Blog State of the Union

Hauptsache weiter

„So wie wir heute gespielt haben, können wir keine Bundesliga spielen“, konstatierte Union-Manager Oliver Ruhnert direkt nach dem ersten Pflichtspiel der Saison 2022/23 ins Sky-Mikrophone. Da das erste Pflichtspiel aber traditionell ein DFB-Pokalspiel ist, können wohl alle Unionerinnen und Unioner mit dieser realistischen Einschätzung leben.

Das Team von Urs Fischer hat sicherlich schon begeisternden Fußball gezeigt. Im Pokal zählt letztendlich aber noch mehr als in der Liga nur eins: Gewinnen. Hauptsache weiter. Egal wie.

Über das „wie“ wird Unions Trainerteam mit den Spielern eh ausreichend reden. Oliver Ruhnert ärgerte sich in seiner Kurzanalyse vor allem über fehlende Abläufe, ein ungenügendes Spiel mit dem Ball, dass „die Tiefe nicht gefunden“ wurde und zu wenig nachgerückt wurde.

Natürlich muss man festhalten, dass Union sich in 120 Minuten einigermaßen schwer tat eine große Zahl an guten Torgelegenheiten zu kreieren. Dies ist aber nicht unbedingt ein neues Phänomen bzw. Problem, welches Union gegen enorm tiefstehende Gegner zuweilen hat.

Der Chemnitzer Keeper war fast immer auf der Höhe, Foto: Matze Koch

Anderseits erwischte der Chemnitzer Torwart Jakubov auch einen ausgesprochenen guten Tag und vereitelte die ein oder andere Großchance famos. Und wenn Jakubov mal geschlagen war, rettete für den Chemnitzer FC ein Verteidiger auf der Linie oder das Torgebälk.

Trotz der fehlenden Kreativität hatte ich persönlich nie ernsthaft Sorgen, dass Union in der ersten Pokalrunde ausscheidet. Defensiv ließ man bis auf das Standardgegentor, welches durch Jordan Siebatcheu – der nur Jordan auf dem Trikot stehen hatte (und daher hier erst einmal so genannt wird) – direkt akrobatisch und sehenswert gekontert wurde, abgesehen von zwei im Endeffekt wenig gefährlichen Kontersituationen nichts zu.

Und auch wenn gegen einen Viertligisten insgesamt mehr Druck erzeugt werden sollte, gab es auch offensiv trotz des statischen Spiels und der wenigen Kreativität noch mehr Gefährliches zu verbuchen. Erinnert sei bspw. an die Doppelchance von Trimmi (der auch mit 35 Jahren über 120 Minuten immer wieder antrieb) und Julian Ryerson kurz vor Ende der regulären Spielzeit.

Erlösung brachte dann ein Tor, welches vieles vereinte, was dieses Union-Team unter Urs Fischer ausmacht. Egal wie die Leistung ist, der Glaube, die Überzeugung in die eigene Stärke stimmt. Und so brachte Trimmi knapp fünf Minuten vor dem Ende der Verlängerung einen Eckball scharf Richtung Fünfmeterraum, welcher vom absoluten Viereck mit Michael-Douglas-Gedächtnisfrisur aka Kevin Behrens per Kopf so sehr reingehämmert wurde, dass selbst der überragende Chemnitzer Keeper keine Chance hatte und quasi durch den Windzug des Balles mit ins Tor flog.

Angesichts der anderen Ergebnisse aus der ersten Runde kann es nur heißen: Mund abputzen, Hauptsache weiter und am Samstag besser machen.

Weitere Medienberichte zu Unions Sieg in Chemnitz

Tapetenstatements, Choreo und ein Überfall

Nicht nur auf dem Platz war einiges geboten. Auch auf den Rängen gab es viel zu sehen. Während das Chemnitzer Heimpublikum phasenweise schon zur Pokalatmosphäre beitrug, war der Union-Gästeblock 120 Minuten bunt, laut und präsent.

Gleich zu Beginn wurde außerdem ein Statement zum Aktionstag des DFB gesetzt, welches meiner Meinung nach genau den richtigen Ton traf und die Doppelmoral pointiert entlarvte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es dann eine sehr schöne Choreo. Und ja, der Traum lebt trotz oder gerade wegen des mühsamen Weiterkommens ja durchaus. Ob wir „darauf eingestellt“ sind, kann ja jede*r für sich selbst beantworten…

Leider wird bei Twitter auch über sehr Unschönes bezüglich der Rückreise nach Berlin berichtet. Anscheinend wurden Union-Fans, darunter Frauen und Kinder, auf einer Autobahnraststätte von Vermummten mit Dynamo-Dresden-Sturmhauben attackiert.

Und sonst so?

In der Berliner Zeitung gibt es ein lesenswertes Interview mit der Vorstandsvorsitzenden des Chemnitzer FC.

Über Max Kruse ist ein Buch erschienen, in dem man mehr erfahren soll, als das oftmals in den Medien verbreitete Narrativ von Kruse als schlampiges Genie.

Die Union-Frauen sind am Freitag nach Bitburg ins Trainingslager aufgebrochen. In eineinhalb Wochen sollen die Grundlagen für die Saison gelegt werden. Einen Bericht darüber gibt es hier.

Der Rasenfunk hat die anstehende Bundesliga-Spielzeit analysiert und die Abschlusstabelle getippt. Union wird dabei von den Expert*innen und Hörer*innen eine Platzierung zwischen Platz neun und zwölf zugetraut.


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6 Kommentare zu “Hauptsache weiter

  1. Aber heute bitte nix Böses über Herrn Koch. Und auch nix Redundantes schreiben (ähnliches zu einem Thema – kommt ja hier nie vor). Sonst werden die Kommentare wieder abgeschaltet.

  2. Das Spiel gestern war für mich ein typisches Erstrunden-Pokalspiel unserer Eisernen.
    Ich erinnere mich noch gut an Spiele wie zum Beispiel 2012/13 in Essen, wo Simon uns in der Verlängerung erlöst hat.
    Oli und Urs haben natürlich recht in ihrer Analyse und den von Urs genannten „Schuss vor den Bug“ hat glaube ich noch keiner Mannschaft vor dem Saisonstart geschadet. Was mir gestern zusätzlich aufgefallen ist, ist was wir neben der Maschine Behrens noch zusätzlich von der Bank gebracht haben. Wahnsinn! Und nun auf geht´s zur Verteidigung der Stadtmeisterschaft – Berlin bleibt rot-weiß <3 Eisern.

  3. Eigentlich schade, dass es im Pokal nicht zum Derby kommen kann! ;)
    u.n.v.e.u.

  4. zentralesMittelfeld

    Das war gestern im Angriffsdrittel schon sehr ernüchternd. Und es war jetzt auch nicht so, dass Chemnitz unglaublich stark und gefährlich war. Die waren am Limit ihrer Möglichkeiten und trotzdem: so viel Zeit am Ball wird man die ganze Saison nicht mehr bekommen, dennoch gingen die Schüsse und Flanken reihenweise ins Nichts. Gegen ein Team aus zweiten Liga hätte das nicht gereicht.

    Haben ja auch alle nach dem Spiel so erkannt und wiedergegeben. Wie sagt man so schön, am Ende fragt niemand mehr nach dem Wie.

  5. Manchmal passt man sich halt dem Gegner an.
    Gegen Herthie reicht das jedenfalls so nicht aus. Sind ja noch ein Paar Tage Zeit um auf
    touren zu kommen.
    Eisern

  6. Endlich mal richtige Statements und nicht der polemische sche…… ala Ulrich Peters.

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