Blog State of the Union

Mit wie vielen Neuen kann diese Union-Mannschaft sie selbst bleiben?

Eine der bemerkenswerten Eigenschaften von Union als Erstligist ist, dass sich die Mannschaft, die in den vergangenen vier Saisons auf dem Platz stand, personell immer wieder stark verändert, aber nie ihren Charakter und auch ihr Identifikationspotential grundlegend verändert oder verloren hat. Dieses Merkmal, in dem ich eine echte Qualität des Teams sehe, wird in diesem Sommer mit vielen neuen Gesichtern auf dem Trainingsplatz und einigen (emotional) schmerzhaften Abgängen wieder auf die Probe gestellt. Die neuesten Spieler-Bewegungen wurden gestern offiziell: Die Vorstellung von Neuzugang Morten Thorsby und die Verabschiedung von Keita Endo für eine Leihe nach Braunschweig.

Ich kann also verstehen, dass man sich über wieder zweistellige Zahlen von Zu- und Abgängen gewisse Sorgen macht.

Aber zum einen traue ich wirklich allen in dieser Saison verpflichteten Spielern zu, eine gute Rolle bei Union zu spielen. Und zum zweiten vertraue ich auch tatsächlich darauf, dass der sportliche Kern von Union wieder genug Anziehungskraft entfaltet, auch aus diesem neu formierten Kader wieder die Union-Mannschaft zu machen, in die wir uns in den vergangenen Jahren immer wieder verliebt haben.

Mit einer (sportlichen) Bilanz und Bestandsaufnahme des Kaders warte ich jetzt aber noch etwas, ob sich nicht vielleicht noch mehr Verschiebungen ergeben…

Gehörig verschluckt habe ich mich, als ich in einem Kurier-Artikel die Formulierung gelesen habe, dass Union „nur 14 Mio. Euro für alle Zugänge zusammen ausgegeben“ habe (drei bis vier davon entfallen wohl auf Thorsby). Denn das Wort ’nur‘ wäre mir in diesem Zusammenhang und bei dieser Zahl instinktiv nicht eingefallen. Aber einerseits hat sich eben nicht nur das Regal, in dem Union Spieler transferiert, verschoben, sondern ist der Verein in einer ganz anderen Shopping-Gegend unterwegs als noch vor einigen Jahren. Vor dem Bundesliga-Aufstieg betrug die Summe der gezahlten Ablösen nie mehr als vier, und für die längste Zeit nicht mehr als eine Million Euro.

Und andererseits ist diese Entwicklung eben auch nicht mehr ganz neu: In der letzten Transfersaison standen (den Angaben bei Transfermarkt zufolge) 20 Millionen Euro Ausgaben bei einer ausgeglichenen Ablöse-Bilanz zu Buche, zuvor im ersten Transfer-Fenster in der Pandemie zwar nur 1,7 Millionen, im Jahr nach dem Aufstieg aber auch schon 10 Millionen. Die individuelle Qualität, die das Team braucht, um in der ersten Liga zu bestehen, zeigt sich also auch in diesen Summen.

Presseschau

Das sind die weiteren Artikel der Berliner Medien zu Union und vor allem der Verpflichtung von Thorsby:


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6 Kommentare zu “Mit wie vielen Neuen kann diese Union-Mannschaft sie selbst bleiben?

  1. Maria Draghi

    „nur 14 Mio.“
    Ich würde mich nicht auf diese Zahl versteifen.
    Erstens hat Union früher viele ablösefreie Spieler geholt und deshalb auch wenig (zusätzliche) Beraterprovisionen. Die DFL-Zahlen zeigten dies aus, wo im Union im Vergleich zur Konkurrenz bislang extrem gut lag. Wenn Union inzwischen signifikante Ablösen zahlt werden auch signifikante Beraterhonorare (zusätzlich) gezahlt werden, die ja fast immer prozentual an die Ablösen gekoppelt sind.
    Zweitens gehe ich mal davon aus, dass die jüngsten Verpflichtungen alle deutlich mehr p.a. verdienen werden, als z.B., Taiwo, Andrich, Friedrich oder Prömel. Insofern steigen neben den Einmalausgaben (Ablösen, Berater) auch die regelmäßigen Ausgaben.
    Nicht per se ein Grund zur Sorge, aber mit den „nur 14 Mio.“ sind sicher nicht komplett alle Mehrausgaben berücksichtigt.

  2. CarstenU

    Union wird auch mit den Neuen Union bleiben. Warum? Ich glaube, dass OR die Spieler vor allem nach ihrer charakterlichen Eignung bewertet, erst an zweiter Stelle nach individueller Qualität. Es kann kein Zufall sein, dass Union seit Jahren mannschaftlich geschlossen auftritt, als Team, welches sich nicht nur auf dem Platz versteht. Um mal plakativ zu werden: Einen Dembele würde OR nicht mal geschenkt nehmen!
    Das ist – so glaube ich – eine Philosophie, die Unions Erfolg wesentlich begründet. Man hat ja oft genug gesehen, dass eine Ansammlung qualitativ hochwertiger Spieler noch lange keine gute Manschaft ergibt (Schalke, Hertha).

    • Ich denke und hoffe, dass OR schon in erster Linie auf sportliche Eignung von neuen Spielern achtet. Und ich gehe andererseits auch davon aus, dass in Vorgesprächen eben auch Erwartungen aneinander thematisiert werden. Hierbei wird vermutlich darauf geachtet, dass Union eben Wert darauf legt, dass Spieler sich „reinhängen“, dass man als Mannschaft zusammensteht, dass es bei „uns“ eben nicht ausschließlich um sportliche Erfolge, sondern um den Verein geht.

      Für die Integration von Spielern sind auch die anderen Personen des Staffs hilfreich. Allen voran denke ich hierbei an unsere liebe Susi (Kopplin), aber eben auch an das drumherum mit Busfahrer, Physiotherapeuten, etc. Auch OR selbst, Urs Fischer und Dirk Zingler treten womöglich anders (nahbarer) auf, als manch andere Verantwortliche in anderen Vereinen.

  3. Phightin21

    Also Morten Thorsby müsste man je nach Dialekt unterschiedlich ausprechen. Entweder Murten Tursbü oder Murten Turschbü. Wobei das ü am Ende trügt. Das norwegische y liegt irgendwo in der Mitte zwischen unserem i und ü. Da der Mann aus Oslo kommt, würde ich sagen Murten Turschbü. Das R in Murten darf gerollt werden, in Turschbü wird es eher verschluckt

  4. K. M. Ahrendorff

    @ Pightin21. Danke. Ich find das interessant. Ich brech mir z.B. auch immer die Zunge, weil ich versuche, Genki Haraguchi wenigstens in etwa so auszusprechen, wie er das selbst tun würde.

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