Schlechte Halbzeit, gute Halbzeit?

Nach dem 3:0 über den VfB-Stuttgart gibt es mehrere Themen, über die die Berliner Medien in Bezug auf den 1. FC Union schreiben: das Ende von Sheraldo Beckers Torflaute (Berliner Zeitung, Morgenpost+, Kurier, Kicker), das große C (meint jetzt Champions League, siehe Tagesspiegel), das 2023-Debüt von Lennart Grill (Bild und Kicker) und die Frage, warum Union seit einiger Zeit erst in der zweiten Halbzeit in Gang kommt (Bild und Kicker in der Montagsausgabe). Ich finde diese Vielfalt recht wohltuend. Zeigt es doch, dass gerade viel passiert.

Das Thema von Bild und Kicker mit der Frage, warum Union in den ersten 45 Minuten nicht so erfolgreich ist wie in den zweiten finde ich ehrlich gesagt am spannendsten. Denn so ein bisschen fehlt darauf die klare Antwort. Die Bild erinnert daran, wie Union sowohl gegen Frankfurt als auch gegen Stuttgart vor der Pause gewackelt hat und sich bei der fehlenden Effizienz des Gegners bedanken konnte, mit einem 0:0 in die Pause gegangen zu sein.

Der Kicker zeigt anhand von Statistiken auf, dass Unions Torerfolge nach der Halbzeitpause sehr gut sind und davor eher Ligamittelmaß. Wenn ich so etwas lese, frage ich mich, ob die Frage dann nicht falsch gestellt ist. Ist es vielleicht eher außergewöhnlich, wie Union die zweite Hälfte bestreitet und ist die erste Halbzeit nicht das gute Normal? Denn auch wenn wir uns in dieser Saison auf eine gewisse Art daran gewöhnt haben, Union weit vorne zu sehen, so ist das doch im Vergleich zum eingesetzten Geld für Spieler eine Bundesliga-Anomalie, was wir mit Union erleben.

Der Kicker bringt an, dass dem Team in der Halbzeit neue Lösungsansätze mitgegeben werden könnten, was das Thema Spielanalyse und Coaching in den Fokus rückt. Aber wie so oft im Fußball dürfte es verschiedene Aspekte geben und nicht den einen Grund. Die Fitness und der allgemeine Gesundheitszustand des Teams ist im Bundesligavergleich außergewöhnlich gut. Und das nicht erst seit dieser Saison. Das ist eine Grundbedingung.

Das direkte Spiel und damit Risiko geht Union normalerweise erst im Angriffsdrittel ein. Falls das gegnerische Team in einer guten Ordnung steht und Unions Zentrum gut gedeckt ist, bleibt meist der lange Ball. Wird der gut verteidigt, fällt es Urs Fischers Team schwerer, offensiv zu Aktionen zu kommen.

Aber defensiv passiert eben auch selten etwas, wenn nicht unbedingt die Innenverteidiger in Laufduelle gehen müssen. Am Ende steht dann auch noch ein außergewöhnlicher Frederick Rönnow. Das führt dann zu den 0:0.

Je mehr ich darüber nachdenke, um so eher komme ich zu der Überzeugung, dass wir die Lesart umdrehen müssen. Union spielt im Schnitt in dieser Saison außergewöhnliche zweite Halbzeiten. Woran auch immer das liegt. Aber wenn es nach mir geht, bitte gerne beibehalten. Das bedeutet übrigens nicht, dass es keine erste Halbzeiten gibt, die wirklich nicht gut sind wie die gegen Stuttgart und Eintracht Frankfurt.

Wer steht im Pokal in Frankfurt im Tor?

Frederick Rönnow musste wegen muskulärer Probleme gegen Stuttgart passen. Ob es für das Pokalspiel am Dienstagabend reichen wird, ist noch unklar. Auf der Pressekonferenz am Samstag sagte Trainer Urs Fischer, dass er zuversichtlich sei, dass es reichen würde. Und ich fände es sehr gut Frankfurt noch einmal Rönnow im Tor zu zeigen, an dem sie gerade erst in der Bundesliga verzweifelt sind. Bei der Eintracht gibt es sowieso aktuell eine merkwürdige Unruhe im Verein (dazu der Kicker), die bei der aktuellen sportlichen Delle (5 Spiele in Folge ohne Sieg) nicht hilft.

Aktuell etwas unter dem Radar läuft Kevin Behrens, der sich in blendender Form befindet. Belohnung ist unter anderem seine zweite Berufung in die Kicker-Elf-des-Spieltages, in der nach sehr guter Leistung auch Jerome Roussillon zu finden ist.

Kevin Behrens bei Sandhausen vs. Kevin Behrens bei Union pic.twitter.com/F1815dYBah

— Ole Nowakowski (@oleandone) April 1, 2023

Höchster Saisonsieg für Unions Frauen

Mit 13:1 gewann das Team von Trainerin Ailien Poese bei Eintracht Leipzig Süd. Damit bleibt das Team punktgleich mit Türkiyemspor (die haben weiter ein Spiel weniger) auf Rang 3. Ob sich die absolut minimale Chance auf einen Kampf um Rang 1 noch einmal auftun wird, wissen wir natürlich nicht (nächstes Wochenende ist spielfrei und Viktoria absolviert dann noch ein Nachholspiel gegen Bischofswerda). Die Spielerinnen können nur alles dafür tun, dass sie bereit sind. Zum Beispiel beim Topspiel in zwei Wochen bei Türkiyemspor (16. April um 14 Uhr Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg). Schade, dass am gleichen Tag auch die ersten Herren spielen (17.30 Uhr im Stadion an der Alten Försterei gegen Bochum).

Bemerkenswert neben den vier Toren von Nour Youssef gegen Leipzig war auch eine Szene kurz vor Schluss. Da musste die Torwarttrainerin Laura Ketzer eingewechselt werden, die im Angriff die verletzte Elisa Spolaczyk ersetzte (gab keine Einwechselspielerinnen mehr). Dass Ketzer bei ihrem Debüt dann auch noch das letzte Tor erzielte, war das Sahnehäubchen auf einem perfekt verlaufenen Nachmittag. Den kompletten Spielbericht findet ihr auf der Vereinsseite.

Das Video vom Spiel gibt es jetzt bei AFTV.

Podcast

Wir nehmen unseren Podcast zum Spiel gegen Stuttgart erst am heutigen Montagabend auf (20 Uhr). Ihr könnt live zuhören und mitchatten, wenn ihr wollt.