Das war unüberhörbar laut. Es war unwirklich gut. Unwahrscheinlich glücklich, unvergesslich beeindruckend, unbeschreibbar versöhnlich. Einfach unfassbar schön.
Was wir gestern bei Unions Spiel, bei Unions 2–0 Sieg gegen Dortmund erlebt haben, war nicht nur ein weiteres Kapitel in der fantastischen Erfolgsgeschichte von Union in dieser Zeit. Es war ein Höhepunkt in der Geschichte dieses Vereins, ein Abend, an dem alles gestimmt hat. Ich weiß nicht, ob dem noch fabelhaftere Höhepunkte folgen werden, oder doch, wie vielleicht auch von manchen immer noch befürchtet, der Sinkflug der Parabel. Aber für das, was das Ereignis, das sich da im Stadion an der Alten Försterei zugetragen hat, ausmacht, ist das auch egal. Denn das war einfach für sich genommen etwas ganz besonderes und wird niemals vergessen werden.
Denn dieser Nachmittag in Köpenick hätte eben wirklich nicht schöner sein können, beginnend mit dem Licht, dass die Fahnen der Waldseite besonders hübsch hat strahlen lassen, über eine selbst für seine Verhältnisse besonders gute Stadion-Playlist von Wumme, bis hin natürlich zu diesem sportlichen Auftritt der Mannschaft, der der Stimmung im Stadion angemessen war, und umgekehrt.
Beide, Tribünen und Mannschaft, waren von Anfang da und dominant. Union erspielte und erarbeitete sich so viele Chancen, dass am Ende, trotz fast 90 Minuten in Führung, in denen naturgemäß Dortmund mehr gefordert war, irgendwie zu Chancen zu kommen, mehr Torschüsse für Union zu Buche standen. Die aus dieser Anfangsphase resultierende Führung war so genau das, was Union erlaubte, eine perfekte Blaupause des eigenen Spiels abzuliefern, aber eben auch etwas, was aus der eigenen Qualität resultierte.
Weil ihr einfach geil seid.?? #fcunion #fcubvb #diezeitistnungekommen pic.twitter.com/PczDJaASte
— Lars (@LarsMitZWieBaum) October 16, 2022
Darauf folgten sechzig Spielminuten, in denen (ebenfalls auf dem Feld und in der Stimmung) die Intensität nicht abriss, sondern Union Angriffsversuch um Fehlpass im Aufbauspiel von Dortmund der Bundesliga-Spitzenmannschaft jeden Weg in gefährliche Räume versperrte. Na gut, natürlich nicht jeden Weg: Selbstverständlich ist Dortmund gut genug, sich der ein oder anderen Pressingsituation zu entziehen und immerhin Bälle in die eigene vorderste Linie zu spielen. Aber die wurde von Unions wieder einmal immenser Dreierkette sehr weit weg vom Tor und fast komplett in Schach gehalten. Wieder einmal haben Diogo Leite, Robin Knoche und Timo Baumgartl sich solidarisch helfend und absichernd sehr viele Bälle abgelaufen und Zweikämpfe gewonnen.
Siri, sag mir dass ich bei nem Heimspiel des @fcunion bin!
Siri: pic.twitter.com/GG9awCbrbh
— Bückwarenoutlet (@eisernbleiben) October 16, 2022
Und als dann in der letzten Viertelstunde immer deutlicher wurde, dass das Pensum der letzten Wochen an den Kräften der Mannschaft zehrt, konnte auch Frederik Rønnow noch seinen Teil dazu beitragen, dass der Sieg nie in Gefahr geriet.
Auch hier wieder: #Rönnow passt seine Position schnell an & weiß danach ganz genau was er zu tun hat. Wo andere die Nerven verlieren & zu weit draufschieben würden, stellt er "einfach nur" den Block. Manchmal braucht es nicht mehr als das.#FCUBVB #fcunion #eisern pic.twitter.com/CLjsZiRA9O
— Sascha (@SaschaFltr) October 17, 2022
Für einen Artikel von Peter Ahrens im Spiegel über das Spiel liefert besagte Playlist Aufhänger, Überschrift und Metaphern – eine sehr schöne Beschreibung dessen, was Union in der Bundesliga aktuell ausmacht. An anderen Stellen in der überregionalen Berichterstattung (etwa hier bei der Zeit) wird immer wieder auf das Glück verwiesen, dass Union etwa beim Führungstor hatte. Dabei greift das eben als Erklärung wirklich viel zu kurz, auch wenn nicht zu leugnen ist, dass Union Glück damit hatte, dass Dortmunds Keeper Gregor Kobel wegrutschte. Aber Janik Haberer hat eben auch recht (Kurier), wenn er betont, dass sich Union und er persönlich auch in dieser Szene erst einmal in die Position bringen mussten, davon zu profitieren.
FT: Union Berlin 2-0 Dortmund
Urs Fischer's side have now taken 7 pts from Bayern, RB Leipzig and Dortmund in their opening 10 games.
They're no flukes. They're not out-performing their xG. They're the real deal. Best team in Germany so far this season.
— Stefan Bienkowski (@SBienkowski) October 16, 2022
Und auch wenn dieses Tor schon nach sieben Minuten fiel und Union damit sehr früh in die perfekte Spielsituation gebracht hat, war es auch nicht die erste und längst nicht die einzige Offensiv-Szene der Mannschaft in der Anfangsphase. Schon in der ersten Minute hatte es eine Annäherung gegeben, sodass dieses geschenkte Tor auch ein Beispiel dafür war, dass das Union-Team bekam, „was ihm zusteht“.
Emblematisch für Union in der Bundesliga ist also nicht dieses glückliche erste Tor, sondern das zweite, bei dem Union genauso gut presst, wie es die Mannschaft hundert Mal in jedem Spiel macht, kompromisslos den Ball gewinnt (mal wieder ein sehr starker Zweikampf von András Schäfer) und dann einen Hackentrick humorlos, mit Geschwindigkeit und Klasse bestraft, als Janik Haberer nach Jordan-Ablage sehr schön sein zweites Tor schießt. So wie der auf dem Boden gerutschte Adeyemi, der den Ball gegen Schäfer verlor und gegen Sheraldo nicht zurückholen konnte, fühlt sich aktuell die Bundesliga, wenn sie in der Tabelle nach oben schaut.
Derzeitiger Verlauf von #FCUBVB ist praktisch die Quintessenz eines Union-Spiels in dieser Saison. Sie gehen mit ihrer ersten Chance irgendwie in Führung – und danach sind sie praktisch nicht mehr zu bezwingen. Taktisch herausragend, schnell im Konter, ohne Lücken oder Schwächen.
— Tobias Escher (@TobiasEscher) October 16, 2022
Und auch das findet seinen Widerhall in der bundesweiten Presse, etwa in diesem Spielbericht und Kommentar dazu der Süddeutschen Zeitung. Oder auch der internationalen: Zwischen Real – Barcelona, PSG – Marseille und einem fabelhaften Napoli steht unser 1.FC Union Berlin in Überschriften wie hier beim „European football round-up“ des Guardian. Verrückt.
6 der letzten 8 Spiele ohne Gegentor, aktuell 4 in Folge. Die Defensivarbeit, die Spiel um Spiel von der gesamten
Mannschaft auf den Platz gebracht wird, ist hervorragend und bemerkenswert.#fcunion— Sportlich und Fair (@SportlichFair) October 16, 2022
Nun, ungefähr so verrückt wie die Tatsache, dass Union genauso viele Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Bayern München hat (vier), wie der auf Platz 11 in der Tabelle, Mainz 05. (Ja, das heißt auch, dass Tabellenplätze im weiteren Saisonverlauf munter springen können.)
Was, was, was is hier los?#FCUbvb #fcunion pic.twitter.com/ZDLY2vGcB3
— Sofafit (@sofafit) October 16, 2022
Presseschau
Das sind die Texte der Berliner Medien zum Spiel:
- Ganz großes Theater! Der 1. FC Union führt eine Köpenickiade gegen Borussia Dortmund auf (Kurier)
- Der erste Doppelpack seines Lebens! Und doch freute sich Janik Haberer mehr über den Sieg des 1. FC Union als über seine zwei Buden (Kurier)
- Urs Fischers Zurückhaltung ist mit ein Grund, warum die Fans des 1. FC Union lauthals von der Meisterschaft singen dürfen (Kurier)
- Eindrucksvoller Vortrag: Union Berlin besiegt Dortmund verdient mit 2:0 (Berliner Zeitung)
- Union-Coach Urs Fischer: „Das ist Wahnsinn und absolut beeindruckend“ (Berliner Zeitung)
- 2:0 gegen Dortmund! Unions Gipfelsturm geht weiter (BZ)
- Unions 40-Punkte-Dogma: Fischer findet Platz eins „unglaublich“ (BZ)
- Doppelpack von Haberer gegen Dortmund: Union Berlin bleibt spitze (Morgenpost)
- Kommentar: Union ist (nicht) das derzeit beste Bundesliga-Team (Morgenpost)
- Tabellenführer 1. FC Union gewinnt auch Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund (RBB)
- Der 1. FC Union hält der Liga den Spiegel vor (RBB)
- Doppelpack von Janik Haberer: Der 1. FC Union schlägt Dortmund verdient mit 2:0 (Tagesspiegel)
- Kobel rutscht aus – Haberer bringt den BVB zu Fall (Kicker)
- „Wahnsinn“: Fischer verschlägt es die Sprache (Kicker)
- Tabellenführer eiskalt – Union Berlin nutzt Fehler von Borussia Dortmund zum nächsten Sieg (MOZ)
Union-Frauen
Die 1. Frauen von Union hat ihr Auswärtsspiel in Leipzig gewonnen und damit die Tabellenführung in der Regionalliga verteidigt (Spielbericht des Vereins). Das Siegtor beim 1-0 schoss Abwehrspielerin Luise Wildner kurz vor der Halbzeit, auch wenn offenbar ein viel höherer Sieg das Kräfteverhältnis im Spiel besser gezeigt hätte.
In der kommenden Woche, wenn die Männer-Mannschaft von Union kein Heimspiel hat, treffen die Union-Frauen im Derby-Spitzenspiel der beiden einzigen ungeschlagenen Teams der Liga auf Türkiyemspor. Anstoß auf dem dem Fritz-Lesch-Sportplatz ist um 14 Uhr, der Eintritt ist frei. Muss man mehr sagen?
Entdecke mehr von Textilvergehen
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Es wäre schön, wenn Union sich dafür einsetzen könnte, dass das Spitzenspiel der Frauen schon auf 13 Uhr vorgezogen wird! Dann hätte man zumindest die Chance, beide Spiele des 1. FC Union am Sonntag live bzw. am TV zu verfolgen.
Das wäre für die Interessierten schön, aber glaube, dass das Textilvergehen darauf wenig Einfluss hat. ;)
@Daniel: Im zweiten Satz bei den Frauen fehlt ein „vor“ um die Zeitangabe richtig zu halbieren.
danke, fixed
Kleiner Malus des Erfolges: In dessen Angesicht werden noch weniger Unioner bereit sein, Dinge zu thematisieren, die man besser machen kann.
Kommunikation mit den Mitgliedern verbessern? Wozu – wir kommunizieren doch mit der FuMA. [also mit uns selbst]
Anträge der Mitglieder? Welche Anträge?
Hybride Mitgliederversammlung? Wozu?
Fragen der Mitglieder? Welche Fragen?
Kritik am Präsidium? Welche Kritik?
Union wird man wieder so tun als ob es das alles nicht gibt.
Das Gute ist der Feind des noch Besseren.
Danke an Daniel für diesen SoTu!
Was Union mit uns macht (und wir mit Union) ist einfach völlig unfassbar. Das zu erleben ist nur wenigen Fanseelen vergönnt und wenn, dann meistens nur einmal im Leben.
Lasst uns das feiern und geniessen, und vor allem genau so weitermachen.
Neben dem rein sportlichen, das ja schon irre genug ist, kommt diese ziemlich einzigartige Konstellation im Verbund von Verein, Fans, Stadion, Mannschaft, Stadtteil, und das mit der gegebenen Stadionkultur.
Das ist alles so sagenhaft besonders und einzigartig, das muss man sich wirklich mal bewusst machen.
Richtig! schöner kann Fußball nicht sein. Ich finde ein gelungenes Foto.
Sonne. Hebst (Meister). Grüner Rasen. Wassernebel, für das was noch kommt. Volles Haus.
Und dann das Ergebnis!
Weiter so Jungs, lasst uns die Bayern weiter ärgern. Und in den Genen von Paul ist doch verankert das noch mehr geht. Denke gern an 1974 zurück.
Der Polizeieinsatz in Hamburg, wie in dem Video zu sehen, ist so nicht zu akzeptieren.
Aber nur zur Info : Etwa 150 bis 200 mitunter maskierte St.-Pauli-Fans hatten zuvor versucht, an den HSV-Fanmarsch heranzurücken. Sicher nicht mit friedlichen Absichten.
Jetzt aber pauschal alle Polizisten als Schweine und Bastarde zu beschimpfen finde ich nicht O.K.
Mir stellt sich aber auch die Frage, ob unsere Szene, nach all den Vorfällen in letzter Zeit das moralische Recht hat hier die Moralkeule zu schwingen?
Um mich nicht falsch zu verstehen. Ich finde die genialen Aktionen, wie z.B. die Choreographie im Malmöspiel bei uns fantastisch. Fakt ist aber doch auch leider, dass ohne Polizei kein Fussballspiel in der Bundesliga möglich ist, weil dann der kleine Mob an gewaltbereiten „Fussballfans“ sich gegenseitig die Fresse einschlagen und unbeteiligte wirkliche Fans einer Gefahr aussetzen
UNVEU
Weitere Infos und Quellen zu dem Vorfall hatten wir hier schon Samstag.
@dHart Es gibt Augenzeugenberichte, die genau dieser Darstellung widersprechen. Siehe MILLERNTON
Danke, lieber Daniel, für die sehr gute und präzise Einordnung der Gesamtsituation in den ersten Absätzen. Ich bin sehr dankbar, all das miterleben zu dürfen. Wichtig finde ich gerade, jeden Moment in vollen Zügen zu genießen. Auch wenn ich Daniel ebenso zustimme, dass qualitativ ein neues Niveau erreicht wurde, von dem aus schon viel schiefgehen müsste, um wieder in dunkle Zeiten zurückzufallen. Nur eben das aktuelle Schweben über den Dingen werden wir wohl auch in Zukunft nicht noch häufig erleben.
Gibt es die Playlist vom Sonntag auch bei Spotify?
Ja, auf dem Profil „1.FC. Union Berlin“ sind die meisten Playlisten der Heimspieltage zum nachfühlen veröffentlicht.
in dem Fall hier
Also ich war nur am Fernseher aber was da abgegangen ist Chapeau…..an Fäns Mannschaft….einfach alle…auch der Schiedsrichter war wirklich gut (ich bin auch einer )grins…..und ich kann nur jedem empfehlen hört info radio den Podcast mit Beecke und Kruse….eine wirklich gute und ich war bzw. bin immer wieder überrascht sehr gute Analysen auch über Charlottenburg…..?…
Eisern seit 1978…..Biene