Zu Beginn der Saison waren wir überrascht davon, wie optimistisch das GoalImpact-Statistikmodell auf Unions Chancen in der Bundesliga geschaut hat. Und zwar so sehr, dass wir diese Prognose zum Anlass genommen haben, uns mit dem Architekten des Modells, Jörg Seidel, einmal im Podcast zu unterhalten. Nun, nach der ersten Hälfte der Saison, scheint sich die positive Vorhersage bisher zu bestätigen – weil Unions Kader tatsächlich ganz gut ist.
Union Berlin had good signings in the summer and they pay off. Results are in line with squad quality. Not yet save, but relegation probability is low.
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— Goalimpact (@Goalimpact) December 25, 2019
Aber wie sieht die statistische Bilanz von Union in der Bundesliga im Detail so aus?
Gern zitiert wird natürlich die Statistik, nach der Union die meisten Fouls in der Liga begeht. Bevor wir daraus aber schlussfolgern, dass Union eine besonders körperliche|harte|unfaire Mannschaft ist, müssen wir uns mit ein wenig Kontext zu dieser Zahl befassen.
Denn Fouls passieren ja weit überwiegend, wenn eine Mannschaft verteidigt und nicht den Ball hat. Und Union ist eben auch eins der Teams mit dem wenigsten Ballbesitz in der Liga. Da liegt die Mannschaft von Urs Fischer nur noch vor Augsburg (die im Schnitt unter 40% Ballbesitz haben) und Düsseldorf sowie knapp hinter Hertha und Mainz.
Es ist also nicht verwunderlich, dass Union viele Defensivaktionen hat – dazu zählen eben Fouls, aber auch abgefangene Bälle (da liegt Union an #3 in der Liga, hinter Augsburg und Gladbach).
Interessant ist eher, dass Union relativ wenig Schüsse aufs eigene Tor zulässt, nämlich 14,5 – der 11.-beste Wert in der Liga und eben deutlich besser als der Ballbesitzanteil.
Aber Torschüsse sind ja nur ein unzureichender Gradmesser dafür, wie viel Torgefahr eine Offensive erzeugt oder eine Defensive zugelassen hat – denn genau um das besser zu bestimmen, gibt es ja „expected Goals“-Modelle, die versuchen auszuwerten, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Schuss tatsächlich zu einem Tor führt.
Dem Modell von StatsBomb zufolge liegt Unions Offensive an Platz 13 in der Liga, die Defensive an #14. Das sind natürlich keine überragenden Zahlen, und im Durchschnitt hat Union damit in einem Spiel die schlechteren Chancen als der Gegner. Aber es sind eben Werte, die stabil genug sind, nicht gegenüber der Konkurrenz abzufallen. Und es ist ja vielleicht auch nicht nur Glück, sondern auch ein wenig Können etwa von Rafa? Gikiewicz, dass die realen Werte für die Defensive noch ein wenig besser sind als die statistisch erwartbaren.
Und selbst wenn Union defensiv etwas Glück hatte, und sich das vielleicht noch ausgleicht, dürfte die Mannschaft wenigstens auch darauf hoffen, vielleicht nicht länger eins der Teams zu sein, deren real erzielte Tore am weitesten hinter den erspielten Chancen zurückbleiben.
Am meisten Glück hat gemessen an der Diskrepanz zwischen expected Goals und Ergebnissen übrigens Freiburg, und qualifiziert sich damit für den „Fortuna-Düsseldorf-Preis für zu gute Ergebnisse“.
Weihnachten bei Rafa? Gikiewicz
Vor den Feiertagen erschien auf der polnischen Webseite „Laczy nas pilka“ ein Interview mit Rafal Gikiewicz und seinem Bruder ?ukasz, der ebenfalls Fußballer ist und zuletzt für FCSB, den Verein-formerly-known-as Steaua Bukarest, gespielt hat.
Darin erzählen die beiden davon, wie sie die Feiertage verbringen: „Das ist für mich die Zeit, in der ich endlich vernünftig ausschlafen kann“, sagt Rafa?, und dass seine vegane Ernährung die Vorbereitung des Weihnachtsessens komplizierter macht. Aber er weist auch noch einmal auf seine Ziele für die Saison hin:
Der Klassenerhalt von Union ist eines meiner Ziele. Ich habe sogar einen Zettel mit meinen Zielen aufgeschrieben, der seit einiger Zeit an meinem Kühlschrank hängt. Was steht da drauf? Ganz am Ende einige Spiel zu Null. Einige gehaltene Elfmeter, bei denen ich aktuell Glück habe. Die Nominierung für die polnische Nationalmannschaft im kommenden Jahr. Ich habe die Hoffnung, dass sich das durch meine guten Leistungen bei Union ergibt. Das wichtigste Ziel vor meiner Ankunft hier wurde bereits erreicht – der Aufstieg. Mein Vertrag endet am 30 Juni 2020. Ob mit mir oder ohne mich, ich möchte, dass Union in der Bundesliga verbleibt.
Sehr typisch für Rafa? ist dabei nicht nur, dass er darauf hinweist, eine bessere Quote gehaltener Schüsse zu haben „als Manuel Neuer und einige viel bessere Torhüter als ich,“ sondern auch diese Sätze: „Wenn Du mich nach meinem Wunschgeschenk zu Weihnachten fragst, sage ich: Gesundheit. Wenn das in Erfüllung geht, kann ich mich um den Rest selber kümmern:– mit Händen und Füßen. Wenn ich gesund bleibe wird auch die Zahl gehaltener Torschüsse weiter steigen, darauf zähle ich.“
Vielen, vielen Dank an unseren Leser Jacek, der das Interview gefunden und für uns übersetzt hat!
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Hier noch der Link zum vollständigen Interview:
Ob “mit mir oder ohne mich” kling nicht gut.
Ich würde die Aussage (optimistisch) so deuten, dass entweder noch keine Gespräche über die Vertragsverlängerung geführt wurden oder dass diese am Anfang stehen. Irgendwann im Herbst gab es ja mal von Rafal die Aussage, dass man sich diesbezüglich in der Winterpause zusammen setzen wolle.
…. “mit mir oder ohne mich” ….
bestärkt etwas den Eindruck den ich habe, dass er gehen wird sobald er ein vermeintlich besseres Angebot bekommt
Besseres Angebot? Kann ich mir nicht vorstellen, dass das in seiner Situation (Alter, Familie) der wichtigste Punkt für ihn wäre…
Ich denke, dass er und Andersson aktuell Berlin als Standort sehr schätzen und gern hier bleiben würden. Ich deute das nicht als Wechsel zum Ligakonkurrenten aus Charlottenburg, aber zumindest als Chance, dass die beiden hier bleiben. Das wäre zuminedst klasse und mein großer Wunsch.