Blog State of the Union

Selbst wenn nichts geht, kann sich Union auf seine defensive Stabilität verlassen

Nur 0:0 gegen den Tabellenletzten. Platz 1 verpasst. So könnte man das Spiel des 1. FC Union gegen den FC Schalke 04 sehen. Mir ist das ein bisschen zu platt. Denn ich habe zwar auch kein gutes Spiel von Union gesehen, doch ich sehe, dass die Mannschaft auch in schlechten Partien eine defensive Stabilität hat, die sie durch solche 90 Minuten trägt. Oder um es ähnlich einfach wie die ersten beiden Sätze zu sagen: Gegen den Tabellenletzten in dieser Saison vier statt nur einen Punkt wie in der vergangenen Spielzeit geholt. Auch ein Fortschritt.

Während Urs Fischers Team defensiv bis auf ein, zwei Szenen (Baumgartl verschätzte sich bei Klärungsaktion gegen Frey, Knoche verlor Ball gegen Bülter) tadellos agierte, gab es offensiv wenig zu bestaunen. Ein bisschen befand sich Union in derselben Falle wie Ajax am Donnerstag: Die Mitte war zu und das Aufbauspiel über die Flügel gut von Schalke wegverteidigt. Dazu kam, dass die Zuspiele dann häufig unpräzise waren.

Ich habe es in dieser Saison tatsächlich selten in dieser Häufigkeit erlebt, dass der Ball dem Spieler in den Rücken gepasst oder dorthin gespielt wurde, wo der Offensivspieler gerade nicht hinlief. Dazu kam, dass kaum mal ein Spieler aufdrehen konnte. Kurzum: Wahrscheinlich hätte das Spiel noch einmal 90 Minuten laufen können, ein Tor wäre nicht gefallen.

Schalke 04: Die Null muss stehen, Foto: Matthias Koch

Apropos Fallen: Wenn auch ohne große Patzer, so hat Schiedsrichter Tobias Reichel in der Montagsausgabe des Kickers aus meiner Sicht zurecht eine 4 erhalten. Die Begründung lautete: „Ließ mehrfach das Spiel nicht laufen, obwohl er auf Vorteil hätte entscheiden können. Immer wieder mit kleineren Fehlern bei der Zweikampfbewertung.“ Dem kann ich mich anschließen und Janik Haberers Frust teile ich voll. Denn ihm wurde gleich zweimal ein Vorteil weggepfiffen.

Und den Schalker Spielern möchte ich mitgeben, dass wer austeilen kann, auch einstecken können sollte. Mir ist klar, dass hinter den vielen kleinen Fouls und Verletzungsunterbrechungen ein Sinn steckt. Es geht darum, den Spielfluss und das Momentum des Gegners zu unterbrechen und außerdem wieder in die eigene Grundordnung gegen den Ball zu kommen. Gut finden muss ich das trotzdem nicht (auch wenn ich weiß, dass Union das mit dem Austeilen zu Beginn des Bundesliga-Abenteuers ebenso gemacht hat).

Ob Marius Bülter von mir beim möglichen nächsten Aufeinandertreffen noch einmal mit Fußballgott begrüßt wird, muss ich mir auch überlegen. Das vehemente Fordern eines Handelfmeters gegen Baumgartl, der mit nach hinten angelegten Armen von Bülter aus kurzer Entfernung angeschossen wurde, macht mich etwas fassungslos. Das war schlicht unsportlich. Aber Schiedsrichter Reichel beließ es unglaublicherweise in der Partie bei nur einer Gelben Karte für Schalke.

Mein Highlight des Spiels hatte deshalb wenig mit dem Geschehen auf dem Rasen zu tun. Es war Diese eine Liebe, das zu Beginn der zweiten Halbzeit gesungen wurde.

Das sind die Berichte der Berliner Medien zum Spiel gegen Schalke:

Wie nach jeder Partie gibt es auch dieses Mal die Spieltagsumfrage der FuMA. Bewertet das Stadionerlebnis, so dass erkannt werden kann, wo es noch Vebresserungspotential gibt.

Pech im Spitzenspiel am Sonnabend gegen Viktoria

Deutlich mehr Pech als die Männer hatten die Frauen von Union im Spitzenspiel der Regionalliga gegen das Fußballprojekt Viktoria, das 3:4 verloren ging (Spielbericht auf der Vereinsseite). Vor nominell 1.500 Zuschauern lieferte das Team von Trainerin Ailien Poese eine starke kämpferische Leistung ab und verlor auf die denkbar unglücklichste Weise, durch ein Eigentor in letzter Minute. Dabei holte die Mannschaft einen frühen 0:2 Rückstand auf und glich noch einmal zum 3:3 aus. Doch trotz vieler Möglichkeiten gelang eine Führung nicht.

Vom nasskalten Wetter mit bisweilen starken Böen, die auch ein VIP-Zelt umwehten, ließen sich die Spielerinnen nicht beeindrucken und machten nach einer gewissen Anfangsnervosität klar, dass sie ihre Chance auf den Aufstieg ergreifen wollten. Viktoria selbst hatte zwar in der Offensive beeindruckende Qualität und Tempo, doch zeigte sich das Team dahinter wenig aufstiegstauglich. Defensive samt Torhüterin waren so wackelig wie die VIP-Zelte auf dem Hügel des Fritz-Lesch-Sportplatzes.

Viktoria ist nun nach dem ersten Spieltag der Rückrunde 7 Punkte vor Union und hat ein Spiel weniger. Nach den Erfahrungen der Hinrunde und mit Blick auf die sehr unausgeglichene Liga, bräuchte es schon ein Wunder, damit Union noch Platz 1 erreichen kann. Nun geht es vor allem darum, alles dafür zu tun, um da zu sein, falls Viktoria doch noch straucheln sollte. Highlights der Partie gibt es auch bei AFTV.

Die Berichte zur Partie:

Auf den anderen Plätzen

Die U17-Juniorinnen haben leider in Meppen sehr deutlich mit 1:5 verloren. Sie liegt damit auf Platz 10, dem letzten Platz der Bundesliga Nord/Nordost.

Für die A-Junioren gab es ein 1:0 gegen Zehlendorf (Spielbericht). Das Team steht damit auf Platz 6 der Bundesliga Nordost.

Podcast

Gewohnt fix haben Taktik&Suff ihre Episode zum Spiel gegen Schalke veröffentlicht. Wir nehmen heute Abend um 20 Uhr auf. Wenn ihr wollt, könnt ihr live dabei sein und im Chat mitdiskutieren.

Und sonst so?

Es sind zwei Situationen, die von diesem Spieltag im Gedächtnis bleiben. Mit Sport haben sie allerdings nichts zu tun. Die Stuttgarter Polizei empfängt Gästefans aus Köln am Stadion mit Beamten, die Maschinenpistolen tragen, als ob sie auf Anti-Terror-Einsatz wären und bringt mit Schminkverbot für Fans im Stadion und Buskontrollen die Gästeanhänger gegen sich auf. Fünf Busse mit Kölnfans verweigern die Kontrollen und werden außer (Bundes)Landes gebracht (Bilder und mehr dazu bei Faszination Fankurve).

Bei der Bus-Abfahrt nach Berlin werden Schalkefans von anderen überfallen (Video). Es gibt mehrere Verletzte, darunter auch ein Busfahrer (Faszination Fankurve).

Ich kann nur sagen, dass beide Situationen nicht zum Stadionerlebnis gehören, das ich haben möchte. Vielleicht kommen die jeweils dafür Verantwortlichen mal klar und verstehen, was sie damit anrichten.


Entdecke mehr von Textilvergehen

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

11 Kommentare zu “Selbst wenn nichts geht, kann sich Union auf seine defensive Stabilität verlassen

  1. Mit dem Schalker Ach-und-Weh hast du Recht. Stieler hatte es 1x im blick: als in der 85. Minute Tom Krauß (deren #6) zu Boden ging nach einem Kopfduell als ob er schwerverletzt wurde. Spiel lief aber weiter und er stand nach 5 Sekunden wieder auf und rannte los. Da wurde er von Stieler angesprochen.
    Als dann zwei Minuten später die angeblich schwerere Verletzung im Schalker Strafraum war und Roussillon weiter spielte, haben die Schalker sich massiv beschwert. Über solche Dummigkeit kannst du dann nur noch mit dem Kopf schütteln, denn wer sich so oft ohne Grund fallen lässt, verliert jde Glaubwürdigkeit wenn jmd mal richtig verletzt ist.
    Mit Bülter hab ich nicht so mitbekommen, würden wir vllt aber auch tun. Vor allem weil S04 ja fadt nur über Standards Tore erzielen wird im moment.
    Noch drei Tage!

    • BlnMeandor

      Dass das Spiel vorrangig im Mittelfeld stattfand, hatte den Vorteil, dass wir etwas sehen konnten. Irgendwie waren alle unsere Stammplätze bereits belegt und wir mussten nach unten an den Durchgang ausweichen. Ansonsten recht entspannt, diese Defensive zu sehen.
      Insgesamt sah man aber schon die qualitativen Unterschiede einzelner Spieler.
      Laidouni wurde ja gefühlt permanent weggeräumt, manche aus vollem Lauf von der Seite mit beiden Armen gecheckt. Das war mehr Einsatz als beim Eishockey. ? Aber egal, gehört dazu.
      Schiedsrichter war tatsächlich dünn, ohne richtig schlecht in eine Richtung zu sein.

      Toller Text, danke Sebastian!

      Ach eins noch: zeitweise hat man vielen um uns herum die Fahrt nach Amsterdam noch angemerkt. ?

  2. schiri war tobias reichel

    • @uli49 Ja, ich hatte beide Tobiasse heute im Text :) Habe es auf Reichel reduziert. Danke für den Hinweis.

    • Ein Sonntagsschuss von Schalke und das Ding ist gegessen. Diesem Auftritt noch was positives Abzugewinnen, grenzt schon an Verblendung.
      Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Urs und bleib gesund!

  3. Kein Wort zum Geburtstag Fischers? Schwerer Fehler :-)

    Reichel war gestern beileibe kein Heimschiri. Schalke hätte früher die erste gelbe kriegen müssen wo sie Behrens für nix bekam und diese Diskussionen der Gäste hätte man auch unterbinden können. Aber man zeige mir einen deutschen Schiri der keinen Fehler macht?

  4. „Gegen den Tabellenletzten in dieser Saison vier statt nur einen Punkt wie in der vergangenen Spielzeit geholt. Auch ein Fortschritt.“
    Naja, als wir Schalke 6:1 weggefegt haben, waren sie zu damaliger Zeit nicht Tabellenletzten. Aber wir haben schon als Tabellenführer gegen den Tabellenletzten (Bochum) verloren. Also wir hatten in dieser Saison 2 Spiele gegen die Tabellenletzten und daraus haben wir (bis jetzt) nur 1 Punkt geholt. Und wenn man den Tabellenletzten der ganzen Saison in Betracht ziehen sollte, dann müssen wir noch warten, um zu beurteilen, ob wir einen Fortschritt gemacht haben oder nicht. Wenn Schalke im Tabellenkeller bleibt, dann Fortschritt, wenn Hertha letzter wird, dann noch ein größerer Frotschritt (6 Punkte). Und wenn Bochum am Ende letzter sein sollte – alles möglich: Rückschritt bei Niederlage im 2. Spiel (0 Pkt.), „Stagnation“ beim Unentschieden (1 Pkt.) und Fortschritt beim Sieg (3 Pkt).

    • @abuelo Legen wir uns mal auf Wiedervorlage für das Saisonende. Nach der Leistung von Schalke gestern glaube ich allerdings nicht, dass sie einen Turnaround schaffen. Denn dafür müssten sie Tore erzielen.

  5. Die #saytheirnames ist so wichtig! Und endlich mal ein politisch schönes Zeichen aus unserem Stadion, nach den ganzen Diskussionen. Leider habe ich es im Stadion nicht mitbekommen.
    In diesem Sinne: SEON !

  6. Daniel vom Schlachthofviertel

    Die erste Enttäuschung bezüglich des Spitzenspiels der Frauen war ja schon der Umstand, dass es nicht an der Alten Försterei stattfand. Weil ich familiär verpflichtet war, bei einem anderen Spiel live zuzuschauen, wurde ich dann gleich nochmal enttäuscht: Der Verein schafft es noch nicht mal, das für die Frauen wichtigste Spiel der Saison in der Union-App zu tickern! Traurig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert