Gegen die Kopie verloren

In den letzten Wochen gab es an einiger Stelle die Aussage, dass unser Gegner von gestern, der FC Augsburg, quasi unsere schlechtere und weniger erfolgreiche Kopie ist. Dass sie undankbar und eklig zu bespielen sind und dass alle „Fußballauskenner“ das kalte Grausen beim Betrachten der viel zu einfachen Abläufe bekommen. Und daran musste ich gestern in der zweiten Halbzeit denken. Als die Minuten runterliefen. Union anlief. Alle paar Minuten entweder ein Gegner den Spielaufbau unterbunden hat oder der ein oder andere Augsburger recht früh damit begann, den Rasen zu belegen.

Genau wie es so viele tolle Social-Media-„Persönlichkeiten“ aus Dortmund, Stuttgart, München usw. gegen Union in die Welt blöken, habe ich eine unbändige Wut auf unseren Gegner in mir gespürt. Eine richtige Aggression. Und eigentlich ist das total bekloppt. Uneigentlich auch. Genauso wenig wie Union so zu spielen hat, dass es anderen gefällt, muss das der FCA. Und wenn bei denen eben genau ein gut ausgespielter Angriff, inklusive tatkräftiger Mithilfe des Gegners, reicht, dann muss ich an dieser Stelle einer Aussage von Urs Fischer in der PK widersprechen.

Ich fand unsere Niederlage verdient. Wegen der 2. Halbzeit. Weil wir nicht nur gefühlt, sondern auch in echt, erst ab der 74. Minute überhaupt einmal zu Abschlüssen gekommen sind. Weil wir ohne Not einen limitierten Gegner haben machen lassen. Das ist ja das Paradoxe im Jahr 2023 bei Union. Wir wissen, was unser Team kann. Und dass wir es in uns haben, die gestrige Variante des FC Augsburg zumindest einmal ins Schwimmen zu bringen.

Was sich am Ende durch viele Berichte und Aussagen zieht ist jedoch, dass es eine sehr ärgerliche Niederlage war. Dass das wehtut. Oder „wurmt“, wie Urs in der PK sagte.

 

Natürlich. Wir sind noch immer Vierter. Wir werden nahezu sicher irgendwie Europa spielen und wir haben „alles“ in der eigenen Hand. Und noch natürlicher: Gestern war die erste Halbzeit sehr hoffnungsvoll. Das hatte sich irgendwie wie Gladbach angefühlt. Kevin Behrens hat 2mal wirklich gute Abschlüsse, Sheraldo Becker 2 Minuten später in der 26. Minute die wohl beste Chance und noch mal 2 Minuten später kann sich Janik Haberer eine Ecke aussuchen und nimmt die Linke, die dann auch der Augsburger Torhüter nimmt.

Und wir lassen genau nix zu. Na gut. Freddy hat uns einmal kurz in die Vergangenheit mitgenommen. Dazu dann ein Gästeblock in Topform. Mit Mega-Choreo, die sicher gut als Interpretationsaufgabe im Bildende Kunst Unterricht geeignet wäre.

Junge so eine krass geile Choreo? #FCAFCU pic.twitter.com/xxjgd47hZE

— BenniFCU??? (@BenniFCU) May 6, 2023

Am Ende haben diejenigen von uns, die dann auch wirklich vor Ort waren, die beste Entscheidung getroffen. Wer im Block singt, springt, brüllt, hat gar keine Zeit sich so zu Ärgern, wie es der herkömmliche Sofa- und Kneipenhockende macht. Und selbst wennde dann meckerst, ist das was anderes, weil du die Chance hast alles rauszuschreien. Rauszulassen. Mit Unionmenschen um dich rum. Und wahrscheinlich ärgere ich mich dann doch am Ende über mich selber. Wäre ich doch nur hingefahren.

Presseberichte zu Augsburg – Union

Ja. Wirklich Spaß macht das alles nicht. Kevin Behrens Zitate sind jedoch immer richtig klasse.

• Sieglos-Serie beendet: Beljo lässt Augsburg jubeln (kicker)
• Jetzt zittert Union plötzlich um die Champions League (B.Z.)
• Der 1. FC Union patzt beim Rennen um die Champions-League-Plätze in Augsburg (Berliner Kurier)
• Beim 1. FC Union denkt Rani Khedira nicht an die Champions League … (Berliner Kurier)
• Der 1. FC Union erinnert an die Fabel von dem Fuchs und den Trauben (Berliner Kurier)
• Angstgegner: Warum Union in Augsburg erneut patzt (Morgenpost)
• Deshalb hadert Union-Trainer Fischer mit seinem Team (Morgenpost+)
• „Wir können noch großes erreichen“: Die Stimmen zu Unions Niederlage in Augsburg (Berliner Zeitung)
• Urs Fischer und der Fluch der Puppenkiste (Berliner Zeitung)
• 0:1-Niederlage nach schwacher Leistung: 1. FC Union enttäuscht beim FC Augsburg (Tagesspiegel)
• Unions Tegernsee-Trick geht schief! (Bild)
• Union erleidet bittere Niederlage in Augsburg (rbb24)
• Trotz Niederlage in Augsburg – Eiserne werden von den Fans gefeiert (MOZ)

Und sonst so?

Die derzeitigen Ergebnisse des 31. Spieltages sind, nun ja, suboptimal. Klar viele von uns freuen und hoffen mit Bülti. Der ein oder andere hat bestimmt auch ins Olympiastadion geschaut. Oder zu 15.000 Frankfurtern in Hoffenheim.

Im Nachgang gab es dort in der Pressekonferenz eine sehenswerte Situation, in der dem Frankfurter Trainer, Oliver Glasner, der Kragen geplatzt ist.

Und man kann mit dieser Aussage auch ganz gut eine Klammer zu unserer Leistung gestern schließen. Denn auch bei uns reißen sich die Spieler seit 43! Pflichtspielen den Arsch auf. Und geben alles für den Verein. Das Einzige, was bei uns nicht so ausgeprägt ist, ist öffentliche Kritik am Einsatz. Das kommt dann eher von Einzelnen.

"Hört mir mit diesem Müll auf!" – Glasner geht an die Decke #TSGSGE #Glasner pic.twitter.com/1Fbl0FmhfD

— SPORT1 (@SPORT1) May 6, 2023