Blog State of the Union

Diese Transferperiode stellt eine kleine Zeitenwende dar

Der 1. FC Union Berlin ist erfolgreich ins Jahr 2023 gestartet und hat damit das neue Jahr ganz anders begonnen als das vorherige gerade in Bezug auf die Ergebnisse geendet war. Und dennoch passt der 3:1-Heimsieg gegen Hoffenheim in vielerlei Beziehung ganz exemplarisch auch für 2022.

Schließlich zeigte die Mannschaft mal wieder enorme Resilienz, den unerschütterlichen Glauben mithilfe der Alten Försterei weiterhin zuhause ungeschlagen zu bleiben und nach einer ausbaufähigen ersten Hälfte inklusive Rückstands mit noch mehr Präsenz eben diesen umzubiegen.

Also im Großen und Ganzen alles beim Alten könnte man meinen? Nicht ganz. Auf der einen Seite ist für uns Fans zwar irgendwie immer wieder unfassbar, wie Urs Fischers Team diese Tugenden immer wieder erfolgreich wiederholt, aber eigentlich mittlerweile auch nichts Neues mehr. Auf der anderen Seite hat sich etwas geändert, was auf die Akteure auf den Rasen bzw. wer dort überhaupt steht, einen immensen Einfluss hat. Union macht auf dem Transfermarkt immer größere Schritte.

So stellt die abgelaufene Woche mit dem Abgang von Julian Ryerson zum Champions League-Dauergast Borussia Dortmund sowie die Verpflichtung des direkten Ersatzmanns, Josip Juranovic vom schottischen Abo-Meister und Champions League-Teilnehmer Celtic Glasgow, eine kleine Zeitenwende in Unions Transferpolitik dar. Ob durch Kaderplaner-Mastermind Oliver Ruhnert (spontan) (um-)geplant, vorgezogen oder nicht. Zwei solche Transfers in so kurzer Zeit klingen, ob wir das wollen oder nicht, schon nach einem etablierten Bundesligisten mit kontinuierlichen Europapokal-Ambitionen.

Natürlich gab es seit dem Bundesliga-Aufstieg schon etliche hochkarätige (und teilweise plötzliche) Abgänge (Kruse, Friedrich, Awoniyi), die auch ordentlich Geld in die Kassen gebracht haben. Nie war der aufnehmende Verein aber größer (Historie, derzeitige Ambitionen, finanzielle Möglichkeiten, internationales Standing, Mitgliederanzahl etc.). Und nie antwortete Union so direkt so hochkarätig-kostspielig wie diesmal. Auf Max Kruses plötzlichen Abgang im letzten Jahr wurde ja mit Sven Michel vom SC Paderborn sinnvoll und durchdacht aber halt eher Truthahn-mäßig reagiert.

Lässt man die noch nicht einzuschätzenden charakterlichen Attribute weg, so ist Josip Juranovic auf dem Papier her ein mehr als guter und vor allem direkt gewappneter Ersatz für Julian Ryerson. Und das, obwohl sich dieser spätestens in dieser Spielzeit eigentlich unverzichtbar für das Team von Urs Fischer gemacht hatte. Dass niemand bei Union unter Urs Fischer unverzichtbar ist, haben wir mittlerweile aber nun auch schon mehr als einmal gesehen. Da Urs Fischer weiterhin das Team aller Umstände zum Trotz (positiv) entwickeln wird, wäre es sportlich sehr wichtig, dass Juranovi? so wie erhofft einschlägt. Überlebensnotwendig dürfte es für ein funktionierendes System Fischer mit ziemlicher Sicherheit aber nicht sein (klopft auf Holz).

Sieht die ganze Entwicklung wie immer entspannt: Oliver Ruhnert, Foto: Matze Koch

Ein Statement war dieser Transfer von einem Spieler, der vor wenigen Wochen noch als Stammspieler mit stabilen Leistungen WM-Dritter wurde, dennoch allemal. Schließlich liegt auch die kolportierte Ablöse in Sphären von Unions bisherigen Rekordeinkauf Taiwo Awoniyi (um 8 Mio. Euro) und sollte diese durch Bonuszahlungen sogar übersteigen.

Die Chancen, dass Juranovic den Erwartungen gerecht wird, sind nicht nur angesichts einiger erfolgreicher kroatischer Gastspiele bei Union (Damir!) sondern auch aufgrund der Qualitäten des Neuzugangs von Celtic Glasgow, gar nicht mal so klein.

Zwar hat Juranovic bei Celtic in den letzten Spielen nicht mehr so oft gespielt, dafür hat er aber sowohl in der Champions League als auch bei der WM mit Kroatien nahezu alle möglichen Minuten absolviert. Zudem zeigen die herzlichen Reaktionen der Celtic-Fans nicht nur, dass sie ähnlich wie wir Spieler mit Anstand verabschieden können, sondern auch, dass Unions Neuzugang für die defensive Außenbahn (mit viel offensiven Elan) ein prägender Spieler beim schottischen Tabellenführer war.

Pressestimmen zu Unions Neuverpflichtung Juranovic

Doch nicht nur Juranovic ist ein Paradebeispiel für Unions cleveres und weitreichendes Scouting. So wird in der heutigen Ausgabe des Kickers die äußerst positive Entwicklung von Diogo Leite thematisiert. Bei Leite besitzt Union eine Kaufoption über 7,5 Mio. Euro, was angesichts von Leites Leistungen ein Schnäppchen sei. Oliver Ruhnert schafft es nunmehr seit einigen Jahren immer wieder geeignete Spieler aus seinem scheinbar enorm dicken Scoutingheft herauszufiltern. Immer häufiger sind mittlerweile auch entwicklungsfähige, internationale Spieler wie Doekhi, Schäfer, damals Becker, nun Juranovic oder eben Leite dabei, die kaum jemand auf dem Zettel hatte. Oliver Ruhnert Mastermind eben.

Immerunioner

Julian Ryerson hat gestern in einem zumindest vom Ergebnis und Spielverlauf ziemlichen Freakspiel mit Borussia Dortmund 4-3 gegen den FC Augsburg gewonnen. Zwischenzeitlich unterlief ihm nach einem Stellungsfehler eines weiteren Ex-Unioners, von Nico Schlotterbeck, ein unglückliches Eigentor. Ansonsten brachte er aber viele Qualitäten, die ihn auch bei Union ausgezeichnet haben, auf das Spielfeld.

Sie hätten auch bei Union was aufbauen können, spielen nun aber gemeinsam beim BVB: Julian Ryerson und Nico Schlotterbeck, Foto: Matze Koch

Nico Schlotterbecks Bruder Keven Schlotterbeck durfte ebenfalls einen wichtigen Sieg feiern. Im Kellerduell mit Hertha BSC gelang dem Ex-Unioner Ergebnis-technisch (3:1-Heimsieg) und Leistungs-technisch ein Einstand nach Maß.

Da gibts was auf die Ohren

Nadine, Hans-Martin und Daniel haben den Heimsieg gegen Hoffenheim besprochen, der laut Hans-Martin seinen Schlüssel in der erfolgreichen „Intensitätsauseinandersetzung“ (wunderschönes Wort!) hatte. Zudem geht es natürlich um die letzten Transfers.

Auch Taktik&Suff sind mit einer neuen Podcastfolge am Start.

Zudem soll im Laufe des Tages die neue KickermeetsDaznFolge erscheinen, in der Union-Kapitän Christopher Trimmel zu Gast ist.

Union-Frauen

Die Union-Frauen haben das gestrige Testspiel gegen den Zweitligisten Carl Zeiss Jena nach einer 2:1-Pausenführung leider noch mit 3:4 verloren. Wieder-Unionerin Dina Orschmann traf dabei doppelt.


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12 Kommentare zu “Diese Transferperiode stellt eine kleine Zeitenwende dar

    • Felix Morgenstern

      Danke für den Hinweis, hatte ich übersehen! Nun verlinkt

  1. Gorilla_im_Nebel

    Das einzige „ach“ bei dem Juranovic Transfer ist für mich die Frage, wie Urs das mit Trimmi lösen wird, der am Samstag bärenstark war.

    Und warum Juranovic seit Herbst kaum Spiele für Celtic absolviert hat, ist auch ein bisschen seltsam…

    Ich freue mich auf jeden Fall, dass Union direkt aktiv wurde und der Julian Verlust hoffentlich sportlich und vielleicht so gar menschlich durch Juranovic kompensiert werden kann.

    Eisern.

    • Kroatien hat bei der WM mitgespielt, ist sehr weit gekommen und die Liga in Schottland hat bereits vor Weihnachten wieder den Spielbetrieb aufgenommen. Irgendwo machen Spieler dann meist auch noch mal Winterpause.

      Ansonsten war zwischendurch noch Champions League und auch Nations League. Ich glaube daher nicht, dass er wegen fehlender Leistung keine Spielzeit hatte, sondern eher aufgrund von Belastungssteuerung.

    • „wie Urs das mit Trimmi lösen wird“: Scheinbar kann Juranovic beide Seiten beackern. Wenn dem so ist, könnte mit Trimmel, Gießelmann und Roussillon munter durchgewechselt werden. Ähnlich wie es zuvor mit Ryerson gehandhabt wurde. Im Sinne der Belastungssteuerung sicher ne recht komfortable Ausgangslage.
      Dass Trimmel häppchenweise immer weniger spielen wird, ist sicher auch ihm selbst klar. Auch das wurde ja mit Ryerson schon eingeleitet.

    • Ich sehe da gar kein Problem beim Umgang mit Trimmel. Bereits in der Hinrunde, hat er sukzessive mehr Pausen erhalten, ich gehe mal davon aus, dass diese Entwicklung seiner Rolle auch im Rahmen der VVL besprochen wurde. Dass es nun Juranovic statt Ryerson ist, mit dem er sich abwechselt, ist nur auf dem Papier ein Unterschied.
      Trimmel hat am Samstag beeindruckend gespielt. Sein Sprint in den Straftraum, beim Angriff der zur Ecke vorm 1:1 führte, zog fast mehr meinen Fokus auf sich als der Kopfball von Gießelmann. Aber um so zu agieren, wird er seine Pausen brauchen, grade in den nächsten 5 Wochen. Und selbst als Back-Up ist Trimmel ja nach wie vor in der Kabine und hat da definitiv seine Wirkung.

  2. Gorilla_im_Nebel

    Habe gerade nochmal nachgeschaut:
    Der Spielerkader von Celtic umfasste letzte Saison laut Transfermarkt 50 (!) Spieler. Transferbilanz von -17 Mio. Euro. Das erklärt einiges.

  3. Hört auf mit dem Gequatsche von „Zeitenwende“ .

    • @wolle …ist doch ein durch und durch positiv besetzter begriff!?

  4. Maria Draghi

    „Immer häufiger sind mittlerweile auch entwicklungsfähige, internationale Spieler wie Doekhi, Schäfer, damals Becker, nun Juranovic oder eben Leite dabei, die kaum jemand auf dem Zettel hatte. Oliver Ruhnert Mastermind eben.“
    Das klingt nach nettem Eigenlob, wird aber der Realität nicht gerecht.

    Doekhi war meiner Kenntnis nach in Gladbach und in Glasgow „auf dem Zettel“ lange bevor er bei uns unterschrieb.
    Schäfer war spätestens seit dem Tor gegen D bei der EM bekannt. Leite hatte bei Porto zeitweise einen höheren Marktwert (Transfermarkt) als jetzt bei uns. Juranovic hat bei der EM und jetzt bei der WM für Kroatien gespielt. „Kaum jemand auf dem Zettel“? Puh, ich glaube, es wird unterschätzt wie viele Spielervermittler um den großen Kuchen konkurrieren.

    • Senfbeilage

      Kann deine Aussage nicht verstehen. Du zitierst ja selber „kaum jemand auf dem Zettel“ und kommst dann mit dem Beispiel Gladbach und Glasgow als weitere Interessenten. Das wäre für mich kaum jemand. Schäfer genauso. Er wurde vielleicht in Deutschland kurz wahrgenommen, aber ansonsten gabs da kaum „öffentliches“ Interesse, welches vermerkt wurde. Spieler die keinem Verein bekannt sind, wirst du in unseren Regalen nicht mehr finden.

      Ich glaube schon, dass das eine ganz große Fähigkeit von Ruhnert und seinem Team ist Spieler aktuell zu finden, die noch nicht überall gehandelt werden und trotzdem Stärken erkennbar sind die uns weiterbringen.

      Bei Juranovic gebe ich dir recht, der war sicherlich auf einigen Zetteln drauf. Da sehe ich eher die weitere Stärke Spieler dann auch zu überzeugen, die eigentlich noch 1-2 Regale über uns sind. So wie damals Knoche, Kruse oder Subotic.

  5. …und nen eigenen song hat er auch! #love
    https://m.youtube.com/watch?v=5_ctKvPO-hQ

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