Auch wenn das Derby von Union gegen Hertha am Freitag ohne Zuschauer stattfindet, und entsprechend wenig Vorfreude oder Gespanntheit darauf aufkommt, beginnt in den Berliner Medien die Vorberichterstattung auf das Spiel.
Dazu gehört, dass Florian Hübner berichtet, dass er sich mit seinem Bruder Benjamin über Spiele gegen Hertha austauscht. Der spielt bei Hoffenheim und hat gerade gegen Hertha verloren, auch wenn das Spiel auch ganz anders als 0-3 hätte ausgehen können:
just delightful, the game is undefeated, we've all missed it so pic.twitter.com/5nmTCbHyUj
— Caley Graphics (@Caley_graphics) May 16, 2020
Lesen können wir das in der Morgenpost, dem Kurier, Kicker und der BZ. Beim RBB kann man Hübners Aussagen als Interview lesen.
Unser Chef-Trainer Urs #Fischer ist zurück in Berlin und stellt sich morgen den Fragen der Journalisten vor der Partie gegen @HerthaBSC
Um 13 Uhr ist die Pressekonferenz live auf #AFTV zu sehen ? ? https://t.co/msaymzVh98#fcunion #BSCFCU #wartenaufunion ?? pic.twitter.com/Qo8fDOomEy
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) May 19, 2020
In der BZ erfahren wir außerdem, wer eigentlich die „Balljungen“ bei den Geisterspielen sind.
Andersrum erzählt Herthas Per Skjelbred, der sich keinen Spott als Berlins Nummer 2 mehr anhören will (Berliner Zeitung).
Gemeinsame Union-Aktionen
Die Union-Stiftung ruft auch in diesem Frühjahr wieder dazu auf, die Wuhle sauber zu halten. Zu der gemeinsamen Aufräum-Aktion ruft die Stiftung am Samstag (23. Mai) auf. Natürlich gelten auch hier Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz. Zum Beispiel ist die Teilnehmerzahl auf 50 begrenzt und muss man sich vorher anmelden (per Mail an die Stiftung). Im Einzelnen kann man das in der Ankündigung nachlesen.
Was die Krise für den Fußball bedeutet
Mir sind gestern zwei Beiträge über den Umgang des Fußballs mit der Pandemie begegnet, deren Einstellung dazu ich beide nicht teile, über die ich aber etwas nachgedacht habe.
Da war zum einen dieser Text eines Köln-Fans beim Fanzine Effzeh.com, der erklärt, dass er die Geisterspiele ablehnt und sich deshalb auch vorerst überhaupt vom Fußball abwendet. Die Argumente dafür, weiterzuspielen und die Vorbehalte dagegen haben wir ja auch hier schon diskutiert.
Interessant fand ich aber einen anderen Aspekt: Wenn man jetzt Spiele des eigenen Vereins nicht verfolgt, oder sie im Fernsehen sieht, und sich die Emotionalität, die man damit eigentlich verbindet, nicht oder nur zu viel kleineren Teilen einstellt – hat das vielleicht doch für viele Leute auch Folgen für die Zeit danach? Ich bin mir nicht sicher, ob sich das selbe Verhältnis zum Spiel und zum Verein dann automatisch wieder einstellt. In dem Blogartikel wird die Beziehung zum Verein mit einer im zwischenmenschlichen verglichen. Ich frage mich schon, wie gut diese Beziehung es aushält, eine Auszeit davon zu nehmen.
Die Krise zeigt, dass die Bundesliga finanziell stabiler werden muss. Dafür braucht es radikale Reformen – nur nicht die, die jetzt diskutiert werden. Über die Abschaffung des Abstiegs und sinnlose Gehaltsobergrenzen. ??@derspiegel? https://t.co/PeG3Sp6by8
— Jörn Meyn (@meynj) May 19, 2020
Auf einer ganz anderen Ebene, nämlich von einer rein ökonomischen, betrachtet der Spiegel in einem Interview mit einem Wirtschaftswissenschaftler von der Sporthochschule Köln die Situation.
Für ihn ergeben sich aus seiner Analyse davon, welche wirtschaftlichen Strukturprobleme die Bundesliga und ihre Vereine gerade zeigen, folgende Lösungen: Eine geschlossene Liga ohne Abstieg, eine Öffnung der Vereine für Investoren und eine Abspaltung des internationalen Wettbewerbs in einer Superliga.
Damit sollen die Vereine Zugang zu anderen Kapitalquellen bekommen, es weniger Anreize geben, in Relation zur eigenen wirtschaftlichen Situation zu viel Geld auszugeben und die wirtschaftlichen Folgen sportlichen Misserfolgs abgefedert werden. Wobei man hier fairer Weise dazu sagen muss, dass der Ökonom, Christoph Breuer, hier auch erwähnt, dass das mit einer gleichmäßigeren Aufteilung der Erlöse zwischen den Ligen ebenfalls erreicht werden könnte. Ob und wo es dann doch ein Kliff gibt, von dem man sportlich und wirtschaftlich fallen kann (in die 3. Liga? die Regionalliga) ist dann noch eine andere Frage.
Aber trotzdem tue ich mich mit so einer Analyse sehr schwer. Einerseits, weil sie den Sport in ökonomischen Kategorien betrachtet, in der Dinge, die aus einer weiteren, sozialen Perspektive auf den Fußball einen großen Unterschied machen, nicht vorkommen. Und andererseits, weil ich nicht überzeugt bin, dass Unterschiede, die aus dieser ökonomischen Perspektive betrachtet bestehen, aus einer anderen Sichtweise relevant sind.
Beides zeigt sich am Punkt von externen Investoren in Vereinen: Dass sich damit, einen Verein zu kapitalisieren und an Investoren zu verkaufen, auch dessen Mitbestimmungsmechanismen ändern und die Beziehung, von der wir gerade noch gesprochen haben, auf ganz anderen Füßen steht, ist in der ökonomischen Sichtweise nicht die Rede. Und ob es auch wirtschaftlich letztlich besser ist, Anteile an einer Kapitalgesellschaft an einen Investor zu verkaufen, der dann wohl schon auf eine Rendite daraus hofft, als Schulden aufzunehmen, um eine problematische Phase zu überbrücken, will ich bezweifeln. Denn mit beiden Optionen verlagert man Risiken und Gewinnchancen auf die Zukunft.
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Überträgt überhaupt ein Sender das Spiel live ???
Heute Abend, vermutlich im rbb um 6, gibt es übrigens Bewegbilder meinem Interview im leeren Oly am Montag.
Keine Vorfreude?
Leute es geht gegen Hertha. Wer kann da nach einer Niederlage „Na und“ sagen?
Wir wollen das doch nicht kampflos der Ostkurve überlassen nach ihrem Video über das Derby ;-)
„Ich bin mir nicht sicher, ob sich das selbe Verhältnis zum Spiel und zum Verein dann automatisch wieder einstellt.“
Das ganze Leben ist Veränderung. Gar nicht so selten ziehen Veränderungen des „alten Trott“ – auch wenn man sie zunächst gar nicht gut findet und ablehnt – positive Folgen nach sich.
Ich habe den Eindruck, vielen, die „ganz nah“ am Verein dran sind, fehlt manchmal eine gewisse kritische Distanz. Insofern bietet die aktuelle Situation Chancen auf Verbesserungen bei Union. Zuerst fällt mir dabei die Möglichkeit ein, Mitgliederversammlungen im Internet zu übertragen, ein – von einigen wenigen (zumeist Exilern) seit langem gewünscht, aber bislang von der Mehrheit – teilweise nicht nachvollziehbar heftig – abgelehnt.
irgendwie komm ich bei der problematik der geisterspiel nicht mit
leeres stadion + fussball
kacke!
soweit klar
keine spiele… möglicherweise finanzielle probleme meines vereins
auch kapiert
geisterspielatmosphäre zeitlich begrenzt
…soweit klar
aber am ende läuft da trotzdem noch fussball
im ganz ursprünglichen sinne
und man sollte sich vllt mal selbst hinterfragen warum man mal zum fussball gegangen ist
oder ob das drumherum wichtiger ist
und das sich jetzt menschen abwenden und den anschluss an den fussball verlieren
und vorher schon erklären sich nicht aufs derby zu freuen
tut mir leid ich finds einfach nur albern
Die Bundesliga muß finanziell stabiler werden. Ja genau am besten wie andere Großunternehmen die vom Staat gerettet werden müssen. Als Prof. Dr. mit wissenschaftlichen Anstrich kann man scheinbar jeden Unsinn veröffentlichen, dieser Bullshit topt ja sogar den von letzter Woche nochmal deutlich.
Ich fand das Interview im Spiegel schon sehr interessant, denn es zeigt klar den Gegensatz zwischen der Forderung „seriöseres Wirtschaften“ einerseits und „zurück zum Fussball, wie wir ihn wollen“ andererseits. Dass die Vorschläge nicht in die Richtung gehen, die wir wollen, ist auch klar. Für mich ist die wichtige Frage: wie realistisch sind die Vorschläge, die denn wohl in unsere Richtung gehen?
@Roger
Seriöses Wirtschaften bedeutet nicht mehr auszugeben als man einnimmt, und nicht immer höher, schneller, weiter.
Pro Jahr über 1. Milliarde TV Gelder + Sponsorengelder + Stadioneinnahmen + Merchandising.
Vieviel Geld braucht man eigentlich zum Fußballspielen ?
Es gibt ja ein sehr interessantes Buch, ‚Doughnut Economics‘, über ein alternatives Modell für die Wirtschaft. Eins das dafür sorgt dass die Grundbedürfnisse abgedeckt werden (Wohnung, Unterricht, minimales Einkommen: der Innenring des Donuts) und wir die Belastungsgrenzen der Umwelt nicht überschreiten (=Aussenring).
In diesem Kontext interessant: die Autorin beschreibt, dass die Wirtschaft bislang viel zu eng definiert wird. Nur monetär, nur in Kapital gemessen. Wenn man die komplette Gesellschaft betrachtet, würde es andere wirtschaftliche Modelle und Entscheidungen geben. Weil nur die Interessen der Aktionären berücksichtigt werden. Weil nur gedacht wird in Handelsinteressen (international, ohne Einschränkungen). Also die Sichtweise des Professors im Spiegel-Artikel
Die Autorin hält ein Plädoyer für alternative Modelle. Arbeitsnehmer die teilweise auch Eigentümer der Firmen sind. Leute die ein Wohngebäude gemeinschaftlich besitzen, ohne Projektentwickler. Damit Nachhaltigkeit und soziale Nutzen im Vordergrund stehen. Ja, 50+1, Vereine, usw. Man kann gern über Reformen nachdenken, aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, wie der Professor tut. Weil damit die sozial-emotionalen Aspekte der Fussballwirtschaft verloren gehen würden.
@Andreas:
Da haste natürlich recht, eigentlich heißt es auch, in guten Zeiten was für die schlechten Zeiten auf Seite legen. Aber in dem Artikel wird auch erklärt, dass die Clubs oft mehr ausgeben, weil sie darauf hoffen, damit einen Aufstieg oder internationale Plätze zu erreichen (oder den Abstieg zu vermeiden). Und wenn das nicht klappt, ist das Finanzloch da. Dazu kommt, dass eine gerechtere Verteilung der Mittel in Deutschland die Mittel der Großen und damit ihre internationalen Chancen zwangsläufig verkleinern würde. Und dann sind die Antworten dann doch nicht so einfach.
[…] ich dachte, ich hätte vor dem Spiel wenig Lust auf dieses Derby gehabt. Nun, Union hat das Derby gestern sehr klar und verdient mit 4-0 […]