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Tim Skarke: Zwischen Oliver-Kahn-Bettwäsche und mehr Flexiblität für Unions Spiel

„Seit Kindertagen ist Tim Sympathisant des FC Bayern München und hat als Kind in Oliver-Kahn-Bettwäsche geschlafen. Kein Scherz.“ Unter anderem mit diesem furchteinflößenden Fakt stellte der 1. FC Union Berlin in seiner Mitteilung den neuen Spieler Tim Skarke (25 Jahre) vor. Damit bastelt der Verein nicht nur am Kader für die nächste Saison, sondern schafft mit den Vorstellungen der neuen Spieler auch ein Sammelsurium an teilweise kuriosen Fakten, das bald für eine ganze Runde eines Union-Kneipenquizzes reicht. Das steht zumindest nicht in der berühmten ran-Datenbank.

Bei den letzten Verpflichtungen gab es unter anderem diese Fakten:

  • „Außerdem ist er ein großer Tierfreund, seit einigen Jahren gehört die Hündin „Molly“ zur kleinen Familie Haberer.“ (Jannik Haberer)
  • „Fußball liegt ihm Blut. Er ist der Neffe von Champions-League-Sieger Winston Lloyd Bogarde, der beim FC Chelsea, dem FC Barcelona, AC Milan und Ajax Amsterdam verteidigte. Dieser gewann mit Ajax 1995 die Champions League.“ (Danilho Doekhi)
  • „Jamie besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft, da sein Vater aus Ghana stammt. Zwar debütierte er bereits im November 2019 für die deutsche U19-Nationalelf, für die „Black Stars“ kann er sich jedoch immer noch entscheiden.“ (Jamie Leweling)

Doch davon abgesehen: Was hat Union mit Tim Skarke vor? Er ist ein flexibel einsetzbarer Außenbahnspieler, der von Darmstadt kommt. Doch Union hat diese Position aus taktischen Gründen in der 5-3-2-Grundordnung kaum gespielt. Profis wie Keita Endo oder Pawel Wszolek kamen kaum bis gar nicht zum Einsatz. Selbst Sheraldo Becker suchte seinen Platz und äußerte zwischendurch seine Unzufriedenheit.

Mit dem Weggang von Max Kruse und damit dem Wegfall einer spielerischen Dominanz, die häufig offensiv das Zentrum beziehungsweise im Spiel auch den linken Raum belegte, gibt es für Union die Aufgabe, wieder mehr Flexibilität auf dem Weg ins Angriffsdrittel zu suchen. Das kann wie zuvor mit drei Angreifern funktionieren. In Ballbesitz wäre das dann ein 3-4-3.

Tim Skarke traf 2017 bei einem Testspiel im Trainingslager in Spanien schon einmal auf Union (hier im Duell mit Eroll Zejnullahu), Foto: Matze Koch
Tim Skarke traf 2017 bei einem Testspiel im Trainingslager in Spanien schon einmal auf Union (hier im Duell mit Eroll Zejnullahu), Foto: Matze Koch

Aufgrund der sicheren 6 Spiele im Europapokal, den vielen Englischen Wochen bis zur Weltmeisterschaft in Katar mache ich mir wenig Sorgen, dass es Spieler gibt, die nicht zum Einsatz kommen. „Durch die kommende Dreifachbelastung brauchen wir einen breiten Kader. Tim spielt bevorzugt auf der rechten Seite, kann aber auch auf der linken Außenbahn spielen. Mit ihm kommt eine weitere spannende und variable Option für den Flügel dazu“, wird Manager Oliver Ruhnert bei Union zitiert. Dass Pawel Wszolek ernsthaft noch einmal zurückkommt, glaube ich hingegen nicht.

Unions bevorzugte Scouting-Region: Zweite Liga

„Und wieder mal einer aus Liga zwei. Der 1. FC Union bliebt sich also treu, was das Beuteschema seiner Zugänge betrifft“, schreibt der Kurier. Und damit trifft die Zeitung ins Schwarze. Als einer von sehr wenigen Bundesliga-Clubs scoutet Union sehr stark in der Zweiten Liga. Mir ist nicht ganz klar, warum das so wenige Vereine machen.

Für Clubs von Mittelfeld bis Abstiegskampf ist es absolut lohnenswert, eine Etage tiefer zu schauen, welche Spieler von ihrem Fähigkeitsprofil in einen Bundesligakader passen würden. Dazu gibt es zwei Vorteile: Die Gehaltsstruktur des eigenen Kaders wird nicht gesprengt und die Spieler sind im Zweifel bereits in den deutschen Profifußball-Betrieb integriert, benötigen also keine zusätzliche Anpassung.

Tim Skarke im Union-Trikot, Foto: 1. FC Union Berlin
Tim Skarke im Union-Trikot, Foto: 1. FC Union Berlin

Von außen betrachtet sieht es für mich so aus, als würden einige Manager da so etwas wie eine Voreingenommenheit haben. Kann ein Spieler aus der Zweiten Liga auch Bundesliga spielen? Was passiert, wenn der Spieler es nicht schafft? Fällt es dann auf den Manager zurück, der den Kader zusammengestellt hat? Dann lieber einen Spieler verpflichten, der bereits die Ligatauglichkeit bewiesen hat. Das ist zwar teurer, aber dafür kann einem hinterher kein Vorwurf gemacht werden. Eine typische Cover-my-ass-Mentalität wäre das. Ich kann es nicht belegen, dass es so ist. Aber der es macht zumindest den Anschein.

Die Budgetbeschränkungen durch Corona dürften dafür sorgen, dass Union kein Alleinstellungsmerkmal hier hat. Außerdem gibt es Mannschaften wie Bochum oder zuvor Bielefeld, die einen ähnlichen Weg gehen.

Über die Verpflichtung von Tim Skarke schreiben auch die Berliner Medien:

Und sonst so?

Der Kicker hat einige Zitate von Christopher Trimmel von der österreichischen Nationalmannschaft gesammelt. Darin spricht Unions Kapitän über das Alter, notwendige Fähigkeiten auf seiner Position und die ersten Eindrücke von seinem neuen Nationalmannschafts-Trainer Ralf Rangnick.

Bei Übermedien gibt es eine interessante und lesenswerte Beschreibung davon, wie das ZDF bei der Übertragung des Champions-Leage-Finales wegen der Einlass-Probleme erst die Sichtweise der Uefa und französischen Behörden übernommen, aber dann noch in der Übertragung das Ganze korrigiert hat. Dabei bekommen wir eine ganz gute Innenansicht einer Sportredaktion, ihrer Arbeit und der Rückschlüsse für spätere Sendungen.

Gerade was die Reflexion von Jochen Breyer betrifft, bin ich tatsächlich sehr angetan von der Fehlerkultur. Bei ihm übrigens nicht das erste Mal. Er hatte auch die Hopp-Doku verantwortet (gibt es nicht mehr beim ZDF, aber hier bei YouTube), obwohl er zuvor selbst Hopp in einem Sportstudio-Interview gratis PR machen ließ.

Das Crowd-Funding von Türöffner war übrigens erfolgreich und der Betrag von 10.000 Euro ist bereits vor dem Ende der Kampagne heute um 12 Uhr zusammengekommen.

Und hier noch einmal der Hinweis auf das Halbfinale der U17-Meisterschaft: Am Samstag tritt der 1. FC Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt an. Im Stadion an der Alten Försterei. 11 Uhr ist Anpfiff.


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5 Kommentare zu “Tim Skarke: Zwischen Oliver-Kahn-Bettwäsche und mehr Flexiblität für Unions Spiel

  1. Musiclover

    Noch eine Ergänzung. Der BFV hat das Pokalfinale unserer Mädels wegen der Doppelbelastung abgesagt. Gute Entscheidung.

  2. Zum Scouting in Liga 2: Kann auch schiefgehen, wie man bei Schalke sah, das sich jahrelang gern im Unterhaus bedient hat, insbesondere in Nürnberg (Schöpf, Teuchert, Burgstaller…), und sogar mal bei uns (Stevie) – alles Leute, die nicht unbedingt Leistungsträger wurden, während Schalke insgesamt stetig schlechter wurde. Vielleicht ist es nur Koinzedenz, nicht Kausalität. Aber es muss halt das Gesamtpaket passen.
    Soll nicht heißen, dass ich nicht volles Vertrauen in Oli Ruhnert hätte. Vielleicht ist Skarke (im Paket mit Leweling) die Absicherung für den Fall eines möglichen Sheraldo-Abgangs?

    • Maria Draghi

      Bei Schalke waren aber auch die, die man teuer irgendwo eingekauft hat, meist Fehlgriffe… :-)))

      Skarke ist erstmal für die Kaderbreite. Außerdem bietet er eine Option, falls wir ein unablehnbares Angebot bekommen werden. OR hat in den vergangenen Jahren nie nur für ein System oder nur einen Trainer eingekauft; sondern immer versucht, einen hinreichenden Kader aufzustellen. Falls Korrekturbedarf herrschte wurde später nachjustiert. Eigentlich alles recht leicht zu verstehen.

  3. Michael

    Ich glaube wenn die Bayern einen aus der 2.Liga holen würden, liefe was schief. Ebenso Hertha, die holen lieber unbekannte Spieler aus dem Ausland.

    Andererseits sind selbst Reservisten aus der 1.Liga schwer finanzierbar, wenn ich z.b. lese was da in Köln gezahlt wird für.bspw. Keeper Horn oder Modeste, das hat selbst der Max hier nicht bekommen.

    Und für 2.Ligaspieler ist es das größte in Liga 1 zu spielen, also hauen sie sich auch entsprechend rein und Urs ist ja auch kein schlechter Trainer für eine persönliche Entwicklung bzw. Transfereinnahmen.

  4. Nelsito

    Ich bin kein Freund, von der Rückkehr zum Arzt 3 – 4-3.
    Die Kompaktheit im Mitttelfeld fand ich einfach super.
    Wenn nur noch ein Kreativer Ideengeber kommen würde, wäre es perfekt.

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