Die harte Nachricht zuerst: Union spielt in der ersten DFB-Pokalrunde bei Viktoria Köln. Ich hoffe, dass der Termin am Wochenende liegt. Bild/BZ berichten außerdem, dass Dennis Daube die Nummer 10 tragen wird. O-Ton des Spielers: „Eine Rückennummer sagt nicht viel aus.“
Steffis Text über Hendrik „Eddy“ Mann erschien zuerst im Köpenicker Magazin Maulbeerblatt im März 2014. Eddy verstarb im Sommer des gleichen Jahres, am 5. Juli 2014. Er fehlt sehr. Seine Bärbeißigkeit, seine Hilfsbereitschaft, seine ganze Persönlichkeit. Aber mit seinen Booten ist immer auch ein Teil von ihm weiter auf Berlins Gewässern unterwegs.
Foto: Stefanie Fiebrig
Er fährt die auffälligsten Schiffe, die Berlins Wasserstraßen zu bieten haben. „Normalerweise sind die Schiffe weiß, mit blau oder rot abgesetzt. Wir haben es genau anders herum gemacht. Wir haben die rot gemalt und weiß abgesetzt“, beschreibt Hendrik Mann etwa seine Angela, die als letzte ihren fußballerischen Anstrich erhalten hat. Er hatte in einer Zeitung ein Foto gesehen. Abgebildet war ein Betonmischfahrzeug im Union-Look. „Kann ick besser“, dachte er sich. Es hat eine Weile gedauert, bis er seine Idee schließlich umgesetzt hatte.
Gelernt hat Hendrik Mann Vollmatrose, er ist lange Zeit zur See gefahren. „Eddy, der Sorglose“, nannten ihn seine Kollegen. Den Namen hat er behalten und mit seiner Reederei Eddy-Line in ganz Berlin bekannt gemacht. Seit über zwanzig Jahren ist er in der Fahrgastschifffahrt tätig. 2005 hat er die Viktoria, sein erstes eigenes Schiff, übernommen „Und die wird immer schöner“, sagt er. Seine Stimme wird ganz weich dabei. Die Viktoria war die erste, die das Union-Logo trug.
Foto: Matze Koch
Eddy ist ein geborener Chemnitzer. Wenn er in Sachsen ist, verfällt er in seinen heimischen Dialekt. Zu hören ist davon nichts, und wenn er Touristen fährt, freuen die sich über einen waschechten Berliner, bei dem Kirche und Kirsche klingt, als wäre es das selbe Wort. 1976 sind seine Eltern mit ihm nach Berlin gezogen, er ist hier zur Schule gegangen. Das prägt den Menschen und seine Sprache.
Bei Union ist Eddy seit 1978. Das war das Jahr, in dem sein Vater starb. „Doofes Jahr.“ Eddy ging also allein zum Fußball und beneidete die, die mit Papa hin gingen. Kurz darauf hatte er Autogramme von Wolfgang Matthies und Achim Sigusch. „Womit ich in der Schule der Star war!“ Die beiden nennt er heute noch zuerst, wenn er nach seinen Lieblingsspielern gefragt wird.
Foto: Matze Koch
Es gab Zeiten, in denen er nicht zum Fußball konnte, weil er zur See fuhr. „Aber ich habe Union immer im Auge behalten. Kurioserweise war es immer so: Wenn es mir mal Scheiße ging, war’s bei Union genauso. Wenn’s bei Union aufwärts ging, ging es bei mir auch aufwärts.“
Jetzt gerade geht es dem Verein und eben auch Eddy gut. Eine Krebserkrankung hat er knapp überstanden. Er hat ein Motorrad gekauft. Er hat geheiratet. Das wollte er zwar erst, wenn der 1.FC Union Deutscher Meister wird, aber mit dem Spott darüber kann er leben. Besser gleich, bevor es zu spät ist. Er findet, er hat das Glück gehabt, das anderen gefehlt hat.
„Es gibt bestimmt Leute, die sind fleißiger, die sind besser als ich, aber die hatten nicht das Glück, die richtigen Menschen kennenzulernen. Da musst du abgeben können. Wenn du dir ansiehst, wer auf der Straße lebt, wer ärmer ist als du – das sind keine dummen Leute. Die sind manchmal total unverschuldet da reingeraten.“ Und weil das so ist, engagiert er sich nicht nur bei Union, sondern auch für die Torre-Stiftung, die Obdachlose unterstützt. Er selbst hatte seine Auszeit, unfreiwillig. „Jetzt kucken wir mal wieder nach den anderen.“
Foto: Matze Koch
Im Januar und Februar ist es noch ruhig auf den Gewässern. „Man kann mal eine Stunde länger schlafen, in den Urlaub fahren oder kümmert sich um Wartungsarbeiten.“ Am liebsten ist er trotzdem mit dem Schiff unterwegs. „Naturgewalten – Regen, Schnee, Wind – das ist Freiheit. Die größte Strafe war, als ich mal ein halbes Jahr im Büro saß. Mittlerweile freue ich mich jedes Mal, wenn ich wieder fahre, weil ich ja auch andere Aufgaben habe. Zum Müggelsee raus, nach Tegel hoch, nach Wannsee runter, oder nach Potsdam.“
Auch die Fahrten mit den Fußballfans machen ihm nach wie vor Spaß. „Das erste Mal, als die Mannschaft zu mir an Bord kam, hatte ich Tränen in den Augen. Wir haben das Mannschaftsfoto gemacht. Dazu haben wir mitten am Tag die Spree komplett dicht gemacht. Verbotenerweise. Oben auf der Brücke die Fans, unten auf dem Schiff die Mannschaft.“
Ein Ausflugsdampfer und ein Fußballclub. Wie passen die zusammen? „Wir sind Berlin. Wir sind nicht der Hauptstadtklub, aber doch Berlin.“ Die Viktoria, die Helgard und die Angela in leuchtendem Union-Rot sind Eddys Bekenntnis zu seinem Verein.
Foto: Matze Koch
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Danke Euch Zwee!
Immer wieder schön, solche Berichte zu lesen; zig mal besser als die Presseschau im Sommerloch, wo sowieso nix Interessantes passiert.
Immer mehr davon^^
Eiserne Grüße,
Steve