Blog State of the Union

Union, Ajax, Spielglück, Menschlichkeit

In einem Spiel voller Momente, das in DER Saison voll mit noch mehr Momenten geschah, war für mich gestern das Beeindruckendste das, was für ein paar Minuten bis kurz vor Ende der Nachspielzeit passiert ist. Wir waren gerade dabei Ajax (Ja. DAS Team. Mit DER Geschichte und SOOOO vielen Titeln) aus der Fassung zu bringen (hat übrigens gut geklappt). Waren dabei noch ein bisschen lauter als das gestrige „irre-laut“ zu werden. Als die Fahnen eingerollt wurden und irgendwie klar wurde -> ein Notarzteinsatz.

Und auch wenn viele von uns dennoch akustisch etwas tun mussten und getan haben, spricht dieser menschliche Moment nicht nur für unsere Vorsänger, die Szene und unsere generellen Werte. Es zeigt auch, was wirklich zählt. Worum es bei uns am Ende immer geht. Das Menschliche. Die Familie. Dass es den Unsrigen gut geht. Und Gott sei Dank tut es das. Gestern Abend irgendwann kurz vor 23 Uhr Momente vor Abpfiff dann der betroffenen Person. Und uns. Es fühlt sich an als hätten wir uns alle, alles irgendwie schon gesagt. Jeder ungläubige Satz von gestern wurde an so vielen unterschiedlichen Stellen dieser magischen und wunderschönen Saison bestimmt schon mal gesagt.

Naja. Außer halt alle Sätze, die sich auf Ajax Amsterdam beziehen. Die gestern bei uns nicht nur ein Spiel verloren haben. Es gab da auch ein paar Indikatoren für verlorene Fassungen bei einigen unserer Gäste. Und wennde ehrlich bist. Unseren Gegner hat gestern Abend irgendwie auch das Matchglück verlassen. Kann sich jemand von Euch daran erinnern, dass wir dermaßen eiskalt und effizient zugeschlagen und Glück gehabt haben?

Ich kanns mir einfach nicht erklären, wie das alles so klappen kann. Klar. Es war irgendwie erwartbar, dass Ajax Amsterdam das Spiel sicher nicht so passiv angehen wird, wie das Hinspiel. Haben sie ja dann auch getan.

Es sollte für Verteidiger in der aktuellen VAR-Handauslegungshölle doch eigentlich klar sein, dass Arme im Strafraum angelegt sein sollten. Wie kann ich dann jedoch das Pfosten-Torwart-Dran-Elfmetertor von Euro-Robin erklären? Wie geht das alles zusammen, dass wir dann wirklich wackelten? Einmal noch vor der Halbzeit in die gegnerische Hälfte sind. Und Fireball Juranovic einfach mal draufhält. Und der Ball aufsetzt. Durch die Finger gleitet. Wir ausrasten.

Den kann man mal so machen. JJ nach seinem 2:0 mit guter Laune. Foto: Matthias Koch

Wie willste Dir denn erklären, was nach dem, von Vielen erwarteten, Anschlusstreffer (was für ein Move Kudus!) passiert ist? Mit was für einer Wucht. Mit was für einer Power. Mit was für einem unglaublichen Willen Danilho das 3:1 reinschädelt? Natürlich ist das so unglaublich viel Training, individuelle Klasse und Teamspirit von Union. Aber dass es genau in diesem Moment, in diesem Spiel, genau so passiert? Kannste Dir alles nicht ausdenken.

Und wenn wir schon über das ungläubige Kopfschütteln reden. Wie hat es Kudus denn in der 61. Minute geschafft, den Ball NICHT reinzumachen? Es ist einfach alles nicht zu erklären. Und ganz ehrlich. Es gab gestern so viele Helden. Wollen wir über Rani reden?

Was ist mit Robin? Ruhig, Euro-Goalgetter? Über Juranovic, der gefühlt gerade dafür sorgt, dass Trimmi Linksverteidiger übt. Oder über Aissa, der jeden Kontakt sucht. Ballsicher ist. Immer da ist. Oder über Danilho? Was hat der Typ bitte für eine Entwicklung bei uns genommen? Achso. Und der Trainer. Unser Trainer. Urs. Lasst uns das Denkmal schon jetzt planen bitte.

Oder wollen wir über uns reden? Über Benny, Katrin, Gordon, Birgit, Mario und so weiter und so weiter, immer weiter, ganz nach vorn. So unzählig viele Menschen, so unfassbar viel Glückseligkeit. So viele Umarmungen. So viele außergewöhnliche Torjubelmomente.  Und Tränen. Lächeln.

Und wahrscheinlich bleibt dass dann am Ende wirklich hängen. Es gibt in unserem Alltag keine Stellen, wo man Zusammenhalt so erleben kann. Atmen kann. Spüren kann. Vielleicht hat das die Mannschaft von Ajax auch gestern ein bisschen gemerkt? Dass sie nicht nur gegen 11 Spieler von Union spielen. Dass wir nicht ruhig zusehen werden, wenn es mal nicht läuft. Ach Mensch. Und in circa 2h (12 Uhr) sehen wir dann, wo es als nächstes hingeht. Wo das nächste Kapitel geschrieben wird.

Lasst uns Schauen dass möglichst viel „Sand“ von gestern Abend in unseren Händen bleibt. Dass nicht alles wegrieselt. Dass etwas von den Gefühlen übrigbleibt. Dass es nicht nur ne einfach schöne Erinnerung an einen fantastischen Abend wird. Dass Gerüche bleiben. Dass das Blitzen und Blinken innerhalb des Fahenmeers der Hauptmannchoreo ewig Gänsehaut erzeugt. Und wir uns in den Armen liegen.

Es wird schon, wa?!

Party On Union. Foto: Matthias Koch

Unions magischer Abend gegen Ajax in der Presse

Ja. Watt willste sagen. Es macht Spaß heute. Egal ob kurz, lang, öffentlich-rechtlich, Boulevard oder oder oder.  Thema ist ja auch klar:

Zu heute

Eigentlich wäre heute ein Tag für das emotionale Nachglühen. Für das Aufsaugen aller Medien, Videoschnipsel von gestern. Für viele Menschen ist heute jedoch ein Tag der Angst. Auch für mich. Mein erster Blick sofort nach Aufwachen ging auf Twitter, Telegram und Reddit. Um zu sehen was „heute“ passiert. Heute ist der 24.02.2023. Heute vor einem Jahr begann der verbrecherische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Genau heute sitzen aus diesem Grund unglaublich viele Menschen in Kyiv, Kherson, Odessa und natürlich auch in Berlin und warten, was da heute noch kommen wird. Es geht um Freunde, Verwandte, Bekannte. Es geht um ein komplettes Volk.

Diese Menschen heißen dann Nataliia, Wolodymyr, Mariia und und und und. Lasst diese Menschen bitte auch in eure Herzen.

Slawa Ukrajini. Foto: Matthias Koch

 


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24 Kommentare zu “Union, Ajax, Spielglück, Menschlichkeit

  1. Textilvergehen, ich liebe Eure täglichen Artikel. danke. u.n.v.e.u.???

  2. GrischasErbe

    Wunderbare Zeilen (!!!), viel mehr gibts dazu nicht zu sagen!

  3. Ich wollte erst schreiben „Rosamunde Pilcher-Text 2.0“ bis der Schlussabsatz kam.

    Bester Blog von euch seit langem heute. Respekt und Kompliment!

    Da liebt jemand unseren Verein und denkt auch an andere.

  4. Moin moin, ich liebe es…Danke!
    Und nachhallende Gänsehaut von gestern!
    Und unbedingt Frieden für alle!
    Und u.n.v.e.u. :) die Dauergrinse bleibt!

  5. Ich schließe mich an. Tausend Dank für eure Zeit! EU

  6. Danke für diese Zeilen, toll die Emotionen von gestern eingefangen und runtergeschrieben.

    Feuchte Augen dann beim letzten Absatz, besser könnte ich mein inneres Gefühlschaos auch nicht in Worte packen.

  7. So wichtig der letzte Abschnitt. Danke dafür!

  8. So wunderbar erfasst und berührend geschrieben! Vielen herzlichen Dank – auch ans ganze Team für eure seit langem schon sehr geschätzte Arbeit!

  9. Waschwweiber

    Ich kann mir nicht der Vorstellung widersetzen das Union die Gene eines erfolgreichen Spielers von 1974 in ihren Reihen hat.. Bitte noch ein Mal den Erfolg wiederholen! Habe auch damals vor 49 Jahren gespannt vor dem s/w Fernseher das Spiel verfolgt. Union schafft das.!

  10. Grandiose Quoten für Union Berlin bei RTL (Quelle MEEDIA)

    „Der Europa-League-Sieg von Union Berlin gegen Ajax Amsterdam hat in der zweiten Halbzeit mehr als 4 Millionen Fans zu RTL gelockt, der Marktanteil lag ab 22 Uhr bei fast 20 Prozent. Die Prime-Time-Siege gingen am Donnerstag aber an den „Bergdoktor“ und „Germany’s next Topmodel“.“

    Da warten ja noch ganz neue Gegner!

  11. Ulrich Peters

    Danke für den tollen Artikel, der die Emotionen dieses grandiosen Abends so schön einfängt!

    Schön wäre aber auch, wenn die Anteilnahme, an die im letzten Absatz appelliert wird, auch den Menschen im Donbass gilt (die seit 2014 beschossen werden), den Jeminiten, Syrern usw. Oder nehmen wir nur regierungskompatibel Anteil?

    P.S. „Slawa Ukrajini@ war der Schlachtruf der Bandera-Nationalisten. Plöd!

    • @ulrich Peters Das kannst du auf deinem Blog gerne machen. Da kannst du meinetwegen auch die komplette sowjetische Geschichtschreibung noch einmal runterschreiben und überhaupt machen, was du willst. Wir schreiben hier natürlich nur, was die Regierung will und sind froh, dass uns Angela Merkel weiter von ihrer Rente mitfinanziert. Zusammen mit den Panzer-Milliarden von Olaf Scholz ziehen wir hier demnächst ein ganz anderes Business auf. Das ändert sich natürlich, wenn uns Sahra Wagenknecht endlich bezahlt. Dazu standen wir in vielversprechenden Verhandlungen, aber das Bernsteinzimmer wollten wir im Gegenzug nicht rausrücken. Daran scheiterte es bisher. Vertrackte Sache.

    • kaffeesatz33

      Man muss wirklich verschwurbelt unterwegs sein um sich daran zu stören, dass jemand an einen Krieg und die damit verbundenen Leiden erinnert. Nächstes mal allerdings bitte mit besserem Whataboutism dagegen argumentieren, sonst steht man ganz schön „plöd“ da. Dies dürfte allerdings eine schwere Aufgabe werden. Einen Krieg gegen ein Nachbarland mit Annektionsabsicht hat es in der Größenordung schon eine Weile nicht gegeben.

    • ????? ???????
      ?????? ?????

  12. das war ein ganz, ganz großer Abend gestern. Unfassbar.

    Ich stimme zu, dass es zum gegebenen Zeitpunkt extrem respektvoll von der Waldseite ist, den Support einzustellen weil ein Notarzteinsatz stattfindet. Ich kann -vor allem zur gegebenen Spielphase- ebensogut verstehen, dass Sek 3 und 4 das nicht sofort mitbekommen und auch weiter anfeuern (meine Gruppe brauchte lange bis der vermeintlichen Einsatzort ausgemacht war).

    Ich für meinen Teil würde nicht wollen, dass das Stadion still ist, wenn ich umkippe und behandelt werden muss. Auch sehe ich einen gewaltigen Unterschied zwischen einem Notarzteinsatz wegen eines Kreislaufkollaps (das sieht für ungeübte meist viel schlimmer aus als es ist) und einer akuten Lebensrettungsmaßnahme, die bei mir sofort die Stimmung verändert (wie neulich auf Sek 1, wo Ordner den Einsatz mit Laken/Decken verdeckten und es von Sek 3 gegenüber tatsächlich nach einer Reanimation aussah). Ich hab sowas oft im Einsatz erlebt und da spielt alles andere rein gar keine Rolle mehr, wenn man bei so etwas „nur“ zugucken muss breitet sich Angst und Entsetzen aus.

    Es ist natürlich unrealistisch, dass die Info zur Schwere des Einsatzes überhaupt, und dann auch schnell, geteilt werden kann, oder dass Laien diesen von zuschauen her einschätzen können (solange der/die betroffene ohne Bewusstsein zu sein scheint).
    Vielleicht findet sich ja ein Lied, das man dann anstimmen kann, welches Respekt gegenüber der Person zeigt und auch -grade in solchen quasi historischen Momenten- ein Ventil fürs Publikum sein kann. Ich stell mir grad vor wie es wäre wenn man zu sich kommt und das Stadion einen Gesang im Stil von Amazing Graze osä singt. Da würde ich ja vor Rührung direkt wieder ohnmächtig werden ;-)
    Ich hoffe natürlich, dass der Einsatz gestern unter die Kategorie Kreislaufkollaps zählte.

    • Musiclover

      Gefühlt hat das keiner bei uns im Block N mitbekommen, dass die WS zwischendurch mal ruhig war. Ziemlich brachiale Stimmung.

  13. Ohne allzu viele Worte……….. Danke an alle, die irgendwie daran beteiligt waren, für diesen unvergesslichen Abend !!!

  14. Sehr schöner Beitrag. Er sagt alles aus.
    Der beste Artikel ist von n-tv. Danke fürs teilen.

  15. Daniel vom Schlachthofviertel

    Sitze auf der Couch und heule. Und möchte mich ganz ernsthaft bei Euch dafür bedanken. Toll geschrieben. Genau richtig gesagt.

    Ja, wir brauchten etwas Zeit auf der Gegengerade, um zu bemerken, dass die Waldseite still war, die Fahnen eingerollt. Und dann ging das Fest auch schon weiter. Alles menschlich.

  16. BlnMeandor

    Es war einfach unglaublich… Nein, das ist es gefühlt noch immer. ??? Danke für den NICHT nüchternen Blogeintrag!

    Etwas Wasser habe ich dann doch für den Wein, mhm, sagen wir für das Bier:

    Ich finde es, freundlich formuliert, belastend, wenn Ali über die Lautsprecher in die Hymne reinquatscht. Die ist so was wie ein Heiligtum. Die Anweisungen für die Choreo sind doch auf der Waldseite abgerrufit.

    Manche Aktionen in der Defensive, insbesondere zentrale Dribblings vor dem eigenen Strafraum, Ballverlust und Hoffnungen auf ein Foul waren mir dann doch etwas zu häufig und naiv. Da hatte ich schon Schockstarre.

    So, nach dem Glas Wasser im 30-Literfass muss ich erst einmal klarkommen, was da erreicht wurde.

  17. Der Guido aus Pasewalk

    Danke Oliver. Einfach nur danke für deine Worte, für diese Worte. Sowohl das eine als auch das andere.

    • Der Guido aus Pasewalk

      Sowohl das eine als auch das andere Thema. ?

  18. Ich freue mich für Euch! Und solch Beiträge sind für mich, der schon mal als „Rosamunde Pilcher der Blogger“ verschrien wurde, natürlich ein Fest. Und zum anderen Thema: Durchhalten und gewinnen. Irgendwie immer noch unverständlich, dass Kevin Behrens mal ein gewöhnlicher, zudem etwas problematischer, Viertligalicker bei RWE war. Und nun ist auch er ein Fußballgott. Die Wege des Fußballs halt…

    Nur der RWE.

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