Irgendwie fühlt sich der Mittwochabend so nah an. Und morgen Nachmittag, wir spielen wieder im Zentralstadion, fühlt sich total weit weg an. Im Herzen ist immer noch der Niederschlag in der Nachspielzeit und das dystopische Komplettpaket aus der Fußballhölle von Tim Thoelke & Co. Ich hoffe inständig, dass unsere Spieler da abgeklärter sind. Dass sie distanzierter sind.
Auf diese Leistung lässt sich aufbauen ? Fokus auf Samstag ? pic.twitter.com/3PZ2Wnf0DG
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) April 21, 2022
Interessanterweise spiegelt sich dieses Bild, oder besser dieses Gefühlsbild, auch in der aktuellen Berichterstattung zu uns wieder. Es geht, wenn das kommende Spiel überhaupt erwähnt wird, um die große Aufgabe sich in so kurzer Zeit neu zu fokussieren und an das Ziel Europa zu denken.
- Selber Gegner, selbes Stadion, gleiche Träume: Der 1. FC Union steht vor einer mentalen Mammutaufgabe (B.Z.)
- Nach Leipzig ist vor Leipzig: 1. FC Union Berlin zeigt in der Niederlage Größe (Berliner Zeitung)
- Der Traum ist aus, es lebe der Traum (Tagesspiegel)
- Union Berlin wankt zwischen Trauer und Triumph (Morgenpost+)
Verbindliche Informationen zum morgigen Spiel gibt es heute dann ab 14:30 auf AF-TV in der Pressekonferenz von Urs und Christian.
#Infotweet Die PK beginnt morgen erst um 14:30 Uhr.
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) April 21, 2022
Genau wie es das Gros der aktuellen Artikel in der Presse tut, möchte ich noch ein paar Worte zum Pokalspiel loswerden. Und ich möchte sogar einem Punkt aus dem tollen gestrigen State of the Union von Felix widersprechen.
In vielen Artikeln wird, das was in der Messestadt geschieht als dem US-Profisport nah bzw. auf dem Weg dorthin beschrieben. Felix meinte gestern, dass nur noch die Kiss-Cam für das richtige Football Feeling gefehlt hat.
Ich muss jedoch, mit über 50 Spielen der NBA, MLB & NFL live im Stadion, sagen, dass wir damit dem US Profisport unrecht tun. So etwas brachial Seelenloses gibt es nicht mal dort. Diese unglaubliche Lautstärke der Stadionanlage. Diese totale Apathie der Heimfans (für über 90% gab es maximal Klatschen). Diese kulturelle Vereinnahmung. Vom Vergewaltigen der Beastie Boys bis hin zu den englischsprachigen Einspielern mit Highlights.
Das gibt es nicht mal in Los Angeles, Montreal oder Dallas. Aber wahrscheinlich wird in den RB Filialstädten alles nach dem gleichen Schema abgefeiert und dann springt da in New York oder Bragantino ein rotes Männchen rum und tanzt Energydrinkabkürzungen.
Mir ist es persönlich wichtig auch noch auf das einzugehen, was nach dem Spiel passiert. bzw. nicht passierte. Ich gehöre zu denen, die noch nicht „drüber hinweg“ sind.
Es tat weh dort auf genau diese Art und Weise auszuscheiden. Es tat weh gegen ein Team zu verlieren, dass nach so einem Sieg als Erstes daran denkt Social Media Postings im Mittelkreis zu erstellen. Und erst dann zu den Fans geht.
Lieber verliere ich tausend Mal, als so zu gewinnen. Wie würdelos ey. pic.twitter.com/bm3Fc9fz8Y
— Daniel Roßbach (@da_rossbach) April 20, 2022
Es tut noch immer weh. Und das wird es noch eine Weile tun. Jedoch -> Das ist auch gut so.
Ich bin so unglaublich dankbar dafür, dass wir als Gemeinschaft nach dem Spiel einfach ruhig, konsterniert und zusammen im Stadion geblieben sind. Da hat niemand Spaß gehabt. Oder sich selber gefeiert. Wir waren einfach nur zusammen füreinander da. Das ging ohne Worte. Ohne Absprache.
Und bei aller Fassungslosigkeit den Begleitumständen gegenüber. Das ist für mich der Moment, den ich mitnehmen werde. Den ich im Herzen trage. Genau das gibt es weder in Nord-Salzburg, noch in Hoffenheim und auch nicht in Wolfsburg.
Mit Ärgern fertig ? übrig bleibt Liebe für eine überragende Saison und eine Mannschaft, die es verdient, Mannschaft genannt zu werden. Is' schön mit euch, auch wenn's mal doof ist. #fcunion
— rudelbildung (@rudelbildung) April 21, 2022
Wir halten zusammen. Wie der Wind und das Meer. Auch ohne die blau weiße….
Noch mehr Artikel zum Mittwoch
In vielen Artikeln zur Niederlage steckt ein Grundtenor, den ich a) teile und b) mit Blick ein paar Jahre zurück auch total bewundere: Wir haben eine Mannschaft, die in der Bundesliga mit fast allen Teams mithalten kann. Wir spielen aktuell zu Recht um Europa mit.
- Im Aus des 1. FC Union steckt auch ein Sieg (Berliner Zeitung)
- So macht sich Union zum Kandidaten für den Europapokal (Morgenpost+)
Till Oppermann beim rbb sowie Stephan Uersfeld bei NTV nehmen uns dann noch mal zurück in die triste „schöne neue“ Fußballwelt mit dröhnender Musik im Stadion und leeren Straßen nach dem Spiel.
Zum Wochenende. Wenn ihr Euch nur ein Video vom Mittwoch anschaut. Lasst es dieses hier sein:
????????????????????? ??
Ein Traum von einem Auswärstblock, Unioner! Das muss diese Fankultur sein, von denen andere nur … #fcunion | #RBLFCU pic.twitter.com/RTDjXrPtUS
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) April 22, 2022
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Ich hatte leider das Vergnügen wenige Meter neben dem Werbeblock sitzen zu dürfen.
Die Heimfans haben zu meiner Überraschung fast komplett durchgesungen, nur um dann am Ende von einer Koksnase und den Beasty Boys überschrien zu werden und ihrer Mannschaft am Mittelkreis beim Feiern zugucken zu können. Ich hatte fast Mitleid.
Danke Oli für diesen schönen Text!
Zur Lautstärke: Über die in Wolfsburg meinte ich, dass sie kurz vor schwerer Körperverletzung ist. Das in Leipzig ist weit darüber hinaus.
Zum Marktschreier im roten Sakko: Wenn Stimmen sich überschlagen, ist mir das eine Spur zu nah am Totalirismus.
Danke für die sehr treffende Beschreibung des am Mittwoch Erlebten. Wirklich einfach nur unglaublich gruselig und abgrundtief abschreckend – finden wir; und diese apathischen Typen im Stadionrund scheinen das für normal zu halten. Nicht freiwillig geht man doch dahin! Also außer unsere Jungs in dieser Fußballhölle nicht allein zu lassen. Nur deshalb gehe ich auch Morgen wieder in dieses Stadion. Schlimm!
Und ja, da bleibt viel Stolz mit Blick auf das, was unsere Jungs auf dem Rasen abgeliefert haben. ??
Danke für die Worte
Zu tausend Prozent bei dir.
Eisern ??
Stadion nach Abpfiff:
Also ich hatte am Freitag immer noch ein Druck auf den Ohren. Was tun?
Fand es eine mega Frechheit. Gehe nicht in die 80er zum ACDC Konzert .