Steffis Text über Wumme erschien zuerst im April 2011 im Köpenicker Magazin Maulbeerblatt. Wer Wasserstandsmeldungen zu Sebastians Polter Transfer/Nichttransfer bekommen möchte, wird heute bei Bild/BZ bedient.
90 Minuten vor Spielbeginn öffnen die Tore des Stadions an der Alten Försterei. In diesem Augenblick beginnt für Wumme der Arbeitstag beim 1.FC Union Berlin. Wumme heißt eigentlich Sven König. Sein Arbeitsplatz im Stadion ist die Sprecherkabine. Ausgeübter Beruf: Plattenunterhalter. So nennt er das. Schön old school, gepflegt untertrieben, auch weil Stadion-DJ zu sehr nach Großraumdiskothek klingt. Davon ist er weit entfernt.
Foto: Matze Koch
An Tagen, die keine Spieltage sind, legt er nicht etwa in Clubs auf, sondern fährt LKW. Das mit der Musik macht er nur für den Verein. Wumme ist jetzt 25. Zu Union geht er seit 1997. Seit der Oberligasaison 2005/06 legt er im Stadion auf. Geld bekommt er keins dafür. Die positive Resonanz der anderen Fans und das Vertrauen des Vereins, der ihm freie Hand lässt, sind für ihn der schönste Lohn, sagt er.
Während früher Stadionmusikverantwortlicher und Stadionsprecher häufig wechselten, sind Wumme an der Musik und Christian Arbeit am Mikrofon ein seit nunmehr fast sechs Jahren eingespieltes Team. Diese Konstante ist ihm wichtig. Gefragt, was sich seitdem musikalisch geändert hat, sagt er: „Na alles!“
Foto: Hannes Teubner (wir sind uns aber auch nicht mehr so sicher)
Er wollte vor allem Abwechslung in die Spielumrahmung bringen und hat in den ersten beiden Jahren kein Lied zweimal laufen lassen. Aus Prinzip. “Das”, meint er heute, “kann man aber auf Dauer nicht durchhalten.” Wumme spielt alternative Musik, nichts zum Schunkeln, nichts mit Hände in die Luft. Das unterscheidet ihn von vielen seiner Zunft und die Alte Försterei von vielen anderen Stadien.
Dennoch hat seine Auswahl anfangs nicht nur für tosenden Beifall gesorgt. „Dit is doch total eklich“, hat ihm nach einem Vierteljahr mal jemand an den Kopf geknallt. Das ist ihm lange nicht mehr passiert, seitdem. Eher fragen die Leute nach einzelnen Songs. Allenfalls gibt es Unstimmigkeiten darüber, ab wann nach Abpfiff wieder Musik gespielt werden darf. Dann nämlich, wenn die Gesänge hinterm Zuckertor verstummt sind.
Foto: Matze Koch
Gibt es besondere Musik für besondere Gäste? Früher gab es die, etwa für TeBe und St.Pauli. „Wir können auch anders, wir sind kein Naziverein“, war die explizite Botschaft dahinter. Diese Botschaft gibt es noch immer, sie ist sogar zentraler Bestandteil der Auswahl. Nur gilt sie gegenüber jedermann, und man muss dafür keine „linken“ Lieder spielen.
Die Titel der Playlisten stammen überwiegend aus Wummes eigenen Beständen. Etwa drei bis fünf Songs kauft er pro Spieltag dazu. Die Auswahl wird in der Woche vor dem Spiel zusammengestellt und anschließend unter stadionmusik.de veröffentlicht. „Aber manchmal spiele ich auch spontan drauflos.“
- Wumme ist auf Twitter @stadionmucker
Foto: Matze Koch
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