Es kann kaum überraschen, dass in der aktuellen Situation Unions auch bei den Pressekonferenzen mit Trainer André Hofschneider der Ton etwas angespannter wird. Bei der Runde vor dem Spiel in St. Pauli kam das zum einen in einer Frage (von Matze Koch) nach Hofschneiders ’niederschmetternder‘ Saisonbilanz mit den A-Jugend und Profimannschaften (27 Spiele, 4 Siege, 6 Unentschieden, 17 Niederlagen) zum Ausdruck. Und zum anderen in nachvollziehbar etwas gereizten Fragen der Reporter zu Unions Entschluss, in dieser Woche viermal nicht-öffentlich zu trainieren, sowie dem der Mannschaft, vorerst keine Interviews zu geben. Hofschneiders Erklärung dazu lautete: „Wir wollen uns ein bisschen abschotten, um noch konzentrierter zu sein.“
Dass mit weniger Kontakt zur Außenwelt tatsächlich mehr Konzentration einher geht, darf durchaus bezweifelt werden. Schließlich beunruhigt bei Union in dieser Saison nicht, was von außen an die Mannschaft herangetragen wird, sondern wo sie sportlich steht. Gefragt, ob ein Mentaltrainer in dieser Situation helfen könnnte, gab sich Hofschneider skeptisch – zumindest der Idee gegenüber, der Verein solle so ein Angebot kurzfristig einführen. Um zu helfen brauche es ein am besten langfristiges Vertrauensverhältnis zwischen Spieler und Psychologe. Jeder sei aber frei, das für sich selbst zu arrangieren (darüber schreibt auch die Bild, nicht online).
Die Berliner Medien vor dem Spiel:
- Warum sich die Fans von St. Pauli und Union Berlin nicht mehr riechen können (Bild, €)
- Union kann sich bei St. Pauli auf seine Fans verlassen (Morgenpost)
- Mit Geheimtraining zum Erfolg (RBB)
- Punktgleich und angeschlagen Union gegen St. Pauli: Das Kellerduell am Millerntor (B.Z.)
Und wer unbedingt wissen will, was Nico Patschinski zu sagen hat, wird im Kurier fündig.
Spiel-Plan
Wenn Union zuletzt mitunter vorgeworfen wurde, kein erkennbares, stringentes spielerisches Konzept zu haben, trifft es sich vielleicht ganz gut, dass man das zu einem gewissen Grad auch über St. Pauli sagen kann. Gerade die – vom zur Verfügung stehenden Personal her gedacht – größte Stärke der inzwischen von Markus Kauczinski trainierten Mannschaft steht mittlerweile weniger im Fokus des Spiels, als das noch in der Hinrunde der Fall war: das offensive Mittelfeld. Das liegt auch daran, dass Spieler wie Møller Dæhli und Buchtmann bis vor kurzem und Sobotta aktuell verletzt ausfielen. Diese Ausfälle erklären aber nicht, dass mittlerweile recht schwer ist zu sehen, welchen Plan St. Pauli in Ballbesitz überhaupt verfolgt. Dabei kommt Fußball heraus, der durchaus zu St. Paulis 15. Tabellenplatz passt.
Unter Janßen wurde zumindest versucht Fußball zu spielen. Das war mehr als das reine Umschalten unter Ewald. Unter Kauczinski wird beides nicht gut praktiziert. #auefcsp
— Tim Ecksteen (@tim_ecksteen) April 7, 2018
Diese Ansicht vertritt Taktik-Blogger-Kollege Tim auch in der aktuellen Sendung des Millerntons. Wie immer hörenswert, auch wenn manche der St. Paulianer da Union nicht so mögen.
Super spannende Saisonendphase
Schlechte Nachrichten gab es gestern von Unions 1. Frauen Team, das gegen Viktoria im Halbfinale des Berliner Pokals 1-0 verloren hat.
Damit muss und darf sich die Mannschaft aber nicht lange aufhalten, denn schon am Sonntag stehen sich beide wieder gegenüber (14 Uhr, Stadion Lichterfelde). Damit beginnen extrem spannende letzte vier Spieltage in der Regionalliga. Denn Viktoria und Union liegen momentan punktgleich an der Spitze, der Magdeburger FFC mit vier Punkten, aber auch zwei Spielen, weniger auf Platz drei. Und Union spielt nicht nur noch gegen Viktoria, sondern auch gegen den Vierten Raba Leipzig und, ganz am Schluss, in Magdeburg.
Tippspielerinnerung
Für alle, die es noch nicht aufgegeben haben:
"Wir hatten Höhen und viele Tiefen/
wir standen alle mit dem Rücken zur Wand/
wir warn am Ende, gib mal ne Spende/ #twitterfoersterei – genug gesagt!/"(selten hat ein Lied so gut zum Tippspiel gepasst)#fcunion #tipperinnerung https://t.co/EKNCddK0Kt
— ExWuschel (@ExWuschel) April 12, 2018
Entdecke mehr von Textilvergehen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Wenn ich die Körpersprache Hofschneider und manche seiner Antworten mit dem Wort „konzentrierter sein“ vergleiche, sind das zwei Welten.
Vlt.sollte man auch die PKs nichtöffentlich machen. :-)
Ich find die Fragen von Matze Koch in letzter Zeit, für eine *Spieltagspressekonferenz* auch unpassend. Da ist die Reaktion von Hofschneider („das können wir gerne nach der Saison besprechen“) absolut nachvollziehbar.
Abgesehen davon finde ich, es passt irgendwie nicht zusammen, wenn ein Journalist einen Cheftrainer *duzend* proviziert („André …. niederschmetternde Bilanz“) ……
@all Zum Thema Pressekonferenzen: Die sind in erster Linie für die Journalisten da und nicht dafür, um ein Kuschelumfeld für den Trainer zu schaffen. Da sich André Hofschneider nur zu Pressekonferenzen überhaupt den Fragen von Journalisten stellt, kann er sich aus meiner Sicht nicht darüber beschweren, wenn die über die Woche sammeln. Andere Trainer stehen auch nach einem Training für kurze Fragen zur Verfügung oder geben nach Pressekonferenzen in kleinen Runden einen Einblick.
Zum Thema duzen: Das ist eine Frage, die ausführlich durchdiskutiert ist. Ich finde duzen vom Prinzip her nicht schlimm, wenn klar ist, dass sich die Personen schon ewig kennen. Und da Pressekonferenzen eine Veranstaltung für Journalisten ist, ist das auch ein Ort, an dem das okay ist. In der Mixed-Zone werden die Spieler auch geduzt. Ich habe mal am Anfang Spieler gesiezt. Das führte nur dazu, dass sie gleich dachten: Was ist das denn für ein abgehobener Typ? Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Journalisten in öffentlichen Formaten, die sie selbst produzieren (Beiträge, Texte, etc.) Spieler oder andere Personen nicht duzen. Da ist Sport ein echt komischer Bereich. Bei anderen Themen käme man nie auf die Idee, die Leute zu duzen. Aber dort hat man es andererseits auch nicht mit so jungen Leuten zu tun. Ich plädiere immer dafür, solche Fragen inhaltlich zu diskutieren und nicht formal.
@Sebastian
Ich sehe Pressekonferenzen nicht als Veranstaltung für Journalisten. Meiner Meinung nach sollen sie Informationen vermitteln und zwar an diejenigen die informiert werden möchten. Journalisten gehen dorthin weil sie mit den Informationen ihre Zielgruppe (Leser/Fans) erreichen und daraus wirtschaftlich profitieren. Mich interessiert jedenfalls was der Trainer zum nächsten Spiel sagt. Ohne Zielgruppe wären Matze Koch etc. nicht dort. Journalismus ohne Leser erscheint mir sinnlos.
Zur Aussage vom Trainer bezüglich gesteigerter Konzentration frage ich mich schon ob man bis jetzt weniger konzentriert war und wenn ja warum nicht.
Entscheidungen im Verein erscheinen mir immer fragwürdiger. Sich der Öffentlichkeit zu entziehen um bockig ein weiter so zu rechtfertigen. Was ich auch absolut nicht verstanden habe, das man in der Länderspielpause Wolfsburg und Kiel als ‚Aufbaugegner‘ ausgesucht hat. Babelsberg oder Rostock hätten wahrscheinlich einen grösseren Nutzen bezüglich Teambuilding und Erfolgserlebnis gehabt.
@Rico13187 Sie heißen ja Pressekonferenz, weil das als Möglichkeit für Medien gegeben wird, um Fragen zu stellen. Diese Erkenntnisse nutzen sie, um ihr Publikum zu informieren/unterhalten. So funktionieren Medien. Dass Pressekonferenzen auch übertragen werden (live oder nicht ist egal) und somit auch andere Funktionen erfüllen können, indem beispielsweise Verantwortliche ungefiltert direkt zu einem Publikum sprechen können, steht auf einem anderen Blatt. Aber das ist nicht der ursprüngliche Gedanke dahinter und aus meiner Sicht auch nicht die aktuelle Aufgabe. Dafür könnte André Hofschneider auch per Stream direkt über AFTV zu den Unionfans sprechen.
@Sebastian
Da ich seit einiger Zeit Medien in vielfältiger Weise konsumiere, ist mir deren Arbeitsweise und Zweck durchaus vertraut, auch durch Bekanntschaften die bei solchen tätig sind.
Es ist sehr freundlich mir das erklären zu wollen, aber unnötig.
Für mich ist eine PK eben nicht nur für Journalisten gedacht. Die sind nur Dienstleister. Die Information ist das Produkt, bzw. Derivat um andere Produkte zu verkaufen. Der Leser, Zuschauer ist der Verbraucher. Ohne Verbraucher kein konsumiertes Produkt, ergo keine Journalisten notwendig. Die Journalisten sind der unwichtigste Teil. Nur Überbringer. Natürlich hat der Verursacher der Informationen ein Interesse daran den Verbraucher mit diesen zu versorgen um andere Dinge wie Tickets und Merchandisingartikeln zu vermarkten.
Deshalb ist der Verbraucher/Fan/Mitglied der wichtigste Part in dieser Beziehung, Da er beide bezahlt, das auf Wachstum ausgerichtete Unternehmen (Verein) und den mehr oder weniger kluge Fragen stellenden Journalisten.
Ob da Matze Koch sitzt und fragt oder nicht ist völlig unerheblich. Wichtig ist die Information und der Empfänger.
Wird das im Studium nicht vermittelt? Sender-Information-Medium-Empfänger?
Also, die Informationen sind ja nicht einfach so da. Sie werden nicht schlicht unidirektional verteilt, sondern die Journalisten spielen durchaus eine aktive Rolle dabei. Und auch wenn etwas gesagt wird, ist das noch nicht das Produkt, was die Leute interessiert, sondern wird dazu, wenn es eingeordnet wird. Das ist der Unterschied zwischen Journalismus und Selbstdarstellung, und dafür ist es nicht egal, ob Kollegen wie Matze Koch in einer PK Gelegenheit haben, Fragen zu stellen und über die Antworten zu schreiben
Mittlerweile gehen doch immer mehr Vereine dazu über Informationen direkt via social media direkt zu verbreiten, ohne den Umweg über Medien die diese Informationen nicht eins zu eins wiedergeben, sondern ein in ihr Konzept passenden Bericht verfassen.
Dadurch kann der Fan sich ein eigenes unverfälschtes Bild machen.
Die Informationen sind genauso schnell auf meinem Bildschirm wie auf dem der Redaktion.
Ich glaube ihr hattet darüber in Zusammenhang mit der Informationspolitik bei uns berichtet.
Stimme ich voll überein das es gut ist das Journalisten die Möglichkeit haben mir die Informationen zu vermitteln. Aber die Deutung ist nur deren Deutung. Und das sie überhaupt Fragen stellen ist doch weil sie annehmen das mich das interessieren könnte. Aber Verursacher ist der Verein, der mich informieren möchte mittels der Journalisten.
@Rico.
Du hast das Prinzip Journalismus doch nicht verstanden. Es ist ein Unterschied, ob eine Person des Vereins ein Statement für die Fans vorliest oder der Präsident von Christian Arbeit interviewt wird oder ob sich die Verantwortlichen den Fragen von unabhängigen Dritten stellen müssen.
@Rico Du beschreibst da ziemlich genau die Haltung, die Union zum Thema Medien und Presse selbst auch vetritt. Kurz gesagt: Dirk Zingler würde es gefallen. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um PR. Auch PR ist Medienarbeit, und beides ist nah beieinander. (Weshalb Journalisten ziemlich häufig irgendwann zur PR überwechseln.) Aber es ist ja nicht so, als existierte ein Fußballverein im luftleeren Raum, beziehungslos zu Land und Leuten. Das betrifft infrastrukturelle Fragen, soziale Fragen und zu einem Teil sicher auch Sport. Vielen dieser Fragen stellt sich Union entweder gar nicht oder erst auf Nachfrage. Union ist nicht Heinzi Müller von nebenan, sondern ein recht großer Player im Bezirk, aber auch in der Stadt Berlin, wenn es um Ressourcen geht. Damit trägt man Verantwortung und unterliegt bestimmten Kontrollmechanismen von außen, und Presse ist einer davon. Richtig ist, dass nicht jede Nachfrage von Matze gesellschaftlich relevant ist. Insgesamt aber Journalismus als PR-Instrument abzuqualifizieren, ist sachlich falsch. Und das, obwohl auch Journalisten von Geld leben. Sogar von Werbegeld. Aber eben nicht vom Werbebudget des Vereins, über den sie berichten. Deshalb haben sie die Möglichkeit, ihre eigenen Beobachtungen zu publizieren, auch wenn sie nicht dem Image entsprechen, das ein Verein zu erzeugen versucht.
Die Fragen der Journalisten sind auch dazu da, dass die Verantwortlichen über das reden, was sie vielleicht für unwichtig halten – aber dann doch eine Öffentlichkeit interessieren könnte. Auf solchen Fragen würde man nicht kommen, wenn nur Christian Arbeit den Trainer interviewt. Dazu gehört auch, dass sich die Verantwortlichen kritischen Fragen stellen müssen, die man vielleicht aus Vereinssicht klein halten oder überhaupt nicht anreissen will. Und allein schon aus der Art, wie die Verantwortlichen antworten, was sie sagen, wie sie es sagen, gewinnt dann auch ein unbeteiligter Zuschauer seinen Mehrwert – den er ohne die Fragen gar nicht hätte. Dieser Mehrwert mag ein anderer sein, als dann später in der Zeitung steht. Aber in der Zeitung erfährt der Zuschauer vielleicht noch einmal mehr – sei es, weil der Journalist weitere Informationen dazu recherchiert oder eben, weil er noch eine Einordnung bekommt. Die Einordnung mag nicht jeder mögen, aber es spricht schon viel dafür, dass sie zumindest etwas mit dem Thema zu tun, wenn der Journalist sich intensiv mit dem Thema beschäftigt.
Man kann neben der ganzen Journalismus-Debatte festhalten, das viele, an den Spieltags-Pressekonferenzen, gestellte Fragen regelrecht fremdschämend und unprofessionell sind.
Ein Journalist, welcher jedesmal aufs neue die Frage stellt, wer auf dem Platz stehen wird und nur darauf hofft, das der Trainer sich verplappert, ist für mich kein guter Journalist, jedenfalls wenn er gleichzeitig Union-Fan ist und der Trainer regelrecht genervt von dieser fragerei ist. Ebenso sind fragen außerhalb des Spieltages für mich ebenso tabu. Aber da sollte eigentlich Christian mehr moderieren.
Ich finde es respektlos die Zeit des Trainers zu verschwenden, in dem man ihn fragt, was er am mannschaftsabend gegessen hat und wie zuvor, nur darauf wartet, das man irgendwas gegen einen verwenden kann.
Gibt da zwei große medienhäuser, die in solchen sehr stark sind. Die Journalisten können ja privat nett sein, nur die Texte von ihnen sind manchmal unter aller Sau