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Plappern gehört zum Handwerk

Der Duden hat sich mittlerweile dem Mainstream angeschlossen und nennt das, was früher ein Fehler war, heute eine Variante. Das ist die professionelle Form des Mechanismus‘, dass etwas umso wahrer erscheint, je öfter es gesagt wird.

Samstag Abend. Eine volle Straßenbahn quält sich von der Warschauer Brücke Richtung Prenzlauer Berg. Das Verhältnis Bierflaschen zu Fahrgästen beträgt nahezu 1:1. Eine junge Frau berichtet begeistert von ihrer Auswärtsfahrt nach Hannover. Sie ist Anhängerin von Hertha BSC und hatte bei diesem Ausflug auch vom Ergebnis her viel Freude. Sie klingt überschwenglich und ihr Enthusiasmus wirkt ansteckend. Ihr Gesprächspartner mag die Hertha auch, war allerdings noch nie bei einem Auswärtsspiel dabei. Er überlegt, ob er das Wagnis angehen sollte.

„Wenn die Hertha dieses Wochenende nicht gewinnt, kann man es in der nächsten Saison zunächst erst einmal mit einer Auswärtsfahrt mit der S-Bahn probieren.“ Ein Einwurf, bei dem die Hertha-Freundin argumentativ den Stahlhelm aufsetzt und das Maschinengewehr in Stellung bringt. Die Spiele zwischen Hertha und Union würden doch sowieso im Olympiastadion stattfinden und außerdem sei das Unionstadion nicht sicher. Bis vor einem Jahr hätte der Anhänger des 1. FC Wundervoll an dieser Stelle sich nach einem Notausgang umgeschaut und den geordneten Rückzug angetreten. Aber mittlerweile ist vieles anders. Und so wird der Angriff nicht nur verbal abgewehrt, indem auf die Tauglichkeit des neuen Stadions an der Alten Försterei für den gesamten DFL-Bereich hingewiesen wird. Sondern 2010 ist auch das Jahr, in dem rhetorisch zurückgeschlagen werden kann mit scheinheiligen Frage, in welchem Stadion in dieser Spielzeit ein Platzsturm stattgefunden habe. „Alles eigentlich ganz nette Leute, die da auf den Platz gerannt sind“, murmelt die Herthanerin zum Abschluss des Wortgefechts.

Es war im Zuge der medialen Hysterie um den bei Lichte betrachteten harmlos verlaufenen Platzsturm bei Hertha BSC im Olympiastadion, als die Berliner Morgenpost das vielleicht bevorstehende Derby zwischen Hertha und Union als riskant bezeichnet wissen wollte. Solche Texte fallen wohl bei manchen auf fruchtbaren Boden, die meinen, ein Zweitligaabstieg sei nur ein vorübergehender Betriebsunfall und eine Anspruchshaltung ausstrahlen, dass der Verein per sé in die erste Liga und in den Europapokal gehöre. Das erinnert an Union im Jahr 2004. Damals stieg der Verein unnötig aus der zweiten Liga ab in eine Liga, für die er mental nicht bereit war. Bereits ein Jahr später fand man sich in der vierten Liga wieder.


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8 Kommentare zu “Plappern gehört zum Handwerk

  1. bimmelbammel

    das das „derby“ im oly stattfindet scheint irgendwie unter herthanern schon beschlossene sache zu sein…

    unsicher ist da nur ein argument gegen die alte försterei
    da kommen so schöne sachen wie „zu klein“ da würden doch nicht alle herthaner reinpassen…den restlichen „müll“ hab ich schon vergessen…

    ick freu ma jedenfalls das nen kumpel von mir jetzt min. 2 mal inner saison Union spielen sieht :)

  2. @bimmelbammel Ich gibt auch Herthaner, die es für absoluten Blödsinn halten, beide Derbys im Olympiastadion auszutragen (ich gehöre dazu).

    Ich werde am 2.5. mal bei euch vorbeischauen. Wird Zeit, dass ich mir euer Stadion angucke. Und zwei Gegner für nächste Saison kann ich auch schon mal sichten…
    Wie sicher ist man als Herthaner im Unionblock (natürlich inkognito)? Wird man da am Geruch erkannt? :-P

  3. bimmelbammel

    @maria
    ohne frage…ich kenn da einen der findet das auch blödsinn

    und der eine kommt och öfter mit inne alte försterei und ihn hat noch niemand errochen :D

  4. @Maria Klar, und einmal erkannt werden sie am Pranger angekettet. ;)

  5. Da bin ich ja beruhigt. Nur Pranger, kein Scheiterhaufen – phew!

  6. Maria komm mal zu uns auf die Gegengrade – Mittellinie. Hast du alles schön im Überblick und ich lade dich auf eine Bratwurst vom richtigen Grill ein.

  7. Na dann wird es ja richtig schön bunt am 2. Mai gegen Bielefeld. Meine beiden alten Kumpels aus Dresden wollen auch mal wieder tollen Fußball erleben und sind ebenfalls mit dabei.

    @Maria Wird auch mal Zeit, dass Du bei uns vorbei schaust! Herzlich Willkommen!
    Das Virus fliegt! Zu rot-weißen Ohrwürmern und weiteren Nebenwirkungen fragen Sie den Unioner ihres Vertrauens! ;)

  8. @NuSajaz Danke für die Einladung, aber Wurst esse ich nicht. Nächste Saison gibt es für mich sowieso nur noch ein Spiel in der Alten Försterei (wenn ich eine Karte bekomme), und zwar im Auswärtsblock.

    @Norbert Naja, jetzt mal nicht übertreiben. Ich bleib schon blau-weiß :-) Und das „wird auch mal Zeit“ kommt ja vom Richtigen! Meintest du nicht, dass du trotz Sympathien nie zur Hertha ins Olympiastadion gehen würdest? :-P

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