der Artikel sauer auf. … UND ICH BIN STOLZ EIN UNIONER ZU SEIN!! Danke für den gezeigten Unterschied FAZ!
@Sebastian „… Union hat den Terz mit Tormusik und Gedöns ja nicht mal abgeschafft, sondern schlicht nie eingeführt…“ Ich kann mich noch an eine kurze Phase erinnern, als bei Union Song 2 von Blur als Tormusik lief. Kann das jemand bestätigen, oder irre ich mich gerade komplett?!
@Stephan Habe ich in mittlerweile 21 Jahren als Union-Berichterstatter nie gehört.
So ist es, Sven!
Faz: Auflehnung als Atitüde, naja ich würde über die FAZ sagen, Stigmatisierung als Atitüde. Da werden Dinge unsachlich verknüpft und verdreht, nur um ein paar Lettern unter die Leute zu bringen, ganz im Stile der Axel Springer Gruppe.
Klar polarisiert Union mit seinem Vorstoß, aber wenn niemand anfängt, ändert sich nie etwas. Weiter so u.n.v.E.U. ?
Es gab mal eine kurze Phase, wo Tormusik gespielt wurde. Wann das war weiß ich nicht mehr. Wenn Bunki sagt, nicht in seiner Berichterstattungsphase, dann war das wohl irgendwann in den 90ern…
Beim Meenzer on tour ist zwischenzeitlich die Finanzkurzanalyse pro Verein erschienen…
Blur Song 2 erschien 1997. Könnte durchaus sein, dass dieser Song als Tormusik lief. Ich erinnere mich ganz schwach und eher ungewollt…
War seinerzeit nicht mal ne Weile ein Duo als Stadionsprecher aufm Rasen? Die haben dann ja auch mal als AGFA eine CD aufgenommen „Eisern Union“. Eine Weile war auch „Football coming home“ letzter Song vorm Spiel. Aber Tormugge? Echt, entweder hab ich das verdrängt, oder es war so eine kurze Episode, aber 1 mal Cheerleader war auch. Klar dass sich nicht viele erinnern – waren ja auch wenige im Stadion seinerzeit.
Ich glaube es gab so ne tormukke …war aber selten zu hören…entweder weil die jungs keene Tore geschossen haben oder weil die Lautsprecher eher krächzend zu vernehmen waren…gut eigentlich das sich niemand wirklich erinnern kann/mag…war ja och ne harte Zeit für uns auf den Rängen-aber schön war’s irgendwie trotzdem ?eisern
Es gab für eine (zum Glück) ganz kurze Zeit die Herbert-Zimmermann-Schreie „Tor, Tor, Tor“ nach einem Treffer und „Aus, aus, das Spiel ist aus“ nach Abpfiff. Ich weiß nicht, ob es wieder abgeschafft wurde, weil es offensichtlich nicht einzigartig war oder ob Christian Ströbele als Neffe von Herbert Zimmermann keine Lizenz dafür gegeben hat.
Vor dem Spiel wurde übrigens mal unter Des Quire als Stadionsprecher „All you need is love“ gespielt.
Wäre ja mal ’n Thema für euren History-Channel
@honeypie Dachte ich auch, als ich in diesen Thread des Unionforums über ehemalige Stadionsprecher gefallen bin
Interessante Erkenntnisse allenthalben. Um zu meinem Argument zurückzukommen: Union hat nicht etwa lang gelebte Traditionen aufgegeben, um aus Prinzip anders zu sein, weil es ja dem Geschäftsmodell entspräche (so die Argumentation der FAZ), sondern macht schlicht nicht alles mit, was im Wettbewerb so passiert. Und zwar nicht aus Prinzip, sondern weil jede Maßnahme mit der eigenen Grundhaltung abgeglichen wird. Die ändert sich natürlich auch, aber deutlich langsamer. So muss man aber die Theorie der FAZ als Konstruktion abtun, die nicht der Realität standhält.
Blur ist (oder war?) Tormusik bei St. Pauli. Einmal haben wir dort 3:0 verloren und mussten dieses an sich ganz gute Stück gleich dreimal hören. Schön war das nicht. An „Tor, Tor, Tor…“ erinnere ich mich auch noch. Das war aber ganz schnell – nach ein oder zwei Spielen? – wieder weg.