State of the Union

Berliner Derby in Coronazeiten ist wie Vollgas bei angezogener Handbremse

Die häufigste Frage, die mir in den letzten Tagen gestellt wurde, lautete: „Wo schaust du das Derby?“ Ich zuckte darauf meist mit den Schultern, denn ich habe mir darüber einfach keine Gedanken gemacht. Ins Stadion dürfen wir nicht und gemeinsame Party zum Schauen fallen aus. Immerhin ist seit gestern klar, dass das Berlin-Derby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin überhaupt übertragen wird. Sowohl Dazn als auch Amazon übertragen. Sehr wahrscheinlich höre ich mir allerdings die Reportage für Sehbehinderte von Tobias und Philipp auf AFTV an. Hier gab es einmal einen kleinen Clip über die Arbeit der beiden Reporter.

Die Berichterstattung über das Derby ist zwar hochgefahren, aber es fühlt sich wie Vollgas bei angezogener Handbremse an. Etwas Lärm und Qualm. Aber effektiv passiert nichts. Es fehlt die Resonanz der Geschichten bei den Menschen. Unsere Reaktionen fehlen. Was Urs Fischer oder Bruno Labbadia beim Derby fühlen, verändert nichts bei mir. Wenn ich bei der Arbeit hingegen den Hertha-Kollegen sehe, dann ist das vor dem Derby normalerweise schon anders. Dazu kommt eine Anspannung und Nervosität. Davon merke ich aber wenig. Auch weil ich den Kollegen aufgrund der aktuellen Umstände höchtens mal bei einer Videokonferenz sehe.

Ich habe mir gestern die Bilder vom letzten Derby bei Unions neuem Spieltagsmagazin Vorgelegt angeschaut. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber mir kommt das vor wie aus einer ganz anderen Zeit, nicht wie vor 6 Monaten.

Hervorragend fand ich darin Robert Andrich, als er über die Besonderheiten des Spiels ohne Zuschauer sprach und dabei den schönen Satz sagte: „Das Gefährliche ist, dass sich der Zweikampf meistens härter anhört, als er in Wirklichkeit ist.“ In dem Moment wäre ein eingeblendeter Heiligenschein perfekt gewesen. Über eine seiner Meinung nach perfekte Grätsche im Bayernspiel sagte er dann: „Da denkt man als Spieler: Geil, ich habe den Ball getroffen und dem Gegner weh getan.“ Um Robert Andrich, der in der Jugend bei Hertha spielte, geht es auch bei der Morgenpost.

Robert Andrich in Unions Spieltagsmagazin, Screenshot: AFTV
Robert Andrich in Unions Spieltagsmagazin, Screenshot: AFTV

Sportlich wird interessant sein, ob und wie Christopher Lenz auf der linken Seite ersetzt wird. Ken Reichel wäre der eigentlich logische Wechsel. Und wie sich das defensive und zentrale Mittelfeld sortiert. Denn diese Partie kann durch mögliche Gelbsperren für Robert Andrich, Christian Gentner, Marcus Ingvartsen und Sebastian Andersson durchaus Auswirkungen auf das Spiel gegen Mainz am Mittwoch haben.

Hier sind die meisten Vorberichte der Berliner Medien:

Weil Biergärten etc. um 22 Uhr schließen müssen, fragt die Bild: „Verpassen Berliner Fans
den Derby-Schlusspfiff?“ Ich würde jedem Fan zutrauen, für sich eine Lösung zu finden, die das Spiel bis zum Ende beinhaltet. Schließlich gibt es sowohl bei Amazon als auch bei Dazn einen gratis Probemonat.

Beim RBB widmet man sich der Sicherheitslage. Ich verstehe das ehrlich gesagt alles nicht. Sowohl die Angst vor Fans am Stadion als auch die vor einem Aufeinandertreffen. Wenn Ultragruppen dazu aufrufen, die Geisterspiele nicht zu unterstützen oder aufzuwerten, dann ist doch klar, dass hier nichts großartig passieren wird.

Bei der Alten Podcasterei gibt es noch eine Episode zum Derby mit dem Titel „Scheiß auf Bruno“. Die höre ich mir heute noch bei der Arbeit an und hoffe, so die Derbystimmung vielleicht auf ein annehmbares Niveau hochzufahren. Wir nehmen unsere Episode zum Spiel erst am Sonntagabend auf und haben dann Till Oppermann vom RBB und Cavanis Friseur zu Gast. Es wird also wieder mehr um Fußball gehen.


Entdecke mehr von Textilvergehen

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

0 Kommentare zu “Berliner Derby in Coronazeiten ist wie Vollgas bei angezogener Handbremse

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert