Blog State of the Union

Wir können auch ohne Spiel Derbysieger sein

Das wäre es gestern gewesen mit dem dritten Berliner Derby zwischen Hertha und Union im Olympiastadion. Über 74.000 Zuschauer in der riesigen Schüssel in Charlottenburg. Dazu ein volles Stadion an der Alten Försterei. Aber nichts davon. Stattdessen: Leere. Der freie Journalist und Fotograf Matze Koch war gestern vor Ort. Allein. Beim RBB gibt es einen Spielbericht, der zeigt, wie es hätte sein können.

Wir wissen aktuell nicht, wann es mit dem Fußball weiter geht. Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht. Bei der DFL und den Clubs werden verschiedene Szenarien durchgespielt. Doch all die sind von der gesamtgesellschaftlichen Lage abhängig. Das einzige, was man verlässlich sagen kann: Niemand weiß, wie es in 2 Wochen aussieht.

Deshalb war der Derbytag so wichtig, den Union gestern für Abonnenten auf AFTV für das virtuelle Lagerfeuer veranstaltet hat. Wir konnten uns ablenken. Von den Sorgen. Von der Ungewissheit. Von der verordneten Einsamkeit. Stattdessen habe ich mich kaputt gelacht über Coolhansen (AFTV), wie er mit einer Papierschere in der Alten Försterei etwas Rasen abgeschnitten und in ein szenetypisches Tütchen gepackt, nur um es später 2 Stunden vor Anpfiff am Mittelkreis im Olympiastadion zu verstreuen.

Coolhansen bei der Vorbereitung des WooDoo-Zaubers, Screenshot: AFTV
Coolhansen bei der Vorbereitung des WooDoo-Zaubers, Screenshot: AFTV

Dann die für damalige Union-Verhältnisse fast schon lange Pressekonferenz (keine 10 Minuten):

Beim Spiel selbst bin ich wahnsinnig davon überrascht, wie sehr ich bei fast jedem Namen eine Geschichte vor Augen habe. Natürlich die von Michael Parensen, den erst Peter Niemeyer am Kopf und dann sein persönlicher Derby-Fluch trifft. Er musste relativ kurz nach Anpfiff ins Krankenhaus.

Bei Christian Stuff haben wir sicherlich alle diese fantastische Szene mit Raffael vor Augen, die auch das Abschieds-Shirt des Verteidigers zierte:

Great Stuff, Screenshot: AFTV
Great Stuff, Screenshot: AFTV

Nach dem Tor von John-Jairo Mosquera haben wir alle ungefähr so ausgesehen:

Ich habe 2011 Volontariat beim Kurier gemacht und ich hätte eigentlich in der Redaktion Dienst tun müssen, habe aber Andreas Lorenz eine Geschichte über einen Union-Vater und Hertha-Sohn versprochen, die gemeinsam zum Stadion gehen, aber sich dann davor verabschieden, weil sie für 90 Minuten verschiedene Seiten annehmen. So kam ich doch ins Stadion. Ich habe mich auf der Pressetribüne zwar innerlich freuen müssen, aber es war großartig.

Die Kurier-Geschichte, die mich 2011 ins Olympiastadion brachte
Die Kurier-Geschichte, die mich 2011 ins Olympiastadion brachte

Dann dieses Tor von Torsten Mattuschka …

Ich könnte es ewig sehen. Aus tausend verschiedenen Perspektiven.

Das Schöne: Wie damals 2011 mussten wir auch die letzten Minuten nicht alleine zittern.

Nach dem Spiel erzählte Paul Thomik in der Mixed Zone, wie beeindruckt er von der Kulisse war. Er meinte, er hätte beim Ballholen für einen Einwurf einen Blick auf die Zuschauer geworfen und sei überwältigt gewesen.

Aber damit sind wir noch nicht durch. Denn Union zeigte heute morgen noch einen Beitrag vom Verkauf des Derbysieg-Shirts. Das Bild darauf hatte Matze Koch im Olympiastadion gemacht und wurde im Fanshop (damals noch im Untergeschoss des Forum Köpenick) interviewt. Dabei fiel ein Satz, der wahrscheinlich bis heute gültig ist: „Ich hoffe, dass ich wenn bei Union auftauche in Zukunft, nicht alle mit der Stirn runzeln, sondern sich auch mal freuen: Hier der Matthias Koch ist da und macht ein schönes Foto von uns.“

Matze Koch im Interview miT Coolhansen, Screenshot: AFTV
Matze Koch im Interview mit Coolhansen, Screenshot: AFTV

Auch herrlich wie Boone in der Grafik bei Union gefragt wird, wie er es findet, wenn das von ihm gestaltete Shirt tausendfach getragen wird und dann antwortet: „Irgendwie ist das schon cool.“

Ach man, ich habe Sehnsucht nach dem Stadion. Ich sehne mich danach, wieder mit allem drum und dran Fußball zu schauen. Mit von Bier durchnässten Sachen. Mit Bratwurstgeruch in der Nase. Wieder all die bekannten Gesichter sehen. Lasst uns durchhalten. Irgendwann, irgendwann einmal …


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7 Kommentare zu “Wir können auch ohne Spiel Derbysieger sein

  1. Ich gestern den Unionskiosk fürs Bierchen geplündert, mit meinen Leuten virtuell zusammengesessen und mich per Kurznachrichtendienst unterhalten. Kamen fast parallel die Nachrichten: „Wie unfassbar parteiisch ist denn dieser Sky-Kommentator?“, dafür umso mehr gefeixt, als der sagte: „Vielleicht ja mal beide Vereine in der Bundesliga“.

    Aber eine Frage: Wieso ist man so aufgeregt, obwohl das Ergebnis doch bekannt ist? Ich erlebte das Spiel im TV fast so nervenzehrend wie damals im Stadion. Nur die 3 Tage Heiserkeit fehlen wohl …

  2. Fotos gibt’s auch auf http://www.unveu.de

  3. wann und wo gibt es denn endlich virtuelle eintrittskarten zur imaginären restsaison?
    vielleicht auch saisonfinal-abos?

  4. Jens Otto

    danke mein Verein, es gibt also doch eine Zeitmaschine, ich war ehrlich so dabei als ob es live gewesen wäre, Vorbereitung wie immer am Spieltag, habe sogar unsere Fahne rausgehängt (und sie dann wegen Sturm doch wieder reingenommen da ich keine richtige Halterung habe) dazu ein Schild mit Dank an die Ärzte, Pflegepersonal und Sanitäter angebracht!!, dann Bier und Bratwurst sowie diesmal Suppe im Zeughaus gekauft … ersetzen kann es das nicht aber vielleicht ist das so wenigstens etwas erträglich .. .möge der Corona-Fluch bald vorbei sein und wir alle diszipliniert sein, egal ob wir es verstehen oder nicht, auch ich habe viele Fragen und Zweifel, aber wenn man Italien oder auch Spanien sieht (von Südkorea [Experten meinen dass das sicher nötig war um dort die Ausbreitung zu verhindern, ob das bei uns so gehen würde, fraglich], Iran oder Indien wo heute 1 Milliarde Menschen zuhause bleiben müssen…) weiß man dass das was hier beschlossen werden muss nötig ist um Schlimmeres zu verhindern! EISERN! #WirBleibenZuhause

  5. das besonders tolle daran:
    heiß begehrt – doch unbegrenzt verfübbar! :-)

  6. verfügbar

  7. der unioner lebt schließlich nicht von alsob pilsner, virtouletten und dejáwü-rsten allein.

    @team…bitte meine ergüsse ;-) korrigieren und in einem beitrag zusammenführen.
    sorry und eisernen dank!

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