Blog State of the Union

Nach dem Ryerson-Wechsel: Trainer Urs Fischer als Sisyphos

Ich verstehe, dass nach dem Ryerson nicht alle einfach wieder zur Tagesordnung übergehen können. Oliver hatte gestern sehr deutlich gemacht, warum dieser Transfer nicht nur sportlich, sondern auch emotional weh tut. Die Bild schreibt heute auch, dass dieser Transfer ein Schock für die Union-Kultur ist. Als Gegenmittel zum Ryerson-Blues empfehle ich zwei Social-Media-Posts von Union.

Als erstes dieses hervorragende Video von Katja Orschmann, die einen T-Rex reitet:

Und dann ist da noch dieses Bild vom Training:

Da ich aktuell in Essen arbeite, wurde ich direkt am Morgen von Kollegen mit dem Wechsel konfrontiert, der dort logischerweise eine weniger große Sache als für uns ist. Auch die kolportierte Transfersumme von 5 Millionen sorgte bei den BVB-Fans im Büro wenig Emotionen: „5 Millionen Euro? Das ist doch der Jahresetat von Schalke.“ Kurz bevor sich blau-weiße und schwarz-gelbe Kollegen an die Gurgel gingen, konnten wir durch das Üben der Aussprache des Namens Ryerson die Stimmung wieder etwas runterkühlen.

Fakt ist, dass Union wieder wie im vergangenen Jahr einen Transfer auf den Winter wird vorziehen müssen. Denn spätestens zum Europapokalspiel in Amsterdam wird die Frage aufkommen: Wer spielt rechten Außenverteidiger/Schienenspieler, wenn Christopher Trimmel gesperrt ist? Und (ihr hört mich gerade auf das Pressholz im Hotel klopfen) natürlich braucht es mindestens ein Backup für Christopher Trimmel, falls dieser sich verletzt. Auch für mögliche Wechsel während des Spiels gibt es jetzt weniger Alternativen, da Ryerson flexibel einsetzbar war.

Die Mannschaft ist nie fertig

Von Urs Fischer werden wir in der Pressekonferenz (heute um 13 Uhr live auf AFTV) dazu sicher wenig hören. Denn der Schweizer Trainer gehört zu der Fraktion, die erstens vor allem nach vorne schaut und sich zweitens auch sagt, dass sie sich nur mit Dingen beschäftigt, die sie selbst beeinflussen kann. Das sind beides sehr gesunde Einstellungen. Es gehört halt zum Job eines Trainers im Profigeschäft dazu, immer Sisyphos zu sein und sich damit abzufinden, dass eine Mannschaft nie fertig ist.

Von Urs Fischer wird erwartet, dass er mit der Mannschaft arbeitet, die ihm zur Verfügung gestellt wird und dass er den Spielern die Richtung vorgibt, Foto: Matthias Koch

Darum wird es vor dem Spiel gegen Hoffenheim vor allem darum gehen, ob vielleicht Timo Baumgartl für den rotgesperrten Diogo Leite spielen wird. Der Verteidiger hat seine erste komplette Vorbereitung nach seiner Krebserkrankung absolviert und hat natürlich wieder andere Ansprüche. Das gilt auch für seine Nominierung für den Europacup, die noch aussteht (dazu Tagesspiegel und der Kicker in seiner Donnerstagsausgabe).

Diogo Leite ist dafür im union-internen Gespräch bei AFTV:

Und sonst so?

Für die Restsaison können wir mitnehmen, dass wir Tim Skarke mehr beobachten. Bekommt er mehr Einsätze? Hilft ihm vielleicht ein flexiblerer Wechsel auf die Viererkette, um mehr Chancen zu bekommen? Die Berliner Zeitung hat sich zum Ende der Vorbereitung mit dem Spieler beschäftigt, dessen Winter-Transfer zu Schalke geplatzt ist.

Die Bild schreibt jetzt darüber, dass es weniger Gästetickets als Wünsche für Amsterdam gab. Was mich allerdings wurmt ist, dass die eingeworfenen Lose mit reisewilligen Unionern gleichgesetzt werden. Das war schon bei der Partie in Malmö so. Dort wurden 12.000 Lose eingeworfen, jetzt für das Auswärtsspiel in Amsterdam laut Bild rund 20.000. Wenn es nur ansatzweise repräsentativ ist, was bei mir im Bekanntenkreis abgelaufen ist, dann wurden einfach alle im Umfeld mobilsiert, Lose einzuwerfen, um so die Chance auf einen Erfolg zu erhöhen. Wie viele der 20.000 tatsächlich vorhatten, nach Amsterdam zu fahren, lässt sich nicht so einfach feststellen.

Übrigens gibt es heute ab 10 Uhr noch ein paar Restkarten fürs Derby:

Wer sich auf ein Wiedersehen mit Grischa Prömel am Sonnabend freut, sollte wahrscheinlich auf der Tribüne suchen. Denn der verletzte frühere Union-Mittelfeldspieler wird trotzdem nach Berlin kommen.

Kurz vor dem Wiederbeginn der Bundesliga hat Kiek an eine neue Podcast-Episode aufgenommen


Entdecke mehr von Textilvergehen

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

5 Kommentare zu “Nach dem Ryerson-Wechsel: Trainer Urs Fischer als Sisyphos

  1. Der Ostprignitzer

    Guten Morgen Sebastian, hast wohl auch schlecht geschlafen ;0)
    Die Enttäuschung ist riesig es gibt halt nicht mehr viele Matthies Trimmel’s oder Parensen auf der Welt ! ( Plätze für Denkmäler sind knapp)
    Gute Reise Julian und alles Gute für Deine Zukunft

    • @der Ostprignitzer Schlecht geschlafen? Weil ich so früh veröffentlicht habe? Nein, wirklich nicht. Habe mir einfach nur den Wecker auf 5 Uhr gestellt, damit ich den „State of the Union“ vor der Arbeit schreiben kann.

      Was du zur Enttäuschung schreibst, bin ich voll bei dir. Und die Sache mit den Denkmälern können wir lassen. Da wird auf absehbare Zeit zu Matthies, Parensen und Trimmel wohl niemand dazukommen. Das geben die Rahmenbedingungen nicht her. Und seien wir ruhig etwas ehrlich auch zu uns: Union hat von diesen Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren auch massiv profitiert.

  2. Schweizer Unioner

    Karte fürs Derby sind jetzt im freien Verkauf auf der Hertha Webseite.

  3. Zum Alltag zurückkommen fällt mir noch immer etwas schwer. Die Flexibilität, die Julian auf den Platz bringt, ist aus unseren Reihen schwer zu kompensieren. Urs konnte ihn auf vielen Positionen ins Rennen werfen, man musste keine Bauchschmerzen dabei haben. Egal wo, der Julian stand sein Mann. Diese Vielseitigkeit hatte so leichte Züge von Parensen in den letzten Jahren seiner aktiven Zeit als Spieler bei uns. Wir wissen alle: Trimbo ist eigentlich nicht zu ersetzen, aber wenn er doch mal auf die Bank musste, war dann eben Julian da, der seinen Stiefel perfekt runtergespielt hat. Nicht umsonst wurde Julian von Urs langsam aber sicher als Trimmel-Backup herangeführt. Aber was ist im Fußball schon sicher… Ein perfekter Perspektiv-Spieler, der nun eine riesige Lücke bei uns reißt. Bin gespannt, wie der Verein personell darauf reagiert.

  4. Ryerson fehlt nicht nur als Trimmel“ersatz“ auf rechts, er war ja in den wichtigen Spielen diese Saison Startspieler auf Links, auch wenn Gießelmann verfügbar war. Und das auch völlig zu Recht.

    Und wenn ich es so sagen darf, ich bin sehr froh, dass Prömel nur auf der Tribüne sitzen wird. Ihn im Trikot bei /denen/ zu sehen hätte meine Laune nur noch verschlimmert, die eh schon tief im Keller ist.

    Harte Vibes wie der letzte Januar/Februar. Mal sehen ob man diesmal so genauso gut auffangen kann, das Programm macht mich skeptisch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert