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Lucas Tousart vor Wechsel zu Union: Macht ein ehemaliger Rekordtransfer Hertha mithilfe von Union handlungsfähiger?

Wisst ihr noch, damals? Als wir mal alle ein, zwei Wochen ein Gerücht über eine Neuverpflichtung beim 1. FC Union Berlin gehört haben und dann doch ein ganz anderer Name ohne vorherige Berichterstattung verpflichtet wurde.

Praktisch ist diese Zeit noch gar nicht solange her, gefühlt aber auch Lichtjahre entfernt. Genau wie die Zweite Bundesliga derzeit sehr weit weg wirkt, scheinen auch diese entspannten Transfer-Perioden der Vergangenheit angehören. Mittlerweile tauchen ständig neue Gerüchte auf, ob von einem F. Romano, einem Plettigoal oder von sonstigen „Insidern“. Manche davon waren so heiß, quasi schon perfekt und wurden dann einige Tage später für gescheitert erklärt.

Der neueste Name, der derzeit kurz vor einem Wechsel zu Union stehen soll, klingt schillernder als er ist und der Transfer würde mehr polarisieren als er sollte: Lucas Tousart, einst Rekordtransfer von Hertha BSC wurde wohl schon an der Alten Försterei gesichtet und auch mit dem Klub aus Westend scheint der Großteil geklärt.

Ist Lucas Tousart für Union sportlich eine Bereicherung?

Auf den ersten Blick würde ich den Transfer nicht so recht verstehen, da ich die sportliche Notwendigkeit für Union nicht sehe. Natürlich ist Tousart immer noch ein Spieler mit reichlich Potenzial und er wäre nicht der Erste, den Union-Trainer Urs Fischer und sein Team wieder in die Spur bekommen würden. Dennoch hat gerade die Sechser- bzw. die Achterposition bei Union sowohl quantitativ als auch qualitativ so angezogen, dass sie in meinen Augen eine andere Position im Kader abgelöst hat.

Letzte Spielzeit war für mich, wie mehrfach erwähnt, die Innenverteidigung Unions bestbesetzte Kaderstelle. Durch die Verpflichtung von Aïssa Laïdouni im Winter und die von Alex Král vor einigen Wochen, aber auch durch einen möglichen Entwicklungssprung bei Aljoscha Kemlein, hat sich dies geändert. Mit einem fitten Schäfer, den größtenteils sehr überzeugenden Janik Haberer, Immer-Spieler Rani Khedira sowie den genannten Král, Laïdouni und Kemlein stehen bereits sechs Spieler für die Mittelfeldzentrale zu Verfügung, auch wenn Laïdouni und Haberer sicherlich offensiver als Tousart agieren können und wohl auch wollen.

Bald in rot-weiß statt blau-weiß? Lucas Tousart soll vor einem Wechsel zu Union stehen, Foto: Matze Koch

Hinzu kommt darüber hinaus noch ein Morten Thorsby, den ja viele schon abgeschrieben haben. Bei dem man meiner Meinung nach aber auch abwarten sollte – falls er nicht mehr wechselt – wie sein zweites Jahr, vor allem wenn er mal länger verletzungsfrei bleibt, bei Union läuft. Er wäre nicht der erste Spieler, der aus einer anderen Liga kommt, sich im zweiten Jahr im System Fischer deutlich besser zurecht findet und seine Einsatzzeiten steigert. Doch damit nicht genug. Auch Brenden Aaronson muss sofern es keine Systemumstellung gibt, bei einem 3-5-2 (mit Varianten) als Kandidat für die drei Mittelfeldpositionen in Betracht gezogen werden. Wir hätten also Stand jetzt acht mehr oder weniger heiße Kandidaten für drei Namen in der Startaufstellung.

Ich teile die Begeisterung, die dem Spieler Tousart entgegengebracht wird, bisher noch nicht, da ich einfach nicht sehe, welches neue Element er dem Union-Spiel geben könnte, was noch nicht vorhanden ist.

Spaßeshalber habe ich mal ein paar Namen durch den fbref-Spieler-Vergleich gejagt und Tousart mit Král, Laïdouni, Haberer und Khedira (letzte Saison) – da ich diese als realistischste Optionen für die drei Mittelfeldstellen erachte – (oberflächlich!) verglichen. Dabei kam heraus, dass Tousart, der natürlich auch in einer disfunktionalen Mannschaft, die relativ deutlich Tabellenletzter geworden ist, gespielt hat, in keiner Statistik signifikant positiv heraussticht.

Am ehesten sind wohl noch seine für einen zentralen Mittelfeldspieler durchaus vorhandene Torgefährlichkeit, die insbesondere bei Weitschüssen und Standardsituationen zum Tragen kommt, sowie seine Balleroberungsfähigkeiten zu nennen. Seine Passquoten sind dagegen schlechter als von allen anderen hier genannten.

Dass Tousart dennoch Potenzial besitzt, welches gerade bei seiner ersten Profistation, bei Olympique Lyon immer wieder – auch in der Champions League – aufblitzte und dieses durch Urs Fischer sicherlich (wieder-)erweckt werden könnte, würde ich allerdings auch behaupten. Und sollten die durch die Bild (Bezahl-Link) kolportierten drei Millionen Euro Grundablöse stimmen, kann man dieses Risiko als Union mittlerweile auch einfach mal eingehen, sofern Tousarts bisheriges Gehalt (mindestens 3,5 Mio. Euro) ebenfalls angepasst wird. Ein guter Transfer für die Kaderbreite wäre Tousart somit allemal.

Hilft Union Hertha letztendlich sogar?

Verrückt wie sich die Zeiten geändert haben! Union könnte tatsächlich einen Spieler aus Westend nach Köpenick holen, der nicht lange nach dem Einstieg von Investor Lars Windhorst und der damit rund um das Olympiastadion entstehenden Goldgräberstimmung, zum Rekordeinkauf von Hertha BSC wurde. Für damals gewaltige und wohl auch nicht marktgerechte 25 Mio. Euro.

Gleichzeitig wechselt ein Toni Leistner, der sich zwar voll mit Union identifiziert hat, aber sportlich schon einige Jahre nicht mehr das Niveau für Union hat, zu Hertha, wird dort angefeindet und dürfte dennoch – aus heutiger Sicht – für Herthas sportlichen Erfolg wichtiger sein als Lucas Tousart, wenn dieser wirklich zu Union wechseln sollte.

Hinzu kommt noch eine weitere Dimension, die viele Herthanerinnen und Herthaner nicht unbedingt so (ein-)sehen werden. Ein Wechsel vonTousart zu Union würde Hertha BSC auf einen Schlag deutlich handlungsfähiger machen und die Planungssicherheit für die schon kommende Woche beginnende Zweitliga-Saison erhöhen. Zwar hätte die kolportierte Ablöse aus Hertha-Sicht höher ausfallen können, aber Tousart sollte schon die ganze Zeit von der Gehaltsliste und wirkliches Interesse von anderen Klubs gab es scheinbar nicht.

Selbstverständlich kann ich den Frust einiger Herthaner*innen dennoch verstehen. Nachdem wir uns für die Champions League ins städtische Olympiastadion eingemietet haben, würden wir durch einen Tousart-Transfer wohl auch noch über die kommende Spielzeit hinaus in einigen Hertha-Köpfen mietfrei wohnen.

Wir als Union-Fans sollten Lucas Tousart, sollte er wirklich kommen, hingehen eine echte Chance geben und ihn offen empfangen!

Update: Mittlerweile hat Union die Verpflichtung von Lucas Tousart offiziell bekanntgegeben:

Während Isco ein halbes Jahr nach dem gescheiterten Transfer zu Union mit der spanischen Marca über die Vorgänge von damals spricht, scheint sich der Wechsel von Benedict Hollerbach zu Union zum Glück (!) zerschlagen zu haben. Wer mehr zu Hollerbachs fraglichen Social-Media-Aktivitäten wissen möchte, der kann sich diesen Thread durchlesen.

Immerunioner Timo Baumgartl soll derweil vor einem Wechsel zu Schalke 04 stehen.

Und sonst so?

Heute findet mal wieder ein Spiel in der Alten Försterei statt, auf das sich vor allem Union-Kapitän Christopher Trimmel besonders freut. Sein Ex-Verein Rapid Wien, von dem er vor mittlerweile rund neun Jahren zu Union kam, gibt sich die Ehre.


Beim RBB wird Unions Situation im Angriff genauer analysiert. Dabei wird im Artikel beschrieben, dass sich Unions Offensivspiel ändern muss und gerade gegen tief stehende flexibler werden sollte.

Der spanisch-sprachige Podcast Unión de Hierro ist zurück. Hört doch mal rein!

Und hier noch eine Suchanfrage für eine Union-Anstecknadel/Pin, vllt. kann ja jemand weiterhelfen.


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7 Kommentare zu “Lucas Tousart vor Wechsel zu Union: Macht ein ehemaliger Rekordtransfer Hertha mithilfe von Union handlungsfähiger?

  1. Hämmerlingstr

    Ich lese es nicht zum ersten Mal, aber warum ist ruhnert „ehrenlos“, wenn er einen Spieler von Hertha holt?

    • Thomas SF

      Moderne (Jugend-)Sprache hat mit einem ehrlichen Gebrauch der Worte Ehre und Respekt nicht mehr viel am Hut. Ehrenlos bedeutet hier nicht mehr als dass es jemandem nicht gefallen könnte.

  2. BlnMeandor

    Tousart würde sehr gut passen. Kral, Rani und er wären eher defensiv.
    Haberer, Aissa und Aaronson eher offensiv. Alles wäre also gut abgedeckt. :)

  3. Der gute Mann, dem ich ebenfalls noch so einiges für unsere Mannschaft zutraue, heißt im Übrigen „Morten“. Eisern!

  4. Wahrscheinlich habe ich zu selten Hertha geguckt, aber ich habe bis jetzt wenig Anzeichen gesehen, dass uns Tousart weiterhelfen könnte. Allerdings war das bei manch anderem Spieler ähnlich, insofern würde ich ihm ne Chance geben. Habe dennoch den Eindruck, wir sind dann weiterhin im Mittelfeld überbesetzt, selbst nach den Abgängen von Möhwald und Ötzi.

    • Hammer Transfer zum guten Preis…. Respekt Oli

    • Rezi Prozität

      Ich könnte mir vorstellen, dass Urs in der kommenden Saison öfters mal ein 4-2-3-1 spielen lässt. Gegen Heidenheim, Darmstadt, Bochum und Stuttgart & Co. Da passt dann Tousart als echter Sechser mit Offensivambitionen perfekt ins System. Beim 3-5-2 sehe ich ihn weniger passend. Tousart war zudem der einzige Blau-Weisse, der letzte Saison Charakter gezeigt. hat. Mentalitätsspieler, passt. Stand seit 1977 in der Kurve (und habe Prokops Toupet wegfliegen sehen) und verstehe vollkommen die Zahnschmerzen, die viele Fans mit diesem Transfer haben. Hoffe aber, dass Tousart die Antwort auf dem Platz geben wird.

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