Nachdem Frankfurt gestern 1:0 in Nürnberg gewonnen hat, darf Union also in der nächsten Saison erneut probieren, gegen die Franken zu gewinnen. Relegation ist, wenn der Zweitligist verliert (vielleicht deshalb ehrlicherweise einfach nur zwei Aufstiegsplätze vergeben). Heute wird klar, ob das auch nach unten gilt, wenn Duisburg zu Hause versucht, das 0:2 aus dem Hinspiel gegen Würzburg auszugleichen. Mit dabei Ex-Unioner Robert Wulnikowski im Tor der Würzburger (Kurier). So sah der Keeper übrigens vor über 12 Jahren als Nummer 1 bei Union aus. Definitiv mehr Haare als jetzt:
Bild/BZ kümmern sich um Kenny Prince Redondo. Der Linksaußen, der einfach mal verpflichtet wurde mit dem Gefühl, er könnte sich bei Union durchsetzen kam auf 19 Einsätze, davon 5 Mal in der Sartelf. Das klingt gut und Bild/BZ haben recht, wenn sie seine Schwächen in der Defensive und seine mangelnde Torgefahr ansprechen. Ich habe ihn nicht für Unterhaching spielen sehen, deshalb kann ich schwer belegen, wie sehr sich Redondo tatsächlich weiterentwickelt hat.
Ich hätte gerne gesehen, dass er etwas mehr auf die Rippen bekommt, um in Zweikämpfen etwas mehr Masse zu haben. Und wir sollten nicht vergessen, dass er auch sehr von Maxi Thiels Verletzung auf der linken Seite profitiert hat bzw. vom nicht vorhandenen Linksverteidiger (Michael Parensen kann zwar alle Positionen spielen, aber nicht gleichzeitig). Ich prognostiziere mal, dass es im Normalfall (Verletzte kehren zurück und Verstärkungen kommen) in der nächsten Saison deutlich schwerer für ihn wird.
Deutsche Bahn und Fußball: Es ist kompliziert
Weg vom Fußball. Der Tagesspiegel kommt noch einmal auf den demolierten Bahnwaggon zurück und versucht vom Vorfall am Samstag auf eine allgemeine Zustandsbeschreibung „Fußballfans und Bahnverkehr“ zu kommen. Auf jeden Fall bekommen wir viele Zahlen vorgelegt. Aber mir fällt es trotzdem schwer, daraus ein Bild zu fügen, dass mir sagt: So sieht es aus. Das funktioniert. Das funktioniert nicht. Daran muss gearbeitet werden.
Aber das ist auch nicht so einfach. Ich saß mal über eine Stunde mit dem Fanverantwortlichen der Deutschen Bahn zusammen. Was ich am Ende mitgenommen habe: Es ist kompliziert. Schon allein zu wissen, dass Deutsche Bahn nicht gleich Deutsche Bahn ist, dass sie föderal organisiert ist und dass es ja noch andere Bahnbetreiber gibt, die vielleicht einfach Fußballfans prinzipiell vom Transport ausschließen, wie es die Bahn mit entsprechenden identifizierten Randalierern auch macht (Beförderungsverbot).
Der Wunsch der Bahn war immer klar: Von Vereinen organisierte Fanzüge, für deren Schäden dann die Vereine haftbar gemacht werden können. Darauf haben sich die Vereine aber nicht eingelassen. Bei besonders vielen Vorfällen wie zuletzt in Dresden haben sich Vereine sogar komplett aus dieser Organisation von Sonder- oder Entlastungszügen zurückgezogen. Die Fans aber gehen davon nicht weg. Und die Bahn muss ja trotzdem mit dieser Fahrgastgruppe zurechtkommen.
Wer entscheidet und wer gibt Fans eine Stimme?
Ich empfand den Ansatz des Fanverantwortlichen der Bahn interessant, so etwas wie Anreize zu schaffen, die gutes Fanverhalten in der Bahn belohnen. Aber letztlich ist es eine Person im Gesamtkonzern DB gewesen. Das ist so ähnlich wie der Fanbeauftragte der DFL oder der Sicherheitsbeauftragte des DFB. Unterhält man sich mit ihnen, klingt alles so, als wäre bestimmtes machbar. Aber der Entscheidungskorridor wird ihnen von anderen in ihren Unternehmen/Verbänden vorgegeben. Und ich bleibe dabei: Fotos eines demolierten Waggons helfen da nicht weiter, diesen Entscheidungskorridor zu verbreitern.
Wir haben gestern beim Textilvergehen darüber diskutiert, wie es denn möglich ist, den Fans bei Reisen eine Stimme zu geben. Denn das ist ja immer das Missverhältnis: Gegenüber den Fans stehen organisierte Einheiten (Polizei, Bahn, Klubs und Verbände wie DFL oder DFB) mit klaren Hierarchien (zum Beispiel Medienverantwortlichen). Es gibt zwar eine organisierte Fanszene, die aber eher nicht nach außen und schon gar nicht für alle Fans spricht. Vielleicht kann man da in Richtung nächste Saison etwas machen, damit dieses Missverhältnis etwas gerade gerückt wird und über Zustände bei Fanfahrten in der Bahn, bei dem Weg zum Stadion und auch im Stadion gesprochen werden kann, ohne dass vorher eine Situation so eskalieren muss wie am Sonnabend.
WTF des Tages
Mein WTF des Tages gestern wurde in einem Kommentar gepostet:
In einer Kolumne des Spiegels steht:
Ich bin ja nun seit vielen, vielen Jahren Stadiongänger und ich habe die 90er in der Alten Försterei (leider) erlebt. Da war wirklich vieles schlimm. Und auch jetzt ist nicht alles eitel Sonnenschein. Aber das? Bin ich auf der Gegengerade zu taub oder ist es zu laut, dass ich so etwas dann nicht höre? Oder spielt der Satz im Spiegel auf Geschehnisse vor über 20 Jahren an? Oder vielleicht meint er gar nicht Union, sondern einen anderen Verein? Ich bin absolut ratlos.
Genau so wie Kommentator Mayo, der sich Sorgen macht: „In einem aktuellen Spiegel Artikel habe ich gelesen, dass bei Union Affenlaute und rassistische Beschimpfungen zu hören sind. Als Exil-Unioner habe ich davon bisher noch nichts mitbekommen, ist da etwas wahres dran?“
Ihr müsst jetzt nicht alle dem Spiegel-Autoren schreiben. Ich glaube, dass Union sehr gut als Verein organisiert ist und das über seine Medienverantwortlichen selbst regeln kann. Aber vielleicht denken wir noch einmal darüber nach, wie Union bundesweit bekannt ist. Mir passiert es zu häufig, dass gerade Leute aus den gebrauchten Bundesländern, die nicht in Berlin leben oder gelebt haben, Union schlicht mit einem anderen Berliner Verein verwechseln. Das ist angesichts der Union-Geschichte tatsächlich sehr tragisch.
Und vielleicht denken wir daran, wie Dirk Zingler auf der Mitgliederversammlung zum 50-jährigen Vereinsjubiläum sehr energisch davon sprach, dass wir offensiv mit unseren Werten umgehen und quasi missionieren sollen. Er hat recht. Da ist noch ein weiter Weg zu gehen. Und das liegt nicht nur an uns. Aber wir können vielleicht sorgen, dass sich das ändert.
Entdecke mehr von Textilvergehen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Wenn Würzburg weiter kommt, haben wir einen weiteren Franken als Gegner
Ich habe gestern beim Lesen des SPON genau das Gleiche gedacht. Nun muss man aber wissen, daß der Autor Diaz noch nie in der AF war. Er scheint ein Bild, daß anscheinend viele IIntellektuelle von Ostdeutschen Fußballvereinen allgemein pflegen, nur einfach widergekaut zu haben.
Das ist mehr als Schade.
Kurz zur Spiegel-Kolumne:
Beim letzten Heimspiel gegen Freiburg konnte man „Wood, Wood, Wood“-Sprechgesänge vernehmen. Ich war leider nicht beim Spiel, konnte es nur medial verfolgen. Diese könnten fälschlicherweise vielleicht als diese hässlichen Affengeräusche wahrgenommen werden. Auch ich war kurz irritiert, was mag da nur der Autor der Speigel-Kolumne gedacht haben.
2001 war diese Gülle das letzte Mal im Stadion hörbar, gegen Gladbach im Pokal. Und das wurde mit Eisern Union-Rufen gekontert.
Das sitzt Einer, der was in Medien macht und erspinnt sich irgendwas, was den Kommentar fluffiger macht. Zum Kotzen!
So was müsste man nicht ernst nehmen, wenn es dem Verein nicht so unsagbar schaden würde.
Rassistische Kommentare gibt’s definitiv auf der Gegengerade. Sicher nicht so laut, dass man sie überall hört. Vermutlich auch kaum in den Bereichen, wo vermehrt Familien mit Kindern stehen (z.B. unten am Zaun). Aber wenn man die entsprechende Stelle erwischt, kriegt man schon einiges mit.
Meine erfahrung ist, dass die Publikumszusammensetzung bei Union halt sehr vielfältig ist. Vom Stiernackenrocker bis zur Omi, von ultralinks bis stramm rechts – alles dabei.
Vielen Dank, dass du meinen Kommentar aufgegriffen hast, das hat mich etwaa beruhigt
Leider habe ich die besagten „Affengeräusche“ noch letztes Jahr gehört, im Spiel unserer Zweeten gegen Dieda. Bei der Einwechslung eines farbigen Spielers von Hsh kamen die Affenlaute von einer Frau aus einer Gruppe auf der Gegengerade, und einer ihrer männlichen Begleiter sekundierte sogleich mit „Scheiß Bimbo!“.
Und auch erlebt: Am Anfang der abgelaufenen Saison, als Bobby Wood noch viel mit gesenktem Kopf dribbelte und öfter mal den Ball verlor, hörte ich auch auf der Gegengerade: „Mann, das Schlitzauge soll abspielen…“. Traurig, aber wahr.