Blog State of the Union

Unions Krise ist das untere Ende des Leistungsspektrums

Zumindest der Ton der Berichterstattung über Union ist nach dem 0-1 in Bielefeld und damit drei Niederlagen in Folge in der Bundesliga ziemlich weit im Krisen-Spektrum angekommen. Und das ist natürlich auch nicht verwunderlich, weil nicht nur diese Ergebnisse das nahelegen, sondern der Abgang von Max Kruse auch die Erklärung dafür frei Haus liefert.

Und tatsächlich waren vor allem die Spiele in Augsburg und Bielefeld ja nicht gut, während Union gegen Dortmund zwar, wie Urs Fischer am Samstag sagt, zwischen den beiden Sechzehnern ein gutes Spiel gemacht hat, in den entscheidenden Situation an beiden Enden des Feldes nicht konsequent und gut genug war. Statistiken zu den heraus gespielten Chancen in den letzten Partien zeigen zwar, dass Union durchaus hier und da hätte Punkten können. Sie zeigen aber auch einen Abwärtstrend an: Nach expected Goals hatte Union seit dem Spiel gegen Werbung Leipzig in sieben Spielen in Serie den besseren Wert, in den letzten drei Spielen unterschiedlich große Defizite.

Union Berlin Bundesliga expected goals.
Auch bei den xG war Union in den letzten drei Spielen ein Abwärtstrend zu sehen. Screenshot: FBref.comq

Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es in den Leistungen der Mannschaft keinen so großen Bruch gibt, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Allerdings ist das nur begrenzt eine positive Aussage, denn gemeint ist damit auch: Solche Spiele waren immer Teil des Leistungsspektrums von Union. Gegen Bielefeld etwa hatte Union große Probleme damit, aus dem eigenen Spielaufbau die verschiedenen Mannschaftsteile zu verbinden. Deshalb wurde der Offensivplan sehr eindimensional und bestand aus langen Bällen auf Taiwo Awoniyi und in den Raum für Sheraldo Becker. Das sieht man auch in der Passkarte des Spiels: Taiwo bekam nur von Andreas Luthe signifikant viele „Zuspiele“, Sven Michel von niemandem, während Sheraldo für alle Spieler hinter ihm die einzige Option nach vorn war.

Als Resultat dieser Spielanlage kam Union dann zwar zu gar nicht so wenigen Abschlüssen, die auch alle im Strafraum erfolgten. Aber kein einziger davon war eben eine wirklich saubere Schussgelegenheit und klare hochprozentige Chance. Natürlich hätte daraus schon auch ein Tor fallen können, so richtig war damit aber nicht zu rechnen. Effizienz im Abschluss hätte hier also Probleme ausgleichen können, war aber selber nicht der größte Mangel.

Union Bielefeld Pässe Spielaufbau
Die Passgraphik macht deutlich, wie wenig Spielaufbau Union gegen Bielefeld hatte. Graphik: Between the Posts.

Das sind die Texte zu Union heute:

Union-Frauen

Union II hat am Wochenende in der Berlin-Liga mit 9-1 gegen die Kickers Spandau gewonnen. Einen Spielbericht dazu inklusive einer Einordnung des Spiels und des Ergebnisses von Coach Oliver Hartrampf gibt es bei Rasenperlen.

Die 1. Frauen verlor im Testspiel gegen den Zweitligisten Henstedt-Ulzburg mit 2-3.

Und sonst so

Beim Deutschlandfunk hat Chaled Nahar die Manie um Kryptowährungen im Fußball zusammengefasst. Zu empfehlen sind dazu auch nochmal die letzten Folgen von Logbuch Netzpolitik, insbesondere #421.


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15 Kommentare zu “Unions Krise ist das untere Ende des Leistungsspektrums

  1. Es wird zu viel über den Abgang von Max Kruse gesprochen. Für mich ist der Weggang von Malven Friedrich für das Spiel von Union viel bedeutsamer. Sowohl in der Defensive wie auch im Spielaufbau von hinten fehlt Friedrich schon sehr. Ganz zu schweigen von der Torgefährlichkeit bei eigenen Standartaktionen im gegnerischen Strafraum. Friedrich hat im Gegensatz zu Kruse konstant gute Leistungen abgeliefert und somit viel für die Stabilität der Abwehr beigetragen. Bei Kruse war das doch öfter, so nach Laune, sehr unterschiedlich.

    • Kruse mag zwar oft unauffällig spielen und scheinbar wenig aktiv, aber mit 1 oder 2 die gegnerische Abwehr sezierenden Pässen kann er ein Spiel entscheiden. Kruse hat allein mit seinem Stellungsspiel und fast immer richtigen Entscheidungen ob ein Spielzug schnell oder langsam gehen soll, oder in die Tiefe oder in die Breite, ganz, ganz viel Qualität ausgemacht. Sein Abgang schmerzt sehr, wie man ja auch an den aktuellen Ergebnissen und dem deutlich weniger effektiven Übergang von Mittelfeld- zu Angriffsaktionen sieht.

      Was mich grade fast noch doller schmerzt ist aber der soeben angekündigte Abgang von Grischa im Sommer, noch dazu ablösefrei und zu einem Unverein ohne Kultur und Seele: https://www.kicker.de/proemel-kehrt-im-sommer-nach-hoffenheim-zurueck-4000000041769/transfermeldung

  2. Nun verlässt uns auch noch Prömel ablösefrei im Sommer… So langsam wird der Substanzverlust übel…

  3. zentralesMittelfeld

    Und ich hab mir am Sonnabend noch gedacht „Grischa wirkt wie ein Fremdkörper im eigenen Team. Da hat wohl jemand (nach den paar guten Spielen am Stück) einen neuen Vertrag unterschrieben.“ Schade, dass es nicht bei uns ist.

  4. Ich hab genau diesen Wechsel erwartet. In Hoffenheim kann Grischa nen Gehaltssprung machen (im besten Fußballeralter), hat realistische Stammplatz-Chancen, ein solides Umfeld ohne Trubel und ist nah bei seiner Familie. Da kann man zur Not auch auf Stimmung im Stadion verzichten…

  5. Dauerleser

    Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass du in jedem (Profi-)Verein maximal ein oder zwei Fußballromantiker im Kader findest. Der Rest sind einfach normale Angestellte, die eben gehen oder gegangen werden, wenn Verträge das so wollen.

    Die Romantiker erkennst du daran, dass sie noch nach ihrer aktiven Laufbahn sich für den Verein freuen etc. Siehe bspw. Schönheim, der uns (neben seinem FCK) irgendwie ins Herz geschlossen hat.

    Aus dem aktuellen Kader fällt mir allerhöchstens Trimmi ein, der in diese Kategorie passen könnte (bin da aber auch zu wenig beim Team, um das besser beurteilen zu können!).

    • Ganz nüchtern betrachtet, ist es nun mal die (vielleicht einmalige) Gelegenheit für Prömel, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Beim nächsten Vertrag ist er wahrscheinlich 30 oder älter. Wenn man nicht gerade Kruse heißt, sind die dicken Deals dann nicht mehr drin. Da braucht es schon viiiiiiiel Romantik, um sich anders zu entscheiden. Vielleicht will er auch einfach nach Hause und hat genug von Großstadt.

  6. Dachte immer, das State of the Union fasst alles zusammen, was im Unionuniversum passiert.

  7. Ich bekomme langsam das Gefühl, dass es ein Fehler war den „experimentelleren“ und jüngeren Neuzugängen keine realistische Chance auf einen Stammplatz in der Bundesliga einzuräumen. Was ich meine sind Spieler wie Endo, Puchacz und jetzt eben auch Schäfer, wobei da noch abzuwarten ist, ob er vielleicht mehr Einsätze bekommt. Endo und Puchacz sind für mich zwei Spieler, die immer in offensiven Lösungen denken und auch mal ins Risiko gehen, um den Ball in gefährliche Zonen zu bekommen. Das fehlt unserem Spiel gerade massiv und macht die Spiele auch gelegentlich wirklich unschön anzuschauen. Ein kleiner Beweis dafür ist m.E. Sherry, der für mich oft einer der wenigen ist, bei dessen Aktionen mal so ein bisschen was von „Spektakel“ aufkommt, wenn er zum Sprint ansetzt. Ich hoffe, wir sehen in den nächsten Spielen vielleicht öfter mal eine Viererkette, möglicherweise ja mit Endo und Sherry auf den Flügeln von Beginn an.

    Ansonsten wird es denke ich auch schwierig, attraktiv für neue, junge Spieler zu bleiben, wenn sich so „abschreckende“ Beispiele wie mit Puchacz zu oft wiederholen. Die Erfahrung im Kader hat uns oft geholfen, aber wir sollten auch auf die Zukunft schauen denke ich.

  8. Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim…
    Bin gespannt auf den ersten Abgang nach Leipzig.
    Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wer.

  9. Fussballromantik?
    Ja, eher auf den Zuschauerplätzen als auf dem Rasen.
    Das sind Berufssportler! Fasse sich jeder an die eigene Nase. Wir Zuschauer bekommen eine Fussball – Show. Das meine ich völlig wertfrei bis tendenziell positiv, weil als Zuschauer selbst Teil des Zirkus.

    Die sportliche Führung ist gefordert. Der Arbeitgeber 1. FC Union Berlin sollte möglichst attraktiv sein, mit allem was dazu gehört.

  10. Wenn man gute Spieler länger halten will muss mehr Kohle her. Das geht relativ elegant mit den hohen TV Geldern bei sportlichem Erfolg. Aber das kann auch schnell mal ausfallen und dann hat man einen viel zu teuren Kader.

    Der profitable Verkauf von eingangs günstig geholten Spielern geht meistens auch mit sportlichem Erfolg auf höherem Niveau einher. Solche Einnahmen bedeuten ja auch keine Garantie auf Wiederholung dessen beim nächsten Spieler, der geholt wird (im Gegenteil, man muss auf immer höherem Niveau einkaufen um Abgänge ohme sportliche Talfahrt zu kompensieren). Erschwerend kommt hinzu, dass Union aus dem eigenen Nachwuchs keine Profis rekrutiert. Das muss eh langfristig angegangen werden, bis sich hier Erfolge zeigen. Umso wichtiger, das nicht länger damit gewartet wird.

    Massiv höhere Einnahmen durch eine größere AF werden wohl noch jahrelang auf sich warten.

    Der andere Weg ist mehr Kommerz. Möge uns das erspart bleiben. Ich bin ängstlich gespannt wie lange Wunsch und Wirklichkeit noch halbwegs vereinbar sind.

    Allerdings: Angesichts der zu erwartenden Umsätze gehen die Argumente gegen vegane Wurst langsam aus… ?

  11. Schulz Fred

    Tja, die „Schlosserjungs“ von Union sind auch nur Werbeträger, die im Schnitt eine maximale Betriebszugehörigkeit von 2 (!) Jahren haben. Als Unionfan muss man schon ein sehr gutes Gedächtnis haben, um den Überblick bei den ständig stattfindenden Religionswechseln ihrer Fußballgötter zu behalten. Wie da eine Identifikation mit den Spielern entstehen soll, erschließt sich mir sowieso nicht! Tradition sieht anders aus..
    Als Nichtberliner ist für mich Union ein Profiverein wie jeder andere, nur eben mit weniger Geld als xyz , was aber nicht irgendwelchen hehren Moralvorstellungen dieses Vereins geschuldet ist.
    Das meint ein ehemaliger Lokomotive Leipzig – Anhänger.

  12. […] Mit Berlin wartet zwar ein Gegner, der seit dem Abgang von Max Kruse dreimal tor- und sieglos geblieben ist, aber über den Saisonverlauf betrachte ist die Mannschaft von Urs Fischer sehr stabil, hat […]

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