Augsburg als Wegweiser: Rutscht Union noch einmal tiefer in den Abstiegskampf?

Es war schon eine komische Gefühlslage am Wochenende. Die Männer verlieren gegen Leverkusen zwar recht klar, aber auf der Anzeigetafel stand nur 0:1. Trotz der Niederlage hatten wir größtenteils das Gefühl, dass sich hier eine Mannschaft kämpferisch wieder zusammengefunden hat. Aber wie sagte Nenad Bjelica am Donnerstag nüchtern in der Pressekonferenz: „Am Ende haben wir keine Punkte.“

Zwei Sichten auf die aktuellen Leistungen der Mannschaft

Bei der Mannschaft sind wir gerade in dem Zwiespalt, dass wir die Leistung auf dem Platz anerkennen und zu einem überwiegenden Teil auch die Punkteausbeute seit der Amtsübernahme von Bjelica zufriedenstellend ist. Das führt zu einer Zuversicht, die sich beispielsweise auch in Texten wie dem des Berliner Kuriers ausdrückt. Und es ist diese Zuversicht, die wir dann auch nach dem Spiel gegen Leverkusen gespürt haben.

Ihr wisst natürlich, dass jetzt ein Aber kommt. Also bitte sehr: Aber die Zuversicht darf nicht den Blick vor dem Verdecken, was faktisch über die Saison entscheidet, nämlich der Platz in der Tabelle. Und da ist Union einfach noch nicht sicher, auch wenn es Bjelicas Team komplett selbst in der Hand hat. Wahrscheinlich reichen ein bis zwei Siege, um sich diese Sicherheit zu holen. Das ist der andere Blickwinkel, den beispielsweise auch die Morgenpost aufzeigt.

Es ist ein bisschen wie immer kurz vor Erreichen eines Saisonziels: Das Ganze über die Ziellinie zu bringen, das ist immer das Schwerste.

Das Spiel gegen Augsburg ist entscheidend für das Momentum

Ich hatte in der Hinrunde jeweils vor den Spielen gegen Heidenheim oder Bremen das Gefühl, dass sie eine Wichtigkeit besaßen, um das Momentum wieder auf Unionseite zu verlagern. Und dieses Gefühl habe ich auch in Bezug auf das Spiel in Augsburg. Entweder wir waten noch einmal richtig knietief durch den Abstiegssumpf oder wir schauen aus halbwegs sicherer Entfernung zu.

Es hilft nicht, dass mit Robin Gosens und Lucas Tousart zwei Stammspieler gesperrt sind. Es hilft auch nicht, dass mit Josip Juranovic und Jerome Roussillon zwei Spieler verletzt sind, die Gosens auf links ersetzen könnten. Die Journalisten fragten zurecht, ob nicht Janik Haberer trotz Helm die freie Position als linker Verteidiger übernehmen könne. Könnte er, meinte Bjelica. Mehr wollte sich der Trainer nicht in die Karten schauen lassen. Die Alternative könnte eine Viererkette wie in der zweiten Hälfte gegen Leverkusen sein. Da spielte Diogo Leite als Linksfuß auf der Außenverteidigerposition.

Union fehlen Tore

Die Crux besteht aus meiner Sicht, dass das sehr gut funktionierende Mittelfeld-Duo aus Rani Khedira und Lucas Tousart auseinandergerissen wird. Und dass Union keine Tore mehr schießt. Uns würde ein Tor von irgendeinem Spieler gut tun. Da ist egal von wem. Die Negativserie von Kevin Vogt ist da für mich nur eine Fußnote.

So sieht es auch der Trainer, der in der Pressekonferenz mit seinen Worten schon das nächste Wandtattoo für die Kabine entwarf: „Nur wenn wir Tore schießen, können wir Spiele gewinnen.“ Yorbe Vertessen wird jedenfalls nicht treffen. Denn auch er fehlt verletzt.

Es ist klar: Augsburg wird der Wegweiser, der uns zeigt, wie wir die Wochen bis Saisonende verbringen werden.