Blog State of the Union

Was verliert Union eigentlich mit Max Kruse?

Bekanntlich hat Max Kruse Union in Richtung Wolfsburg verlassen und muss Union in der Rückrunde ohne den kreativsten Spieler im Kader bisher auskommen. Aber welche Elemente fehlen Unions Spiel damit eigentlich?

Tobias Escher hat vor einer Woche, also noch vor Kruses Abgang, für 11Freunde darüber geschrieben, was Union ausmacht: Die ersten vier Merkmale des Teams, die er identifiziert, haben dabei mit Max Kruse sehr wenig zu tun, und dürften dem Team auch ohne ihn erhalten bleiben (weitgehend zumindest, aber dazu später etwas mehr): Die defensive Stabilität, die sich auf die souverän und aktiv verteidigende Dreierkette und das lauf- und zweikampfstarke Mittelfeld gründet, und die prominente Rolle der Flügelverteidiger. Aber Kruse ist (war) für Escher „Unions X-Faktor“, der mit seinen überraschenden Aktionen im Spielaufbau, der Vorbereitung von Chancen und im Abschluss das Spiel des Teams auf ein höheres Niveau gehoben hat.

Tore wie zum Beispiel das gegen Bochum sind dabei natürlich die markantesten Aktionen, und Max Kruse hat in seinen eineinhalb Saison für Union wirklich einige denkwürdige Tore geschossen. Sie sind aber vielleicht nicht der am schwersten zu ersetzende Teil seines Spiels: Gerade zu den Stärken von Neuverpflichtung Sven Michel gehören technisch starke, präzise, ansatzlose Schüsse, zu denen er hoffentlich auch in der Bundesliga kommt.

Eine andere Möglichkeit, auf den Verlust von Kruse zu reagieren, wäre es vielleicht, seine Finesse mit offensiver Wucht auszugleichen. Dazu wäre eine Option, das 343-System wieder aus der Schublade zu holen, das wir von Union in der Bundesliga schon gesehen haben. Auch ohne Kruse gibt es dafür im Kader noch verschiedene Besetzungs-Varianten: Während Taiwo Awoniyi den Platz im Sturmzentrum einnimmt, könnten zwei von Sheraldo Becker, Andreas Voglsammer und Sven Michel neben ihm zum Einsatz kommen.

Mit so einer Offensivreihe hätte Union sehr viel Präsenz, Schnelligkeit und Laufstärke für Umschaltmomente und könnte es gegnerischen Defensiven schwer machen, alle Passoptionen abzudecken, während zugleich nicht unbedingt kreative Geniestreiche nötig wären, um diese Passwege zu bedienen. Die Frage ist natürlich, ob mit einem zentralen Mittelfeldspieler weniger Union nicht einerseits defensiv zu anfällig wird, und andererseits noch zu genug Ballgewinnen kommt, um die eigene Konteroffensive in Schwung zu bringen. Außerdem müssten die Flügelverteidiger in diesem System etwas zurückhaltender Spielen (obwohl sie formal im Mittelfeld einsortiert sind) und könnten nicht mehr wie bisher in der letzten Phase von Angriffen in Erscheinung treten. Es bestünde also damit die Gefahr, dass Union durch Kruses Abgang doch auch Elemente seines Spiels verliert, mit denen er direkt nicht so viel zu tun hatte.

In den Berliner Medien

In einer Presserunde hat Oliver Ruhnert ziemlich direkt darüber gesprochen, wie der Wechsel von Kruse für Union abgelaufen ist. Einen der markanten Sätze daraus zitiert der Tagesspiegel so: „Zwei Tage später deutete Ruhnert an, dass bei Kruses Gehalt sogar ganz neue Dimensionen erreicht worden sein könnten. „Wenn es nur das Doppelte wäre, würden wir vielleicht nochmal sprechen“, sagte er. Mit solchen Summen kann Union am Schluss noch nicht mithalten.“

Über Max Kruse als Typ und Fußballer schreibt indessen auch Lewis Ambrose in diesem Blog-Artikel.

Und für das Pokal-Spiel gegen St. Pauli steht der Termin fest:

Nachwuchs

Für Unions A-Junioren beginnt am Wochenende mit einem Heimspiel am Samstagvormittag gegen St. Pauli die Rückrunde. Das Team steht aktuell in der 19er-Staffel auf Platz 12, allerdings ist die Zahl der absolvierten Spiele so unterschiedlich, dass das kaum etwas zu bedeuten hat. Auf der Vereins-Webseite beschreibt Union die Wintervorbereitung des Nachwuchses.

Dort war in den letzten Tagen aber auch zu lesen, dass der 19-Jährige Angreifer Philipp Kühn Union verlässt und zu Werder Bremen wechselt, Union zufolge um in deren U23 zum Einsatz zu kommen. Ich habe Unions U19 in dieser Saison nur sekundenweise spielen sehen, kann also nichts über Philipp Kühn als Spieler sagen, aber mit sechs Toren in acht Spielen ist er immerhin der beste Scorer des Teams.

Ohne den Spieler oder die Umstände des Wechsels zu kennen, ist es natürlich auch nicht wirklich sinnvoll, eine Einschätzung darüber abzugeben, wie sehr Union dieser Verlust schmerzt und was möglich oder nötig gewesen wäre, um ihn zu halten. Aber es zeigt sich schon, dass neben der Heranführung von Talenten an das Profiteam auch deren Bindung an den Verein (inklusive einer attraktiven sportlichen Perspektive) zu den Herausforderungen für Union in der Nachwuchsarbeit zählt.

Für die B-Jugend-Teams sowohl der Jungen als auch der Mädchen dauert es noch etwas länger (für die Juniorinnen sogar bis weit in den März), bis die Rückrunde beginnt.


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7 Kommentare zu “Was verliert Union eigentlich mit Max Kruse?

  1. Wieder ein Talent weniger, höchstwahrscheinlich der mangelnden Perspektive bei uns geschuldet. Das wird doch nie mehr was mit eigenen Nachwuchsspielern. ? Nachtigall ick hör dir trapsen…

    • Leider fehlt uns die U23, die ja 2015 oder so abgeschafft wurde. Ich fand das damals schon keine gute Idee. So sind die meisten unserer Nachwuchsspieler gezwungen auf Leihgeschäfte zu hoffen oder sich selbst wo anders umzusehen.

  2. Frank Thier

    Max Kruse ist weg – na und !? Er hat ein paar schöne Farbtupfer gesetzt und uns mit genialen Momenten erfreut. Wir werden gestärkt aus dieser Situation hervorgehen und haben mit Sven Michel, eventuell auch mit Andreas Schäfer, adäquaten Ersatz. Max wünsche ich viel Erfolg im Abstiegskampf, um uns noch etwas „Kleingeld“ in die Vereinskasse zu spülen … WIR werden ewig leben !

  3. zu Gehälter ist das was interessantes geschrieben worden.
    https://www.fussballtransfers.com/a2721168840556367252-heintz-union-stach-koeln-aus
    köln hätte heintz also ein jahresgehalt von 720000 euro gegeben. und union angeblich mehr als das doppelte? Also um die 1,5 millionen?
    Ich wusste nicht dass wir uns so hohe Gehälter leisten können.
    Also wenn dem so ist, dann aber bitte Vertragsverlängerung mit Knoche und Prömel! Jetzt!

  4. So eine schöne Beobachtung und Schlussfolgerung: „Es bestünde also damit die Gefahr, dass Union durch Kruses Abgang doch auch Elemente seines Spiels verliert, mit denen er direkt nicht so viel zu tun hatte.“ Und da trauen sich manche Menschen immer noch zu behaupten, Fußball sei ein einfaches Spiel.

  5. Man munkelte bisher das Kruse der einzige war im Kader mit einem Millionengehalt jährlich.

    Dann würden Ruhnerts Worte ja bedeuten das man in der Lage wäre EINEM Spieler um die 2.4 Mio Gehalt zu zahlen. Holla die Waldfee.

    Funfact: Wir haben für einen Spieler wie Michel mehr ausgegeben als die Hertha für vier Spieler (1.5 Mio)..Big City Club Union? Haha.

  6. Christopher87

    Und willkommen im Tal der ahnungslosen

    Mann fast es nicht

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