Am Donnerstag findet die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga statt. Dabei geht es vor allem um die 50+1-Regel, wobei mir noch nicht ganz klar ist, was in der Sache genau am Donnerstag herauskommen soll. Union-Präsident Dirk Zingler hatte erst am Dienstag per E-Mail an die Mitglieder die Vereinsposition noch einmal klar formuliert. Trotzdem ist einige Nervosität zu spüren. Denn auf die Berichterstattung der Bild, dass der Antrag von Martin Kind auf Ausnahme von 50+1 wegen zu geringer finanzieller Zuwendungen in den vergangenen 20 Jahren hätte abgelehnt werden müssen, reagierte der Ligaverband mit einer eigenen Stellungnahme. Ein sachlicher Austausch solle auf der Mitgliederversammlung erschwert werden, schreibt die DFL. Mir stellt sich die Frage, was genau denn nun mit welchem Ziel diskutiert werden soll? Soll 50+1 abgeschafft werden, wie beispielsweise die Initiative 50plus1bleibt.de befürchtet? Soll 50+1 gestärkt werden? Die DFL schreibt, dass nur der Verfahrensverlauf der Diskussion diskutiert werden soll. Aber mit welchem Ziel denn? Unklar. Klar ist nur, dass für eine mögliche Satzungsänderung der DFL eine Zweidrittelmehrheit unter den 36 Profiklubs notwendig wäre.
In einem Interview für Kurier/Berliner Zeitung (ob das Interview neu geführt wurde oder das Gesagte aus dem Gespräch für das Interview der vergangenen Woche stammt, wird nicht klar) zeigt sich auch Union-Präsident Dirk Zingler etwas irritiert und sagt: „Wir würden es begrüßen, wenn sich das DFL-Präsidium am Anfang der Gesellschafterversammlung eine Legitimation holen würde und abstimmen lässt, ob es diesen Diskussionsprozess wirklich geben soll.“
Wir erinnern uns, dass die DFL diesen Prozess einer Grundsatzdiskussion über 50+1 angestoßen hat, als klar wurde, dass Martin Kinds Antrag abgelehnt werden könnte und dieser den Antrag ruhen ließ. Die Interpretation liegt auf der Hand, dass hier versucht werden soll, einer gerichtlichen Überprüfung von 50+1 zuvorzukommen, auch wenn die DFL einen Zusammenhang zwischen der Grundsatzdiskussion und Kinds Entscheidung über seinen Antrag abstreitet. Die Zitate der Bild aus dem DFL-Papier über Kinds Antrag lassen jedoch genau diesen Schluss zu. Und es zeichnete sich zumindest verbal vorher ab, dass nicht wenige Klubs 50+1 zunehmend als Hindernis sehen.
Im Interview wiederholt Zingler den Standpunkt, dass der Fußball zuallererst für die Leute im Stadion stattzufinden hat und sich daraus die Bindung ergibt. Da kann man mitgehen. Erst recht für mittelgroße Klubs wie den 1. FC Union trifft das zu. Das Unverständnis der Zuschauer in den Bundesligastadien gegenüber für sie nicht transparenten Entscheidungen der Videoassistenten gibt Zingler da auch recht. In dem Zusammenhang ist ein Tagesordnungspunkt bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag wirklich interessant. Die Klubs werden darüber abstimmen, ob der Videoassistent in der nächsten Saison in der Zweiten Liga offline getestet werden soll. Das heißt, dass diese Entscheidungen in der nächsten Saison noch keinen Einfluss auf die Spiele hätten. Ungefähr so eben wie in der vergangenen Bundesliga-Saison. Angesichts der Schwierigkeiten, die trotzdem in der Bundesliga auftraten, muss man sich da aber schon mal fragen, ob der Test nahe an der Realität ablaufen wird. Interessant ist für mich die Frage, welches Ziel der Assistent haben soll und was das kosten wird? Und ob die Entscheidungen endlich transparent im Stadion kommuniziert werden? Dass die Zweite Liga nicht alles mitmacht, was die Bundesliga einführt, wissen wir. Auf die Einführung der Torlinientechnologie wurde beispielsweise verzichtet. Weil der Sinn (nur ein verschwindend geringer Teil der Torentscheidungen benötigt diese Technologie) und der Kostenaufwand in keinem Verhältnis für Zweitligisten stand. Ähnliches kann beim Videoassistenten auch passieren.
Zurück zur Diskussion über die Wichtigkeit des Stadionerlebnisses. Ob fehlende Nähe grundsätzlich ein Hindernis ist, weiß ich nicht. Für die Mega-Vereine wie Bayern München, Barcelona und so weiter ist es vielleicht wirklich egal, ob und wer noch im Stadion ist. Aber dann ist es vielleicht einfach so, dass diese Vereine zwar die Spitze, aber bei weitem nicht die Masse der Vereine darstellen. In dem Zusammenhang finde ich viel wichtiger, dass über Wettbewerbsfähigkeiten der Liga gesprochen wird. Und zwar nicht nur im internationalen Vergleich mit dem immer gleichen Verweis darauf, wie viel Geld in England erlöst wird. Sondern mit dem Augenmerk darauf, dass der Wettbewerb innerhalb der Liga wieder funktioniert. In Zinglers Aussagen geht es um Solidarität, aber er macht auch deutlich, dass sich die Zweitligisten nicht beschweren können. Das ist eher ein Thema der Bundesliga und deshalb kommt da auch kein Vorschlag von Zingler.
Für den 1. FC Union werden bei der Ligaversammlung laut Vereinsmitteilung die Präsidiumsmitglieder Oskar Kosche und Lutz Munack in Frankfurt vor Ort sein. Und für einen Klub wie Union ist eher entscheidend, wie sich die Bundesliga insgesamt entwickeln will. Wollen sie einfach so werden, wie die Premier League schon ist oder weiter einen eigenen Weg gehen? Interessant liest sich in diesem Zusammenhang dieser Text des Manager Magazins über die internationale Vermarktung der Bundesliga. Und da lesen wir vom globalen Leitbild der DFL mit dem Titel „Football as it’s meant to be“ („Fußball, wie er sein sollte“), der das Stadionerlebnis und die Nähe im deutschen Fußball heraushebt. Und schön fühle ich mich an Dirk Zinglers Aussage aus dem Kurier-Interview erinnert: „Wir müssen aufpassen, dass der Zuschauer im Stadion der wichtigste Zuschauer bleibt. Das ist unser allererster und wichtigster Fußballkonsument oder wie auch immer er sonst genannt wird. Wir spielen in erster Linie für die Menschen Fußball, die zu uns ins Stadion kommen.“
Und wenn ich mir solche Erzählungen über Union wie hier durchlese, bin ich der vollen Überzeugung, dass „Fußball pur“ im Stadion am Ende wichtiger und nachhaltiger ist, weil er den Verein auch ein Stück weit unabhängig vom jeweiligen sportlichen Erfolg macht.
Die Zweite Liga in einem Bild. #2bl #fcunion pic.twitter.com/WW7mbY9Ivh
— Julian Graeber (@J_Graeber) March 20, 2018
Bild/BZ beschäftigen sich heute mit dem Punkteabstand zum Relegationsplatz. Eine Geschichte, die tatsächlich ungefähr 12 Klubs in der Liga betrifft (wenn wir Darmstadt und Kaiserslautern der Einfachheit halber ignorieren).
Endlich wieder Zitterspiele, nicht so langweilig auf Platz 7 oder so, gesichertes Mittelfeld, nein dann lieber Spannung bis zum Schluss … wie seinerzeit gegen Bremen II, wo am Ende nur das Torverhältnis entschied – sowohl oben als auch unten …?
— olleOma (@olleOma) March 20, 2018
Man kann da das große Zittern kriegen. Oder eben sagen: „Ist Fußball. Ist geil.“ Ich bin bei Letzterem und deswegen will ich auch nach Fürth fahren. Heute treffe ich übrigens meine Mutter, um ihr zu sagen, dass ich Ostersonntag als einziger aus der Familie nicht zu ihr kommen werde. Drückt mir die Daumen.
So. pic.twitter.com/0RF3BriEl7
— Sebastian Fiebrig (@saumselig) March 21, 2018
Und sonst so?
Im Tippspiel Twitterförsterei bleibt die Spitze weiter hart umkämpft. Und ich habe auf Rang 27 zumindest noch Tuchfühlung zu den Top20.
Aus, aus, der Spieltag ist aus! An der Spitze bleibt es knapp, aber @FcuMadel verteidigt die Spitze. Den Spieltag gewinnt Staunewieeinkin, aber auch dahinter ist es kuschlig – acht Personen teilen sich Platz 4 der Spieltagswertung. Glückwünsche! #fcunion #twitterfoersterei pic.twitter.com/NEo1cT7GSl
— ExWuschel (@ExWuschel) March 20, 2018
Und als kleine Erinnerung: Heute Abend findet die Buchpräsentation und Podiumsdiskussion zu „Mittendrin. Fußballfans in Deutschland“ statt.
Zeit: 21.03.2018, von 19:00 bis 21:00
Ort: Bundeszentrale für politische Bildung, Friedrichstraße 50, Checkpoint Charlie (4. Stock)
Anmeldung: Über diesen Link
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Poste bitte morgen ein Foto vom Status, nachdem dir deine Mutter die Ohren langgezogen hat :D
Sag Ihr, dass in Fürth Deiner Religion gehuldigt wird und die ist nunmal nicht christlich… das ist im Prinzip das einzige Argument das ziehen dürfte an so einem Feiertag ;)
Diesen Leitspruch der DFL habe ich letzte Woche im indischen Bezahl-TV gesehen. Es wurden aber BVB dokus und Stadionerlebnisse gezeigt. Welch Ironie, wenn Pay TV Asien auf die Live Erlebnisse in D verweisen, die Spiele aber um Mitternacht langweilig sind und eig paralllel nur PL Content läuft oder Cricket gezeigt wird. Wie dieser Spagat zu mehr Einnahmen und zur ausgeglichenen Verteilung der Gelder führen soll, bleibt abzuwarten.
Ich finde es sehr wichtig dass sich Dirk Zingler so klar zu 50+1 geäußert hat und auch unser Grundsätze klar dargestellt hat, ob und wie sich da die Union-Vertreter letztendlich durchsetzen können bleibt abzuwarten, was die Statistik angeht so bin ich da auch eher bei „es bleibt spannend, besser als langweilig und vorhersehbar“ und #lange Ohren: denke mal deine Oma wird das verstehen! Und zum Videoassi: naja Christian Arbeit hatte ja schon vor einiger Zeit angedeutet dass uns das droht, muss man abwarten wie das nach der doch teilweise chaotischen Lage in der Bundesliga gewertet wird und: evtl. hätte ein Videoshiri am letzten Sonnabend ja uns sogar geholfen? EISERN!
Ich hab die Befürchtung, dass mehr als 2 Drittel für die Abschaffung von 50+1 zu finden sind. :(