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Immer wieder samstags.

Jan Hollants, der als @tzzzzz twittert, macht uns allen die Freude, des wochenends im Wohnzimmer An der Alten Försterei zu renovieren, und speziell mir verschafft er die Ehre und das Vergnügen, seinen Gastbeitrag zu veröffentlichen. Naja – ich hab ihn ein bißchen gedrängelt. Aber hey – gut, dass ich das gemacht hab. Danke, Jan!

dem-fussball

Mein Bäcker schaut mich mitleidig an. Kaffee? Es ist Morgens 6:30 Uhr – was für eine Frage – Die Frage sollte lauten: Wie viel Kaffee?

Konversation um die Zeit ist nicht mein Ding – Ausnahme mein Sohn – NOCH. Aber ein Bäcker lässt sich davon nicht beirren, er lebt in eine anderen Zeitkontinuum. „Musste heut Arbeit Jan?“ – „Ne müssen muss ick nicht, ick darf arbeiten.“ Seinen verwirrten Gesichtsausdruck interpretiere ich erst nach etwa 15 Minuten richig, da sitz ich schon in der S-Bahn Richtung Ostkreuz.

Ein neuer Baustellentag ist angebrochen – so früh geh ich normal nicht auf Arbeit. Doch wenn ick auf den Waldweg einbiege zu unserem Wohnzimmer, bin ick froh das ich mich aus de Kissen geschoben habe. So ich versuchen wollte, es zu beschreiben, wie es ist, dann würde es hier pathetisch, romantisch und allet in allem kitschig werden. Also lass ick dit lieber.

Das erste was zu sehen ist – DER KRAN DREHT SICH! Wie oft hat Sylvia morgens angekündigt: „Heute dreht sich der Kran den ganzen Tag, also denkt dran, den Helm aufzusetzen.“ Jedreht hat sich nüscht. Jetzt aber. Die Ösis ziehen durch am Dach und die Stimmung auf der Baustelle hebt sich stündlich.

In den letzten Tagen kamen einem die Eisernen teilweise wie Schwangere vor: Heftigste Stimmungsschwankungen im Minutentakt. Zwischen „Ditt schaffen wir nie!“ und „Wow sind die schnell – in einer Woche sind die fertig.“ verging bei ein und derselben Person oft nicht mal ne halbe Stunde.

Matze und ick arbeiten heute an der Rampe hinter dem Gästeblock – Schlösser und Verriegelungen für die Tore dort. Improvisation ist alles, und wenn ick mich anfange zu ärgern, weil nen Werkzeug fehlt, schießt mir durch den Kopp, wenn et nich so wäre, wäre es nicht hier so wie es ist. Alle helfen sich, Mangel macht erfinderisch und hilfsbereit. Hm, irgendwoher kenn ick dit, wenn ick jetzt nur noch wüsste….

Pause – Matze sucht ein Klo und ick mach ein Schwätzchen mit OlleOma, die sind grad dabei,  die Streben zu streichen für die zusätzlichen Sitzplätze. Auch sone Arbeit die keiner wollte – nur der DFB. Frank kommt vorbei und schimpft mit nem Grinsen: „Wenn die Maler rumstehen, hab ich nichts dagegen – aber nicht meine Schlosser.“ Ick mach nen mea culpa und mich vom Acker.

Mit der Fingerfräse wurschteln wir weiter – wir gewinnen sowieso – Eisern UNION!

Über den Zaun ein kurzer Dialog mit einem älteren Ehepaar, welches an der Wuhle spazieren geht. „Geht ja vorwärts!“ ruft der Mann rüber. „Muss ja!“ brüll ick zurück. Er nickt, seine Frau winkt und sie zockeln weiter.

Ein BZ-Reporter kreucht über die Baustelle und tut so als ob er arbeiten täte, tut er aber nicht – posen tut er täten für den mitgebrachten Fotografen – wenigstens schleppt er seinen Rasentrimmer selbst.

Gegen 18:00 Uhr ziehen ein paar Jungnazis an der Wuhle lang und brüllen dusslige Parolen, Matze und ick sind zu wenige um ne vernünftige Drohkulisse aufzubauen. Ne Frau aus der Gartenkolonie gegenüber ist schneller und wünscht das Pack zurück in die Löcher, aus denen sie gekrochen sind.

Wir machen langsam Feierabend.

ruhe

Mein Rücken teilt die Ansicht meiner Füße, dass ick insgesamt gesehen och nich mehr jünger werde. Nachdrücklich wird der Rest meines Körpers mich darauf hinweisen, wenn ick heut Abend im 5 Ziegen mein Feierabendbier trinken und mich von Milan zum „Helden der Arbeit“ ernennen lasse. Früher jab et dafür nen Orden, heut nich mal nen Freibier. Morgen sind wir wieder da und werkeln in unserem Wohnzimmer, denn ab jetzt dürfen wir auch sonntags.

Ach und übrigens – falls ich es vergessen habe zu erwähnen: WIR GEWINNEN SOWIESO – EISERN UNION! und alle….


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6 Kommentare zu “Immer wieder samstags.

  1. Schön gesagt. Und das mehr als verdiente Freibier kannste dir bei Gelegenheit von mir abholen. Ob deiner Wortmächtigkeit.

  2. Danke @Steffi für den Gastbeitrag; der schreibt, wie er fotografiert, einfach und wesentlich. Gute Bilder!
    Zumal ich das mit den mangelnden Freibieren nicht persönlich nehme. Vielleicht hat er ja was von Fußballmutti angenommen.
    Ach ..und dem Kranz möchte ich an dieser Stelle ein Freibier versichern, versprochen das, und ganz sicher ist auch, daß er sich nicht dafür bedanken wird. Hat nicht nur mit seiner Gazpromnummer zu tun, der ist einfach einer dieser Ringelwürmer, die ich bei uns nicht auf der Tribüne dulden kann.

  3. @Milan das dachte ich mir ja auch, obwohl ich jans fotos gar nicht kenne und nur das weiß, was er drüber erzählt hat. aber jetzt bin ich natürlich neugierig :)

  4. ein Freibier > Orden aber im Ziegen zahl ich jedes Bier mit vergnügen.
    jedoch gefällt mir „Wortmächtigkeit“ ein schönes Kompliment danke…
    nun werd ich erstmal Bronchitis auskurieren – Samstag wieder fit sein – erstes Gebot.
    steffi – fotos bring ich dir mal vorbei in gebundener Form ;)
    Jan

  5. @Steffi- ich kenne seine Fotos auch nicht, ich habe einfach unterstellt, das er so fotografiert wie er schreibt ;);)

  6. der richtige beitrag um mich wieder anzukochen jan, ab samstach bin ick wieder bis zum bittersüssen ende mit dabei, uff der scheensten zu revitalisierten baustelle berlins, herzlichst und eisern von unterwegs, der meester

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