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Spielerberater.

Das 11mm-Festival hat sich gestern eines eher sperrigen und unbequemen Themas angenommen: Die Welt der Spielerberater. Zwei Dokumentationen mit beinahe identischen Titeln waren zu sehen.

Themenabend Spielerberater beim 11mm-Festival

Festivalleiter Andreas Leimbach-Niaz mit Regisseur Klaus Stern

Patrick Halatsch: „Spielerberater – Strippenzieher im Millionengeschäft Fußball“ (2013)

Patrick Halatsch nähert sich dem Spektrum der Spielerberatertätigkeit von zwei Seiten. Am sonnigen Ende des Regenbogens steht die international agierende ROGON Sportmanagement GmbH & Co. KG mit Roger Wittmann an ihrer Spitze. Als Kontrast dazu wird der im Nebenberuf als Spielerberater tätige Benjamin Bertram und mit ihm die regennasse Provinz gezeigt. Die Ausgangssituation erinnert an Hans-Christian Andersens Märchen vom großen und vom kleinen Klaus und ist wohl auch so gemeint. Der Film beleuchtet die unterschiedlichen Arbeitswelten von Wittmann und Bertram, aber auch ihre persönliche Auffassung von Beratertätigkeit.

„Die Eltern waren dabei vom Marcel und der Vater hat seinen Jungen verkauft, das war unglaublich, das war klasse“, schwärmt Wittmann gleich zu Anfang des Films. In der Ludwigshafener Firmenzentrale steht Marcel Schmelzer neben ihm. „Hier wird Geld verdient“, gibt Wittmann unumwunden zu, der fließend portugiesisch spricht und häufig im Süden von Brasilien nach Spielern sucht. Junge Talente. Von „Verantwortung und Eigenverantwortung“ ist die Rede. „Ich möchte den Besten finden.“ Als Gegenentwurf dazu hat Patrick Halatsch Benjamin Bertram in die Regionalliga begleitet. Zweimal pro Saison trifft er die Spieler, die er betreut und packt ihnen auch schon mal die Umzugskisten. „Mal einen in einer Top-Liga platzieren“ lautet auf lange Sicht sein größter Wunsch. Beide, Bertram wie Wittmann, übernehmen die Geschicke junger Spieler, wo deren Eltern die Verantwortung abgeben.

Der Beitrag von Patrick Halatsch setzt sich nicht mit der Frage nach der Seriosität, der Qualifikation der Berater, mit guter oder schlechter Beratung und der Vertretung von Spielerinteressen auseinander. Ohne Bewertung zeigt er, wie das Berufsfeld Spielerberater aussehen kann. Nobelhotel in Porto Allegre. Wiedenbrück bei fünf Grad unter Null. Zwar gibt es ein Lizensierungsverfahren durch den DFB, die konkreten Serviceleistungen der Berater sind schließlich aber doch sehr verschieden.

Für alle, die sich bisher nicht mit dem Thema Spielerberater beschäftigt haben, ist es ein guter Einsteigerfilm. Den vollständigen Festivalbeitrag habe ich nicht gefunden. Patrick Halatsch hat aber das Filmmaterial über ROGON und Roger Wittmann für „Sport inside“ im WDR zu einem kürzeren Beitrag verarbeitet, den es sich lohnt anzuschauen.

Klaus Stern: „Spielerberater“ (2012)

Grimmepreisträger Klaus Stern sagt, sein Spezialgebiet sei Größenwahn und Verbrechen. In seinem Festivalbeitrag, der in der ARD-Mediathek zur Verfügung steht, wird das Spannungsverhältnis zwischen Spieler, Berater und Verein in den Vordergrund gestellt. Ein halbes Jahr lang hat er den Diplom-Sportlehrer Jörg Neblung begleitet, der unter anderem Timo Hildebrand, Stefan Ortega und Henning Dirks vertritt.

Themenabend Spielerberater beim 11mm-Festival

Jörg Neblung und Timo Hildebrand

Wir erleben den Verlauf von Hildebrands Verhandlungen mit Schalke 04, sitzen mit auf der Couch, als Henning Dirks von Preußen Münster sich unter Neblungs Fittiche begibt und stehen daneben, als Stefan Ortega den „Termin Kopfwäsche“ hat. Es ist eine andere Welt als die, in der auf einem brasilianischen Flughafen ein sehr schnelles und sehr geheimes Sondierungsgespräch durchgeführt wird. Aber auch in dieser Dokumentation fällt der Satz „als Vater komme ich da nicht weiter“, der am Ende den Ausschlag dafür gibt, die Dienstleistungen eines Spielervermittlers in Anspruch zu nehmen. Er korrigiert Karrierewege, beschreibt Neblung seine Arbeit. Seine Idealvorstellung sei es, eine Handvoll Spieler von 21 bis zum Karriereende zu betreuen. Eine kleine, wunderbare Bundesligaboutique.

Klaus Sterns Film schafft insgesamt etwas mehr Transparenz, was die Geschäftsmodelle von Spielerberatern betrifft. 7-12 % von dem, was der Spieler verdient, bekommt der Berater, sagt Neblung. „Wir werden vom Verein für unsere Dienstleistung bezahlt.“ Der Film zweifelt dieses System aber auch an. Es gibt mehr Berater als Spieler – kann das richtig sein? Die Geschäftspraxis der Kickbacks, bei der der Vereinswechsel nicht über den Berater eines Spielers, sondern an diesem vorbei über einen den Vereinsfunktionären nahestehenden Vermittler verläuft. Lässt sich der Spieler darauf ein, zahlt der Verein zunächst die Provision für diesen Vermittler, im Gegenzug erhält jedoch der entsprechende Vereinsfunktionär einen Teil eben dieser Vermittlungsprovision. Der ursprüngliche Berater, der die Arbeit des Scoutings und der Vertragsvorbereitung, eventuell sogar schon der Ausarbeitung des Vertrages durchgeführt hat, geht leer aus.

Auch die grundsätzliche Frage, ob ein Spieler überhaupt einen Berater braucht, wird gestellt. Timo Hildebrand hat sie für sich persönlich mit ja beantwortet und kann das begründen. Er hat einen Wechsel ohne Berater versucht und dabei keine glückliche Hand gehabt.

Nimmt man die Filme von Halatsch und Stern zusammen, ergibt sich ein recht umfassendes Bild davon, was alles gemeint sein kann, wenn von einem Spielerberater die Rede ist. Klaus Stern hat zudem das Glück, über sympathische Protagonisten zu verfügen. Eine Sache wird aber in keinem der Filme deutlich, in Halatsch´ Film lediglich angedeutet: Spielerberater profitieren von der Leistung der Spieler, und damit letztlich von der Jugendarbeit, die in Vereinen geleiset wird.


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