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Inventur.

Über Aljoscha Pauses „Tabubruch – Der neue Weg von Homosexualität im Fußball“ ist bereits alles Nötige gesagt und geschrieben worden – dem ist rein gar nichts entgegen zu setzen.  Die Reportage ist genau so gut wie alle sagen und wurde kürzlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Gestern war sie zudem Ausgangspunkt des Filmgesprächs bei 11mm.

Mehr noch als die Suche nach neuen Wegen im Umgang mit Homosexualität im Fußball ist der Film eine Bestandsaufnahme, eine Dokumentation des Ist-Zustands. Wie würdest Du persönlich auf ein Outing reagieren? Dabei beschränkt sich Aljoscha Pause nicht auf Deutschland, er befragt Spieler, Trainer, Fans und Medienschaffende auch in Holland, Italien,  Brasilien und wagt den Vergleich.

Bei der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wo genau der Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit verläuft. Es hat sich herumgesprochen: Diskriminierung ist dem Ansehen abträglich. Dass die Moderatorin des Abends, Gudrun Fertig vom Berliner Stadtmagazin „Siegessäule“, in diesem Kontext  Christoph Daum eine „Speerspitze der Homosexuellenbewegung“ nennt, wird mit Gelächter quittiert und ist trotzdem wahr.  Zur Erinnerung:

Da wird es sehr deutlich, wie sehr wir dort aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die gleichgeschlechtlich ausgeprägt ist, vorzugehen. Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir mit einem so großen Verantwortungsbewusstsein entgegentreten, dass wir denen einen besonderen Schutz zukommen lassen.

Instinktiv distanziert sich nahezu jeder von Daums Äußerungen. Man gibt sich eingeschränkt weltoffen: Es betrifft mich zwar nicht, und ich kenne auch niemanden, aber wenn sich jemand anders outete, fände ich es nicht so schlimm. Dem Sinn nach ist das die in Aljoscha Pauses Film am häufigsten geäußerte Ansicht, und weiter weg von Daum schaffts kaum jemand.

Man müsse fragen, setzt Gerd Dembowski den Gedanken fort, welche Haltung hinter dieser vermeintlichen Offenheit steht. Bleibt es Lippenbekenntnis oder resultiert daraus ein Verhalten? „Scheinmodernisierte Maskulinität“ nennt er die aufgesetzte Lockerheit, die ihre Ursache oft in wirtschaftlichen Erwägungen habe.

Wäre Marcus Urban noch Berufsfußballspieler, hätte er sich nicht geoutet, sagt er, und auch, dass er niemandem dazu raten kann.

Ein neuer Weg ist vielleicht in Sicht, aber jedenfalls noch nicht beschritten. Ein Etappenziel muss es aber sein, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, im Bewusstsein zu verankern und das Gespräch darüber zu ermöglichen. Das ist Aljoscha Pause in hervorragender Weise gelungen.


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4 Kommentare zu “Inventur.

  1. Schön!

    PS: Sag mal, seid ihr momentan im Schreibwahn? Hab schon buchstabenförmige Augen bekommen. So viele Texte in einer Woche… Da sehnt man sich ja nach dem greuther Podcast ^^

  2. @Sohle das haben wir uns auch schon gefragt :) im moment ist einfach ganz vieles gleichzeitig, das beruhigt sich dann aber auch wieder. heute ist der letzte filmfestival-tag, und erst am sonntag wird wieder gespielt. zum aachen-spiel gibts dann einen neuen podcast. das fürth-spiel hatten wir ja beide nicht gesehen, den haben wir kurzerhand ausfallen lassen.

  3. @sohle Es gibt Zeiten, in denen die Gedanken nur so herauswollen und sich Produktivität Bahn bricht. Und momentan gibt es zudem auch noch soviel zu schreiben. Von Fußballfilmen und darin enthaltenen Themen.
    In einer Sache müssen wir allerdings enttäuschen. Es wird keinen Podcast vom Spiel in Fürth geben. Wir beide konnten wegen einer Filmpremiere das Spiel nicht sehen und wollten zudem möglichst viel vom 11mm-Festival bringen. Dafür wieder vom Spiel gegen Aachen.

  4. @Sebstian ein gehirn in zwei körpern, manchmal, wa?!

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