„Wir fangen uns bestimmt bald das 1:1“, unkte mein lieber Freund Jan in der 70. Minute neben mir. Da war er wieder, der alte Uniongeist. Dieses Erfahrungswissen, dass sich die Mannschaft in aussichtsreichen Spielen selbst einen Knüppel zwischen Speichen werfen wird. „Kannst du mal damit aufhören!“, rief ich eine Spur zu laut, um diesen Geist endlich aus dem Stadion zu vertreiben. Als überzeugtes Mitglied des Team #Pfanneheiß sehe ich lieber die Chancen auf Erfolg und nicht die Möglichkeiten, in denen etwas schief gehen kann. Und von Sandhausen habe ich in dem Spiel nur wenig gesehen, was auf einen eigenen Torerfolg der Gäste hätte hindeuten können. Und glücklicherweise sorgte kurz vor Schluss Andy Gogia mit einem sehenswerten Treffer für das 2:0.
Ich weiß nicht, ob Rafa Gikiewicz nach dem Spiel andeutete, wie sehr die Bälle hin und her geflippert sind, als er seinen Mitspielern entsprechende Gesten machte. Aber das war etwas, was niemanden gefallen durfte. Sowohl Sandhausen als auch Union spielten wahnsinnig viele lange Bälle und gleichzeitig übermäßig viel mit dem Kopf. So waren Kopfballstaffetten über 4 oder 5 Stationen im Mittelfeld keine Seltenheit. Wenn das jetzt kein von der DFL komplett durchreguliertes Meisterschaftsspiel gewesen wäre, hätte auch jemand ein Netz spannen können und wir hätten stattdessen Fußballtennis auf Großfeld sehen können.
Aber lange Bälle sind nicht gleich lange Bälle. In den ersten 20-30 Minuten waren sie für Union ein Mittel, um die freien Räume hinter der Sandhausen-Abwehr zu bespielen, in die Carlos Mané, Sebastian Andersson und Suleiman Abdullahi hineinstürmen sollten. Und das klappte durchaus gut. Der frühe Führungstreffer spielte Union dabei in die Karten, wie Sandhausens Coach Uwe Koschinat auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zugab (AFTV, inklusive der Superszene, wie Koschinat am Anfang schnell noch ein Stück Kuchen isst, weil ihm seine Tochter eins gereicht hatte). Denn durch den Rückstand war Sandhausen gezwungen auch offensiv aktiv zu werden und bot entsprechende Räume.
Nicolai Rapp und andere monierten die Platzverhältnisse, die die Spieler immer wieder zu langen Bällen gezwungen hätten. Und wenn ich mir so anschaue, wie der Ball bei Rückpässen auf Rafal Gikiewicz geholpert hat, haben sie damit schon recht. Aber Sandhausen hatte mit zunehmender Spieldauer auch die Anspielstationen im Mittelfeld zugestellt und Unions Offensive etwas weiter zurückgedrängt. Dazu kamen noch Versuche, eine Art Pressing aufzuziehen. Sie haben es ganz gut geschafft, Union ihr Spiel aufzuzwingen. Und beinahe hätten sie meinem Freund Jan auch recht gegeben, als sie eine ihrer größten Möglichkeiten freistehend vor Gikiewicz vergaben.
Ich fand wieder einmal sehr bemerkenswert, was für Dinge Mané mit dem Ball so anstellt. Ich bin mir sicher, dass wir alle da manchmal den Mund nicht zu bekommen. Und Nicolai Rapps Union-Debüt fand auf einer für ihn ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld statt. Das war ordentlich. Aber es wäre unfair, ihn für diese eine Partie mit Manuel Schmiedebach zu vergleichen, der zuvor 20 Spiele in Folge dort gemacht hat. Außerdem war Rapp durch eine Verletzung 2 Monate aus jeder Wettkampfpraxis.
Der Topf voller Gold ist direkt hinter Sektor 3 versteckt! Wissta jetzt alle Bescheid …#FCUSVS pic.twitter.com/dq1Wy83cYM
— Andreas Snowden Kaepernick Lorenz (@alorenza) February 9, 2019
Werden wir uns am Ende der Saison noch an das 2:0 gegen Sandhausen erinnern? Nein. Ist das schlecht? Auch nein. Denn erinnerungswürdig würde es nur, wenn Union es nicht gewonnen hätte. An die LüLü-Spiele der Saison 2000/2001 erinnern wir uns ja auch nur durch die Niederlagen (Partien gegen Lüneburg und Lübeck, die hintereinander verloren wurden). Also alles richtig gemacht. Was aus taktischer Sicht vielleicht in Erinnerung bleibt, hat Daniel hier auf Twitter geschrieben.
Erinnerungswürdig war einerseits das aus meiner Sicht wirklich tolle neue Union-Lied, das Wumme gespielt hat:
12:47 Teesy & Ali Age – Rot-weiß tapeziert
— Wumme (@Stadionmucker) February 9, 2019
Und vielleicht die Vertragsverlängerung von Christopher Trimmel, der für ein Jahr plus Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben hat (Vereinsmitteilung). Insgesamt war die Verkündung etwas merkwürdig, weil der Rahmen vielleicht nicht passte. So wurde das nach dem Verlesen der Gästeaufstellung verkündet, während man auf dem Bildschirm im Stadion den Kapitän bei der Erwärmung sehen konnte. Als die Katze aus dem Sack war, schoss Trimmel gerade auf das Tor und konnte nicht jubeln. Mir ist schon klar, dass es kaum einen guten Zeitpunkt in der Liturgie vor dem Spiel gab. Entweder man macht es mit Spieler auf dem Feld, der sich aber direkt in der Spielvorbereitung befindet, oder eben ohne Spieler. Vielleicht groovt sich so etwas noch ein. Nach dem Spiel hätte ich vielleicht ganz gut gefunden. Und zwar unabhängig vom Ausgang der Partie.
Falls ihr noch immer nicht wisst, wie ihr das Spiel finden sollt, nehmt doch einfach das Fazit von Rafal Gikiewicz:
- 3 Punkte ??
- 2:0 ??
- 9 Mal weiße Weste ??
- 18. Mal in Folge zu Hause nicht verloren ??
3 pkt?
2:0?
9 czyste konto?
18 mecz u siebie nie przegrany…?
?— Rafa? Gikiewicz (@gikiewicz33) February 9, 2019
Das schreiben die Berliner Medien über das Spiel:
- Huch Union, das war ja leichter als gedacht! (Kurier)
- Andersson köpft Union zurück auf Platz drei (BZ)
- Union erobert Rang drei zurück (Morgenpost)
- Union überzeugt gegen Sandhausen mit Standardkunst (Berliner Zeitung)
- Union besiegt Sandhausen 2:0 (Tagesspiegel)
- Nicht schön, aber gewonnen (RBB)
Und das sind die Fotos vom Spiel:
Auf den anderen Plätzen
Unions U19 war gestern samt Trainerteam auf der Gegengeraden beim Spiel und tritt gleich um 11 Uhr gegen den TSV Havelse am Bruno-Bürgel-Weg an.
Und das erste Frauen-Team spielt heute beim Berlin Hallen-Masters in der Sporthalle Schöneberg (Beginn 11 Uhr). Die Gruppenspiele sind so angesetzt:
- 11:36 Uhr gegen Türkiyemspor
- 12:36 Uhr gegen BSC Marzahn
- 14:00 Uhr gegen SFC Stern 1900 II
Und sonst so?
Blau-Weiß Friedrichshain hatte gestern Besuch von gut hundert Tennis-Borussia-Fans (Tagesspiegel und RBB).
Famelevel "Berliner Fenster". Danke dafür, @TeBePartyArmy und @LilaLauneTeBe. #ComeOnTeBe #forzafriedrichshain pic.twitter.com/CtQLjI8o1P
— Blau-Weiß Friedrichshain (@blauweissfhain) February 9, 2019
In der Regionalliga geht es um den Verdacht der Spielmanipulation. Die verschiedenen Fälle (Chemnitzer FC, Germania Halberstadt) hat beispielsweise die Magdeburger Volksstimme aufgedröselt.
Und wir haben eine neue Episode des Union-Geschichts-Podcasts „Und niemals vergessen“ veröffentlicht, in der es darum geht, wie Ende 1997 Briefe an vermögende Menschen geschrieben wurden, damit sie Union übernehmen. Unter anderem ging auch ein Brief an Mohamed Al-Fayed:
In unserer neuen Folge erzählen wir, wie Union 1997 so verzweifelt war, dass der Verein an einen ägyptischen Geschäftsmann in London verkauft werden sollte.https://t.co/m1OO3RM6pr #fcunion #undniemalsvergessen
— Und niemals vergessen … (@unv_podcast) February 10, 2019
Und worüber ich gestern gelacht habe:
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Es war ja allgemeine Meinung, dass wir in der 94. Minute das 1:1 bekommen. Wäre so typisch gewesen.
PS: Koschinat isst Kuchen oder ist Kuchen?
Oh, danke für den Hinweis.
Kann man den Teesy-Song irgendwo hören?
Soweit wir wissen noch nicht