Ich habe hier gestern geschrieben, dass Union im Quasi-Zweiunddreißigstelfinale der Confi gegen Slavia Prag eine ordentliche Chance haben würde, wenn die Mannschaft ihr Potential mehr als in den bisherigen Spielen gegen Prag und Feyenoord ausschöpfen kann und vermeidbare Fehler, die sich durch diese Spiele gezogen haben, diesmal nicht passieren. Nun, beides war gestern Abend nicht der Fall, und so stand am Ende ein 1-1 auf den Anzeigetafeln im Olympiastadion. Damit ist Unions Europapokal-Saison vorbei.
Danke @fcunion für diese unglaublichen Erlebnisse! ??? #fcunion #FCUsla pic.twitter.com/E43yAIWkfL
— Gregor Beck (@Gregggyyy) December 9, 2021
Man kann nun gleichzeitig anerkennen, dass die bloße Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb eine großartige Leistung war, sich über die schönen Erlebnisse freuen (und an die weniger schönen Ereignisse denken), die damit verbunden waren, aber sich durchaus auch etwas über dieses Ausscheiden ärgern. Denn daran ist eben vor allem frustrierend, dass Union letztlich in den Europacup-Spielen nicht in die Nähe des eigenen Leistungsmaximums gekommen ist, und am Ende vielleicht keins der acht Spiele ein wirklich, wirklich gutes war. Wäre das etwa gestern Abend der Fall gewesen, hätte es durchaus eine Chance auf Sieg und Weiterkommen gegeben.
Was die Mannschaft des #fcunion derzeit leistet, im dritten Erstligajahr und ersten internationalen Jahr seit 20 Jahren, ist wirklich ganz und gar erstaunlich und großartig.
Und jetzt kann man es endlich wieder sagen: Die Conference League ist Kokolores und gehört abgeschafft.— mars (@spielbeobachter) December 9, 2021
So aber hatte Union zwar einen ordentlichen Start in die Partie mit einigen guten Ansätzen und Halbchancen, bei denen aber die vor dem Spiel von Urs Fischer noch angemahnte Präzision im Ausspielen von Chancen fehlte. Im Lauf der ersten Halbzeit kam Slavia dann besser ins Spiel und zu einer ersten Chance, bei der ein Schuss an die Latte den Schnee vom Tor fallen ließ. Das Führungstor für den tschechischen Meister in der 50. Minute nach einem Aussetzer-Fehlpass von Timo Baumgartl war dann zwar außerordentlich unnötig, entsprach aber durchaus dem Spielverlauf. Auch wenn Union zuvor nach einem Freistoß selbst die beste Gelegenheit des Spiels hatte.
Yo @UEFA nächstes Mal bitte mit Heimrecht#fcunion
— Schlejel (@schlejel) December 9, 2021
Aber es gelang Union eben nicht, andere Chancen zu kreieren – Abschlüsse gab es in der zweiten Halbzeit nur nach Standardsituationen, so wie beim 1-1 von Max Kruse oder der einzigen Annäherung in der Schlussphase, als der aufgerückte Keeper Frederik Rönnow zum Kopfball kam. Ansonsten hatte Union in diesem Spiel keine Mittel: Hinter die Abwehrkette von Slavia gespielte und erlaufene Bälle, wie es sie in der Anfangsphase noch einige Male gab, wurden mit dem Spielstand und Slavias tieferem Stehen unmöglich, und Unions Ballbesitzspiel war weder gesichert noch temporeich genug, um Chancen darauf aufzubauen, wie auch Till Oppermann in seiner Analyse für den RBB schreibt.
So gab es gegen Ende des Spiels eine Phase, in der sich die Aktionen der verteidigenden und Bälle heraus schlagenden Mannschaft und der angreifenden, Bälle nach vorne schickenden mehr ähnelten, als das irgendwem (bei Union) lieb sein konnte. Union ist in diesem Spiel so nicht wirklich an einem Fehler, der zu einem Gegentor geführt hat, gescheitert, sondern eher daran, dass der Plan auf einen 1-0 Sieg ausgerichtet war – und nicht wirklich mehr Tore und ein anderes gutes Ergebnis hergegeben hat.
Ich prangere übrigens an, daß dieses wunderbare Lied nur nach Niederlagen gespielt wird. Hat es nicht verdient. https://t.co/mJ5BSRfofg
— Icke (@es_flimpert) December 9, 2021
Dass auch die Mannschaft selbst von ihrer Spielweise in der Partie enttäuscht war, wird auch in den Stimmen nach dem Spiel (etwa von Max Kruse) und den weiteren Texten der Berliner Medien deutlich:
- Max Kruses Treffer langt nicht: Union scheidet aus der Conference League aus! (Kurier)
- 1:1 gegen Slavia Prag reicht nicht: 1. FC Union Berlin verpasst die Play-offs (Berliner Zeitung)
- In Europa nicht dabei – Welche Zukunft haben diese sieben Union-Spieler? (BZ)
- Nur 1:1! Unions Europa-Reise endet nach Baumgartl-Patzer (BZ)
- Conference League: Kruse-Tor ist zu wenig für Union Berlin (Morgenpost)
- Union in Europa? Das war Werbung für Berlin! (Morgenpost)
- Der 1. FC Union muss an der Enttäuschung wachsen (Tagesspiegel)
- Kruse angefressen: „Nur versucht, die Bälle irgendwohin zu schlagen“ (Kicker)
Zuhause ist es doch am Schönsten ???#stadaf | #fcunion pic.twitter.com/QQMuj74J2n
— Stadion An der Alten Försterei (@StadionAdAF) December 10, 2021
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Ich hab mich gestern gefragt, was bitte die Spielidee gewesen ist.
In der zweiten (und auch schon ansatzweise in der ersten) Hälfte wurden ja ausschließlich lange und hohe Bälle geschossen, die dann zu 99% immer und immer wieder von Tschechiens stärkster Verteidigung abgefangen wurde.
Was sollte das, mit Becker wurde am Anfang noch gut über die Flügel gekämpft, nach dem er gelb bekam war dann damit auch quasi Schluss.
Nicht mal als haraguchi eingewechselt wurde, sind sie durchs Mittelfeld.
Es wurde immer nur hohe und lange Bälle probiert. Das kam mir vor, als spiele dort union aus Liga zwei gegen einen Bundesligisten.
Ich finde das erreichen der EUCL bockstark, die Leistung innerhalb des Wettbewerbs ziemlich enttäuschend.
Nicht weil ich international so geil finde, sondern weil da einfach mehr drin war.
Die schlechtesten saisonspiele waren eben in der EUCL, das ist sehr sehr schade.
Meiner Meinung nach war Prag deutlich stärker als Rotterdam, in allen Belangen. Daher bin ich eher enttäuscht, dass aus den beiden Spielen gegen Feyenoord nicht mehr gemacht wurde. Da wäre mit einer etwas besseren Form mehr drin gewesen.
Seh ich auch so. Feyenoord reichte es von den Fehlern zu profitieren, Slavia hat in beiden Spielen immer das Richtige zur passenden Zeit gemacht. Sauber gegen unsere Ideenarmut verteidigt und sehr wenig zugelassen (gab es bis auf Kruses Tor überhaupt einen Abschluss auf den Kasten?), in Druckphasen Ballbesitz behauptet oder durch kleine Nickligkeiten den Rhythmus gebrochen, vorne die Fehler eiskalt genutzt.
Einige Bundesligisten können sich davon eine Scheibe abschneiden (lieber nicht), Awoniyi haben sie einfach aus dem Spiel genommen und wenn nötig eben gedoppelt (Frankfurt hat ähnlich agiert), und das wars dann mit unseren Offensivbemühungen.
Positiv bleibt trotzdem festzuhalten, dass man in jedem Spiel alles versucht hat, auch wenn die Mittel am Ende fehlten.
Die Ausgangslage zum Spiel forderte von Union eine Spielweise, die sie in der Bundesliga kaum zeigen musste und auch noch nicht ausreichend beherrscht, das aktive Spiel mit dem Ball. Dazu fehlt uns die Qualität. Das zeigt sich in mangelnden Ideen und viel zu fehlerbehafteten Zuspielen.
Es hätte schon einer ordentlichen Portion Glück bedurft, das Spiel zu gewinnen, zumal der Gegner richtig gut spielte und bei besseren Ausgangsbedingungen auch weiter kommen wollte.
Ich stimme voll und ganz zu, war sehr enttäuscht über das Spiel mit dem Ball. Die Ideenarmut in Halbzeit zwei war erschreckend. Aber man kann trotz allem Stolz sein, wie das Team + Trainer mit dieser zusätzlichen Belastung jonglierte. Ich hoffe, dass wir in Fürth wieder das Bundesliga-Gesicht zeigen und wieder mehr Ideen entwickeln. Schöne Vorweihnachtszeit. Grüße aus München
„und am Ende vielleicht keins der acht Spiele ein wirklich, wirklich gutes war.“
Was für eine Anspruchshaltung, zumindest zwei der Spiele waren schon ganz gut und wurden am Ende auch deutlich mit 4:0 und 3:0 gewonnen.
@Andreas: es gab ein 3:0 und 1:0 gegen Haifa.
das 4:0 war gegen KuPS, die beiden hatte ich ja auch mit einbezogen
@andreas klar kann man sich über die beiden Spiele bei der Aussage streiten. Aber ich würde sagen, dass beide auch eher hoch ausgefallen sind, und es dabei defensiv durchaus in beiden Spielen Wackler gab. Über den Punkt würde ich mich aber auch gar nicht streiten, weil es an der wesentlichen Aussage, dass sich in den Confi-Spielen einerseits Schwächen im konstruktiven Offensivspiel gezeigt haben und andererseits Union in vielen Aspekten nicht die besten Spiele der Saison gemacht hat bzw ein Stück davon weg war, nichts ändert.
Es war von 8 Spielen die Rede.
KuPS- Union 0:4
wirklich schade, nur irgendwo mal ein Tor mehr oder ein Gegentor weniger (in allen Spielen, wo das einen oder zwei Punkte Unterschied gemacht hätte) und Union wäre souverän weitergekommen. Hättehättefahrradkette….
Was mir gestern neben dem etwas limitierten Angriffsfussball von Union per hohem Ball in die 6er Abwehrreihe und dann verlorenem Kopfballduell auffiel, war der sehr rutschige Platz. Kaum ein Ball konnte eng am Spieler angenommen werden und schnelle Bewegungen im Zweikampf oder Dribbling waren fast immer zum Scheitern verurteilt. Das galt natürlich auch für Slavia, aber wenn deren Taktik -verständlicherweise- auf hinten dichtmachen und ausreizen bzw provozieren von Spielunterbrechungen ausgelegt war, spielte denen das natürlich mehr in die Karten.
Was bleibt? Eine Reise nach Helsinki, bei der am Montag noch nicht genau feststand, wann und wo das Spiel überhaupt stattfinden wird, und eine Reise nach Haifa, die einer aus der Reisegruppe am Dienstag wegen positivem PCR-Test absagen musste. War spannend und hat Spaß gemacht (außer für den einen…). :-)
Im Prinzip hat Union die Tradition der sehr abenteuerlichen Europa-Auswärtsfahrten von 2001 fortgesetzt…