Angesichts der Ausgangslage von Union an diesem drittletzten Spieltag gibt es nach der Niederlage von Paderborn am Freitagabend nicht viel mehr zu sagen, als dieses Bild ausdrückt (der Kurier sieht das ähnlich).
#fcunion
Am Sonntag liegt es bei uns. Amen, liebe Unioner! pic.twitter.com/pjc0xs2883— Tom Kohlschmidt (@cuttertom_bln) May 3, 2019
Sowohl Christopher Trimmel als auch Florian Hübner haben sich komplett fit gemeldet und sind somit eine Option für den Kader (Kurier). Die Berliner Medien beschäftigen sich vor der Partie am Sonntag in Darmstadt mit verschiedenen Themen. So fordert die Berliner Zeitung beispielsweise, dass Sebastian Polter spielen solle. Das kommt mir komisch vor, da er einerseits geholfen hat und nach seiner Verletzung auch noch nicht den Status haben kann, dass er von vorneherein gesetzt ist. Ich feiere ehrlich gesagt jede Minute, die Sebastian Polter spielt, weil das angesichts der zwei Verletzungspausen in dieser Saison ein Grund zum Feiern ist. Aber Sebastian Polter ist nicht der Erlöser im Aufstiegskampf. Und es wäre ungerecht gegenüber jemandem wie Sebastian Andersson, der mehr Tore geschossen hat (11 Treffer und 4 Vorlagen) als Manuel Schmiedebach Gelbe Karten gesammelt hat (9), was wirklich eine Leistung ist.
Das schreiben die anderen Medien:
- Deshalb drückt Robert Zulj Hoffenheim die Daumen (Morgenpost)
- Trimmel plant Karriere-Krönung (Bild, noch nicht online)
In der Pressekonferenz vor dem Spiel (AFTV) musste sich Urs Fischer sehr oft wiederholen mit seiner Aussage, dass ihm die Wahl der Kaderspieler schwer falle und er die Nichtberücksichtigung von Spielern für den Kader oder die Startelf nicht als Misstrauensvotum gegen diese Profis sehen möchte, sondern als Vertrauensbeweis für die elf aufgestellten Spieler. Dieses Lied singen Trainer sehr häufig und es offenbart die unterschiedliche Denke von Trainern und Journalisten. Denn natürlich ist medial die Frage nach Sebastian Polter oder Carlos Mané interessant. Aber dem Trainer geht es vor allem darum, wie das nächste Spiel gewonnen werden kann. Daraus entstehen dann solche Momente in Pressekonferenzen.
Daniel hat vor der Partie in Darmstadt seinen Spiel-Plan natürlich auch geschrieben und erwartet eine Rückkehr von der Raute gegen den HSV zum 4-3-3:
Ich habe in dieser Woche dem Blog-Kollegen Matthias aus Darmstadt ein Interview gegeben, in dem ich auch ein wenig darüber spreche, was Darmstadt tun müsste, um gegen Union erfolgreich zu sein. Die Kurzfassung ist: Dinge, die nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen der Mannschaft gehören. Denn unangenehm für Union sind vor allem Mannschaften, die mit sehr klaren Bällen aus der Abwehr heraus und beweglichen Konterstürmern Unions Abwehr unter Druck setzen können. Das entspricht nicht ganz Darmstadts Profil. Und zwar weder in Darmstadts Dirk-Schuster-Antifußball-Inkarnation noch in der spielerisch ansprechenderen Variante von Dimitrios Grammozis.
Bei Union wäre ich überrascht, wenn Urs Fischer nicht wieder zu der 4-3-3-Grundordnung zurückkehren würde (gegen Hamburg spielte Urs Fischer mit einer Rautenformation). Unter anderem, weil der Union-Trainer weiter darauf besteht, dass die Leistungen der Spiele vor Fürth okay waren. Weil Carlos Mané laut Fischer in den vergangenen Wochen nicht richtig fit war, ist nicht davon auszugehen, dass er von Beginn an eine der Offensivpositionen besetzen wird. Aus Urs Fischers Ausführungen über die Notwendigkeit, zwischen Pässen in die Tiefe und dem Halten des Balls die richtige Balance zu finden, könnte man vielleicht schließen, dass auch Suleiman Abdullahis starkes Spiel gegen Hamburg ihm nicht automatisch einen Startelfplatz beschert. Allerdings lässt sich diese Balance auch mit Abdullahi finden, wenn die Mannschaft insgesamt gute Entscheidungen trifft.
Tim vom Millernton hat sich noch einmal die Mühe gemacht, die expected Goals-Tabelle zu aktualisieren (was expected Goals sind, habe ich hier erklärt). Die ist tatsächlich auch in dieser Saison interessant. Zum einen weist Ingolstadt die krasseste Diskrepanz zwischen den in der Chancenqualität abgebildeten Leistungen und den Ergebnissen auf und liegt in der Offensive nur knapp und auch in der Defensive nicht abgeschlagen hinter Hamburg. Das könnte Unioner in Erwartung von Hamburgs Partie gegen Ingolstadt optimistisch stimmen. Der gegenteilige Fall einer Mannschaft, die viel weiter oben steht, als sie es „verdient“, ist übrigens Heidenheim.
#xG table of 2.Bundesliga after Matchday 31#effzeh, #scp, #fcu and #hsv up were they belong – #fci and #fch not
slight overperformance by #fcsp, #fuerth and #aue
slight underperformance by #fcm, #sgd, and #sv98data by @FiveThirtyEight pic.twitter.com/vaQVv76yjN
— Tim Ecksteen (@tim_ecksteen) May 2, 2019
Zum anderen sind auch die Zahlen für Union interessant. Sie zeigen, dass Union auch offensiv durchaus zur Ligaspitze gehört. So liegt Union nach expected goals nur gut einen Treffer hinter Paderborn. Echte Tore hat Steffen Baumgarts Mannschaft dagegen 23 mehr geschossen als die von Urs Fischer. Das liegt zum allergrößten Teil daran, dass Paderborn extrem viel mehr aus den eigenen Chancen macht, als erwartbar wäre. Das ist aber sicher nicht nur Glück, sondern liegt wohl auch daran, dass zumindest das hier verwendete Modell zur Einschätzung der Tor-Aussichten eines Angriffs Kontersituationen vielleicht etwas zu schlecht bewertet, aus denen Paderborn oft zu Abschlüssen kommt. Außerdem sind Philipp Klements Fernschüsse (und die einiger anderer Paderborner) „Schuld“ an dieser Plan-Übererfüllung.
Auf den anderen Plätzen
Am Sonntag zum Frauenfußball-Feiertag spielt das erste Frauen-Team von Union in der drittklassigen Regionalliga im Stadion an der Alten Försterei gegen Jena. Aus diesem Anlass hat sich AFTV in einem etwas längeren Beitrag dem Team gewidmet und dafür beispielhaft drei Spielerinnen begleitet und sie von ihrem Alltag erzählen lassen. Der unterscheidet sich massiv von dem Alltag den Fußballer in der 3. Liga erleben. Denn die Frauen wollen Fußball spielen und sortieren ihren Alltag entsprechend. Wenn sie vom Studium erzählen wird klar, dass das Studium (und dadurch auch wechselnde Studienorte) an erster Stelle steht und sie hinterher noch trainieren. Das gleiche gilt für diejenigen, die 40 Stunden in der Woche arbeiten und hinterher noch Leistungsfußball betreiben.
Ich könnte jetzt sehr viel über ungerechte Verteilung von Mitteln schreiben. Aber das haben schon Medien wie die Taz in dieser Saison getan. Was mich massiv beeindruckt ist dieser Wille, der dahinter steht. Der ist eigentlich überall im Sport zu beobachten, wo es nicht um Marketing, den oberflächlichen Glanz und die Projektionsfäche unserer Hoffnungen und Wünsche als Zuschauer geht. Das macht Sport aus und dafür habe ich Sport unabhängig von der Sportart immer geliebt. Und natürlich weil es im Gegensatz zu manchen Situationen im Berufsleben wirklich um Können geht und nicht um den schönen Schein.
Schaut euch den AFTV-Beitrag an, geht zum Frauenfußball-Feiertag und wenn es geht auch zum Spiel des ersten Frauenteams gegen Jena, auch wenn es fast parallel zum Spiel der Männer in Darmstadt stattfindet. Denn den Respekt für ihre Leistungen haben sich die Frauen des 1. FC Union mindestens verdient.
Ein tolles Porträt welches die Leidenschaft der Mädels hervor hebt. ?
Werde wohl Sonntag auf dem Weg zur Kneipe noch am Stadion vorbeischauen. Der FFF war schon damals cool als ich noch aktiv dran beteiligt war. ? https://t.co/sulW3Zjm60— Nadi (@sumpfi5) May 3, 2019
Und sonst so?
Die taz hat ein wirklich lesenswertes Interview mit einem Unionfan, der über seine Alkoholkrankheit und die Rituale des Rausches beim Fußball spricht. Ich finde den Beitrag so gut, weil er klar macht, dass der Umgang mit Alkohol für und bei jedem einzelnen sehr unterschiedlich ist.
Der Weg, den ich gegangen bin, das war ganz allein meine Kiste. Da kann der Fußball nichts dafür und nicht der Verein. Der sagte ja nicht: Du, trinke bitte mal vor dem Spiel drei Bier. Ich konnte mit dem Alkohol nicht umgehen, in Konzerten wie gesagt ja auch nicht. Die Erreichbarkeit von Alkohol ist doch überall und immer gegeben, nicht nur beim Fußball.
Niemand muss morgens um 11.30 Uhr mit einem Pfeffi vorglühen, weil 13 Uhr Anpfiff ist. Aber es gibt sie diese Rituale. Sei es auf Fahrten zu Auswärtsspielen oder bei Heimspielen, wenn die Uniontanke, ein fliegender Bierhändler oder die Abseitsfalle gekreuzt wird. Da wird angestoßen. Und es ist schwierig, sich dem zu entziehen ohne gefragt zu werden, warum man denn nicht trinken würde. Und in dem Interview wird deutlich, dass es das persönliche Umfeld ist, das hier die Unionerinnen und Unioner unterstützt, die trocken sind und auf Alkohol, aber nicht auf Union verzichten wollen.
Ein Punkt wurde nicht angesprochen: Das Angebot an alkoholfreien Getränken bei Union ist wirklich mager. Kaffee, Tee, der Zucker-Dreiklang aus Coke, Fanta und Sprite oder einfach Wasser. Vielleicht geht da in Zukunft doch etwas. Gerade mit Kindern reduziert sich dieses Angebot noch einmal stark und es bleibt da fast nichts anderes übrig, als selbst mit kleinen Tetrapaks wie bei einem Picknick anzukommen.
Und zum Schluss noch einmal die Klarstellung, weil das ein gerne genommenes Missverständnis ist: Niemand will Bier verbieten oder es bei Union reduzieren. Es ist eher der Wunsch, ein Angebot für diejenigen zu schaffen, die bewusst auf Alkohol verzichten.
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Na ick hätte ja auch gerne mal die Wahl zwischen 4 oder 5 verschiedenen Biersorten.Sonst keene anderen Probleme? Eiserne Grüsse aus der Sahara
Wirklich wichtig finde ich am Schluß den Beitrag zu den alkoholfreien Getränken. Der ewige Süßkram vom Hause Coke sollte im Sinne unserer Jungunioner sinnvoll ergänzt werden. Alles Andere wird schon werden.
Wir werden ewig leben Eisern Union u.n.v.E.U. ?
Es gibt auch noch Apfelschorle, die ich als Nicht-Alkoholtrinker immer gern nehme. Ist allerdings auch Lift, d.h. von Coca-Cola. In und um Berlin gibt es eigentlich genug nicht-Coke-Optionen – die Wurst ist ja schließlich auch Eberswalder.
Ingolstadt liegt in Führung; ich gehe wieder Daumen drücken, und niemals vergessen: Eisern Union!
Morgen könnt ihr direkt nochmal den Fußballgott samt Schal posten. Ich pack’s nicht: es ist angerichtet.
Komfortabler und entspannter könnte die Ausgangslage nun gar nicht sein: Rein gar nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen morgen. Am Druck sollte es also nicht scheitern.
Mal ungläubig gefragt: wenn es ganz verrückt läuft, könnte da im nächsten Heimspiel etwas passieren, so etwas was ich gar nicht aussprechen kann?
@Staudionbauer68: Warten wir erst einmal ab, ob die Serie in Darmstadt reißt und wir doch mal 3 Punkte mitnehmen. Dann könnte bei einem Nicht-Sieg der Paderborner und einem Sieg daheim tatsächlich der Fall eintreten, dass zwei Ostvereine die Liga 2 garantiert verlassen.
Lieber Marcus,
ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg ohne Alkohol. Danke für Deine Offenheit im Interview. Sei Stolz auf das Erreichte und werde nicht schwach…..
Besten Gruß Mario
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