Blog State of the Union

3:0 (2:0,3:2;4:1)

Der 1. FC Union gewinnt das Endspiel der Berlin Bundesliga Open mit 3:0 Sätzen. Niemals gefährdet und souverän.

Wir haben jedes einzelne Spiel verdient gewonnen. Wir waren in jedem einzelnen Spiel die deutlich bessere Mannschaft. Wir brauchten kein Glück und auch keine Schiedsrichter(fehl)entscheidungen. Die 3×11 auf dem Platz plus die Einwechsler , die Spieler auf der Bank, das Trainer- und funktionsteam und die jeweils ca. 20.000, 15.000 und 150 Unioner:innen, die uns 3 Heimspiele ersungen haben, und jeder einzelne gedrückte rot-weiße Daumen sowie jedes einzelne vor Aufregung springende Unionherz werden ewig leben.

Ich muss gestehen, dass es sich noch nicht wirklich echt anfühlt. Ick könnte hier seitenlang einfach nur schreiben, wie unfassbar geil sich das alles anfühlt. Wie dankbar ich bin, dass wir…ja wirklich wir! diese Jahre miterleben dürfen. Und immer wenn du denkst, dass es nicht besser werden kann, wird es das. Jedes! Einzelne! Mal!

Unsere Farben sind weiß und rot. Photo: Matthias Koch

Als Anhänger des niedlichen kleinen selbstverliebten „Kultvereins“ im Wald habe ich die Herthaner:innen in meinem Umfeld immer zum genervten Augenrollen gebracht, wenn ich aus dem Mittelfeld der 2.Liga erklärt habe, dass man den ersten Derbysieg nur einmal erringen kann. Hau ihn rein für den Verein und so.

Vor 2 Jahren wurde das Nervarsenal dann um „man kann den ersten Derbysieg in der Bundesliga nur einmal erreichen“ erweitert. Danke an Polti. Und Rafa. Und was für ein Nervspiel. Puuh!

Und – bei aller Liebe und allem Zutrauen in unsere Zukunft – ich glaube nicht, dass sich diese Konstellation mit diesen drei Spielen in einer Saison in unserem Leben noch mal wiederholen wird.

Ein Spiel, was für ein Spiel

Ein Spiel gab es. Also was man halt zwischen den unfassbar geil durchdachten Derbyschals so sehen konnte. Und meine Güte haben wir losgelegt. Jede Sorge, jeder Zweifel und jedes Mikrogramm Unsicherheit war sicher nicht nur bei mir, nach diesen dominanten ersten 30 Minuten, komplett weg. Ecke um Ecke. Chance um Chance. Und genau als so die ersten Gedanken und Gespräche der „so viele Chancen musste aber auch mal nutzen“ Preisklasse anfangen, kommt Genki angeflogen und nagelt das Ding an den Innenpfosten.

Bastelschere at work. Photo: Matthias Koch

Die Minuten danach empfand ich persönlich als wirklich ärgerlich. Also natürlich nicht während des Ausrastens, der Freude und der Umarmungen. Allerdings war mir gestern und ist mir heute total unbegreiflich, dass wir diesem schwachen Gegner nach dem 1:0 das Spiel überlassen. Dass wir sie kommen lassen. Dass wir nicht mit der Power, der Leidenschaft und der Klasse der 30 Minuten vor der Führung weitermachen. Dankenswerterweise hat dann aber Timo kurz nach Wiederanpfiff den Ball in unser Tor gelegt und dann war dieser Klassenunterschied wieder ersichtlich. Genau wie die rote weiße Flamme im Gästeblock nahezu durchgehend in Halbzeit 2 brannte, brannte es vor dem Tor unserer Gegner. Und dreimal auch im Tor.

Aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Photo: Matze Koch

Es ist bei so einer Leistung der Mannschaft „eigentlich“ müßig Einzelne hervorzuheben. Allerdings wenn Sherry DIESE Leistung noch öfter abruft, dann wird Taiwo nicht mehr der einzige Spieler von uns sein, bei dem Ablösen von 20 Millionen aufwärts öffentlich diskutiert werden. Ich bin noch immer begeistert von dem Drang, dem Speed und der Gefährlichkeit, die Sheraldo Becker gestern gezeigt hat.

Alles was dann ab dem 3:1 von Spiderman Becker geschieht ist in meiner Erinnerung ein einziger Rausch. Pure Freude. Pure Liebe. Und am Ende: Alle Befürchtungen über eine anstrengende, nervige An- und Abreise wurden zumindest in meinem spezifischem Fall nicht erfüllt.

Ich habe wirklich ausnahmslos ein faires Miteinander erlebt. Und (siehe Trimmi in der Presseschau weiter unten) bin ich ab jetzt auch sowas wie „Herthafan“. Ich wünsche all jenen bei Hertha, die ihr Team, auch wenn es augenscheinlich in einem katastrophalen Zustand ist, vorbehaltlos im Abstiegskampf unterstützen, den Klassenerhalt.

Und erlaubt bitte noch etwas zu unserem Gegner: Der Blick, die Art und Weise des Sprechens und die spürbaren Emotionen des jungen Torhüters Lotka im Sky-Interview hat mich wirklich tief berührt. Es ist wirklich bezeichnend, wenn der etatmäßig 5. Torwart der beste Spieler ist. Und als Allererstes zum Interview geschickt wird. Nach dem, was vor deren Kurve passiert ist.

Standortvorteil Olympiastadion

Es war wirklich beeindruckend zu sehen, was für einen Unterschied es macht, dass wir so viele Erfahrungen im (damals roten) Olympiastadion gegen KUPs, Haifa, (nie mehr!) Rotterdam und Prag sammeln konnten. Ich bin tief beeindruckt, wie unsere Szene es geschafft hat über vier Segmente rechts und links vom Marathontor einen koordinierten Support hinzubekommen.

Es war eine Freude das live im Stadion mitzuerleben. Es kam im TV fantastisch rüber. Vielen Dank dafür.

Union in der Presse

Tja ein paar Artikel gibt es auch. Mit mehr oder minder gelungenen Volten. Da die Artikel uns jedoch allesamt zurückbringen, lohnt sich das Lesen.

Einen Artikel möchte ich besonders hervorheben. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich gewisse Metaphern feiere, weil sie total schwarzer Monty Python mäßiger Humor sind oder ob das:

„Allein: Die Freude währte bei der Hertha nicht länger als das Lachen von Chris Rock nach seinem Witz über die Frisur von Will Smiths Frau. Nach einem Kopfball von Boyata holte Union aus und versetzte Hertha eine schallende Ohrfeige.“

einfach drüber ist.

Und sonst so

Wir werden heute ab ca. 20 Uhr die Episode 499a des Textilvergehen Podcasts aufnehmen. Wenn ihr mögt, hört dann live rein. Wir werden den Link zum Stream kurzfristig bei Twitter posten.

 


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16 Kommentare zu “3:0 (2:0,3:2;4:1)

  1. Und es hätten sehr wohl viel mehr als die 9 Tore in 3 Spielen sein können.

    Aber bei allem Respekt und den Zeilen hier des fairen Umgangs miteinander, würde mir diese Hertha in der 1.Liga nicht fehlen. Denn mir persönlich geht mir das was nach Abpfiff vor der Ostkurve geschah eindeutig zu weit.

    Das läßt böses vermuten für den Ausgang dieser Saison.

  2. Berliner kindl

    Absteiger, Absteiger, Absteiger, Absteiger …
    Die Arroganz dieser Westberliner ist es eine Genugtuung sie jetzt den Todesstoß versetzt zu haben bei einem Spieltag wo alles für Hertha lief und sie im Gegenzug im oly abgeschoßen wurden.
    Hochmut kommt vor dem Fall.

    • Hör doch einfach auf mit dieser abgestandenen Ost-West-Scheisse. Und von „Todesstoß“ und „abgeschoßen“ will ich nicht nur in diesen Zeiten aber auch gar nichts hören. Und von Grammatik oder Rechtschreibung nicht reden.

    • MathiasH

      Das mit dem Hertha dissen, üben wir noch mal: Doch nicht so primitiv unter der Gürtellinie, doch nicht so brutal!

      Trimmis Diss war da sehr viel gelungener: Er ist jetzt Herthafan. Bäm! So geht ein Diss, oder wie Mathias Bunkus für den Kurier übersetzte: „Was sollte man denn ernsthaft gegen solche Mannschaften haben, gegen die man sich eine blütenweiße Weste bewahrt, die in schönster Regelmäßigkeit die Punkte gegen einen abliefern. Die hat man doch lieber in der eigenen Spielklasse und nicht im Bundesliga-Unterbau.“

      Also bis denne… ?

  3. Eigentlich hab ich ja immer was zu meckern, aber was ich gestern im Oli gesehen habe, hat all meine Zweifel zerstreut und mich sprachlos werden lassen.
    Das war eine Top Leistung, gegen einen zugegebener Maßen schwachen Gegner, aber es hat mir sehr, sehr glücklich gemacht. Das bitte jetzt bis zum Saisonende ;-), ach was, diese Leistung am 20.04. würde mir schon vollkommen ausreichen. Danke an die Mannschaft!
    Die Ostkurve hat doch erheblich einen an der Waffel. Ab in die Bedeutungslosigkeit, das habt ihr euch spätestens nach gestern Abend verdiehnt.

  4. CarstenU

    Mein Sohn ist gestern infiziert worden! Woran ich 19 Jahre arbeite, hat gestern stattgefunden, den Unionvirus wird er sein Leben lang bei sich tragen, dieses Spiel, diese Stimmung, auch die Pyros, die Gesänge … wird er sein Leben lang nicht vergessen, so wie ich einst infiziert wurde anno 1973 …
    Eisern Union

  5. Ulrich Peters

    Was für ein berauschender Abend gestern! Und dazu der verdiente Lohn für Unions Bodenständigkeit. Fast möchte man glauben, dass es doch sowas wie Gerechtigkeit gibt.
    In Sachen Daumendrücken für Herthas Klassenerhalt teile ich Trimmis Meinung aber nicht. (Das Wort „Herthafan“ hat er übrigens nicht verwendet, das haben ihm die Reporter in den Mund gelegt.) Für Leute wie den jungen Torwart Lotka tät es mir zwar leid – aber dieser ganze Verein mit seiner ewigen Großkotzigkeit und seinem (Berlin-) Alleinvertretungsanspruch nach Hallstein-Art möge doch bitte krachend auf dem Bauch landen. Wie #Berliner Kindl schon schrieb: Hochmut kommt vor dem Fall!

  6. „… unfassbar geil durchdachten Derbyschals…“

    Oliver, kannst du kurz erklären, wie das gemeint ist? Ich war ein wenig enttäuscht, dass es „nur“ ein in meinen Augen „normaler“ Schal war…

    • Oliver Jauer

      Die Schals wurden entworfen,produziert mit einem Hintergedanken, der in meinen Augen perfekt getroffen wurde. Also eine gute bzw. maximale Sichtbarkeit der Schrift, eines Einbindens in die Choreoidee und eines möglichst großen Effekts beim „Wedeln“. Das kannste halt auch nur mit einem „normalen“ Schal erreichen.

  7. Musiclover

    Schön auch auf social Media zu sehen, dass Puncec, Leistner und Schönheim Unioner sind. Freut mich.

  8. Muss mich meinen Vorredner (zum Teil…) anschließen. Hertha war mir stets egal und „mein Derby“ ist eh ein völlig anderes – und haben wir zum Glück lange nicht mehr auf dem Plan. Aber rund um gestern ist wieder vieles passiert, dass auch ich nunmehr geneigt bin, diesem Verein eher mit Stirnrunzeln zu begegnen. Angefangen von der absoluten Großkotzigkeit ALLER Herthaner in meinem Umfeld, dass sie selbstverständlich gewinnen werden (absolut kein Sinn für Demut oder auch nur Realismus, dass man sich auf einem Abstiegsplatz befindet), über Stinkefinger auf dem Weg ins Westend, „Köpenicker KF…“ der erste Blau/weiße „Gesang“ den ich von einem zumindest blau gekleideten Herthaner (!?) in Richtung einer Rot/Weißen Truppe höre, dann das z.T. höhnische Winken der Herthaner, die sich das Treiben rund um unsere auch nur mäßig gut koordinierte Einlaßsituation genüsslich grinsend gaben – bis zum dann bitteren Ende, dass da minutenlange Frank Zander läuft, als hätte die gerade eine rauschende EC-Pokalnacht erlebt… ich finde nicht einen Punkt am gestrigen Abend, wo ich auch nur mit einer Unze Mitgefühl ausgestattet wäre.

    Ernsthaft, ich hege keinerlei Ambitionen die Nr. 1 in Berlin zu werden. Für mich ist die Bundesliga noch immer ein Abenteuer, welches zwangsläufig mittelfristig irgendwann wieder enden wird. Und ich finde uns als kleinen Stadtteil-Club, der solide arbeitet und auf diesem Wege immer mal wieder für Aufmerksamkeit sorgt, völlig ausreichend definiert. Den Truppenteilen der Alten Dame geht solcher Realismus aber leider völlig ab! Dementsprechend können Sie gerne mal wieder in Sandhausen oder Heidenheim den dicken Maxen machen. Einfach so, zum Abkühlen. Nicht das ich Hoffnung hätte, dass es dauerhaft etwas an deren Einstellung ändern würde – einfach nur mal wieder so…

  9. Anpfiff ist fast 24h her und ich bin noch immer high. Was kann ich tun?

  10. Senger, Alexander

    Liebe Freunde unseres 1. FC. UNION Berlin!
    Wir haben gestern im Olympiastadion mal wieder Geschichte geschrieben und sollten jedem einzelnen UNION-Spieler recht herzlich, für den Einsatz und der entsprechenden Einstellung, neben dem Trainerteam um Urs Fischer, recht herzlich, wie Urs Fischer, selbst, dem Taktikfuchs, einfach danken. Auch dem geschlossenen Auftreten unserer, treuen, unbeugsamen, aber auch aufmerksamen UNION-Anhänger, aus nah und fern, ist mit Respekt, zu danken. Nur eins, ist kritisch an zu merken, das UNIONER mit Behinderungen und Handicaps, leider recht wenig, leider, sahen, obwohl zahlreich, auch dabei. Und das war und ist schade!!!! Vielleicht ist beim nächsten Mal, mehr Rücksichtnahme, im Innenring und vor allem unteren Gästeblock möglich?!? Das wäre ganz toll. Trotzdem war es wichtig, mit dabei zu sein, schon aus Sorge, um unseren 1. FC. UNION Berlin. Hiermit möchte ich alle UNIONERINNEN und UNIONER grüßen und danken, für die tolle Unterstützung, ja beim nicht einfachen Derby, gegen die Blauen aus Westend, die eigentlich in den Jahnsportpark gehören, wo sie mal von 25.07. 1982-1901, mal erfolgreich spielten, bevor sie an die Bellermannstrasse zuerst bei NNW und ab 1920, die Plumpe, bezogen, wo sie mit Unterbrechungen, bis ca. 1969 spielten, bevor die Plumpe ca. 1973, wegen Schulden der blauen HERTHA, verkauft werden musste und durch den Berliner Senat, Wohnungen gebaut wurden. Bemerkenswert ist aber auch, dass es selbst am Gesundbrunnen, oder in dessen Nähe, in der Gleimstrasse, in einem Neubauviertel UNION-Fans gibt. Berlin ist und bleibt erst mal rot-weiss-rot und hierüber sollten und können wir stolz und dankbar, sein. Eisern UNION! Eisern Berlin! Ihr Euer A. Senger

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