Ich wohne in Berlin und gehe zu Union. Das ist klar, einfach und logisch. Ich wohne in Berlin und gehe zu Fortuna Düsseldorf, dem VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, dem SC Freiburg, Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum, dem 1.FC Kaiserslautern und dem 1.FC Nürnberg ist wesentlich komplizierter. So richtig ermessen kann ich die Schwierigkeit eines Exilfanlebens aber erst, seit ich „Ferne Liebe“ von Martin Zeising gesehen habe.
Er ist selber einer. Er weiß, wovon er spricht. Für alle Berliner Fußballfans, die das Glück haben, einem Berliner Verein anzuhängen, tut sich dagegen ein Paralleluniversum auf. Klar sind mir die vielen Fußballkneipen auch schon aufgefallen, in denen andere als rot- oder blau-weiße Schals hängen. Die Schwalbe haben wir uns mit Kölnern geteilt, eine Ecke weiter hatten die Kaiserslauternfans ein Zuhause, und das Rösslequiz kennt ganz Berlin. Hier zu wohnen, aber sein Fußballherz woanders gelassen zu haben, bedeutet Warten auf das eine Auswärtsspiel im Olympiastadion oder der Alten Försterei. Es bedeutet, an jedem Wochenende auswärts zu fahren, wenn man ins Stadion möchte. Oder eben in die Fankneipe gehen. Ich bin nicht sicher, ob ich das aushalten würde. Aber die Frauen und Männer, mit denen Martin Zeising und seine Kollegen unterwegs waren, die machen das.
Als Ausgleich haben sie etwas, das „richtigen“ Heimfans oft nicht vergönnt ist. Sie pflegen guten Umgang untereinander. Das können sie, weil sie alle im selben Boot sitzen. Ihr jährliches Kickerturnier ist Sinnbild für Fankultur, wie ich sie mir wünsche. Vielleicht gibt es so etwas nur in Ausnahmesituationen. Ich bin dankbar für diesen Film, der eine Fußballwelt aufmacht, die ich bis dahin nicht kannte. Auch wenn er ein paar Längen hat: Für alle, die an Fankultur interessiert sind, lohnt sich der Besuch.
Den Trailer könnt ihr bei youtube sehen. Der Film wird am Montag, 21.3.2016 um 19:45 noch einmal im Kino Babylon gezeigt.
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