Vom Sieg in Leipzig können wir uns nun schon Unions fünftes Tor des Monats in die virtuelle Museums-Vitrine stellen, und nach Andreas Voglsammer gegen Hertha das zweite in vier Monaten. Kevin Behrens und Sven Michel erhielten die Sportschau-Auszeichnung für den Monat April (Vereinsmitteilung).
Wir legen uns fest: ? Das Tor des Saison ?#fcunion | #RBLFCU pic.twitter.com/77HUWhlqnt
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) April 26, 2022
Was mir an dem Tor so gefällt und was die Sportschau-Redaktion teilweise auch berücksichtigt hat, ist die Teamarbeit bei dem Treffer. Das fängt bei Julian Ryerson an, der nach dem unterbundenen Leipziger Angriff schnell schaltet und einen langen Ball nach vorne schlägt, den Kevin Behrens mit dem Kopf in den Lauf von Sheraldo Becker verlängert. Während der dann in seiner unnachahmlichen Art Tempo aufnimmt, orientiert sich Behrens Richtung Strafraum. Für die Hereingabe von Becker ist Sven Michel schon ein Stück zu weit vorne eingelaufen, weshalb er sehenswert mit der Hacke auf Behrens ablegt, der den Ball dann trocken im Leipziger Kasten versenkt. So schön kann Fußball sein.
Und es erinnert natürlich an Unions erstes Tor des Monats, als 2011 nur Silvio für den Seitfallzieher-Treffer gegen Ingolstadt geehrt wurde und der Angreifer dann die Medaille publikumswirksam für die beiden Torvorbereiter Patrick Kohlmann und Torsten Mattuschka zersägte (die ganze Geschichte dazu gibt es hier in dieser Podcast-Episode).
Was ich damit sagen möchte: Am Tor gegen Leipzig haben vier Spieler ihren Anteil und vielleicht wird es Zeit, wieder die Säge herauszuholen … Sven Michel hatte in der Sportschau bereits mehrere Medaillen geordert, um das zu vermeiden (Danke Cornelia für den Hinweis)
In der Sportschau hat der zugeschaltete Sven Michel gestern gesagt, dass er sich mindestens 2 Medaillen wünscht, damit sie die nicht zersägen müssen. Eigentlich am liebsten 3, weil es so eine großartige Teamleistung war. 2 werden es wohl werden ? ?
— Cornelia Wolter (@WolterCornelia) May 23, 2022
Hier sind die Medienberichte zur Auszeichnung:
- Behrens und Michel holen „Doppel-Titel“ (Bild)
- Sven Michel und Kevin Behrens erzielen „Tor des Monats“ (RBB)
Tore ohne Ende gibt es auch im Saisonrückblick von Union
Erfolgreicher Saisonabschluss bei Unions Frauen
Während Unions Männermannschaft bereits im Urlaub ist, gab es für die Frauen am Wochenende einen erfolgreichen Saisonabschluss. Das waren die Ergebnisse:
- 1. Frauen | 1. FC Union Berlin – SV Eintracht Leipzig-Süd 8:0
- 2. Frauen | 1. FC Union Berlin II – FC Internationale 3:1
- U17 | 1. FC Union Berlin – FC Carl Zeiss Jena 3:1
- U15 | 1. FC Union Berlin – SV Adler 9:0
Fangen wir mit den 1. Frauen an, die in einer seltsamen Regionalliga-Saison den 3. Platz erreichten. Seltsam, weil die Spielzeit sowieso schon wegen Corona-Maßnahmen ohne Hin- und Rückrunde durchgeführt wurde, also die Teams nur einmal gegeneinander spielten. Seltsam auch, weil die Staffel nur aus 17 Teams bestand und zwei Mannschaften (Phoenix Leipzig und SC Staaken) sich noch zurückzogen, so dass immer 3 Clubs pro Spieltag spielfrei hatten.
Abpfiff. Die Ladies gewinnen klar überlegen mit 8:0 gegen Eintracht Leipzig. ? #fcunion
— Die Eisernen (@DieEisernen) May 22, 2022
Das soll aber dem sehr überlegenen 8:0 gegen Leipzig keinen Abbruch tun (hier gibt es Bilder der Partie inklusive der Verabschiedung von Spielerinnen wie Josephine Ahlswede, die seit 2010 für den Union spielte). Ganz im Gegenteil: Ich wünsche der neuaufgestellten Mannschaft für die neue Saison endlich wieder eine normale Spielzeit und dass sich alle auf das neue Ziel der Professionalisierung des Frauenfußballs beim 1. FC Union einstellen und daran mitarbeiten.
Im Tagesspiegel-Interview wurde Dirk Zingler danach gefragt, was die Professionalisierung bedeuten würde. Seine Antwort verrät vor allem das strategische Ziel und kein kurzfristiges.
Haben Sie eine konkrete Zielsetzung?
Die habe ich hier genauso nicht wie bei den Männern. Das Ziel heißt, immer wieder besser werden. Wir werden dafür die Mittel zur Verfügung stellen. Wir wollen perspektivisch in die Bundesliga und dann werden wir schauen, wie der nächste Schritt aussieht.
Es werden spannende Zeiten für den Frauenfußball bei Union.
Das zweite Team der Union-Frauen ist Meister in der Berlin-Liga geworden. Und sie feierte den Titel standesgemäß mit einem Siegerselfie aus der Kabine.
Und sonst so?
In der Montagsausgabe des Kickers wird noch einmal die Situation auf der Linksverteidigerposition bei Unions Männer-Team beleuchtet. Bastian Oczipka wurde verabschiedet, obwohl man mit ihm zufrieden war. Der Grund liegt im Ende der Leihe von Tymo Puchacz, der wohl zu Beginn der Vorbereitung zu Union zurückkehrt. Von Puchacz Vertragssituation hängt also ab, ob Oczipka eventuell zurückkehrt. Denn drei Linksverteidiger benötigt die Mannschaft von Trainer Urs Fischer nicht.
Am Wochenende fand wieder die Bach-Party statt, bei der ein Wuhleabschnitt gesäubert und beräumt wurde.
Trainerwechsel in der Bundesliga führen zu Debatte
Die vielen Trainerwechsel nach Saisonende haben eine Diskussion ausgelöst. Nur die Richtung der Debatte ist mir noch nicht ganz klar. Es deutet ein bisschen darauf hin, dass der Fokus Richtung Manager geht (wie hier im Kommentar des Kickers), deren Wirken mir seit Jahren bei der Suche nach Ursachen für Misserfolg zu kurz kommt. Das liegt daran, dass die Themen Scouting, Kaderzusammenstellung und Vertragsgestaltung viel zu häufig mit Trainern in Verbindung gebracht werden. Aber sie werden auch aus durchaus nachvollziehbaren Gründen nicht transparent in der Öffentlichkeit verhandelt. Daraus folgt aber auch, dass bei Managern häufig von außen gar nicht nachvollzogen werden kann, ob gute Arbeit geleistet wird.
Aus Trainerperspektive beleuchtet Martin Rafelt die Diskussion im sehr hörenswerten Deutschlandfunk-Interview und bringt noch einige Ebenen in die Debatte, wenn er sagt, dass die Erwartungshaltung an Trainer die sei, zu overperformen. Doch es kann nicht jeder Coach einen taktischen Aspekt in eine Liga bringen, der kurzzeitig zu einem Wettbewerbsvorteil führt. Ganz im Gegenteil, das passiert eher selten. Auch er lenkt den Blick Richtung Manager, wenn er sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass auf Management-Ebene das Niveau nicht ganz so stark angestiegen ist wie auf Trainer-Ebene und da auch die Zusammenarbeit nicht immer stimmt.“
Ich mache mir keine Illusionen, dass sich hier etwas schnell ändern wird oder die Debatte ein generelles Umdenken bringt. Aber vielleicht löst es etwas bei der einen oder anderen Klubführung aus und sie hinterfragt möglicherweise die Arbeitsweise ihrer Manager/Sportdirektoren.
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Sportdirektoren/Manager sind meist die Vorgesetzten der Trainer. Insofern überrascht es nicht, dass die Sportdirektoren üblicherweise die Trainer zum Sündenbock/Bauernopfer machen und nicht umgekehrt… :-)
@maria Draghi Das stimmt. Aber sie agieren ja auch nicht im luftleeren Raum, sondern berichten an Geschäftsführer bzw. Vereinsgremien. Und gerade bei der Kontrolle könnte es noch Optimierungspotenzial geben, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Auf der anderen Seite haben Vereine bei denen sich die Präsidenten / Clubführung in die öffentliche Diskussion um den sportlichen Erfolg eingebracht haben meist keine gute Figur gemacht.
Es ist eben ein Dilemma. Du kannst nicht so einfach die Mannschaft tauschen. Die Trennung vom Manager / Sportdirektor bringt keinen kurzfristigen Erfolg. Was bleibt einem Verein also, wenn es brenzlig wird? Ich bin froh, dass es auch andere Beispiele, wie Freiburg und Stuttgart gibt und ich hoffe, dass sich das auszahlt.
Die Trainerwechsel nach der Saison stehen für mich auf einem anderen Blatt. Meiner Meinung nach sind die dieses Jahr größtenteils begründet und es kommt eben auch hinzu, dass die Trainer selber gehen. Das war vor 3 Jahren :D noch eher unüblich.
Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Diskussion aus der Endphase der UN-Zeit, ob Union einen Sportdirekt bräuchte?
Manche vertraten die Ansicht, Union brauche keinen Sportdirektor, denn es gäbe genug Beispiele, wo die Manager/Sportdirektoren einen schlechten Job machen würden.
Andere vertraten die Ansicht, dass man sich nicht an schlechten Vorbildern/Beispielen orientieren sollte, sondern an guten Vorbildern.
Offenbar hat sich hier irgendwann Argument 2 durchgesetzt, denn wenn wir an Argument festgehalten hätten, wäre OR nie bei uns gelandet.
Ja, daran kann ich mich erinnern. Befürworter für Argument 1 konnten sich dann sicherlich bei der Jobbezeichnung „Geschäftsführer Profifußball“ durchsetzen :D
OR ist wirklich ein Glücksfall.
gemeint ist natürlich
Offenbar hat sich hier irgendwann Argument 2 durchgesetzt, denn wenn wir an Argument 1 festgehalten hätten, wäre OR nie bei uns gelandet.
Hallo Sebastian, gestern Abend konnte ich endlich den Podcast Nummer 504 bis zum Ende hören (ich war wirklich nicht zu früh dran!) Danke für die Grüße am Ende, es war sehr nett und gleichzeitig seltsam, meinen Namen „im Radio“ zu hören. Schade, dass ich keine Möglichkeit habe, meine ehemaligen Deutschlehrerinnen zu kontaktieren und ihnen es zu schicken ;-)