Ich meide die großen Straßen, suche mir kleine Wege. Wie immer bin ich überrascht, wie abrupt man aus der Stadt raus ist. Keine fünf Minuten vorher habe ich das Ortsausgangsschild passiert und finde mich mitten im Nichts wieder.
Ich lasse mich treiben, folge keinem bestimmten Ziel. Allein die Ortsnamen sind pure Poesie: Brodowin, Serwest, Klein-Ziethen. Hier in der Gegend war ich früher immer im Ferienlager.
Wieder ein kleines Dorf. Sonntagsidylle. Ich sehe den Dorfteich, die Backsteinkirche, die Bushaltestelle. Nebendran die Freiwillige Feuerwehr. Nichts rührt sich. Wo sind all die Leute, die hier wohnen?
Im Vorbeifahren bemerke ich einen Fußballplatz. Das Gras ist zu hoch, die Tornetze hängen traurig in Fetzen. Abgeblätterte Werbebanden: Schlosserei Bandowski und die Kreissparkasse waren hier mal Geldgeber. Was werden die wohl gegeben haben? Ob es für einen Trikotsatz gereicht hat?
In meiner Phantasie sehe ich jetzt Leute, die an der Bande stehen und sich das Spiel anschauen. Sie feuern an, streiten, leiden und fluchen. Sie freuen und ärgern sich. Der Grill qualmt. Die Kinder spielen auf dem zweiten Platz ihr eigenes Match.
Dann schiebt sich ein Waldstreifen zwischen Straße und Platz.
Entdecke mehr von Textilvergehen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
0 Kommentare zu “Im Vorbeifahren.”