Noch sieben Spiele. Angefangen mit dem Heimspiel gegen den VfL Bochum hat der 1. FC Union Berlin damit noch sieben Mal die Chance so viele Punkte zu holen, dass der derzeitige Tabellenplatz verteidigt wird und die phänomenale Vor-Saison wiederum getoppt wird. Ob nun Platz drei oder vier in der Endabrechnung, beides würde für Urs Fischers Team zu weiteren Europa-Reisen berechtigen. Aber halt nicht wie bereits geschehen in der Conference League oder der Europa League, sondern in der Königsklasse, in der Champions League.
Für einen Fußball-Profi gibt es im Vereinsfußball keine größere Bühne und wohl kaum ikonischere Momente als wenn vor den Partien „Ils sont les meilleurs, Sie sind die Besten, These are the champions“ erklingt. Ein Fußball-Profi strebt immer nach den höchsten Zielen, andernfalls wäre er in der Regel auch kein Profifußballer geworden. Beispielsweise Robin Knoche hat mittlerweile mehrfach verdeutlicht, wie gerne er noch einmal in der Champions League auflaufen würde.
Ich habe ja schon gesagt, jeder Sportler, jeder Spieler will natürlich den maximalen Erfolg. (Robin Knoche)
Wie das Team, die Spieler also der Sport zur Thematik Champions League steht, sollte somit relativ klar und nachvollziehbar sein. Und auch die Chefetage des Vereins inklusive Präsidium hat die letzten Jahre ja nicht nur verbal sondern auch durch Taten bewiesen, dass sie sich hohe bzw. die höchsten Ziele steckt und Wege findet, diese zu erreichen.
Auch auf Fanebene klingt Champions League im ersten Moment mindestens mal verlockend und surreal. Die besten Spieler des Planeten in Berlin-Köpenick, in unserem Wohnzimmer, in der „wunderschönen immergrünen Alten Försterei“? Wer hätte davon vor einigen Jahren überhaupt gewagt auch nur zu träumen?
Den ansehnlichsten Fußball gibt es sicherlich in der Champions League, den ehrlichsten natürlich nicht. Und genau hier liegt das Problem oder zumindest ein Diskussionsansatz. Mit der Champions League würden sicherlich Entwicklungen einhergehen oder sich verstärken, die die meisten von uns ablehnen. Die Textzeile „die richtje dicke Kohle hat hier nie eener jesehn“ aus dem „eisernen Lied“ von Sporti wäre alleine angesichts der Einnahmen, die nur für den Start in der Königsklasse des europäischen Fußballs generiert werden, spätestens dann irgendwie überflüssig.
Bedenklicher als die UEFA-Millionen wäre aber vermutlich welche fragwürdigen Sponsoren vor den Toren der Alten Försterei stehen würden, sobald die Qualifikation geschafft wäre. Generell ist die Champions League ein Wettbewerb in dem sich Investoren-geleitete Clubs die Klinke in die Hand geben. Von den diesjährigen Achtelfinalisten ist der Großteil entweder an der Börse notiert, durch Investoren-gepushtes Geld dabei oder halt ein komplettes Werbeprodukt. Union also im Wettbewerb mit solchen Clubs? Ich weiß ja nicht.
Zudem wäre es bezüglich der Reisekader-Aktivitäten zwar sehr schön noch mehr Stadien und Städte zu sehen, bessere Gegner herauszufordern und vor allem soviel zu singen, dass „bald schon ganz Europa unsere Lieder kennt“. Mögliche Repressionen, Kollektivstrafen und noch mehr Operettenpublikum auf der „anderen Seite“ sind aber auch nicht unwahrscheinlich. In diesem Zusammengang glaube ich zwar weiterhin an einen konstruktiven Dialog zwischen Verein und Fanszene, der so in anderen Klubs sicherlich nicht möglich wäre, jedoch dokumentiert Unions Kommunikation nach der von der UEFA verhängten Auswärtssperre auf Bewährung eben auch, dass Union sich halt den Gegebenheiten anpassen muss und die UEFA letztendlich am längeren Hebel sitzt.
Natürlich gibt es solche Gegebenheiten auch in den anderen europäischen Wettbewerben, aber gerade die Champions League ist eine reichlich gewissenlose Gelddruckmaschine, bei der es auch mit Hinblick auf die anstehende Reform und die Vergrößerung des Teilnehmerfelds nur um „mehr, mehr, mehr“ geht, wie auch Union-Präsident Dirk Zingler im April 2021 in seinem Gastbeitrag „Die Monster müssen sterben“ in der Berliner Zeitung kritisierte.
Ob wir als Verein, als Union Berlin also die Champions League mehr verändern würden, als wir selbst durch eine Teilnahme verändert werden würden, erscheint zumindest fraglich. Trotzdem ist es natürlich völlig legitim wie Daniel im gestrigen State of the Union darauf zu hoffen, „die Meister, die Besten mit Union, Union-Fußball und Union-Atmosphäre zu konfrontieren.“
Ich persönlich kann für mich derzeit auch noch nicht klar beantworten, ob ich nun die wie schon erwähnte zugegebenermaßen ikonische Champions League-Hymne bei Union-Spielen hören muss oder nicht (…von MÜSSEN kann natürlich eh nicht die Rede sein…)! Eins steht aber selbstredend dennoch fest: Für die letzten sieben Spielen wird die Mannschaft die vollste Unterstützung bekommen, sodass der Saisonausgang vor allem in ihrer Hand und nicht an den äußeren Umständen liegt.
Presseschau
Die Berliner Zeitung beschäftigt sich mit der möglichen Endplatzierung von Union in der Bundesliga-Tabelle. Auch hierbei ist die Champions League-Thematik natürlich mit dabei.
- Zehn aus zwölf: Bochum ist der Liebling des 1. FC Union (Kurier)
- Gegen 1. FC Union: BVB zeigt hässliche Seite des schönen Spiels (Kurier)
- Denkzettel für Leite (BZ)
Und sonst so?
Das nächste FuMA-Fantreffen findet am 25.04. statt. Neben Union-Spieler Timo Baumgartl sind noch Unions Atlethiktrainer Martin Krüger und Sportpsychologe Dr. Christoph Kittler zu Gast. Moderiert wird die Veranstaltung diesmal von Christoph Biermann, der ja oft über Union berichtet und auch das Buch „Wir werden ewig leben“ geschrieben hat.
Die U19-Junioren haben am Osterwochenende ein sehr stark besetztes internationales Turnier in der Schweiz gewonnen. Bester Spieler des Turniers wurde Aljoscha Kemlein, der ja auch schon bei den Profis zum Einsatz kam.
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„Ob wir als Verein, als Union Berlin also die Champions League mehr verändern würden, als wir selbst durch eine Teilnahme verändert werden würden, erscheint zumindest fraglich“
Das wurde ja auch schon nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga gefragt. Und klar ist (in meinen Augen), dass Union auf die 1. Bundesliga bislang keinen nennenswerten Einfluss hatte. Aber …. was solls.
Ohne Veränderung gibt es für den Verein auch keinen Fortschritt, bestenfalls Stillstand. Für mich macht das wenig Sinn.
Ich freue mich auf die CL, falls sie kommen sollte.
Der Kommentar zu einem Luxusproblem.
Wir feiern die Mannschaft, wir feiern den Verein. Was ist denn die Alternative? Wir stellen den Support ein, oder treten aus, weil die Liga „Champions“ heißt? Wenn die Tabelle am Ende sagt „qualifiziert!“, dann sind wir das. Fußball ist ein Geschäft und unsere „Fußballgötter“ verdienen mit. Die Freude am Erfolg zu hinterfragen? Luxus!
Apropos Geschäft!
Einmal Unioner, immer Unioner – Julian Ryerson, …war so schnell weg… um dann „eklig“, dem Sport nicht würdig, aufzuspielen?
Am meisten Sorge hab’ ich davor, dass wir wieder ins Oly müssen, egal ob für UCL oder UEL. Eisern.
…dann sind wir schon zwei.
Und warten wir es ab, wie die Argumentationskette pro Umzug dieser Partien (Erlöse) in ein größeres Stadion läuft. Ich freue mich über den sportlichen Erfolg und denke das unser Verein daran wächst.
Ich freu mich, wenn es dazu kommt. Als Kind wollte ich schon immer „meinen Verein“ da sehen. Ja, den Glanz hat die CL etwas verloren, aber dabei ist man dennoch sehr gern. Das Bonusgeld – eigentlich haben die sich das auf dem Platz dann verdient und ist kein Bonus, für uns als Verein aber schon irgendwie – ist natürlich für Infrastruktur, Spieler und sonstige Sachen super nützlich. Ich würde die Hymne mit…hören?, selbst wenn der Rest pfeift. Wie geil wäre das denn, mit diesem Verein diese Hymne!
Kritik übe ich gern in der ruhigen Phase, aber aktuell möchte ich als Fan einfach genießen, träumen und das gern mitnehmen.
Na wenn wir nun die Saison auf Platz 5 abschließen, wäre das doch großartig. Und dann können wir Ende Mai auch noch erklären, dass wir uns bereits einigen Wochen aus ethischen moralischen Gründen dazu entschlossen haben, den Platz 4 gar nicht erreichen zu wollen. Und wir müssen Det Eiserne Lied nicht umschreiben.
Eiserne Grüße
Überflüssige Diskussion. Ich hoffe wir schaffen das, weil mir der Glaube an eine baldige 2. Chance fehlt.
In der Geldspirale Profi Fussball sind wir längst angekommen und zwar auch deshalb weil der Verein nach dem Aufstieg finanzielle Risiken eingegangen ist. Ohne Moos nix los. In diesem Sinne u.n.v.e.u.
Euroleague schön und gut, aber wann werden wir nochmal die Chance haben da oben reinzuschnuppern in der CL?
Ist jetzt kein Muß diese zu erreichen, wäre aber schön vor allem aus finanziellen Gründen.
Und egal ob AF oder Oly, die Ticketpreise werden die von dieser Euroleaguesaison sicher nochmal toppen und das sollte man sich tunlichst überlegen ob das Sinn macht über 30€ für einen Stehplatz aufzurufen.
Warum genau müssen die Ticketpreise steigen, wenn man sich für die Champions League qualifiziert und der Verein garantierte Einnahmen hat die er so nie hatte? Habe ich schon bei Europa League nicht verstanden. Irgendwas läuft gehörig falsch, wenn dann die Tickets so viel teurer werden müssen und ich finde es gruselig wenn einige schon davon ausgehen, dass das so kommt. Genau wie einigen egal zu sein scheint, dass wir dann in den Oly ziehen. Traurige Entwicklung
Sehr nachvollziehbarer Beitrag, Felix! Ich lese da keine Kritik oder ein Nicht-Wollen, sondern eine klare Abwägung zwischen sportlich/finanziell muss mans natürlich wollen und als Fan möchte mans ja irgendwie auch, wenn man mal so nah dran ist, aber man darf auch Zweifel hegen und sich Sorgen machen, ob uns die ganz große Manege wirklich gut tut, ich teile diese Ansicht total. Unklarheit zum Heimspielort und Gegnerattraktivität sprechen auch ganz klar gg CL, da würd ich persönlich sogar die Confi League vorziehen. Es kommt wie es kommt, freuen können wir uns in jedem Fall, also tatsächlich ein Problemchen der luxuriösen Sorte.
Aus meiner Sicht würde eine Saison CL und das damit verbundene Geld für eine weitere Stabilisierung Unions im oberen Drittel der Bundesliga sorgen. Auch der weitere Abbau von Schulden dürfte besser vorangehen mit so einer Saison.
Aber ja: Auf die Gegner einer EL oder gar Confi League würde ich mich mehr freuen, ebenso über die größere Wahrscheinlichkeit, alle Heimspiel „zuhause“ sehen zu können und nicht bereits im Spätsommer wieder in die kalte Schüssel zu müssen.
@Felix: Als Sporti 2010 den Text schrieb, hatte die richtich dicke Kohle hier nie eena jesehn. Das stimmt immernoch oder gab es damals Kohle von der niemand wusste? Die Textzeile ist weder falsch und schon gar nicht überflüssig sondern gehört zur Geschichte unseres Vereins. Seit wann darf man denn nur Lieder singen deren Text zur aktuellen Situation passt?
A propos richtig dicke Kohle: Ich frage mich, wie viel davon am Ende wirklich beim Verein landen würde. Verdient Michael Kölmel noch mit? Quattrex? Könnte man sich durch richtig dicke Kohle aus alten Verpflichtungen rauskaufen?
Es sind noch sieben Spieltage. Leverkusen hat Grad einen ganz guten Lauf, bei stotterte hin und wieder der Motor. Und hinter uns sind sowieso Freiburg und Leipzig in Lauerstellung.
Es wäre also auch gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass wir am Ende auch auf Platz 6 landen. Insofern lohnt sich das Schimpfen über die dämliche Champions League erst, wenn wir sie wirklich erreicht haben.
Was für eine Saison für den Verein. Fokus aufs nächste Spiel. Ziele unabhängig vom Tabellenplatz (außer Nichtabstieg), z.B. Cottbus in der ewigen BuLiTabelle bis Saisonende einholen. Am Ende sehen, wo wir stehen. Reisen mit dem Verein, egal in welcher (Europa)Liga. Und wenn Geld in die nachhaltige, strukturelle Entwicklung fließt, umso besser. Es bleibt ein positiver Wahnsinn.
Was für eine Saison für den Verein. Dass wir solche Diskussionen führen dürfen. Träumen darf man (UF), ansonsten Fokus aufs nächste Spiel. Ziele unabhängig vom Tabellenplatz (außer Nichtabstieg), z.B. Cottbus in der ewigen BuLiTabelle bis Saisonende einholen. Am Ende sehen, wo wir stehen. Reisen mit dem Verein, egal in welcher (Europa)Liga. Und wenn Geld in die nachhaltige, strukturelle Entwicklung fließt, umso besser. Es bleibt ein positiver Wahnsinn.
Rein sportlich genügt die Euroleague,da ist wenigstens mal einer dabei,wo man gewinnen kann.
@Senfbeilage, ganz einfach, höher wertiger Wettbewerb, namhaftere Gegner = höherer Eintrittspreis.
Wird bei vielen ja jetzt schon in der Bundesliga gemacht das die Preise abhängig sind vom Gegner.
Weil andere in der Bundesiga ihren Stadionnamen verkauft haben, müssen wir unseren auch verkaufen? Nein, also das Argument überzeugt mich nicht. Und es ging um keine Preissteigerung von 1-2 €, sondern deutlich mehr.
Bei den Bayern kostet in dieser CL-Saison ein Steher 19,- €. Bei uns hat er meiner Ererinnerung nach über 30,- € fast 40,- € gekostet für die EL.
Wir sind mitten drin im Kommerzgeschäft Bundesliga.
Habt Ihr gestern Abend Boni gesehen?
Also: CL klarmachen und Boniface holen :-)
und niemals vergessen……..
Wäre schön. Aber der geht unter Garantie zu Brighton (selber Besitzer wie St. Gilloise).
Und am Ende schlägt er bei uns wie der Schweizer Torschützenkönig (Jordan) ein. ;)
So sicher scheint mir das nicht. Irgendwas in mir sagt mir, oder wünscht sich zumindest, dass Oli an dem schon seit der EL Vorrunde baggert.
Übrigens ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Quali für die CL.
Spieler die wegen der Kohle eher zu Frankfurt, Gladbach oder Wolfsburg wechseln würden, kommen doch eher zu uns um im Rampenlicht der CL Ihren Marktwert zu steigern.
So und nicht anders funktioniert die “ Ware“ Fussball.
„Boni oder nix“ :-)
als Fan wünsche ich mir keine Champions League, so schwer mir das fällt zu schreiben. Es ist jetzt schon eine Entwicklung in der Kurve erkennbar, die irgendwie nicht so cool ist. Im Bekanntenkreis fragen jetzt mich inzwischen öfter Kollegen und Kids ausm Sportverein nach Karten fürn Spiel, die niemals zum Heimspiel gegen Aue bei -17°C gekommen wären. Im Zeughaus wird für die Eventfans die Pastell-Tracksuit – Kuh gemolken. Ob das sein muss? Ob das generell gut ist? Ich weiß nicht, mir persönlich gefällts einfach nicht.