Freitag hatte ich davon geschrieben, dass Pflichtspiele gegen Bayern München für Union wohl noch lange etwas Besonderes sein werden. Und so war es auch diesmal. Allerdings hatte der Gegner, der Deutsche Rekordmeister, wenig damit zu tun.
Natürlich waren die Bayern spielerisch überlegen. Klar hätten sie auch noch ein paar Tore mehr machen können. Sicherlich war der Sieg alles in allem verdient. 2:5 hieß es bei Abpfiff aus Union-Sicht. Eine ganz schöne Packung könnte man meinen. Aber so what? Selten war ein Ergebnis so unwichtig (sorry, Urs Fischer) wie gestern.
Heute war schön. #fcunion pic.twitter.com/5zrZmaRYKB
— rudelbildung (@rudelbildung) October 30, 2021
Viel entscheidender war, dass bei einem Heimspiel in der Alten Försterei wohl das erste Mal seit Pandemie-Beginn so richtig – mit fast allem drum und dran – wieder Union-Feeling aufkam. Zumindest in meiner Wahrnehmung, der seit März 2020 zugegebenermaßen nur einmal das Stadion besucht hatte, führte die gesteigerte Stadionauslastung und die damit verbundene Rückkehr der Ultras zu einer Atmosphäre, die beeindruckend, stimmungsvoll und mitreißend war.
„Unglaublich wie die uns nach vorne gepeitscht haben. Egal bei welchem Spielstand. Du hast gefühlt dein eigenes Wort nicht verstanden, was gegen Bayern manchmal nicht so hilfreich ist.“ (grinst)
(Nico Gießelmann über die Rückkehr der aktiven Fanszene, die er zum ersten Mal in der Alten Försterei auf der „richtigen“ Seite erlebte)
Vermutlich ging es gestern vielen so wie mir. Auch wenn irgendwie ab und zu noch ein mulmiges Gefühl mitschwang, war es sehr schön, altbekannte Gesichter nach so langer Zeit wiederzusehen, eng an eng zu stehen, die Mannschaft (fast) über die komplette Spielzeit nach vorne zu peitschen und Bierduschen abzubekommen. Und auch über den Schiedsrichter konnte man sich ja wieder mal so richtig aufregen. Aber gut, als ich gehört habe, dass Harm Osmers, mit dem ich seit Zweitliga-Zeiten eng „befreundet“ bin, pfeift, war eigentlich klar, woher der Wind wehen würde.
Waldseite stellt aktuell den Support auf Grund eines Notarzteinsatzes ein. #fcunion
— ?enni (@schrippe) October 30, 2021
Neben all den Emotionen – zu denen auch ein anscheinend (hoffentlich!) gut ausgegangener Notarzteinsatz auf der Waldseite mit vorübergehender Einstellung des Supports gehörte – gab es natürlich noch das Geschehen auf dem Platz, was sich wunderbar in die gesamte Atmosphäre einfügte und bei dem ja auch mehr ein „Dit is Union“-Flair aufkam, als es jeder souveräne Sieg vermocht hätte.
Das Team von Trainer Urs Fischer schien schon früh, auch durch zumindest diskutable Schiedsrichter-Entscheidungen, aussichtslos zurückzuliegen. Dennoch gab Union niemals auf und kämpfte sich gegen eine der derzeit mindestens fünf besten Fußball-Mannschaften der Welt (!) immer wieder in die Partie und brachte die Bayern regelmäßig in Bedrängnis.
Der Spielstand, bei dem sich @fcunion aufgibt, muss auch erst noch erfunden werden.#fcufcb #Bundesliga
— Kasis (@Kasis87) October 30, 2021
Gerade kurz vor und nach der Pause hätte das Spiel auch komplett kippen können, wenn Manuel Neuer nicht mehrmals gerettet hätte. Alleine, dass die Möglichkeit dazu bestand, zeigt nicht nur welch unglaubliche Moral in der Truppe von Urs Fischer steckt, sondern dass Union mit Mut, Einsatz und dem Attackieren in den richtigen Spielfeldzonen auch einer Weltauswahl wie den Bayern fußballerisch zumindest über einen gewissen Zeitraum Paroli bieten kann.
zu beginn des spiels kurz angst gehabt, dass mir meine aussage beim @textilvergehen, diese mannschaft werde sich nicht oft abschießen lassen, egal von wem, auf die füße fallen könne. war dann unbegründet.
was für ein team! ?#fcunion #fcufcb— keano (@keanofcu) October 30, 2021
Im Vergleich zu Unions allerersten Bundesligaspiel gegen „Leipzig“, bei dem es einen ähnlichen Spielverlauf gab, ist dies schon eine enorme Entwicklung, die nicht nur nach Schlusspfiff von allen anwesenden Fans lautstark gewürdigt wurde, sondern auch bei mehreren Bayern-Protagonisten wie dem Aushilfstrainer Dino Toppmöller in der Pressekonferenz oder Thomas Müller Eindruck hinterließ.
Was für eine Serie ???#FCUM05 ?#FCUSCF ?#FCUDSC ?#FCUSGE ?#FCUFCB ?#FCUBVB ?#FCUWOB ?#FCUB04 ?#FCUBMG ?#FCUS04 ?#FCUTSG ?#FCUKOE ?#FCUBSC ?#FCUVfB ?#FCUSVW ?#FCURBL ?#FCUB04 ?#FCUBMG ?#FCUFCA ?#FCUDSC ?#FCUWOB ? #FCUFCB ?#fcunion
— 1. FC Union Berlin ??? (@fcunion) October 30, 2021
Ein bisschen schade ist es zwar dennoch, dass die Zuhause-Ungeschlagen-Serie nach 21 Spielen gerissen ist, aber nun könne das Team, wie Julian Ryerson meinte, ja eine neue starten.
Apropos Julian Ryerson. Der norwegische Allrounder hat endlich sein erstes Pflichtspiel-Tor für Union erzielt. Auch wenn der Jubel aufgrund des Notarzteinsatzes zu diesem Zeitpunkt etwas verhaltener ausfiel, haben sich wohl alle gestern mit Julian gefreut, dass der Knoten endlich geplatzt ist. Und das gegen Bayern. Kann man so machen. Herzlichen Glückwunsch!
Fühlen wir, Julian! Torpremiere für unsere Nummer 6?#fcunion | #FCUFCB | 2:4 pic.twitter.com/JTRLgGoO4N
— 1. FC Union Berlin ??? (@fcunion) October 30, 2021
Insgesamt war das Spiel gegen den FC Bayern München also in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Hätte es genauso, unter den gleichen Rahmenbedingungen, gegen einen anderen Gegner stattgefunden, wäre es aber auch besonders gewesen. Hoffen wir, dass wir in Zukunft wieder regelmäßiger dieses Union-Feeling erleben können. Vielleicht ja auch schon am Donnerstag, wenn wir zwar nicht ins Wohnzimmer dürfen, aber dennoch das nächste Highlight wartet.
It's a massive cliche but games like this remind me what I moved to Berlin. Even at 0-3, no booing, no whistling, just 100% support, fuck the result, we're here for Union. The team put in a massive shift, Awoniyi is a beast. Just fucking brilliant #fcunion
— Richard (@rotweissrichard) October 30, 2021
Medienberichte zum Spiel gegen Bayern München
- Trotz Kampf und Dampf: Union kassiert fünf Buden gegen Bayern (Kurier)
- Nach 2:5 gegen die Bayern lobt Müller Union: „Sie geben nie auf“ (BZ)
- Union Berlin unterliegt grantigen Münchnern (RBB)
- Union Berlin unterliegt den Bayern in einem hochklassigen Spitzenspiel 2:5 (Berliner Zeitung)
- Die Serie des 1. FC Union endet nach 21 Spielen (Tagesspiegel)
- Tor-Festival an der Alten Försterei – Lewandowski eröffnet (Kicker)
Feyenoord Rotterdam erhält ein größeres Gästekarten-Kontingent
Nach den Geschehnissen rund um das Hinspiel hat Union, für viele sicherlich überraschend, Feyenoord Rotterdam zusätzliche Gästekarten bereitgestellt. Man kann sicherlich darüber diskutieren ob damit mehr Fans kommen mit denen es Stress geben könnte oder ob dies eh passiert wäre. Und was nun eigentlich die beste Strategie nach den Geschehnissen in Rotterdam wäre. Den Ansatz, lieber ein größeres Gästekontingent zuzulassen anstatt darauf zu hoffen, dass sich nicht viele Feyenoord-Fans Karten für andere Blöcke als den Gästeblock kaufen, ist sicherlich nachzuvollziehen.
Im Stadionheft hat Präsident Dirk Zingler die Vergabe von mehr Karten damit begründet, dass Union die Zuschauer in den Mittelpunkt des Stadionerlebnisses stellt und damit auch zeigen möchte, wie Gastfreundlichkeit tatsächlich funktioniert. Man wolle nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.
Rotterdam – Aufruf der Eisernen Hilfe https://t.co/a5mnujNxcR
— Eiserne Hilfe (@EiserneHilfe) October 30, 2021
Bezüglich des Hinspiels hat die Eiserne Hilfe noch einmal versucht alles zusammenzufassen und darauf hingewiesen, dass sich Betroffene von Polizeigewalt oder der dilettantischen Organisation (extrem verspäteter bzw. gar kein Zutritt zum Stadion) melden sollen, um die Vorfälle zu protokollieren und weiter aufarbeiten zu können.
Derweil hat Makkabi Deutschland eine Stellungnahme zu den antisemitischen Vorfällen beim Europapokal-Spiel gegen Haifa veröffentlicht. Darin werden u.a. die Sanktionen seitens der UEFA kritisiert und andere Maßnahmen vorgeschlagen.
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Schön, daß die Kommentarfunktion wieder offen ist.
Eure Begründung im aktuellen Podcast zur befristeten Abschaltung kann ich gut nachvollziehen.
@Sebastian: Deine Texte habe ich immer gerne gelesen, aber verständlich das Du Dich zurückziehst. Auch schön, daß es beim UNV-Podcast weitergeht.