Blog State of the Union

Wir haben als Gemeinschaft versagt

Weder der sportliche Erfolg beim 3:0 über Maccabi Haifa in der Europa Conference League, noch das wunderbare Stadionerlebnis mit großartigen Gästen (ich fand es fantastisch, was die Maccabi-Fans gezeigt haben) stehen im Vordergrund. Die Vereinsführung von Union war sich der Besonderheit dieses Spieles bewusst (es war das erste Pflichtspiel einer israelischen Mannschaft im Olympiastadion, das extra für die Nazi-Propaganda-Spiele 1936 errichtet wurde). All das haben Leute zerstört, die an diesem Tag, an dem wir alle feiern wollten und gefeiert haben, an nichts anderes denken können als Judenhass. Es ist mir unbegreiflich.

Der Gästeblock mit den Fans aus Haifa, Foto: Matthias Koch

Ich hole mal ein bisschen aus. Als ich Anfang der 90er in Hellersdorf aufgewachsen bin, hatten wir einen Austausch mit israelischen Schülern. Die waren teilweise die ersten Personen ihrer Familie, die seit dem Völkermord der Deutschen an den Juden wieder deutschen Boden betreten hatten. Leider wurden sie in Hellersdorf auch beleidigt und angegangen. Während das für mich Alltag war, weil ich nicht mit Bomberjacke, Springerstiefeln und Glatze herumgelaufen bin, war es für die israelischen Schüler ein Erlebnis, dessen Tragweite ich in dem Moment gar nicht begriffen habe. Sie haben geweint und viele wollten einfach nur weg, nach Hause. Dorthin, wo sie sicher sind.

Ich erzähle das, weil es wirklich diese eine Aufgabe gibt, die wir alle in Deutschland haben. Es ist unser verdammter Job, dafür zu sorgen, dass sich Juden in Deutschland sicher fühlen können. Und der Donnerstagabend hat wieder gezeigt, dass wir das nicht schaffen. Nicht für Juden aus Israel, nicht für Juden aus Deutschland. Es macht offensichtlich weiter einen Unterschied, ob man Jude ist oder nicht, wenn man ein Fußballspiel ungestört genießen möchte. Und genau das ist beschämend. Wir kriegen das als Gemeinschaft nicht hin, dass sich hier in Deutschland Juden sicher fühlen können. Nicht für Synagogen. Nicht für jüdische Kulturzentren. Nicht für jüdische Schulen. Nicht für die Straßen. Und eben auch nicht im Olympiastadion.

Ich habe viel Respekt vor denjenigen, die direkt eingeschritten sind bei den antisemitischen Vorfällen und Angriffen. Und natürlich hoffe und wünsche ich, dass die Personen, die für diese Angriffe verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Allerdings ist mein Glaube darin gering. Der Verein hat in einer Mitteilung gestern deutlich gemacht, dass es bei Union keinen Platz für Personen mit Judenhass gibt. Aber der Verein sind wir alle. Wir müssen alle dafür sorgen. So wie diejenigen, die im Stadion dazwischen gegangen sind.

Der Sportjournalist Felix Tamsut sieht Pauschalisierungen als nicht hilfreich an, Twitter: @ftamsut
Der Sportjournalist Felix Tamsut sieht Pauschalisierungen als nicht hilfreich an, Twitter: @ftamsut

Was für Schockwellen die Vorfälle am Donnerstag auslösen, zeigt auch die mediale Berichterstattung:

Auch in Israel wurden die Fälle wahrgenommen, wie dieser Text der Jerusalem Post von Freitagmorgen zeigt.

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin hat die Vorfälle dokumentiert (Facebook).

Und sonst so?

Heute um 14 Uhr gibt es die Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel in Mainz. (live auf AFTV). Es gibt auch noch ein paar Texte zum sportlichen Wert der Partie gegen Haifa:

Ausführlicher zum Sport wird es in den Podcast-Episoden zur Partie gegen Haifa. Taktik&Suff haben tatsächlich am Freitagmorgen ein Sektfrühstück veranstaltet, um uns mit einer neuen Episode zu versorgen. Das nenne ich tatsächlich Einsatz.

Der selbstlose Körpereinsatz bei Taktik&Suff wurde im Stadionheft übrigens mit einem Selbstversuch beim Lupo der Woche gewürdigt.

Auch Kiek an ist mit einer neuen Ausgabe schon am Start.


Tusche hat gestern seine Kneipe Kick&Rush in den Räumen des früheren Coe eröffnet. Ihr könnt dort vorbeigehen und auf Instagram auch folgen.

Heute gibt es auch Spiele der U17 und U19 der Männer:

Sheraldo Becker ist am Dienstag Vater geworden und zeigt sich auf Instagram in einer typischen Oli-Ruhnert-Pose erfreut über seine Neuverpflichtung.

Ich habe mich gestern sehr für die Kölner Fans gefreut, die tatsächlich in der zweiten Halbzeit „Steffen Baumgart wird Kanzler“ gesungen haben. Sebastian Anderssons Antwort darauf ist auch ganz stark


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36 Kommentare zu “Wir haben als Gemeinschaft versagt

  1. Moin Sebastian,

    starker Text und vielen Dank für die klaren Worte. Vor allem die Erinnerung darin, dass WIR auch der Verein sind, sollte jedem immer wieder bewusst machen, dass es unsere Pflicht ist, dazwischen zu gehen, wenn mal wieder Nazis, Rassisten, Antisemiten und sonstiges rechtes Gelumpe auf den Rängen ihren Müll verbreiten..

    Respekt an die Unioner, die im Oly dazwischen gegangen sind.

    Eisern!

  2. „Wir haben als Gemeinschaft versagt…“ Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner?!? Bei 23.000 Zuschauern im Stadion waren (vermutlich) 3 Idioten dabei und der Verein wird alles daran setzen, diese Zuschauer zu identifizieren. Ich schreibe bewusst Zuschauer und nicht Unioner, denn es war in einem Block, für den JEDER der ein Zeughaus-Account hat, Karten ordern konnte. Von daher bitte nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.
    Ansonsten war es ein Fußballfest, bei dem sich (fast) alle Gäste sehr wohlgefühlt haben und die Gastfreundschaft des 1.FC Union Berlin schätzen gelernt haben.

    • Londonkraut

      Drei Idioten sind immer noch drei zuviel, egal in welchem Block.

    • Ja, aber dennoch ist es ein gesellschaftliches Versagen, dass die Idioten die 1992 gröhlend die Quedlinburger Straße in Hellersdorf lang sind oder auf den dortigen Spielplätzen oder vor den Blöcken rumhingen immer noch existieren und gröhlen dürfen

    • Es ist egal ob du/wir diese Leute als „Unioner“, „Fans“ oder nur „Zuschauer“ bezeichnen. Mit dieser Art „Distanzierung“ umgeht man das Problem auch nur.
      Solange sie sich SELBST als „Unioner“ sehen (was man von dem Dude der da auf einigen dokumentierten Fotos den Hitlergruß zeigt zweifellos – da in voller Fanmontur – behaupten kann) HABEN WIR EIN PROBLEM!
      Wenn man das als „mit Kanonen auf Spatzen“ bezeichnet und versucht damit irgendwie zu relativeiren, wird es ein Problem bleiben und eher zunehmen als einfach so wieder verschwinden. Wie ich schon auf Twitter schrieb: „Keinen Millimeter“ bedeutet KEINEN MILLIMETER. Lässt man hier auch nur einmal einen Millimeter locker, spülts die braune Scheiße einfach durch jede Ritze die sich ihr bietet. Das hat sich immer und überall gezeigt. Und deswegen muss man sich immer, überall, penetrant, fortwährend und eindeutig positionieren – auch wenn das bedeutet „mit Kanonen auf Spatzen“ zu schießen.
      Diese Leute müssen sich und ihrer Einstellung soviel Abscheu und offener Ablehnung wie möglich gegenüber sehen. Sie sollen und dürfen sich mit derartigem Gedankengut einfach nicht „wohl“ bei Union fühlen. Solange sie sich aber selbst als „Unioner“ definieren, weil sie sich als Teil eines Gesellschaftlichen Konsenses verstehen, bleiben sie uns erhalten und gehören zu unserer Fanklientel die wir ertragen müssen.
      Wenn wir das nicht ertragen WOLLEN – dann sollten wir nicht nur mit Kanonen auf Spatzen sondern auch auf jede noch so kleine Scheißhausfliege schießen.

    • @Kai Absolut treffend geschrieben. Volle Zustimmung!

    • Maria Draghi

      jemand, der so gut verdrahtet ist wie du, J.D., der weiß, dass es in unseren Reihen nicht bloß drei Antisemiten gibt. Ich persönlich halte den medialen Aufschrei auch für überdreht – weil eine negative Geschichte von einer handvoll positive Geschichten von 20.000 medial komplett überlagern. Aber – eine Phalanx aus Beschwichtigern, Relativierern, Leugnern, Verharmlosern und auch ein einstelliger Promillesatz von Antisemiten in unseren Reihen zeigt, dass es noch viel zu tun gibt.

    • Maria Draghi

      Prozentsatz, nicht Promillesatz war gemeint.
      Hab wohl gerade an was anderes gedacht. Prost. :-)

  3. Danke, Sebastian; Danke für diesen Artikel! Ich sehe es genauso! Leider gibt es da noch viel zu tun! Und die „Entschuldigung“ ; von wg. „der 3 Idioten…“ ; kann und darf man nicht gelten lassen! Dieser Aufruf geht auch an den Verein!
    EISERN (aber fair)!

  4. Bezeichnend, dass der Artikel, der die ganze Situation am differenziertesten und sachlichsten darlegt (angefangen bei der Überschrift), die „Jüdische Allgemeine“ zu sein scheint. Jedenfalls liest es sich dort so, wie es tatsächlich war – ein Abend, geprägt von gegenseitigem Respekt, der von eine Handvoll Nazis getrübt worden ist.
    Erstaunlich finde ich vor allem, dass der offenbar anwesende Zivilpolizist nicht in der Lage war, gleich an Ort und Stelle alle Störer zu identifizieren. Die nun angedachte Suche über die Platznummer, kann nach meiner Erfahrung mit dem Hygienekonzept nur misslingen…

  5. Eiserner Uwe

    Sehr guter Artikel Sebastian, ob das nun ,,nur“ Drei oder doch mehr Idioten waren, die ihren rechten Haß auslebten und damit unseren Verein in Verruf brachten….
    ….das Problem ist viel größer, als wir hier wahrhaben wollen. Schauen wir uns nur die Kommentarspalten zu diversen Zeitungsartikeln an, wie da in breiter Front abgewiegelt wird.
    Es wurde von medialer unbewiesener Hetze geschrieben.
    Wir sollten uns dem als Unioner klar entgegenstellen. Wer extremistisches Gedankengut, egal von RECHTS oder LINKS in unseren Farben lebt, teilt oder auch unterstützt, dazu zählt auch herunterspielen / abwiegen, sollte vom Verein, also von uns Unionern, die wir klar unsere Statuten achten und leben geächtet werden.

    • Alexander

      Danke Sebastian!
      Dieses Herunterspielen und Verharmlosen von einigen in den Kommentaren hier und anderswo nach dem Motto „is ja nur halb so schlimm“ kann ich nicht nachvollziehen. Es ist furchtbar.

  6. „Wir haben als Gemeinschaft versagt“?
    Ich denke, das wäre der Fall gewesen, wenn wir diese Scheiße toleriert hätten. Das ist, nach allem was bisher bekannt ist, nicht so gewesen. Ver(w)irrte wird es immer geben. Sie nicht gewähren zu lassen, wird die einzige Möglichkeit bleiben.

    • UnionerDirk

      Da ihr ja immer betont das die Beiträge von euch nicht immer alle teilen und für denjenigen stehen der sie geschrieben hat spreche ich dich Sebastian direkt an.

      Warum begibst du dich in die Schiene der ganzen Presse. Dort lese ich nichts „entlastendes“ gegenüber Union. Es kommt mir eher so vor als ob es gerade recht kommt. So lange bis die nächste Sau bereitsteht die man durchs Dorf treiben kann.

      Das was war ist absolut verurteilenswert. Und ich hoffe sie kriegen die penner und Union reagiert entsprechend. Das du aber nun von einem Versagen aller sprichst halte ich für absolut falsch. Man kann nur agieren und reagieren wenn man dabei ist. Union hat schnell reagiert als es gepostet wurde. Union hat auch anschließend direkt reagiert. Und ich glaube auch daran das Union weiter reagieren wird. Man liest in den Kommentarspalten auch nur die üblichen Verdächtigen Die nur drauf warten das was passiert. Und das macht mich genauso wütend.

    • @UnionerDirk Was ist denn die Schiene der ganzen Presse? Da kann ich dir nicht folgen. Meinst du, dass Medien nicht darüber berichten sollen, was im Stadion war?

      Was das Versagen betrifft, so spreche ich ein komplettes Versagen der Gesellschaft in Deutschland an. Wieso müssen denn jüdische Schulen, Kulturzentren oder Synagogen von der Polizei dauergeschützt werden? Wieso trauen sich Leute nicht mit Kippa auf die Straße? Weil wir nicht in der Lage sind, ihnen das gleiche Sicherheitsgefühl zu geben, dass wir genießen. Wir genießen es, weil wir nicht jüdisch sind. Deshalb hattest du einen fantastischen Abend am Donnerstag im Stadion. Und ich auch. Andere hingegen nicht. Weil sie jüdisch sind. Das meine ich mit Versagen.

  7. berlinbaum

    Die Überschrift impliziert irgendwie, dass wir das, was vorgestern geschehen ist, irgendwie hätten verhindern können. Und ich frage mich die ganze Zeit: wie?

    Denn dass es bei Union immer noch genügend rechtsoffene Asis gibt, dürfte doch jedem bewusst sein, der nicht erst seit dem Aufstieg Union nur durch Instagram wahr nimmt.

    Also wie soll man bei über 22 000 Unionern verhindern, dass da nicht die 3-5 Asis auf einen Donnerstag Abend im Suff irgendwelche Scheiße fabrizieren?

    Wenn man ehrlich ist, war es doch genau dieses Szenario, das bei vielen seit Auslosung dieser Gruppengegner durch die Köpfe spukte. Und wenn wir weiter ehrlich sind, haben doch die meisten nach dem Prinzip „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ schnell den Gedanken daran wieder verschoben. Hätte man im Vorfeld Antisemitismus mehr thematisieren müssen, oder scheute man sich davor, weil man gar nicht erst irgendwelche Un-Geister heraufbeschwören und unsägliche Diskussionen mit den üblichen Verdächtigen/Relativierern aus dem Wege gehen wollte oder tatsächlich dachte, dass die Gesamtheit der Fans schon weiter sei und sich deshalb die Minderheit nicht aus ihren braunen Dreckslöchern wagen würde?

    Gerade letzteres ist es, was mich seit Jahren am meisten beschäftigt. Mein erstes Union-Spiel war 1979. Wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, dass die Mehrheit der Fans immer (!) korrekt gewesen sei, hätte ich wohl nicht bis heute (Mitglied, DK, Stadionbauer, Aktie…) dem Verein die Treue gehalten. Aber es gab eben auch immer schon dieses andere Element bei Union, asi und rechtsoffen bis fascho, und dieses Element gibt es eben bis heute, auch bei den Jungschen. Ansonsten hätte es auch nicht Initiativen wie SEON gebraucht.

    Also: wie hätten wir das verhindern können, dass diese Elemente, die es nunmal gibt, im Vorfeld so zu beeinflussen, dass sie während des Spieltages zumindest ihre Fresse halten? Ich fand die Taktik des Vereins, gar nicht erst die Diskussionsbüchse der Pandora zu öffnen und Maccabi Haifa so lange wie möglich als ganz normalen Gegner zu betrachten, eigentlich für richtig. Jetzt zeigt sich aber, dass es nicht ausreichte. Ein Fehler? Ich weiß nicht. Und genau dieses Gefühl, dass man im Vorfeld hätte vielleicht gar nichts anderes machen können, macht „die Sache“ für mich noch beschissener.

  8. Das gesellschaftliche Versagen zeigt sich darin, dass es das Thema Antisemitismus überhaupt gibt – unabhängig davon, ob es bei Union oder sonstwo in Erscheinung tritt. Insofern ist die Überschrift korrekt. Ich bin mir auch sicher, dass es mehr als 3-5 Personen mit entsprechendem Gedankengut am Donnerstag im Stadion gab. Dafür gibt es schlicht zu viele Rechte überall in der Gesellschaft. Da können wir nur immer wieder sofort klare Kante zeigen, um uns als Unioner nicht noch angreifbarer zu machen. Dass es jetzt in den Medien zu Diskussionen kommt, inwiefern es ein Problem des Fußballs oder speziell Unions ist, war erwartbar, und wir sollten alles dafür tun, solche Verallgemeinerungen zu entkräften.

  9. Maik Degner

    Auch ich war super sauer, als ich von den Vorfällen erfahren habe. Wir hatten vor dem Spiel mit ein paar Gästen ein super freundliches Gespräch und genau so stelle ich mir Fusball vor.
    Gleichzeitig sehe ich KEIN Kollektives Versagen. Natürlich ist es furchtbar und es geht mir nicht um Verharmlosung.
    Es geht darum anzuerkennen, dass wir erstens ein Problem haben, da es auch bei uns, bei Union, ALLE Meinungen auf dem Spektrum gibt. Die sofortige Gegenreaktionen im Stadion und auch jetzt danach, zeigen jedoch, dass wir eben NICHT kollektiv Versagen.
    Kollektives Versagen würde auch Kollektivstrafen nach sich ziehen. Und das widerspricht unserer freiheitlichen Rechtsprechung.
    Wir sollten Mittel (auch in der Kommunikation) finden, klar und deutlich unsere Werte zu verteidigen. Das geht am besten, wenn wir genau hinschauen und nicht pauschalieren. (in keine Richtung)

  10. So wie es bei St. Pauli auch Sexisten im Stadion, so gab und gibt es bei Union auch rechte Spinner, beide Gruppen trauen sich in der Regel nicht, die Mund aufzumachen, weil klar ist, wie die Mehrzahl der Anhänger tickt.

    @bierbaum: Sehr guter Kommentar, ich teile deine Worte. Anlassunabhöngige, deutliche Positionierung des Vereins gegen Nazis, Rassisten und Antisemiten wäre ein Weg. Man konnte dazu „Grenzenlos Eisern“ stärker als bislang unterstützen, indem man das Mitgliederwachstum nicht aufgrund alter Regeln bremst.

    @Eiserner Uwe: Die Gleichsetzung von Links und Rechts bezeichnet man als Hufeisentheorie. Google das mal bitte und mach dir Gedanken.

  11. @Carsten
    der Verein (also wir Mitglieder und Fans) HAT SICH ganz klar und deutlich POSITIONIERT.! Das war richtig und wichtig. Dafür braucht es kein „Grenzenlos Eisern“ sondern uns als Verein, uns als 1.FC Union Berlin.

  12. In jedem Fall Respekt vor allen, die sich den Antisemiten aktiv entgegengestellt haben. Leider wissen wir über sie nichts so Detailliertes wie über die Betroffenen aus deren Schilderung. Eins muss nach der bis jetzt bekannten Sachlage allerdings verwundern: wie kann es sein, dass bei Einsatz eines Zivilpolizisten und den genannten Unionern ein einzelner Nazi (der die Israelfahne anstecken wollte) letztlich nicht dingfest gemacht werden kann? Weil man grundsätzlich Polizeimaßnahmen nicht unterstützt – auch wenn es der Sache dient? Da bleiben zumindest Fragen offen.
    Blauäugig (oder ahnungslos) muss man die Aufforderung des Vereins nennen, Block und Platz von möglichen Tätern zu melden. Darüber läßt sich später nun wirklich niemand ermitteln. Steht doch niemand dort, wo das Ticket ihn hinstellen will. Mit ner kopierten Karte anderer kann man nach Betreten des Stadions sogar in völlig andere Blöcke gelangen. Ohne Probleme.

    • Uli49 ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass die Zivis vereinzelt Personalien aufgenommen haben.

    • @J.D.Coke: Vereinzelt ja. Aber eben nicht in dem beschrieben Fall des einzelnen Assis.

    • Das Nachverfolgen nach Eintrittskarten ist sinnlos, weil wir auch zusammen gestanden haben, egal wo gebucht wurde.
      Auch wir empfanden den Umgang mit dem Gegner im Stadion und später in der S-Bahn als freundlich und nicht unangemessen.
      Wir waren am nächsten Morgen sehr verärgert über die uns jetzt erst erreichenden Meldungen über diese Vorkommnisse. Aber für ein Teil der Berliner Presse sind wir jetzt wieder der Buh Mann Verein. Schade drum.

    • Maria Draghi

      @uli49. Albern, den Verein dafür zu kritisieren, post eventum aufzuklären.

      Was man wirklich kritisieren kann, dass man gemischte Blöcke überhaupt zuließ. Vielleicht hat sich der Verein selbst da schon für reifer gehalten als wir es insgesamt sind.

      Dass dieses Spiel für Provokationen genutzt werden wird war eigentlich vorher absehbar.

  13. Mich nervt es wirklich, dass nach so einen Fussballfest nur negatives (zu Recht) über Union zu lesen ist. Das tut mir in meiner Unionseele weh. So mal ich keinerlei Berührungen mit irgendwelchen Hass oder Verfehlungen hatte. Wie der Verein reagiert hat finde ich voll in Ordnung. Vielleicht kann im Block in Mainz, statt der Fanclubbanner, einfach nur eine Botschaft hängen: Wir sind nicht alle so. Gern auch mit Israelflagge oder sonst was. Da gibt es ja genügend kreative Köpfe. Würde ich gut finden.

  14. Ich hatte eine schönen Abend gehabt und hatte mich darüber gefreut das Gästefans da waren und sogar mit choreo. Und die meisten hatten einen schönen Abend. Im Stadion. ( die Orga war viel besser. Vom Einlass , über Bier bis Abreise mit der s Bahn. Aber spätestens wenn man am nächsten Morgen von Kollegen als erstes nur wegen den Vorfällen angesprochen wird, dann weiß man das es auch wirklich auf die einzelnen ankommt. Und es ist einfach nur scheiße. Ich war mega Stolz, das Union gegen eine Israelische Mannschaft an diesem Ort antreten durfte und dann so etwas.

    Natürlich gab es “ überzogene“ Überschriften. Aber dafür haben die Idioten selbst gesorgt.

  15. Wir haben als Gemeinschaft versagt?

    Das sehe ich auch so – nur ganz anders.

    Bei uns im Block im Unterrang neben dem Gästeblock wurde in dem einzigen sichtbaren Fall sofort von mehreren Personen eingegriffen und die Person entsprechend konfrontiert. Hier hat die Union-Gemeinschaft funktioniert. Danach war Ruhe.

    Der Reflex der Medien, empfand ich hingegen, als völlig überzogen. Ich habe keinen einzigen Artikel gelesen, wo der Schreiber im Stadion gewesen war und entsprechend ein umfassendes Bild hätte darstellen können. Für guten Journalismus aber hätte tun müssen. Der beste Artikel zu dem Thema war aus meiner Sicht der Artikel von der Jerusalem Post, weil er die vorhandenen, versöhnlich stimmenden Aspekte eben auch beschrieben hat.

    Wo wir hingegen wirklich als Gemeinschaft versagen, will ich auch noch kurz schreiben. Wenn es ‚Scheiß Jude‘ von ganz wenigen irrenden Einzelnen heißt, dann reicht das aus für eine mediale Welle und Empörung – auch hier im Blog. Zu Recht, weil es eine Verunglimpfung und Abwertung von Menschen auf Grund ihres anderen Glaubens ist. Ich frage mich aber, wo bleibt die Empörung hier im Blog, bei den Medien, beim Verein, wenn es ‚Scheiß-Dynamo‘ (wie nach dem ECL-Spiel im Stadion und in der Bahn laut und deutlich als Folklore zelebriert und hörbar war), ‚Scheiß Herthaner‘, ‚Scheiß Bayern‘ heißt. Oder wahlweise: ‚Wir sind Eure Hauptstadt ihr Bauern‘ durch das halbe Stadion halt, was manchmal auch in ‚Scheiß DFB‘ wechselt und sogar zwischen beiden Fanblocks hin und her schwallt. Genauso kann ich bei jedem Heimspiel dutzendfach ‚Scheiß Schiri‘ hören und entsprechende Mittelfinger sehen. Viel aggressiver als ich es aktuell am Donnerstag im Olympiastadion erlebt habe.

    Wie wäre es damit, es ist unser verdammter Job, dafür zu sorgen, dass sich alle (gewaltfreien und an die gesellschaftlichen Regeln haltenden) Menschen im Umfeld von Union und in unserem Land absolut sicher und respektiert fühlen können. Und wir nicht fortsetzen, zwischen Menschen die Unterschiede hervor zu kratzen, um anhand derer die andere Person abzuwerten. Also gegenüber der einen Gruppe ein Verhalten von uns tolerieren, welches wir gegenüber einer anderen Gruppe absolut ablehnen würden. Und uns auch mal anfangen zu fragen, warum es dem Fußball offenbar zu Grunde liegt, für ein besonders spannendes Spiel eine Feindschaft gegenüber dem anderen Team zu kultivieren?

    • @angela Mit ein bisschen Nachdenken wirst du schon auf den Unterschied kommen zwischen „Scheiß Jude“ und „Scheiß Dynamo“ … Und dass Medien berichten über die Vorfälle ist ja nicht vorzuwerfen. Soll man dazu schweigen? Nur weil es uns als Unionfans nicht gefällt? Weil das auf uns alle als Unionfamilie zurückfällt?

    • Wenn ich mich recht erinnere, sind kein 6.000.000 Dynamos, Schiris oder Herthaner von den Deutschen ermordet worden…. (Man soll auch sagen dass ein Mannschaft aus Haifa nicht „jüdische“ ist … und deren spieler nicht alle Juden sind…..)

    • Liebe Angela,
      im Gegensatz zu den anderen Antworten auf Deinen Kommentar bin ich voll Deiner Meinung. Um respektvoll miteinander umzugehen müssen nicht davor Menschen ermordet worden sein.
      Hinzufügen möchte ich auch, dass viele Unioner die Sprechchöre „Alle Bullen sind Schweine“ nicht gut finden und pfeifen (ist ja nicht nur biologisch Schwachsinn).

  16. Liebe Angela,
    auch ich muss Dir für deinen Kommentar danken und auch dhartr für die ergänzenden Worte.

    Lieber Sebastian, natürlich hat ein „Scheiß Jude“ ein ganz anderes Gewicht auf Grund der Historie. Aber für mich sind auch Fangesängen wie „Scheiß Dynamo“, „Scheiß Pauli“ u.s.w. nur beschämend und langfristig nicht weniger gefährlich.
    Ein „Scheiß Dynamo“ wird häufig als Folkore getarnt, aber wenn wir an das letzte Aufeinandertreffen unserer 2-ten Mannschaft gegen den BFC in der AF oder das Spiel in Stockholm denken, wird diese falsch verstandene Folklore von einigen wenigen dankbar genutzt. Stelle sich hier doch einer mal vor 1. Runde DFB- Pokal…. Und das obwohl wir dieser Mannschaft seit über 15 Jahren in allen Belangen entwachsen sind.
    Ich finde hier sind die Ursache und Wirkung sogar sehr deutlich sichtbar.

    In dem Zusammenhang würde ich mir wünschen, dass alle die hier berechtigt so bestürzt reagieren, bei den nächsten „Scheiß ….“ Gesängen kurz innehalten und sich vielleicht lieber der Unterstützung des eignen Vereines konzentrieren.

    • dhartr und Marco,

      vielen Dank für Euren Kommentar. Ich fühle mich durch euch verstanden. Am Ende des Tages geht es mir darum, dass ich jeden Menschen respektvoll und friedlich behandele, zumindest bei diesem Ausgangspunkt erstmal starte. Der alltägliche Fußball ist voll mit Aggressionen und Abwertung gegenüber anderen Teams. Da sollten wir ganz hinschauen.

      Schöne Geschichte von dir Falk. Cool, dass du dir so eine bleibende Erinnerung geschaffen hast, die auch in die Zukunft ausstrahlen kann.

  17. Ich bin die letzten drei Tage in eine Art innere Emigration gegangen und hatte nichts an mich rangelassen. Es hat mich tief getroffen. Am Abend, nach dem Spiel, bin ich zum Osttor raus, als mich eine ca. 30 Mann starke Maccabi Gruppe überholte. Tanzend und singend trotz klarer Niederlage. Viele Unioner in unmittelbarer Umgebung klatschten. Es war unglaublich bewegend und ich hatte das erste mal in meinem mehr als 25-jährigen Unionerleben so eine Freude an Gegnerfans, dass ich spontan in die Gruppe hinfragte, ob jemand meinen Union-Schal gegen seinen Maccabi-Schal tauschen würde. Der Erste hat dem Tausch zugestimmt und jetzt habe ich einen Maccabi Schal und ein Maccabi Fan wird mit meinem 27 Jahre alten Glücks-Schal, der schon soviel Aufs und Abs meines Vereins erlebt hat, in Ehren halten. Der nächste Tag war dann sehr schlimm, wie für uns alle.

  18. […] der Disziplinar-Kommission der UEFA. Intern wurde das auch deutlich angesprochen, u.a. hier beim Textilvergehen.Ähnliches Ungemach droht auch Sparta Prag, wo man nach rassistischen Beleidigungen bereits zu […]

  19. parker030

    wow.. einfach nur.. wow..

    1. ich frag mich echt, wieso sich hier auf antisemitismus begrenzt wird und nicht auch direkt rassismus im allgemeinen oder queer- und gender-feindliche fans und systematiken angesprochen wird. als wäre das weniger verbreitet im fußball.

    2. die relativierungen, die alleine in diesem artikel und dann weiter in den kommentaren getätigt werden, sind schon an sich rassistische prozesse, die baoslut beweisen, dass menschenfeindliche gedankengänge unter deutschen fußballfans, aber auch der allgemeinen restlichen bevölkerung weit verbreitet ist.

    relativierungen, wie: „ach waren ja nur 2-3 leute, jetzt wieder daraus so’ne große mücke zu machen..“ oder „ich find ’scheiß jude‘ genau so schlimm wie ’scheiß dynamo‘. “

    ALTER!? gehts noch? bitte fangt an bücher zu lesen. euch zu informieren. zu recherchieren. diese ganzen menschenverachtenden gedanken und vorurteile sind definitiv eine EXTREME problematik im fußball, aber auch in der restlichen gesellschaft. und wie der autor schon richtig bemerkt: ihr kriegt das alles nicht mit. weil euch das einfach nicht interessiert und ihr weiter eure menshcenfeindlichen gedanken haben wollt.

    es ist einfach nur traurig, verachtenswert und ein weiterer, absoluter beweis, wessen geistes kind die meisten eingefleischten fußballfans sind.

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