Ich würde euch ja gerne sagen wollen, wie viel Prozent Union oder die Zweite Liga am Gesamterlös aus den TV-Rechten bekommt und ob das in relativen Zahlen (also in Prozent) mehr, weniger oder genau so viel wie in der Vergangenheit ist. Aber das geht nicht. Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass die DFL ihre Pressekonferenz nicht live gestreamt hat wie bei der „viel wichtigeren“ Präsentation des Spielplanes und ich deswegen auf Liveberichte der in Frankfurt anwesenden Journalisten angewiesen war. Und zum anderen damit, dass die DFL diese Zahlen auch nicht in der Präsentation (hier als pdf) gezeigt hat. Was wir aber sagen können! Alles wird komplizierter.
Wichtig ist, dass sich das Team Marktwert mit Parametern wie „Auswärtsfans“ oder „Einschaltquoten“ zur gerechteren Verteilung der TV-Gelder nicht durchgesetzt hat, weil diese Parameter nicht vergleichbar oder leicht zu maniplulieren sind (dazu hatte ich bereits gestern ein bisschen geschrieben).
Aber die DFL hat sich trotzdem etwas einfallen lassen, was sie selbst „4 Säulen“ nennt. Bei näherer Betrachtung würde ich auf diese 4 Säulen in meinem Garten aber kein Dach drauf setzen, denn das wäre dann sehr schief (schön wie die Säule mit 70% der TV-Gelder genau so groß ist, wie die mit 2%):
Nachwuchs 2 Prozent. Da zählt dann der Wille #tvgeld pic.twitter.com/0ZRm6vvkjH
— Marcus Bark (@artus69) November 24, 2016
In der „Säule“ Bestand (70% der nationalen TV-Erlöse) wird ausgeschüttet wie bisher allgemein bekannt nach der 5-Jahreswertung, bei der der jeweilige Platz in der Tabelle am Ende der Saison gilt. Die letzte Saison wird dabei mit 5 multipliziert und die weiter zurückliegenden mit jeweils einer Zahl weniger. Dann landen die Vereine auf einem von 36 Plätzen. Zwischen den Zeilen lässt sich vermuten, dass hier die alte Verteilung von 80% für die Bundesliga und 20% für die Zweite Liga bleibt, wenn die DFL schreibt: „Wie bislang, erhält in der Bundesliga der Erste dieser Wertung 5,8 Prozent der Erlöse, der Letzte 2,9 Prozent. In der 2. Bundesliga erhält der Erste 1,69 Prozent und der Letzte 0,75 Prozent.“ Überprüfen lässt sich das anhand der veröffentlichten Zahlen allerdings nicht.
Bei dem Geld aus „Nachhaltigkeit“ (5% der nationalen TV-Gelder) werden die Platzierungen der vergangenen 20 Jahre ligaübegreifend ausgewertet und im Verhältnis 80/20 zwischen Bundesliga und Zweiter Liga ausgewertet. Für Union bedeutet das, dass auch die Jahre 2001-2004 noch mitzählen.
2% werden nach Einsatzminuten von U23-Spielern ausgeschüttet und das ganze nennt sich „Nachwuchs“. Das gilt allerdings nur für Spieler, die hier ausgebildet wurden und ausländische Spieler müssen bis 18. Lebensjahr registriert sein. Für Union übersetzt heißt das: Bei Eroll Zejnullahus Einsätzen gibt es Geld, bei denen von Kristian Pedersen nicht.
Die Revolution sehe ich in der 4. Säule, die sich Wettbewerb nennt und 23% der nationalen TV-Gelder ausschüttet. Dort gibt es ligaübergreifend eine 5-Jahres-Wertung wie in der 1. Säule. Mit dem Unterschied, dass immer für 6 Plätze jeweils die gleiche Summe ausgezahlt wird. Platz 1 bekommt also genau so viel wie Platz 6 und so weiter. Wie der Kicker richtig bemerkt, werden damit quasi Fallschirmzahlungen für Absteiger aus der Bundesliga durch die Hintertür eingeführt. Denn der VfB Stuttgart würde damit als Zweitligist mehr Geld aus dem Topf bekommen als Union, wenn sie gerade aufgestiegen wären. Eine ähnliche Regel für Absteiger aus der Zweiten in die 3. Liga gibt es aber nicht. Die DFL schwächt diesen Effekt ab, in dem sie schreibt: „Kein Erstligist wird unter #24, kein Zweitligist u?ber #13 eingestuft“. Aber bis auf den Punkt, dass allein die ersten Sechs der Bundesliga 39% aus diesem Topf bekommen erfahren wir keine Zahlen.
Fazit: Ich muss sagen, dass ich mangels Zahlen einfach nicht sagen kann, ob ein langjähriger Zweitligist wie Union hier prozentual mehr oder weniger mitnimmt als vorher. Und diese mangelnde Transparenz ist sicher Absicht. Denn während es für die Verteilung der Gelder aus den internationalen TV-Erlösen einen Vergleich zwischen altem und neuem Modell gibt, hat die DFL auf ein ähnliches Diagramm für die nationalen TV-Erlöse verzichtet:
Könnten wir gemeinsam durchrechnen, was der neue Schlüssel bei den nationalen Geldern verändert? So wie hier für international dargestellt. pic.twitter.com/7J2EQb5Byr
— Max-Jacob Ost (@GNetzer) November 24, 2016
JWD-Pokal geht an Freiburg
Der Eiserne Virus hat den JWD-Pokal für die besten Gastfreundschaft an den SC Freiburg vergeben. Hier die gesamte Begründung, die ihr auch auf Facebook nachlesen könnt:
Der J.W.D.-Pokal 2016 geht nach… Freiburg! Traditionell vergibt die Supporterorganisation des 1. FC Union Berlin, der Eiserne V.I.R.U.S. e. V., den Pokal für den fanfreundlichsten Gastgeber der Vorsaison. Die Mehrheit der Union-Supporter entschied sich diesmal für den SC Freiburg und damit nach dem SV Sandhausen zum zweiten Mal für einen badischen Verein.
Gelebte Fußballkultur bedeutet für Hunderttausende weit mehr, als nur ihrer Lieblingsmannschaft die Daumen zu drücken. Vielmehr begreifen sich Fußballfans als Teil einer sozialen Gemeinschaft, als mitgestaltende Kraft und als demokratisch mitbestimmendes Vereinsmitglied. Um die Mannschaft ihres Vereins auch auswärts zu unterstützen und gleichzeitig ein unvergleichliches Gemeinschaftserlebnis der Lebensfreude zu zelebrieren, nehmen sie so manche Entbehrungen auf sich. Dabei schätzen sie es sehr, auf freundliche und faire Gastgeber zu treffen.
Letzteres ist leider keineswegs selbstverständlich. Auswärtsfans werden allzu oft und in unsachlicher Einseitigkeit als potentielle Störer gesehen, gegen die jede noch so schikanöse Präventivmaßnahme gerechtfertigt sei. Eine eklatante Schlechterbehandlung gegenüber den Heimzuschauern gehört zu den gängigen Erfahrungen der Auswärtsfahrer. Die fatale Wirkung ist, dass tendenziell gerade die Besonnenen und Friedfertigen beim nächsten Mal die ungastlichsten Orte meiden werden, um jenen diskriminierenden Schikanen zu entgehen, die bei denjenigen, die trotzdem wiederkehren,
einer latenten Aggressivität erst Vorschub leisten.Die Supporter vom Eisernen V.I.R.U.S. wissen, dass der SC Freiburg in der Vergangenheit als Gastgeber bei vielen anderen Fanszenen nicht im allerbesten Ruf stand. Restriktionen seitens des Vereins wurden als kleinlich wahrgenommen und behördliches Handeln als unsensibel; hinzu kamen ungünstige bauliche Voraussetzungen im Stadion. Umso mehr waren die zahlreich angereisten Unioner vor fast genau einem Jahr positiv überrascht, dass sie sichtlich um eine angenehme Atmosphäre bemühte Gastgeber antrafen, die auf sympathische Weise ihren Teil dazu beitrugen, dass es, unabhängig vom Spielausgang, für alle ein entspannter und in guter Erinnerung verbleibender Fußballnachmittag wurde.
Die Union-Supporter sehen darin eine bemerkenswerte Entwicklung.Die Verantwortlichen des Sportclubs Freiburg haben nicht nur erkannt, dass Gäste, ganz der sportlichen Fairness entsprechend, respektvoll und nicht schlechter als die heimischen Fußballfreunde behandelt werden wollen, sondern darüber hinaus, dass eine gastfreundliche Atmosphäre ein hervorragender Beitrag zur Unterstützung jedes Sicherheitskonzeptes ist. Nicht zuletzt wird so auch die Motivation der Gästefans gestärkt, einander mit Fairness und Anstand zu begegnen – auch beim späteren Rückspiel. Ein respektvolles Miteinander macht es erlebbar, dass Fans auf beiden Seiten, bei aller sportlichen Rivalität, doch dieselbe Leidenschaft verbindet.
Der Name „JWD-Pokal“ ist eine Anspielung auf die im Berliner Slang geläufige Abkürzung für „janz weit draußen“, bedeutet aber hier speziell: „Jut war’t, danke!“ Im Rahmen des Heimspieles des SC Freiburg am 25. 11. 2016 werden für den Eisernen V.I.R.U.S. Sig Zelt und Sonja Banko den Pokal im Stadion übergeben.
Social Media als Fach in der Schule
Eroll Zejnullahu hat gestern in der Emotion etwas zum Kurier-Artikel über ihn selbst auf Facebook gepostet. Und er hat es wieder gelöscht. Ich denke daran, unter welchem Druck die Spieler stehen, auch durch ihr Umfeld, das vielleicht mehr erwartet, als eigentlich möglich ist. Und ich denke, dass das mal raus muss. Aus der lauschigen Situation, dass ich 37 Jahre alt bin und schon einen Platz für mich gefunden habe, könnte ich jetzt Eroll draußen zum Trocknen aufhängen und ihm erklären, dass das nicht der richtige Weg war, um seine Unzufriedenheit zu äußern.
Aber ich mache das nicht und hoffe im Gegenteil, dass das vor allem zum Anlass genommen wird, diese Unzufriedenheit in konstruktive Bahnen zu lenken und Eroll Zejnullahu einen Weg aufzuzeigen, wie er sich wieder ins Team kämpfen kann. Und wenn das bedeutet, dass er zunächst einmal auf Länderspiele verzichtet, weil Ligaspiele die Basis dafür sind, überhaupt bei Länderspielen aufgestellt zu werden.
Freiburgs Trainer Christian Streich hatte in einem anderen Zusammenhang gestern Social Media als Lernfach in der Schule gefordert, um den Umgang mit damit zu lernen. Um zu verstehen, was dort passiert. Man könnte das auch „Medienkompetenz“ nennen. Hier das Video dazu:
Hier weitere Texte aus den Berliner Medien:
- Union-Angreifer Brandy: „Für mich beginnt die Saison erst jetzt“ (BZ)
- Union gegen Sandhausen, Roberto Puncec: „Das ist eine eklige Mannschaft“ (Kurier)
Heute 13:30 #live auf #AFTV: Die PK vor #SVSFCU mit Cheftrainer #JensKeller. #fcunion https://t.co/4lSLO1pGTE pic.twitter.com/mFLEKoc3M7
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) November 25, 2016
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N24 hat die PK der DFL gestreamt, aber leider nicht die Folien eingeblendet. Ob es eine Aufzeichnung davon gibt, weiß ich leider nicht.
93% der gelder werden weiterhin nach dem sportlichen abschneiden in den vergangenen fünf jahren verteilt, wenn auch (für 23%) nach einem etwas anderen schlüssel. damit kann sich die welt eigentlich nicht so fundamental verändern, dass man andere themen, die sich aktuell aus meiner sicht gerade aufdrängen, einfach mal gepflegt ignoriert. hier findet man im Umfeld von HV und MV nichts zu den 6 mio. „Umschichtung“, nichts zu quattrex,…
ich frag mich, wie vereins-unabhängig das „textilvergehen“ eigentlich ist.
@kurt ingles Fangen wir von vorne an und zwar mit deiner Behauptung: „93% der gelder werden weiterhin nach dem sportlichen abschneiden in den vergangenen fünf jahren verteilt, wenn auch (für 23%) nach einem etwas anderen schlüssel. damit kann sich die welt eigentlich nicht so fundamental verändern,“ -> Bisher wurden 65 Prozent als Sockelbetrag ausgezahlt, also an alle Bundesligisten gleich und alle Zweitligisten gleich (wenn diese auch deutlich weniger als die Bundesligisten erhalten haben). Nur 35 Prozent wurden leistungsabhängig nach der 5-Jahreswertung ausgeschüttet. Wenn es diesen Sockelbetrag aus 65 Prozent jetzt gar nicht mehr gibt und der leistungsabhängige Teil verdoppelt wurde, ist das eine Umwälzung, vor allem, was den Solidargedanken betrifft. Das mit den 23 Prozent noch eine leistungsabhängige Komponente eingeführt wird, die so etwas wie die Einführung von Fallschirmzahlungen für plötzlich absteigende langjährige Bundesligisten ist, dann ist das eine fundamentale Änderung.
Und hierzu: „dass man andere themen, die sich aktuell aus meiner sicht gerade aufdrängen, einfach mal gepflegt ignoriert. hier findet man im Umfeld von HV und MV nichts zu den 6 mio. “Umschichtung”, nichts zu quattrex,…“ -> Das ist eine Behauptung, die genauso wie die zuerst aufgestellte Prämisse über die Verteilung der TV-Gelder faktisch falsch ist. Da hilft, entweder hier konstant mitlesen oder die Suchfunktion nutzen. Aber ich biete auch für Leute, die ihre gute Kinderstube in Kommentaren vergessen, Service an. Hier sind die Links: Quattrex hier und zu den 6 Millionen hier.
Und zu dieser rhetorischen Frage: „ich frag mich, wie vereins-unabhängig das “textilvergehen” eigentlich ist.“ -> Schon zu einer Antwort gekommen? Wenn ich auf mein Konto schaue, sehe ich leider keine Überweisungen von Dirk Zingler. Aber dafür frage ich mich, was du eigentlich für Ansprüche an dieses Blog hast? Wir verdienen kein Geld damit, sondern betreiben es als Hobby. Ich wende jeden Tag mindestens 2 Stunden dafür auf. Wenn du investigative Geschichten erwartest, dann solltest du Leute dafür anpissen, die ihr Geld damit verdienen. Das hier ist mein Spaß und meine Freude. Etwas anderes kann ich nicht leisten. Es sei denn du finanzierst mich in dem Umfang, wie es mein Arbeitgeber tut. Und zwar jeden Monat. Dann liefere ich auch gute Interviews, Beobachtungen und Analysen. So lange aber da nichts kommt, mache ich eben am Abend Hausaufgaben mit meinen Kindern und hänge nicht auf der Aktionärsversammlung der Stadion AG herum.
Zu Quattrex dürfen wir nichts sagen – da haben wir fette NDAs unterschrieben. Wir müssen mal nochmal die Liste checken, die wir vom Verein bekommen haben, über was genau wir diesen Monat noch reden dürfen. Eventuell können wir noch ein humoriges Review zu den neuen Glasuntersetzern in der Schlosserei einstreuen. Checken wir mal, ok?
um „anpissen“ geht es mir nicht. ich würde lieber gerne verstehen, warum jemand der „täglich 2 stunden“ auf union verwendet, naheliegenden und möglicherweise auch gravierenden themen nicht wirklich nachgeht. war nicht mal die „neugier“ die wichtigste eigenschaft eines journalisten?
durch das löschen von fragen kommt man den antworten auch nicht näher.
Das mit dem Sockelbetrag ist eine Zeitungsente. Seifert hat das auf der PK klar gesagt. Bei diesem Punkt ändert sich nichts zu der bisherigen Regelung. Ein Sockelbetrag ergibt sich rein rechnerisch aus der Verteilung, allerdings ist der nicht explizit festgeschrieben.
@musiclover Guter Hinweis. Danke.
@Kurt Ingles Ich glaube, hier liegt ein ganz grundsätzliches Missverständnis vor. Das hier ist ein kostenloses, freiwilliges und in der Freizeit geführtes Blog von Fans für Fans, das vollkommen ohne Werbung auskommt und keinerlei Einnahmen generiert. Damit ist auch klar, was es alles nicht ist. Es ist kein Union-Archiv, und es ist keine Tageszeitung (und behauptet auch nicht, eine zu sein.) Es existiert keinerlei Verpflichtung zu umfänglicher Union-Berichterstattung. Die können wir aus den bereits genannten Gründen nicht leisten. Das hat genau gar nichts mit fehlender Neugierde oder journalistischer Unfähigkeit zu tun, sondern schlicht damit, dass Pressetermine in der Regel während unserer Arbeitszeit stattfinden. Gute journalistische Arbeit heißt in dem hier möglichen Rahmen vor allem, dass wir keine ungeprüften Behauptungen verbreiten und damit leben, dass es immer Themen geben wird, die sich unseren Möglichkeiten entziehen. Dennoch wurden Deine Fragen beantwortet, soweit das aus gesicherten Quellen möglich ist. Es ist unfassbar schlechtes Benehmen, wenn man etwas geschenkt kriegt und statt danke zu sagen darüber meckert, dass es nicht genug ist. Du kannst gerne freundlich nachfragen, du kannst gerne selbst recherchieren – alle diese Möglichkeiten bietet ein Blog. Aber Anpampen geht nicht. Da machen wir ganz einfach von unserem Hausrecht Gebrauch. Dir steht es umgekehrt frei, einfach dort zu lesen, wo alles steht, was Du wissen willst.
[…] die Plätze 14-18 der Bundesliga und kein Erstligist weniger als die Plätze 1-6 der Zweiten Liga (Details dazu hatte ich mal hier aufgeschrieben). Also Kiel würde deutlich mehr Geld erhalten. Für die Zweite Liga spielt es natürlich schon […]