Blog State of the Union

Welches Offensivpotential liegt bei Union vor dem Derby noch brach?

Zum Beginn der Derby-Woche hat Till Oppermann für den RBB eine taktische Vorschau auf das Derby geschrieben. Darin wird als größtes Potential für Union herausgestellt, dass sich mit schnellen Verlagerungen Räume für die Flügelverteidiger öffnen könnten, die in dieser Saison ja eine besonders große Rolle in Unions Offensive spielen. Genau dieser Umstand könnte aber auch Hertha Konter-Gelegenheiten eröffnen, wenn Union wieder schlecht abgesicherte Ballverluste passieren.

Christopher Trimmel Union Berlin Taktik
Christopher Trimmel ist in dieser Saison noch nicht in absoluter Top-Form, aber auch an seinem Spiel zeigt sich Unions besonderer Flügelfokus. Photo: Matze Koch

Interessant ist dabei, dass auch offensive Standards weiter als Stärke Unions gelten. Denn bisher konnte das Team sein Potential dabei noch nicht wirklich abrufen – was unter anderem zu sehen ist, dass Christopher Trimmel in der Liga noch keine Torbeteiligung hat. Dieser Umstand ist gerade wegen der angesprochenen Rolle der Flügelverteidiger im System von Union auffällig.

Trimmel hat zwar gegen Feyenoord im Rückspiel ein wundervolles Tor gemacht und im Hinspiel auch Taiwo Awoniyis Treffer im zweiten Versuch nach einer Ecke vorbereitet, war in der Liga aber bisher noch nicht so erfolgreich wie in den vergangenen Saisons. In denen gelangen ihm etwa alle drei bis vier 90 Minuten eine Vorlage. In dieser Saison hat Trimmel nicht mehr so viele Spiele gemacht, mit sechs Mal 90 Minuten liegt er also etwas hinter diesem Schnitt, aber auch nicht sehr sehr weit. Und auch an den Torchancen, zu denen Trimmel kommt, sieht man die Zuspitzung von Unions Spiel auf seine Position: Trimmel hat jetzt schon so viele Torschüsse abgegeben (neun) wie seit dem Aufstieg jeweils in der ganzen Saison. Gemessen an den expected Goals Werten dieser Schüsse hätte man von ihm in den vergangenen Saisons jeweils alle 100 Spiele über 90 Minuten ein Tor erwartet, jetzt aber eins in weniger als zehn.

Diese Zahlen zeigen übrigens auch: Als Einheit liefern die Union Flügelverteidiger in dieser Saison bisher ziemlich genau so viel ab, wie die Statistik es von ihnen im Sinne der expected Goals erwarten würde. Das heißt: Dass Julian Ryerson und Niko Gießelmann offensiv so sehr in Erscheinung getreten sind, ist wirklich kein Zufall, sondern das Produkt von Unions Spielanlage.

Das sind die weiteren Texte der Berliner Medien:

Die 11Freunde hat einen Kommentar veröffentlicht, der Union scharf dafür kritisiert, für das Spiel gegen Hertha Vollauslastung des Stadions unter 2G-Bedingungen beantragt zu haben. Das ist insofern nachvollziehbar als dass sich damit die Stadionkapazität bei Union zu einem Zeitpunkt erhöht, zu dem die grassierende Infektionswelle Kontaktreduzierung notwendig macht (auch wenn ein volles Stadion mit 2G wohl infektionstechnisch weniger problematisch als ein fast volles mit 3G ist).

Aber es gibt in dieser Kritik auch einige angreifbare Prämissen. So ist etwa davon Rede, dass Union damit eine „Sonderreglung“ anstreben würde. Tatsächlich folgt der Verein aber schlicht den allgemein gültigen, gerade novellierten Regeln für Veranstaltungen des Berliner Senats. Und dessen Zuständigkeit ist es auch zu entscheiden, welche Veranstaltungen in der aktuellen pandemischen Lage zugelassen werden und welche nicht. Ja, man kann auch hinterfragen ob sich Veranstalter wie Union vielleicht auch selbst einschränken könnten. Dafür, was die Bestimmungen zulassen, liegt die Verantwortung aber trotzdem bei den politischen Institutionen.

Merkwürdig ist an dem Text bei 11Freunde außerdem, dass er sich allein auf Union richtet, obwohl an diesem Wochenende auch etliche andere Spiele unter den selben Bedingungen stattfinden sollen. Und dass wieder einmal mehr von Symbolwirkung und Vorbildwirkung des Fußballs gesprochen wird als von den tatsächlichen Sachzwängen.

Fantreffen mit 3G draußen

Die (in dem Artikel ebenfalls vorkommende) Kritik an Unions ablehnender Haltung gegenüber 2G-Konzepten ist dagegen eine, die sich der Verein tatsächlich anziehen muss.

Auch das Fantreffen mit Dirk Zingler morgen Abend findet unter 3G-Bedingungen statt und wird dafür ins Freie, auf die Tribüne des Stadions, verlegt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.

Fantreffen Union Berlin
Mit der Veranstaltung im Freien wirkt Union zumindest dem Saisonalitätseffekt des Virus ein bisschen entgegen. Und eventuell ist es auch noch keine sehr Kalte Försterei. Screenshot: Windy-App.

Auf dem Platz

Die Union-Frauen sind in ihrem Regionalliga-Spiel gegen den noch punktelosen Rostocker FC ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und haben klar mit 6-1 gewonnen.

Union ist damit jetzt Vierter in der Tabelle, die aber durch eine ungleiche Zahl absolvierter Spiele noch etwas verzerrt ist.

Union Berlin Frauen
Gegen die in der Regionalliga deutlich unterlegenen Rostockerinnen haben die Union-Frauen hoch gewonnen. Screenshot: Instagram

Die U19-Junioren hatten im Berliner Pokal im SV Bau-Union keinen Gegner auf Augenhöhe, das Zweitrundenspiel gegen die Lichtenberger endete mit 14-0.

Und sonst so

Martin Pieckenhagen, der in den 80er Jahren Unions Jugend-Mannschaften durchlief und von 1991 bis 1993 in 59 Spielen für die 1. Mannschaft im Tor stand, wird heute 50 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!


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3 Kommentare zu “Welches Offensivpotential liegt bei Union vor dem Derby noch brach?

  1. zentralesMittelfeld

    Dass Union jetzt wieder auf die Mütze bekommt, weil man (auf einmal) ein volles Stadion will, war zu erwarten und ist sicherlich auch ein Produkt der vermurksten Kommunikation der Monate zuvor. Vor einer Woche gab es (fast) ausverkaufte Stadien in München, Köln, Mainz und Leipzig mit 30.000 Menschen oder mehr, kümmerte aber niemanden. Insofern bezweifel ich, dass solche Beiträge irgendwas Sinnvolles zur tagesakutellen Diskussion beitragen.

    Zu den Standards würde mich eine statistischer Vergleich interessieren. Gefühlt gibt es diese Saison weniger Ecken und Freistöße aus Flankenposition, aber Zahlen hab ich gerade nicht zur Hand. Außerdem sind die Spieler, die eher gefährlich beim Kopfball waren (namentlich Andersson, die Schlotterbecks und Ingvartsen(?) ) ja auch nicht mehr da.

  2. Der RBB Sport hat auch noch einen Vergleich gebastelt (auf Facebook):

    Verwunderlich find ich Platz 18 bei gewonnene Zweikämpfe. Echt? Seltsam…

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