Union-Präsident Dirk Zingler war gestern Abend beim RBB zu Gast im Talk mit Jörg Thadeusz. So richtig gegrillt wurde er dort nicht, konnte aber von der DFL-Versammlung berichten, wie ungewohnt das dieses Jahr war, denn: „Wir saßen plötzlich auf der anderen Seite.“ Nämlich da, wo die Bundesligisten sitzen und nicht bei den Zweitligisten, wo Union die vergangenen 10 Jahre Platz genommen hatte. Die ganze Sendung könnt ihr in der RBB Mediathek nachschauen.
Ich finde es ganz interessant, dass auch Jörg Thadeusz probiert die Debatte um Rasenballsport Leipzig und die Diskussion über Unions Sponsor gleichzusetzen. Dabei geht es bei den Fußballfilialen von Red Bull gar nicht um Sympathie des Unternehmens oder nicht. Es geht darum, dass ein Unternehmen sich eine Fußballabteilung hinsetzt und zwar vollkommen unabhängig vom Ort des Unternehmens. Es ist eben keine Betriebssportgemeinschaft. Das wäre so als würde Bayer nicht in Leverkusen spielen, sondern Victoria Templin übernehmen. Und Unions Hauptsponsor gehört eben kein einziger Anteil von Union. Das ist ein großer Unterschied.
„Wenn wir nicht aufpassen, dann werden wir in 10 bis 20 Jahren nur noch Unternehmen mit Fußballabteilungen haben“, sagte Dirk Zingler, im #TalkausBerlin im @rbbfernsehen. Der Präsident des @fcunion plädierte für Sportvereine: „Vereine sind die Urzelle unserer Demokratie.“ pic.twitter.com/fKCAGDG0vg
— THADEUSZ (@JTHADEUSZ) August 22, 2019
Mir ging ein bisschen gegen den Strich, dass es Jörg Thadeusz schwer fiel, Dirk Zingler ausreden zu lassen, aber das ist Geschmackssache.
Interessant fand ich den Part, in dem über Peter Fischers Aussage diskutiert wurde, wer AfD wählt, kann eigentlich nicht gleichzeitig Mitglied bei Eintracht Frankfurt sein, weil die Person dann nicht die Werte des Vereins vertreten würde. Union hat da im Detail sicher keine andere Meinung, aber eine andere Traditionslinie als Frankfurt. Auf den Verein bezogen sagte Dirk Zingler: „Ich lasse Parteipolitik, Rassismus und Diskriminierung in meinem Umfeld nicht zu. Überall wo Union ist, darf es das nicht geben.“ Wer bei Union sei, dürfe dort nicht gegen die Satzung verstoßen. Einen Einfluss darauf, ob jemand, wie Zingler sagte, dann abends die AfD-Kappe aufsetze, habe man aber nicht.
Das ist sicherlich richtig. Ich bin unentschieden, ob ich das zu einfach oder pragmatisch finde. Vielleicht von beidem etwas. Denn natürlich kann und will kein Klub eine Gesinnungsprüfung machen (auch Peter Fischer nicht, selbst wenn ihm das von einfach denkenden Personen vorgehalten wurde). Deshalb ist die Haltung pragmatisch. Andererseits hat beispielsweise Clemens Tönnies mit seinen rassistischen Äußerungen gegen das Diskriminierungsverbot der Schalker Satzung verstoßen, als er auf dem Handwerkertag gesprochen hat. Dagegen kann man sagen: Wer ein Amt hat, handelt immer auch als Mandatsträger und nie privat. Ach, es ist eben nicht so einfach, wie man das manchmal beim Bier so raushaut … Und dann sagt Zingler deutlich als persönliche Meinung: „Die ganze AfD ist eine Katastrophe.“
Am Ende ging es auch um Unions Chancen in der Bundesliga und Zingler ist sich sicher: „Es wird in Zukunft jedem schwerfallen, weil wir jetzt konzentrierter sind. Wir sind nicht so abgelenkt. Wir zählen nicht die Anzahl der Kameras, wenn wir ins Stadion kommen wie am letzten Sonntag beim ersten Mal.“
Gegen Augsburg
Vor der Partie gegen Augsburg stand gestern Trainer Urs Fischer in der Pressekonferenz Rede und Antwort (Aufzeichnung gibt es auf AFTV). Wir erfahren, dass beispielsweise Florian Hübner aufgrund eines Rückschlags nicht einsatzfähig ist (Kurier) und Urs Fischer (Überraschung!) nicht die weiße Fahne zu schwenken bereit ist.
Hier die Berichte der Berliner Medien zum Sport:
- Union-Coach Fischer will nicht die Weiße Fahne schwenken (BZ)
- „Ich werde nicht die weiße Fahne schwenken“ (RBB)
- Jokerrolle, Auftaktpleite… Anthony Ujah sagt: „Na und?!“ (Kurier)
- Das muss Union in Augsburg besser machen! (Bild)
- Vorsicht vor Schleicher Stephan Lichtsteiner (Tagesspiegel)
- Fischer: „Bis ich die weiße Fahne schwenke, muss mehr geschehen“ (Kicker)
Das Thema Gastfreundlichkeit in Augsburg wurde etwas in Frage gestellt, weil der Verein für Zaunbesteigen Stadionverbot erteilt, 10 Euro Parkgebühr nimmt und im Gästebereich nur alkoholfreies Bier ausschenkt. Wir haben das zum Anlass genommen, mal bei der Augsburg-Podcasterin Kristell (Podcast „Auf die Zirbelnuss“) nachzufragen, was da dran ist:
Das Besteigen des Zaunes ist in der Tat untersagt, was daran liegt, dass die Absturzgefahr recht hoch ist. Vom Zaun über dem Windtunnel geht es sehr weit in die Tiefe und wenn dort jemand runter fällt, geht das nicht gut aus. Zudem informieren wir darüber im Vorfeld und lassen niemanden einfach so auflaufen.
Die Parkgebühr von 10 € gilt übrigens nicht nur für Gästefans, sondern für alle Stadionbesucher. Dafür können sie so nah am Stadion parken wie bei wohl kaum einem anderen Stadion in der Bundesliga. Als günstigere Alternative sei der Messeparkplatz empfohlen.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt bei einem Auswärtsspiel (so viel fahre ich nicht) im Stadion mal Bier mit Alkohol getrunken habe. Gibt es bestimmt Beispiele. Aber davon mache ich zumindest nicht abhängig, ob ich auswärts fahre. Zumal es selten Sache des Vereins ist, darüber zu entscheiden, was ausgeschenkt wird.
Aufruf
Vor dem Spiel gegen Dortmund, für das gestern die Tickets verlost wurden, ruft die Szene zum gemeinsamen Marsch zum Stadion auf. Es ist dann also wieder Zeit, den roten Fischerhut rauszuholen.
Und sonst so?
Sky hat diese Statistik zum Thema schnelle Spieler herausgekramt. Unsere Wahrnehmung vom Spiel gegen Leipzig fasst @jangrobi auf Twitter ganz treffend zusammen.
Und trotzdem sah Suleiman Manni Abdullahi langsamer als Mukiele aus https://t.co/Xg25X0K2zt
— Grobi (@JanGrobi) August 22, 2019
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Das Thadeusz seinen Gästen gerne ins Wort fällt und selbst viel und schnell redet ist nix neues. Bei seinen „Beobachtern“ im rbb, was eigentlich eine gute Sendung ist, permanent zu sehen.
Tönnies mit einem einfachen Stadionbesucher oder Fan zu vergleichen, finde ich gewagt. Der Mann ist Vorstandsvorsitzender. Der sollte schon allein deshalb überlegen, was er außerhalb des Stadions sagt. Und wenn Tadeusz sich über unseren Sponsor mokiert, wundert mich, in diesem Zusammenhang, dass sich kau einer über Tönnies aufregt, das er mit Gazprom eine Firma nutzt, die den Krieg des Kremls in der Ostukraine als Staatskonzern mit finanziert. Und dazu kommt, dass Tönnies auch Putin, der mit seiner Politik für mehr als 13000 Tote dort verantwortlich ist, als seinen persönlichen Freund bezeichnet, den er u.a. mit seinen Eisbeinen versorgt.
Gut fand ich an der Sendung, dass die Fragen kritisch waren, das war ja zur Abwechslung mal wieder richtiger Journalismus.
Schlecht fand´ ich, dass Thadeusz leider nicht einmal ansatzweise zu erkennen gegeben hat, dass er verstanden hat, um was es Dirk Zingler im Kern geht.
Thadeuz wollte gar nichts erfahren oder Meinungen austauschen, sondern nur provozieren und ansonsten viel lieber sich beim Reden zuhören…
Respekt, wie cool der Präsi da geblieben ist!
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