Blog State of the Union

Noch Braga, nochmal Europa und zwischendurch Gladbach

Als ich gestern hier gelesen habe, was Sebastian über das Europa-Heimspiel gegen Braga geschrieben hat, war meine erste Reaktion, dass ich das Spiel ziemlich anders wahrgenommen habe. Denn während Sebastian schrieb, Braga habe „in der Partie gezeigt, wie man theoretisch Unions Ketten überwinden kann“, hatte ich davon in dem Spiel im Stadion und auch beim ersten Blick auf die Statistiken danach sehr wenig gesehen, sondern war viel näher daran, in dem Spiel ein mustergültiges Beispiel dafür zu sehen, wie es Union schafft, gegnerischen Ballbesitz zu neutralisieren.

Janik Haberer Union Berlin Braga
Zweikämpfe und Defensivaktionen wie hier von Janik Haberer sind der Grundbaustein im Spiel von Union. Photo: Matze Koch.

Nun ist das aber einerseits auch nicht wirklich eine Meinungsverschiedenheit zu Sebastians Sichtweise, sondern eher eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung. Denn schließlich hat auch Sebastian angemerkt, dass bei Bragas Bemühungen kaum Chancen heraus kamen. Und als ich mir dann das eigentliche Spiel in der Aufzeichnung noch einmal angesehen habe, wurde mir auch bewusst, dass Unions Defensivleistung am Donnerstag durchaus ein Drahtseilakt war: Ja, insgesamt ist es dem Team wieder einmal (wie zum Beispiel gegen das Konstrukt oder gegen Dortmund) gelungen, das gegnerische Aufbauspiel von seiner Offensive abzuschneiden.

Dafür braucht es in Unions Defensivkonzept die berühmte Intensität, weil sehr viel davon in der Ausführung davon abhängt, im richtigen Moment Räume und Passwege zu- und Gegenspieler anzulaufen, und Zweikämpfe zu gewinnen. Beides hat Union auch in diesem Spiel gut gemacht. Komplett dominant wirkte das aber in diesem Fall eben nicht, und Braga hatte zumindest zwei, drei aussichtsreiche Durchbrüche, von denen der beste (in der 75. Minute) aber etwa ohne Abschluss blieb. Trotzdem: Dass Union eine sagenhafte Bilanz von sechs zu-Null-Siegen in den letzten sieben Spielen in allen Wettbewerben vorweisen kann, spricht eine deutliche Sprache.

Und offensiv hatte Union durchaus gute Momente – die beiden besten in der ersten Halbzeit, Morten Thorsbys Kopfball gleich zu Beginn und Sheraldo Beckers Direktabnahme nach einem sensationellen Lob-Pass von Julian Ryerson – hätten aber wegen Abseits oder Foulspiel nicht gezählt. Aber auch so war in dem Spiel zu sehen, wie Union zu Chancen kommen will und kann: Mit Kontern, aber vor allem auch mit Dia(o)gonalbällen aus der Dreierkette und anschließenden Überladungen und Kombinationen auf den Flügeln. Genau so eine Situation provozierte dann schließlich auch den Elfmeter (über die Entscheidung habe ich gemischte Gefühle, über den VAR-Einsatz und das Tor für Union auf gegensätzliche Weise nicht…).

Julian Ryerson Fußballgott
Julian Ryerson appreciation photo: Hier hat Matze Koch eine phantastische Szene von Julian Ryerson perfekt eingefangen, in der er seinen Gegenspieler auf iniestaeske Weise links liegen lässt. Photo: Matze Koch.

Presseschau

Auch in den Berliner Medien geht es noch um das Spiel gegen Braga und Unions Aussichten in Europa:

Eine letzte Notiz zum Spiel gegen Braga: Die Portugiesen haben sich (zumindest in ihrem social media content) als sehr gute Gäste gezeigt:

Nach dem Spiel in Belgien in der kommenden Woche steht fest, auf welchem Zweig es für Union im neuen Jahr in Europa weiter geht. Wer dabei jeweils mögliche Gegner sein könnten, hat Union in Englisch für uns herausgesucht:

Zurück in die Bundesliga

Der Blick geht jetzt natürlich trotz stark eingeschränkter Reise-Fähigkeit (so war das Reisekader-Motto nicht gemeint…) jetzt natürlich schon zum letzten Gruppenspiel gegen USG in Leuven. Aber davor steht natürlich noch ein Bundesliga-Heimspiel gegen Gladbach. Also eigentlich auch ein Spiel von der Art, die es besonders machen, dass Union in der Bundesliga spielt, und das nun mitten in einem Termin-Stakkato geschieht. Hoffen wir, dass Union auf dem Platz und den Rängen trotzdem auch morgen Nachmittag besagte Intensität entfachen kann. Wie Urs Fischer daran arbeitet, sagt er vielleicht gleich in der Pressekonferenz zum Spiel.

Sexismus und Übergriffigkeit im Stadion an der Alten Försterei

Leider gab es am Donnerstag auch mehrere Berichte von Vorfällen übergriffiger und sexistischer Sprüche im Stadion – die schlimmer Weise auch keine Einzelfälle sind.

Wir sind alle mitverantwortlich, im Stadion auf solche Fälle klar und solidarisch zu reagieren – was der oben zitierten Schilderung nach in diesem Fall ja auch passiert ist. Trotzdem muss auf allen eben klar sein und gemacht werden, dass es für solches Verhalten keine Akzeptanz gibt, damit es hoffentlich nicht mehr vorkommt.

Auf der institutionellen Ebene gibt es mit der Anlaufstelle für solche Vorfälle von Belästigung aktuell bei Union schon einen gewissen Fortschritt – mehr (unmittelbare Präsenz und Ansprechbarkeit) ist aber auch da noch möglich und nötig.

Missbrauch gibt es im Fußball aber auch auf anderer Ebene. Der Rasenfunk hat ein Tribünengespräch zur SZ/Correctiv-Recherche über häusliche Gewalt produziert:

Und sonst so

Ein Europapokal-Spiel mit Auswärtsblocksperre hatte in dieser Woche auch der 1. FC Köln. Was daraus mit dem Zusatzhindernis Nebel wurde, beschreibt der Spiegel in einem Interview mit dem Köln-Fan und Podcaster (Drei90) Axel Goldmann.


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6 Kommentare zu “Noch Braga, nochmal Europa und zwischendurch Gladbach

  1. Dumm, besoffen und sich für nen tollen Hengst halten, dabei wahrscheinlich noch Leyla summen, was für ne Mischung. Was Elisa Martha und Molly sich da anhören mussten hören sich auf deutschen Plätzen wohl Tausende Frauen an, umso besser dass die beiden das tweeten und ihr das verbreitet, vielleicht hört diese Scheiße ja mal auf. Irgendwann. Oder bald.

  2. Musiclover

    VAR abschaffen!

  3. Tante Horst

    In der Försterei hast Du im besten Fall noch Leute, die zu Dir halten. Fahr doch nach dem Spiel mal alleine nachhause in der S-Bahn: Sprüche, Sprüche, Sprüche. Highlights aus meiner Sammlung auf Anfrage, nsfw.

    Sie ist alleine und es gibt keine Zeugen, da können wir uns endlich mal wieder ungestraft alles erlauben. Es hat sich in 10 Jahren nichts geändert. Absolut nichts.

    • Vorab: geht gar nicht!

      Frage (hier, da kein Twitter): Da die Betroffenen jeweils dankenswerter Weise Unterstützung von „Beistehenden“ hatten, wurden Ordner informiert und falls ja, wie war deren Reaktion darauf?

  4. Unionerin ohne sexistische Vorurteile

    Raus mit Nazi-und Vergewaltigerschweinen aus der Alten Försterei, SOFORT

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